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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas hat etliche gute Werck gethan/
GOTT last ihme gar nichts umbsonst thun; Aber die Welt
wol.

Wie manchesmal wird ein armer Dienstbott wegen sei-
ner treugeleisten Diensten schlecht belohnt? bey dem Herrn Vat-
ter des verlohrnen Sohns ists noch gut zu dienen gewest; dann
solches hat das saubere Bürschel/ wie ihm das Wasser ins
Maul geronnen/ selbst bekennet mit diesen Worten: wie viel Tag-
Luc. c. 15 löhner seynd in meines Vattern Haus/ welche Brod im Uberfluß
haben/ ich aber sterbe allhier vor Hunger/ etc. Der Herr muß
seine Bediente wol tractirt/ und sie mit einer guten Tafel ver-
sehen haben; dann unter dem Wort Brodt/ verstehet man aller-
ley Nahrungs-Mittel. Aber man gehet mehrmaln mit den
Dienst-Botten umb/ daß sie sagen und klagen: ihr Haus seye be-
stellt wie der Himmel/ wo man weder isset noch trincket. Jch hab
mir lassen erzehlen von einem sehr verschlagnen Diener/ dessen
Frau nach meister Weiber Art/ sehr klug/ karg/ oder (recht ge-
redt) geitzig/ daß solcher einmal ein Spagat umb die Suppen-
Schüssel gebunden/ und solche langsam durch die Stuben gezo-
gen gegen der Kuchel; als die Frau dessen Ursach befragt/ gab er
zur Antwort: Er habe sein Lebtag gehört/ daß man die Blinde
führen müsse; dann es war die Suppen so schlecht geschmaltzen/
daß man nicht ein Aug durch dreyfache Brillen darauf hat sehen
können. Das heist ja freylich/ die Dienst nicht belohnen. Es
geschicht wol auch offt/ daß man den Lidlohn gar zuruck hält/ und
solche in Himmel schreyende Sünd mit dem Vorwand will ver-
mäntlen/ als wär etwas im Haus verloren worden/ oder so gar
muß zu Zeiten ein armes Dienst-Mensch das geringste gebrochene
Häfferl/ so vorhin schon in Zügen gelegen/ bezahlen/ wehe/ und
aber wehe allen den jenigen/ welche so übel belohnen!

Unendlich besser bezahlt GOtt/ dieser gütigster HErr/ ja er
läst ihme gar nichts umbsonst thun.

Es ist sich höchst zu verwundern über das jenige/ was da
schreibt Petra Sancta cap. 16. tom. 3. Daß nemlich zu Sta-

rea-

Judas hat etliche gute Werck gethan/
GOTT laſt ihme gar nichts umbſonſt thun; Aber die Welt
wol.

Wie manchesmal wird ein armer Dienſtbott wegen ſei-
ner treugeleiſten Dienſten ſchlecht belohnt? bey dem Herꝛn Vat-
ter des verlohrnen Sohns iſts noch gut zu dienen geweſt; dann
ſolches hat das ſaubere Buͤrſchel/ wie ihm das Waſſer ins
Maul geronnen/ ſelbſt bekennet mit dieſen Worten: wie viel Tag-
Luc. c. 15 loͤhner ſeynd in meines Vattern Haus/ welche Brod im Uberfluß
haben/ ich aber ſterbe allhier vor Hunger/ ꝛc. Der Herꝛ muß
ſeine Bediente wol tractirt/ und ſie mit einer guten Tafel ver-
ſehen haben; dann unter dem Wort Brodt/ verſtehet man aller-
ley Nahrungs-Mittel. Aber man gehet mehrmaln mit den
Dienſt-Botten umb/ daß ſie ſagen und klagen: ihr Haus ſeye be-
ſtellt wie der Himmel/ wo man weder iſſet noch trincket. Jch hab
mir laſſen erzehlen von einem ſehr verſchlagnen Diener/ deſſen
Frau nach meiſter Weiber Art/ ſehr klug/ karg/ oder (recht ge-
redt) geitzig/ daß ſolcher einmal ein Spagat umb die Suppen-
Schuͤſſel gebunden/ und ſolche langſam durch die Stuben gezo-
gen gegen der Kuchel; als die Frau deſſen Urſach befragt/ gab er
zur Antwort: Er habe ſein Lebtag gehoͤrt/ daß man die Blinde
fuͤhren muͤſſe; dann es war die Suppen ſo ſchlecht geſchmaltzen/
daß man nicht ein Aug durch dreyfache Brillen darauf hat ſehen
koͤnnen. Das heiſt ja freylich/ die Dienſt nicht belohnen. Es
geſchicht wol auch offt/ daß man den Lidlohn gar zuruck haͤlt/ und
ſolche in Himmel ſchreyende Suͤnd mit dem Vorwand will ver-
maͤntlen/ als waͤr etwas im Haus verloren worden/ oder ſo gar
muß zu Zeiten ein armes Dienſt-Menſch das geringſte gebrochene
Haͤfferl/ ſo vorhin ſchon in Zuͤgen gelegen/ bezahlen/ wehe/ und
aber wehe allen den jenigen/ welche ſo uͤbel belohnen!

Unendlich beſſer bezahlt GOtt/ dieſer guͤtigſter HErꝛ/ ja er
laͤſt ihme gar nichts umbſonſt thun.

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ſchreibt Petra Sancta cap. 16. tom. 3. Daß nemlich zu Sta-

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[130/0142] Judas hat etliche gute Werck gethan/ GOTT laſt ihme gar nichts umbſonſt thun; Aber die Welt wol. Wie manchesmal wird ein armer Dienſtbott wegen ſei- ner treugeleiſten Dienſten ſchlecht belohnt? bey dem Herꝛn Vat- ter des verlohrnen Sohns iſts noch gut zu dienen geweſt; dann ſolches hat das ſaubere Buͤrſchel/ wie ihm das Waſſer ins Maul geronnen/ ſelbſt bekennet mit dieſen Worten: wie viel Tag- loͤhner ſeynd in meines Vattern Haus/ welche Brod im Uberfluß haben/ ich aber ſterbe allhier vor Hunger/ ꝛc. Der Herꝛ muß ſeine Bediente wol tractirt/ und ſie mit einer guten Tafel ver- ſehen haben; dann unter dem Wort Brodt/ verſtehet man aller- ley Nahrungs-Mittel. Aber man gehet mehrmaln mit den Dienſt-Botten umb/ daß ſie ſagen und klagen: ihr Haus ſeye be- ſtellt wie der Himmel/ wo man weder iſſet noch trincket. Jch hab mir laſſen erzehlen von einem ſehr verſchlagnen Diener/ deſſen Frau nach meiſter Weiber Art/ ſehr klug/ karg/ oder (recht ge- redt) geitzig/ daß ſolcher einmal ein Spagat umb die Suppen- Schuͤſſel gebunden/ und ſolche langſam durch die Stuben gezo- gen gegen der Kuchel; als die Frau deſſen Urſach befragt/ gab er zur Antwort: Er habe ſein Lebtag gehoͤrt/ daß man die Blinde fuͤhren muͤſſe; dann es war die Suppen ſo ſchlecht geſchmaltzen/ daß man nicht ein Aug durch dreyfache Brillen darauf hat ſehen koͤnnen. Das heiſt ja freylich/ die Dienſt nicht belohnen. Es geſchicht wol auch offt/ daß man den Lidlohn gar zuruck haͤlt/ und ſolche in Himmel ſchreyende Suͤnd mit dem Vorwand will ver- maͤntlen/ als waͤr etwas im Haus verloren worden/ oder ſo gar muß zu Zeiten ein armes Dienſt-Menſch das geringſte gebrochene Haͤfferl/ ſo vorhin ſchon in Zuͤgen gelegen/ bezahlen/ wehe/ und aber wehe allen den jenigen/ welche ſo uͤbel belohnen! Luc. c. 15 Unendlich beſſer bezahlt GOtt/ dieſer guͤtigſter HErꝛ/ ja er laͤſt ihme gar nichts umbſonſt thun. Es iſt ſich hoͤchſt zu verwundern uͤber das jenige/ was da ſchreibt Petra Sancta cap. 16. tom. 3. Daß nemlich zu Sta- rea-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/142>, abgerufen am 05.12.2024.