Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite

Essen und Trincken ergeben.
wollte er zu seiner Zeit lauter Regiments-Trummel gebährn: Ein
mancher thut immerzu Husten/ als stecke ihme ein Jäger-Horn
im Halß: Ein mancher hat so einen stinckenden Athem/ als hätte
er deß Teuffels Blaßbalg geschlickt: ein mancher besteht so elend
auf den Füssen/ daß auch diese Säulen kaum ein Stroh-Dach
möchten ertragen: Ein mancher zittert/ als wollte er auf der gros-
sen Orgel zu Ulm den Tremeland spielen/ ein mancher klagt den
Sand/ als hätten seine Voreltern mit dem Volck Jsrael in Ae-
gypten müssen Ziegel brennen: Ein mancher klagt den Stein/ und
wünschet es möchte mit ihme werden/ wie mit dem Tempel zu Je-
rusalem/ allwo kein Stein auf dem andern geblieben: Ein anderer
hat den Schwindel dergestalten/ daß er glaubt/ wann er nur über
ein Stiegel steigt/ er müsse dem Stephans-Thurn zu Wien den
Knopff aufsetzen: Ein anderer klagt den Magen/ daß er ein
schlechter Magister/ etc. Aber woher rühren diese und jene andere
dergleichen üble Leibs-Zuständ? Woher? Kübel/ Echo übel.
Verstehet mich? Von übermässigen Essen und Trincken. Ge-
dencke nur/ haben in dem Leib der Rebecca ihrer zwey/ weil sie
unterschiedlichen Humors/ benannt Jacob und Esau miteinan-
der gezanckt; was werden erst in deinem Leib/ in welchem zuwei-
len zwantzigerley Speisen/ und eine jede fast eines andern Hu-
mors/ anfangen und anheben? dort kan sich ein Rebhünnel mit
dem Saufleisch nit vergleichen/ dort muß ja ein gesaltzner Häring
mit der süssen Dorten Händel anfangen/ dort kan ja ein Ayrkoch
mit den Schnecken nit übereins kommen/ da kan ja das Bier mit
dem Tyroller nit gut Freund seyn/ und solcher Zanck und einhei-
mischer Krieg kan nichts anders als lauter Kranckheiten ausbrü-
ten: Eccl. 27. In multis enim escis erit infirmitas.

Was Mänge deß Volks Jsrael ist nicht geblieben in der
Wüsten/ wie Moyses selbst erzehlt. Denen Sau-Mägen hat
das kostbare Manna nicht geschmeckt/ sondern ihnen wasser-
ten die Zähn nach den Melaunen/ nach den Zwiflen/ nach dem
Knoblauch so sie in Egypten alle Tag gehabt. Endlich kommt

ihnen
O 2

Eſſen und Trincken ergeben.
wollte er zu ſeiner Zeit lauter Regiments-Trummel gebaͤhrn: Ein
mancher thut immerzu Huſten/ als ſtecke ihme ein Jaͤger-Horn
im Halß: Ein mancher hat ſo einen ſtinckenden Athem/ als haͤtte
er deß Teuffels Blaßbalg geſchlickt: ein mancher beſteht ſo elend
auf den Fuͤſſen/ daß auch dieſe Saͤulen kaum ein Stroh-Dach
moͤchten ertragen: Ein mancher zittert/ als wollte er auf der groſ-
ſen Orgel zu Ulm den Tremeland ſpielen/ ein mancher klagt den
Sand/ als haͤtten ſeine Voreltern mit dem Volck Jſrael in Ae-
gypten muͤſſen Ziegel brennen: Ein mancher klagt den Stein/ und
wuͤnſchet es moͤchte mit ihme werden/ wie mit dem Tempel zu Je-
ruſalem/ allwo kein Stein auf dem andern geblieben: Ein anderer
hat den Schwindel dergeſtalten/ daß er glaubt/ wann er nur uͤber
ein Stiegel ſteigt/ er muͤſſe dem Stephans-Thurn zu Wien den
Knopff aufſetzen: Ein anderer klagt den Magen/ daß er ein
ſchlechter Magiſter/ ꝛc. Aber woher ruͤhren dieſe und jene andere
dergleichen uͤble Leibs-Zuſtaͤnd? Woher? Kuͤbel/ Echo uͤbel.
Verſtehet mich? Von uͤbermaͤſſigen Eſſen und Trincken. Ge-
dencke nur/ haben in dem Leib der Rebecca ihrer zwey/ weil ſie
unterſchiedlichen Humors/ benannt Jacob und Eſau miteinan-
der gezanckt; was werden erſt in deinem Leib/ in welchem zuwei-
len zwantzigerley Speiſen/ und eine jede faſt eines andern Hu-
mors/ anfangen und anheben? dort kan ſich ein Rebhuͤnnel mit
dem Saufleiſch nit vergleichen/ dort muß ja ein geſaltzner Haͤring
mit der ſuͤſſen Dorten Haͤndel anfangen/ dort kan ja ein Ayrkoch
mit den Schnecken nit uͤbereins kommen/ da kan ja das Bier mit
dem Tyroller nit gut Freund ſeyn/ und ſolcher Zanck und einhei-
miſcher Krieg kan nichts anders als lauter Kranckheiten ausbruͤ-
ten: Eccl. 27. In multis enim eſcis erit infirmitas.

Was Maͤnge deß Volks Jſrael iſt nicht geblieben in der
Wuͤſten/ wie Moyſes ſelbſt erzehlt. Denen Sau-Maͤgen hat
das koſtbare Manna nicht geſchmeckt/ ſondern ihnen waſſer-
ten die Zaͤhn nach den Melaunen/ nach den Zwiflen/ nach dem
Knoblauch ſo ſie in Egypten alle Tag gehabt. Endlich kommt

ihnen
O 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0119" n="107"/><fw place="top" type="header">E&#x017F;&#x017F;en und Trincken ergeben.</fw><lb/>
wollte er zu &#x017F;einer Zeit lauter Regiments-Trummel geba&#x0364;hrn: Ein<lb/>
mancher thut immerzu Hu&#x017F;ten/ als &#x017F;tecke ihme ein Ja&#x0364;ger-Horn<lb/>
im Halß: Ein mancher hat &#x017F;o einen &#x017F;tinckenden Athem/ als ha&#x0364;tte<lb/>
er deß Teuffels Blaßbalg ge&#x017F;chlickt: ein mancher be&#x017F;teht &#x017F;o elend<lb/>
auf den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ daß auch die&#x017F;e Sa&#x0364;ulen kaum ein Stroh-Dach<lb/>
mo&#x0364;chten ertragen: Ein mancher zittert/ als wollte er auf der gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Orgel zu <hi rendition="#fr">U</hi>lm den Tremeland &#x017F;pielen/ ein mancher klagt den<lb/>
Sand/ als ha&#x0364;tten &#x017F;eine Voreltern mit dem Volck J&#x017F;rael in Ae-<lb/>
gypten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Ziegel brennen: Ein mancher klagt den Stein/ und<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chet es mo&#x0364;chte mit ihme werden/ wie mit dem Tempel zu Je-<lb/>
ru&#x017F;alem/ allwo kein Stein auf dem andern geblieben: Ein anderer<lb/>
hat den Schwindel derge&#x017F;talten/ daß er glaubt/ wann er nur u&#x0364;ber<lb/>
ein Stiegel &#x017F;teigt/ er mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e dem Stephans-Thurn zu Wien den<lb/>
Knopff auf&#x017F;etzen: Ein anderer klagt den Magen/ daß er ein<lb/>
&#x017F;chlechter Magi&#x017F;ter/ &#xA75B;c. Aber woher ru&#x0364;hren die&#x017F;e und jene andere<lb/>
dergleichen u&#x0364;ble Leibs-Zu&#x017F;ta&#x0364;nd? Woher? Ku&#x0364;bel/ <hi rendition="#aq">Echo</hi> u&#x0364;bel.<lb/>
Ver&#x017F;tehet mich? Von u&#x0364;berma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen E&#x017F;&#x017F;en und Trincken. Ge-<lb/>
dencke nur/ haben in dem Leib der Rebecca ihrer zwey/ weil &#x017F;ie<lb/>
unter&#x017F;chiedlichen Humors/ benannt Jacob und E&#x017F;au miteinan-<lb/>
der gezanckt; was werden er&#x017F;t in deinem Leib/ in welchem zuwei-<lb/>
len zwantzigerley Spei&#x017F;en/ und eine jede fa&#x017F;t eines andern Hu-<lb/>
mors/ anfangen und anheben? dort kan &#x017F;ich ein Rebhu&#x0364;nnel mit<lb/>
dem Sauflei&#x017F;ch nit vergleichen/ dort muß ja ein ge&#x017F;altzner Ha&#x0364;ring<lb/>
mit der &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Dorten Ha&#x0364;ndel anfangen/ dort kan ja ein Ayrkoch<lb/>
mit den Schnecken nit u&#x0364;bereins kommen/ da kan ja das Bier mit<lb/>
dem Tyroller nit gut Freund &#x017F;eyn/ und &#x017F;olcher Zanck und einhei-<lb/>
mi&#x017F;cher Krieg kan nichts anders als lauter Kranckheiten ausbru&#x0364;-<lb/>
ten: <hi rendition="#aq">Eccl. 27. In multis enim e&#x017F;cis erit infirmitas.</hi></p><lb/>
          <p>Was Ma&#x0364;nge deß Volks J&#x017F;rael i&#x017F;t nicht geblieben in der<lb/>
Wu&#x0364;&#x017F;ten/ wie Moy&#x017F;es &#x017F;elb&#x017F;t erzehlt. Denen Sau-Ma&#x0364;gen hat<lb/>
das ko&#x017F;tbare Manna nicht ge&#x017F;chmeckt/ &#x017F;ondern ihnen wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
ten die Za&#x0364;hn nach den Melaunen/ nach den Zwiflen/ nach dem<lb/>
Knoblauch &#x017F;o &#x017F;ie in Egypten alle Tag gehabt. Endlich kommt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ihnen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0119] Eſſen und Trincken ergeben. wollte er zu ſeiner Zeit lauter Regiments-Trummel gebaͤhrn: Ein mancher thut immerzu Huſten/ als ſtecke ihme ein Jaͤger-Horn im Halß: Ein mancher hat ſo einen ſtinckenden Athem/ als haͤtte er deß Teuffels Blaßbalg geſchlickt: ein mancher beſteht ſo elend auf den Fuͤſſen/ daß auch dieſe Saͤulen kaum ein Stroh-Dach moͤchten ertragen: Ein mancher zittert/ als wollte er auf der groſ- ſen Orgel zu Ulm den Tremeland ſpielen/ ein mancher klagt den Sand/ als haͤtten ſeine Voreltern mit dem Volck Jſrael in Ae- gypten muͤſſen Ziegel brennen: Ein mancher klagt den Stein/ und wuͤnſchet es moͤchte mit ihme werden/ wie mit dem Tempel zu Je- ruſalem/ allwo kein Stein auf dem andern geblieben: Ein anderer hat den Schwindel dergeſtalten/ daß er glaubt/ wann er nur uͤber ein Stiegel ſteigt/ er muͤſſe dem Stephans-Thurn zu Wien den Knopff aufſetzen: Ein anderer klagt den Magen/ daß er ein ſchlechter Magiſter/ ꝛc. Aber woher ruͤhren dieſe und jene andere dergleichen uͤble Leibs-Zuſtaͤnd? Woher? Kuͤbel/ Echo uͤbel. Verſtehet mich? Von uͤbermaͤſſigen Eſſen und Trincken. Ge- dencke nur/ haben in dem Leib der Rebecca ihrer zwey/ weil ſie unterſchiedlichen Humors/ benannt Jacob und Eſau miteinan- der gezanckt; was werden erſt in deinem Leib/ in welchem zuwei- len zwantzigerley Speiſen/ und eine jede faſt eines andern Hu- mors/ anfangen und anheben? dort kan ſich ein Rebhuͤnnel mit dem Saufleiſch nit vergleichen/ dort muß ja ein geſaltzner Haͤring mit der ſuͤſſen Dorten Haͤndel anfangen/ dort kan ja ein Ayrkoch mit den Schnecken nit uͤbereins kommen/ da kan ja das Bier mit dem Tyroller nit gut Freund ſeyn/ und ſolcher Zanck und einhei- miſcher Krieg kan nichts anders als lauter Kranckheiten ausbruͤ- ten: Eccl. 27. In multis enim eſcis erit infirmitas. Was Maͤnge deß Volks Jſrael iſt nicht geblieben in der Wuͤſten/ wie Moyſes ſelbſt erzehlt. Denen Sau-Maͤgen hat das koſtbare Manna nicht geſchmeckt/ ſondern ihnen waſſer- ten die Zaͤhn nach den Melaunen/ nach den Zwiflen/ nach dem Knoblauch ſo ſie in Egypten alle Tag gehabt. Endlich kommt ihnen O 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/119
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/119>, abgerufen am 05.12.2024.