Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite
derenthalben er auch belohnt worden.
Nichts umbsonst.

Petrus hat die gantze Nächt gefischt/ hat gearbeit von 8.
biß auf 9. Aber umbsonst. Von 9. hat er sich bemühet biß auf
10. Aber umbsonst. Von 10. biß auf 11. hat er sich beflissen.
Aber umbsonst. Von 11. biß auf 12. hat er das Netz gezogen/
daß ihme die Armb wehe gethan/ aber umbsonst. Von 12. biß
auf 1. hat er geschwitzt/ daß kein truckner Faden an ihme ver-
blieben/ aber umbsonst. Von 1. biß auf 2. hat er die Händ nie in
Sack geschoben/ aber umbsonst. Von 2. biß auf 3. hat er nit ein
Augenblick gefeyrt/ aber umbsonst. Von 3. biß auf 4. ist er im-
merzu in Handel gewest/ aber umbsonst. Von 4. biß auf 5. hat
er gar kein Mühe gespart/ aber umbsonst. Wie der Tag ange-
brochen/ da hat Petrus gesehen/ daß er die gantze Nacht gefischt/
aber nichts gefangen/ und also umb sonst gearbeit/ das möcht einen
recht verdrüssen.

Es suchte auf ein Zeit ein wolverständiger Geistlicher ei-
nen reichen Gesellen in seiner gefährlichen und zwar tödtlichen
Kranckheit heim/ zeigt ein hertzliches Mitleyden/ daß er densel-
ben in so schlechten Stand muß sehen/ sagt anbey/ daß er bey sol-
cher Lebens Gefahr wolte meistens ihme der Seelen Heyl las-
sen angelegen seyn/ vorderist aber denen jenigen dasselbige Geld
wiederumb erstatten/ welches er ihnen durch Wucher und mit
höchstem Unfug abgedruckt; das nit/ antwortet der Kranck/ das
kan ich gar nit thun; dann es wurde solcher Gestalt meinen Kin-
dern wenig überbleiben/ massen ich mich etlich dreyssig Jahr Tag
und Nacht geplagt/ biß ich das wenige habe zusammen gebracht/
wormit die Kinder Standmässig leben können. So wolt ihr
dann/ setzt hinwider der Geistliche/ wegen der Kinder ewig brin-
nen/ ewig im Feuer sitzen wegen der Kinder/ die doch all euer aus-
gestandene Arbeit und Fleiß im wenigsten werden vergelten?
nach vielen andern Reden sagt der Geistliche/ weil der Krancke
an einem Brust-Apostem gelitten/ habe er von einem sehr be-
rühmten Medico vernommen/ wie daß zu Erledigung nichts

bessers
derenthalben er auch belohnt worden.
Nichts umbſonſt.

Petrus hat die gantze Naͤcht gefiſcht/ hat gearbeit von 8.
biß auf 9. Aber umbſonſt. Von 9. hat er ſich bemuͤhet biß auf
10. Aber umbſonſt. Von 10. biß auf 11. hat er ſich befliſſen.
Aber umbſonſt. Von 11. biß auf 12. hat er das Netz gezogen/
daß ihme die Armb wehe gethan/ aber umbſonſt. Von 12. biß
auf 1. hat er geſchwitzt/ daß kein truckner Faden an ihme ver-
blieben/ aber umbſonſt. Von 1. biß auf 2. hat er die Haͤnd nie in
Sack geſchoben/ aber umbſonſt. Von 2. biß auf 3. hat er nit ein
Augenblick gefeyrt/ aber umbſonſt. Von 3. biß auf 4. iſt er im-
merzu in Handel geweſt/ aber umbſonſt. Von 4. biß auf 5. hat
er gar kein Muͤhe geſpart/ aber umbſonſt. Wie der Tag ange-
brochen/ da hat Petrus geſehen/ daß er die gantze Nacht gefiſcht/
aber nichts gefangen/ und alſo umb ſonſt gearbeit/ das moͤcht einen
recht verdruͤſſen.

Es ſuchte auf ein Zeit ein wolverſtaͤndiger Geiſtlicher ei-
nen reichen Geſellen in ſeiner gefaͤhrlichen und zwar toͤdtlichen
Kranckheit heim/ zeigt ein hertzliches Mitleyden/ daß er denſel-
ben in ſo ſchlechten Stand muß ſehen/ ſagt anbey/ daß er bey ſol-
cher Lebens Gefahr wolte meiſtens ihme der Seelen Heyl laſ-
ſen angelegen ſeyn/ vorderiſt aber denen jenigen daſſelbige Geld
wiederumb erſtatten/ welches er ihnen durch Wucher und mit
hoͤchſtem Unfug abgedruckt; das nit/ antwortet der Kranck/ das
kan ich gar nit thun; dann es wurde ſolcher Geſtalt meinen Kin-
dern wenig uͤberbleiben/ maſſen ich mich etlich dreyſſig Jahr Tag
und Nacht geplagt/ biß ich das wenige habe zuſammen gebracht/
wormit die Kinder Standmaͤſſig leben koͤnnen. So wolt ihr
dann/ ſetzt hinwider der Geiſtliche/ wegen der Kinder ewig brin-
nen/ ewig im Feuer ſitzen wegen der Kinder/ die doch all euer aus-
geſtandene Arbeit und Fleiß im wenigſten werden vergelten?
nach vielen andern Reden ſagt der Geiſtliche/ weil der Krancke
an einem Bruſt-Apoſtem gelitten/ habe er von einem ſehr be-
ruͤhmten Medico vernommen/ wie daß zu Erledigung nichts

beſſers
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0147" n="135"/>
        <fw place="top" type="header">derenthalben er auch belohnt worden.</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>Nichts umb&#x017F;on&#x017F;t.</head><lb/>
          <p>Petrus hat die gantze Na&#x0364;cht gefi&#x017F;cht/ hat gearbeit von 8.<lb/>
biß auf 9. Aber umb&#x017F;on&#x017F;t. Von 9. hat er &#x017F;ich bemu&#x0364;het biß auf<lb/>
10. Aber umb&#x017F;on&#x017F;t. Von 10. biß auf 11. hat er &#x017F;ich befli&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Aber umb&#x017F;on&#x017F;t. Von 11. biß auf 12. hat er das Netz gezogen/<lb/>
daß ihme die Armb wehe gethan/ aber umb&#x017F;on&#x017F;t. Von 12. biß<lb/>
auf 1. hat er ge&#x017F;chwitzt/ daß kein truckner Faden an ihme ver-<lb/>
blieben/ aber umb&#x017F;on&#x017F;t. Von 1. biß auf 2. hat er die Ha&#x0364;nd nie in<lb/>
Sack ge&#x017F;choben/ aber umb&#x017F;on&#x017F;t. Von 2. biß auf 3. hat er nit ein<lb/>
Augenblick gefeyrt/ aber umb&#x017F;on&#x017F;t. Von 3. biß auf 4. i&#x017F;t er im-<lb/>
merzu in Handel gewe&#x017F;t/ aber umb&#x017F;on&#x017F;t. Von 4. biß auf 5. hat<lb/>
er gar kein Mu&#x0364;he ge&#x017F;part/ aber umb&#x017F;on&#x017F;t. Wie der Tag ange-<lb/>
brochen/ da hat Petrus ge&#x017F;ehen/ daß er die gantze Nacht gefi&#x017F;cht/<lb/>
aber nichts gefangen/ und al&#x017F;o umb &#x017F;on&#x017F;t gearbeit/ das mo&#x0364;cht einen<lb/>
recht verdru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>s &#x017F;uchte auf ein Zeit ein wolver&#x017F;ta&#x0364;ndiger Gei&#x017F;tlicher ei-<lb/>
nen reichen Ge&#x017F;ellen in &#x017F;einer gefa&#x0364;hrlichen und zwar to&#x0364;dtlichen<lb/>
Kranckheit heim/ zeigt ein hertzliches Mitleyden/ daß er den&#x017F;el-<lb/>
ben in &#x017F;o &#x017F;chlechten Stand muß &#x017F;ehen/ &#x017F;agt anbey/ daß er bey &#x017F;ol-<lb/>
cher Lebens Gefahr wolte mei&#x017F;tens ihme der Seelen Heyl la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en angelegen &#x017F;eyn/ vorderi&#x017F;t aber denen jenigen da&#x017F;&#x017F;elbige Geld<lb/>
wiederumb er&#x017F;tatten/ welches er ihnen durch Wucher und mit<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;tem Unfug abgedruckt; das nit/ antwortet der Kranck/ das<lb/>
kan ich gar nit thun; dann es wurde &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt meinen Kin-<lb/>
dern wenig u&#x0364;berbleiben/ ma&#x017F;&#x017F;en ich mich etlich drey&#x017F;&#x017F;ig Jahr Tag<lb/>
und Nacht geplagt/ biß ich das wenige habe zu&#x017F;ammen gebracht/<lb/>
wormit die Kinder Standma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig leben ko&#x0364;nnen. So wolt ihr<lb/>
dann/ &#x017F;etzt hinwider der Gei&#x017F;tliche/ wegen der Kinder ewig brin-<lb/>
nen/ ewig im Feuer &#x017F;itzen wegen der Kinder/ die doch all euer aus-<lb/>
ge&#x017F;tandene Arbeit und Fleiß im wenig&#x017F;ten werden vergelten?<lb/>
nach vielen andern Reden &#x017F;agt der Gei&#x017F;tliche/ weil der Krancke<lb/>
an einem Bru&#x017F;t-Apo&#x017F;tem gelitten/ habe er von einem &#x017F;ehr be-<lb/>
ru&#x0364;hmten <hi rendition="#aq">Medico</hi> vernommen/ wie daß zu Erledigung nichts<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be&#x017F;&#x017F;ers</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0147] derenthalben er auch belohnt worden. Nichts umbſonſt. Petrus hat die gantze Naͤcht gefiſcht/ hat gearbeit von 8. biß auf 9. Aber umbſonſt. Von 9. hat er ſich bemuͤhet biß auf 10. Aber umbſonſt. Von 10. biß auf 11. hat er ſich befliſſen. Aber umbſonſt. Von 11. biß auf 12. hat er das Netz gezogen/ daß ihme die Armb wehe gethan/ aber umbſonſt. Von 12. biß auf 1. hat er geſchwitzt/ daß kein truckner Faden an ihme ver- blieben/ aber umbſonſt. Von 1. biß auf 2. hat er die Haͤnd nie in Sack geſchoben/ aber umbſonſt. Von 2. biß auf 3. hat er nit ein Augenblick gefeyrt/ aber umbſonſt. Von 3. biß auf 4. iſt er im- merzu in Handel geweſt/ aber umbſonſt. Von 4. biß auf 5. hat er gar kein Muͤhe geſpart/ aber umbſonſt. Wie der Tag ange- brochen/ da hat Petrus geſehen/ daß er die gantze Nacht gefiſcht/ aber nichts gefangen/ und alſo umb ſonſt gearbeit/ das moͤcht einen recht verdruͤſſen. Es ſuchte auf ein Zeit ein wolverſtaͤndiger Geiſtlicher ei- nen reichen Geſellen in ſeiner gefaͤhrlichen und zwar toͤdtlichen Kranckheit heim/ zeigt ein hertzliches Mitleyden/ daß er denſel- ben in ſo ſchlechten Stand muß ſehen/ ſagt anbey/ daß er bey ſol- cher Lebens Gefahr wolte meiſtens ihme der Seelen Heyl laſ- ſen angelegen ſeyn/ vorderiſt aber denen jenigen daſſelbige Geld wiederumb erſtatten/ welches er ihnen durch Wucher und mit hoͤchſtem Unfug abgedruckt; das nit/ antwortet der Kranck/ das kan ich gar nit thun; dann es wurde ſolcher Geſtalt meinen Kin- dern wenig uͤberbleiben/ maſſen ich mich etlich dreyſſig Jahr Tag und Nacht geplagt/ biß ich das wenige habe zuſammen gebracht/ wormit die Kinder Standmaͤſſig leben koͤnnen. So wolt ihr dann/ ſetzt hinwider der Geiſtliche/ wegen der Kinder ewig brin- nen/ ewig im Feuer ſitzen wegen der Kinder/ die doch all euer aus- geſtandene Arbeit und Fleiß im wenigſten werden vergelten? nach vielen andern Reden ſagt der Geiſtliche/ weil der Krancke an einem Bruſt-Apoſtem gelitten/ habe er von einem ſehr be- ruͤhmten Medico vernommen/ wie daß zu Erledigung nichts beſſers

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/147
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/147>, abgerufen am 19.04.2024.