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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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derenhalben er auch belohnt worden.
reamone in Portugall umb das Jahr 1240. in dem Dominica-
ner
-Closter daselbst ein frommer Sacristaner gewesen/ Namens
Bernhardus de Morlens, welcher zwey kleine Knaben nicht al-
lein in aller Gottesforcht auferzogen/ sondern auch dieselbige so
weit unterrichtet/ daß sie beyde kunten bey dem Altar dienen. Nun
hatten diese zwey unschuldige Kinder den gebrauch/ daß sie allemal
zu Essens-Zeit ihr weniges mit sich in ein Privat-Capellen allda
mitgenommen/ und dasselbe verzehrt. Es ware aber in erstgedach-
ter Capellen ein grosses geschnitzletes Maria-Bild mit dem Kind-
lein JEsu auf dem Arm/ welches Kindlein mehrmal herunter
gestiegen/ und die Collation mit den unschuldigen zweyen Büb-
lein eingenommen. Wie sie solches einmal dem Gottseeligen
Mann Bernhardo, als ihrem Ober-Herrn und Magister erzeh-
let/ so sagt er ihnen/ wie daß sie sollen das allernechste mal das
Kindlein/ den lieben Gast ersuchen/ er solle sie und ihren Magister
auch einmal regaliren/ und zu seines Vattern Taffel einladen.
Wie nun mehrmal das JESUS Kindlein mit besagten zweyen
Sacristey-Knäblein wolte das Mittag Mahl einnehmen/ da wa-
ren sie so einfältig gehorsam/ daß sie ohne Scheu gesagt haben:
Du issest schon öffter mit uns/ lade uns auch einmal ein mit unserm
Magister zu der Tafel deines Vatters. Worauf das Kindlein
gleich mit dem Ja geantwortet/ sie sollen auf die nechst herankom-
menden Fest-Tag/ als am Himmel-Fahrt des HErrn erscheinen/
und ihren Magister mit sich nehmen. Wie nun erstgedachte So-
lemnität eingesallen/ und der H. Bernhardus die Heilige Meß
celebrirt/ worbey die zwey Büberl nach Gewohnheit ministrirt,
da seynd nach vollbrachter Meß-Opffer alle drey Augenblicklich
verschieden/ und in ein Grab geleget worden/ welches man nach-
gehends An. 1277. eröffnet/ und alle drey Leiber unversehrter gefun-
den/ so dann noch mit vielen Wunderwercken leuchten. Also schrei-
bet Paradis. Pueror. p. 3. c. 1. Niernberg. c. 16. und andere mehr.
Das wenige Essen ist wohl bezahlt worden. GOtt last ihme halt
gar nichts umb sonst thun.

Nichts
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derenhalben er auch belohnt worden.
reamone in Portugall umb das Jahr 1240. in dem Dominica-
ner
-Cloſter daſelbſt ein frommer Sacriſtaner geweſen/ Namens
Bernhardus de Morlens, welcher zwey kleine Knaben nicht al-
lein in aller Gottesforcht auferzogen/ ſondern auch dieſelbige ſo
weit unterrichtet/ daß ſie beyde kunten bey dem Altar dienen. Nun
hatten dieſe zwey unſchuldige Kinder den gebrauch/ daß ſie allemal
zu Eſſens-Zeit ihr weniges mit ſich in ein Privat-Capellen allda
mitgenommen/ und daſſelbe verzehrt. Es ware aber in erſtgedach-
ter Capellen ein groſſes geſchnitzletes Maria-Bild mit dem Kind-
lein JEſu auf dem Arm/ welches Kindlein mehrmal herunter
geſtiegen/ und die Collation mit den unſchuldigen zweyen Buͤb-
lein eingenommen. Wie ſie ſolches einmal dem Gottſeeligen
Mann Bernhardo, als ihrem Ober-Herrn und Magiſter erzeh-
let/ ſo ſagt er ihnen/ wie daß ſie ſollen das allernechſte mal das
Kindlein/ den lieben Gaſt erſuchen/ er ſolle ſie und ihren Magiſter
auch einmal regaliren/ und zu ſeines Vattern Taffel einladen.
Wie nun mehrmal das JESUS Kindlein mit beſagten zweyen
Sacriſtey-Knaͤblein wolte das Mittag Mahl einnehmen/ da wa-
ren ſie ſo einfaͤltig gehorſam/ daß ſie ohne Scheu geſagt haben:
Du iſſeſt ſchon oͤffter mit uns/ lade uns auch einmal ein mit unſerm
Magiſter zu der Tafel deines Vatters. Worauf das Kindlein
gleich mit dem Ja geantwortet/ ſie ſollen auf die nechſt herankom-
menden Feſt-Tag/ als am Himmel-Fahrt des HErꝛn erſcheinen/
und ihren Magiſter mit ſich nehmen. Wie nun erſtgedachte So-
lemnitaͤt eingeſallen/ und der H. Bernhardus die Heilige Meß
celebrirt/ worbey die zwey Buͤberl nach Gewohnheit miniſtrirt,
da ſeynd nach vollbrachter Meß-Opffer alle drey Augenblicklich
verſchieden/ und in ein Grab geleget worden/ welches man nach-
gehends An. 1277. eroͤffnet/ und alle drey Leiber unverſehrter gefun-
den/ ſo dann noch mit vielen Wunderwercken leuchten. Alſo ſchrei-
bet Paradiſ. Pueror. p. 3. c. 1. Niernberg. c. 16. und andere mehr.
Das wenige Eſſen iſt wohl bezahlt worden. GOtt laſt ihme halt
gar nichts umb ſonſt thun.

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[131/0143] derenhalben er auch belohnt worden. reamone in Portugall umb das Jahr 1240. in dem Dominica- ner-Cloſter daſelbſt ein frommer Sacriſtaner geweſen/ Namens Bernhardus de Morlens, welcher zwey kleine Knaben nicht al- lein in aller Gottesforcht auferzogen/ ſondern auch dieſelbige ſo weit unterrichtet/ daß ſie beyde kunten bey dem Altar dienen. Nun hatten dieſe zwey unſchuldige Kinder den gebrauch/ daß ſie allemal zu Eſſens-Zeit ihr weniges mit ſich in ein Privat-Capellen allda mitgenommen/ und daſſelbe verzehrt. Es ware aber in erſtgedach- ter Capellen ein groſſes geſchnitzletes Maria-Bild mit dem Kind- lein JEſu auf dem Arm/ welches Kindlein mehrmal herunter geſtiegen/ und die Collation mit den unſchuldigen zweyen Buͤb- lein eingenommen. Wie ſie ſolches einmal dem Gottſeeligen Mann Bernhardo, als ihrem Ober-Herrn und Magiſter erzeh- let/ ſo ſagt er ihnen/ wie daß ſie ſollen das allernechſte mal das Kindlein/ den lieben Gaſt erſuchen/ er ſolle ſie und ihren Magiſter auch einmal regaliren/ und zu ſeines Vattern Taffel einladen. Wie nun mehrmal das JESUS Kindlein mit beſagten zweyen Sacriſtey-Knaͤblein wolte das Mittag Mahl einnehmen/ da wa- ren ſie ſo einfaͤltig gehorſam/ daß ſie ohne Scheu geſagt haben: Du iſſeſt ſchon oͤffter mit uns/ lade uns auch einmal ein mit unſerm Magiſter zu der Tafel deines Vatters. Worauf das Kindlein gleich mit dem Ja geantwortet/ ſie ſollen auf die nechſt herankom- menden Feſt-Tag/ als am Himmel-Fahrt des HErꝛn erſcheinen/ und ihren Magiſter mit ſich nehmen. Wie nun erſtgedachte So- lemnitaͤt eingeſallen/ und der H. Bernhardus die Heilige Meß celebrirt/ worbey die zwey Buͤberl nach Gewohnheit miniſtrirt, da ſeynd nach vollbrachter Meß-Opffer alle drey Augenblicklich verſchieden/ und in ein Grab geleget worden/ welches man nach- gehends An. 1277. eroͤffnet/ und alle drey Leiber unverſehrter gefun- den/ ſo dann noch mit vielen Wunderwercken leuchten. Alſo ſchrei- bet Paradiſ. Pueror. p. 3. c. 1. Niernberg. c. 16. und andere mehr. Das wenige Eſſen iſt wohl bezahlt worden. GOtt laſt ihme halt gar nichts umb ſonſt thun. Nichts R 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/143>, abgerufen am 20.04.2024.