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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Essen und Trincken ergeben.
Wort Gula, durch den Buchstaben-Wechsel ein Gaul wird/ auf
deme man Sporn-Streich nacher Bethlehem und Leyden rei-
sen thut. Jst demnach der saubere Wampelius, dieser Frißländi-
sche Gesell die meiste Ursach/ daß man in die Armuth gerathe.
Weil dann alles klagt wider den unmässigen und verschwenderi-
schen Wampelium von Schlemmerau/ auch genugsame und
wolgegründte Prob vorhanden so viele von ihme begangener La-
sterthaten/ und Unheyl/ dahero besagter Bößwicht/ damit denen
Klägern hierdurch einige Satisfaction geschehe/ muß und soll
zur gebührender und wolverdienter Straff gezogen werden; und
zwar erstlich solle er Wampelius hinfüran allezeit Freytag und
Sambstag/ deßgleichen auch an Vigilien und Quatember/ wie
auch forderist von Aschermittwoch an biß auf den Heil. Ostertag
zum Fasten condemnirt seyn/ auch mit ihme auf keine Weiß
hierinnfalls noch könne noch solle dispensirt werden/ ausser der
Zeit einiger Kranckheit/ allwo der Medicus und Beichtvatter
ein behutsames Urtheil sollen schöpffen/ und wohl in acht nehmen/
damit ihr eignes Gewissen nie einen Schiffbruch leide. Es solle
offtgemeldter Wampelius wissen/ daß das Fasten nicht ein neue
und unlängst aufgebrachte Sach seye/ sondern von Christo selbst
und seiner Gebenedeyten Mutter und Jungfrau schon längst zu
unserm Exempel und Nachfolg observirt worden. Zumahlen
aus dem Evangelio genugsam bekandt ist/ was Gestalten der
HERR und Heyland 40. gantzer Tag die strenge Fasten ohne ei-
nige Speiß und Tranck vollbracht: So weiß man auch/ wie es
sattsam bezeugt der Heil. Vincentius Ferr. Daß der gebene-
deyte JEsus die gantze Zeit/ da er auf Erden gewandlet/ niemahl
habe Fleisch gessen/ ausser deß Osterlamms wegen deß Jüdischen
Gesetzs/ auch die 33. Jahr auf Erden hat er niemahls öffter als
einmahl im Tag ein Speiß/ und diese noch in geringer Maaß/ zu
sich genommen.

Von der seeligsten Mutter GOttes Maria schreibt Greg.
Turon. l. 2. de Virg.
Daß von der Zeit an/ als sie im Tempel

auf-
P 2

Eſſen und Trincken ergeben.
Wort Gula, durch den Buchſtaben-Wechſel ein Gaul wird/ auf
deme man Sporn-Streich nacher Bethlehem und Leyden rei-
ſen thut. Jſt demnach der ſaubere Wampelius, dieſer Frißlaͤndi-
ſche Geſell die meiſte Urſach/ daß man in die Armuth gerathe.
Weil dann alles klagt wider den unmaͤſſigen und verſchwenderi-
ſchen Wampelium von Schlemmerau/ auch genugſame und
wolgegruͤndte Prob vorhanden ſo viele von ihme begangener La-
ſterthaten/ und Unheyl/ dahero beſagter Boͤßwicht/ damit denen
Klaͤgern hierdurch einige Satisfaction geſchehe/ muß und ſoll
zur gebuͤhrender und wolverdienter Straff gezogen werden; und
zwar erſtlich ſolle er Wampelius hinfuͤran allezeit Freytag und
Sambſtag/ deßgleichen auch an Vigilien und Quatember/ wie
auch forderiſt von Aſchermittwoch an biß auf den Heil. Oſtertag
zum Faſten condemnirt ſeyn/ auch mit ihme auf keine Weiß
hierinnfalls noch koͤnne noch ſolle diſpenſirt werden/ auſſer der
Zeit einiger Kranckheit/ allwo der Medicus und Beichtvatter
ein behutſames Urtheil ſollen ſchoͤpffen/ und wohl in acht nehmen/
damit ihr eignes Gewiſſen nie einen Schiffbruch leide. Es ſolle
offtgemeldter Wampelius wiſſen/ daß das Faſten nicht ein neue
und unlaͤngſt aufgebrachte Sach ſeye/ ſondern von Chriſto ſelbſt
und ſeiner Gebenedeyten Mutter und Jungfrau ſchon laͤngſt zu
unſerm Exempel und Nachfolg obſervirt worden. Zumahlen
aus dem Evangelio genugſam bekandt iſt/ was Geſtalten der
HERR und Heyland 40. gantzer Tag die ſtrenge Faſten ohne ei-
nige Speiß und Tranck vollbracht: So weiß man auch/ wie es
ſattſam bezeugt der Heil. Vincentius Ferr. Daß der gebene-
deyte JEſus die gantze Zeit/ da er auf Erden gewandlet/ niemahl
habe Fleiſch geſſen/ auſſer deß Oſterlamms wegen deß Juͤdiſchen
Geſetzs/ auch die 33. Jahr auf Erden hat er niemahls oͤffter als
einmahl im Tag ein Speiß/ und dieſe noch in geringer Maaß/ zu
ſich genommen.

Von der ſeeligſten Mutter GOttes Maria ſchreibt Greg.
Turon. l. 2. de Virg.
Daß von der Zeit an/ als ſie im Tempel

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[115/0127] Eſſen und Trincken ergeben. Wort Gula, durch den Buchſtaben-Wechſel ein Gaul wird/ auf deme man Sporn-Streich nacher Bethlehem und Leyden rei- ſen thut. Jſt demnach der ſaubere Wampelius, dieſer Frißlaͤndi- ſche Geſell die meiſte Urſach/ daß man in die Armuth gerathe. Weil dann alles klagt wider den unmaͤſſigen und verſchwenderi- ſchen Wampelium von Schlemmerau/ auch genugſame und wolgegruͤndte Prob vorhanden ſo viele von ihme begangener La- ſterthaten/ und Unheyl/ dahero beſagter Boͤßwicht/ damit denen Klaͤgern hierdurch einige Satisfaction geſchehe/ muß und ſoll zur gebuͤhrender und wolverdienter Straff gezogen werden; und zwar erſtlich ſolle er Wampelius hinfuͤran allezeit Freytag und Sambſtag/ deßgleichen auch an Vigilien und Quatember/ wie auch forderiſt von Aſchermittwoch an biß auf den Heil. Oſtertag zum Faſten condemnirt ſeyn/ auch mit ihme auf keine Weiß hierinnfalls noch koͤnne noch ſolle diſpenſirt werden/ auſſer der Zeit einiger Kranckheit/ allwo der Medicus und Beichtvatter ein behutſames Urtheil ſollen ſchoͤpffen/ und wohl in acht nehmen/ damit ihr eignes Gewiſſen nie einen Schiffbruch leide. Es ſolle offtgemeldter Wampelius wiſſen/ daß das Faſten nicht ein neue und unlaͤngſt aufgebrachte Sach ſeye/ ſondern von Chriſto ſelbſt und ſeiner Gebenedeyten Mutter und Jungfrau ſchon laͤngſt zu unſerm Exempel und Nachfolg obſervirt worden. Zumahlen aus dem Evangelio genugſam bekandt iſt/ was Geſtalten der HERR und Heyland 40. gantzer Tag die ſtrenge Faſten ohne ei- nige Speiß und Tranck vollbracht: So weiß man auch/ wie es ſattſam bezeugt der Heil. Vincentius Ferr. Daß der gebene- deyte JEſus die gantze Zeit/ da er auf Erden gewandlet/ niemahl habe Fleiſch geſſen/ auſſer deß Oſterlamms wegen deß Juͤdiſchen Geſetzs/ auch die 33. Jahr auf Erden hat er niemahls oͤffter als einmahl im Tag ein Speiß/ und dieſe noch in geringer Maaß/ zu ſich genommen. Von der ſeeligſten Mutter GOttes Maria ſchreibt Greg. Turon. l. 2. de Virg. Daß von der Zeit an/ als ſie im Tempel auf- P 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/127>, abgerufen am 20.04.2024.