Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Essen und Trincken ergeben. gelwerck/ und allen Hennen insgemein? O Nein/ widersetzt derFuchs/ ich hab mich einig und allein herein gedrungen/ damit ich mir ein Weil gute Täg möge anthun/ und wiederum am Leib zu- nehmen. So/ sagt die Maus/ Adio! dein Balg ist hin. Der Fuchs hat sich dergestalten mit Speisen angefüllt/ daß ihme der Bauch auseinander gangen/ wie ein aufgeblasene Sackpfeiffen. Als nun der Koch in dem Speiß-Gewölb den Hennen-Dieb erdappt/ wol- te solcher unverzüglich durch das vorige enge Loch den Ausfall nehmen/ kunte aber wegen der angeschoppten Wampen nit/ mu- ste demnach elend und gantz frühzeitig um sein Balg kommen: in seiner Marter gedachter noch an der Mauß Prophezeyung/ aber zu spat; ersuhr also mit höchstem Schaden/ daß er länger gelebt hätte/ wann er nicht das Wohlleben gesucht. Es ist wahr/ und bleibt wahr/ daß das unmässige Essen und Gewiß ist es/ daß durch die Bratspieß mehrer erlegt wer- ist Pars IV. O
Eſſen und Trincken ergeben. gelwerck/ und allen Hennen insgemein? O Nein/ widerſetzt derFuchs/ ich hab mich einig und allein herein gedrungen/ damit ich mir ein Weil gute Taͤg moͤge anthun/ und wiederum am Leib zu- nehmen. So/ ſagt die Maus/ Adio! dein Balg iſt hin. Der Fuchs hat ſich dergeſtalten mit Speiſen angefuͤllt/ daß ihme der Bauch auseinander gangen/ wie ein aufgeblaſene Sackpfeiffen. Als nun der Koch in dem Speiß-Gewoͤlb den Hennen-Dieb erdappt/ wol- te ſolcher unverzuͤglich durch das vorige enge Loch den Ausfall nehmen/ kunte aber wegen der angeſchoppten Wampen nit/ mu- ſte demnach elend und gantz fruͤhzeitig um ſein Balg kommen: in ſeiner Marter gedachter noch an der Mauß Prophezeyung/ aber zu ſpat; erſuhr alſo mit hoͤchſtem Schaden/ daß er laͤnger gelebt haͤtte/ wann er nicht das Wohlleben geſucht. Es iſt wahr/ und bleibt wahr/ daß das unmaͤſſige Eſſen und Gewiß iſt es/ daß durch die Bratſpieß mehrer erlegt wer- iſt Pars IV. O
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Eſſen und Trincken ergeben.
gelwerck/ und allen Hennen insgemein? O Nein/ widerſetzt der
Fuchs/ ich hab mich einig und allein herein gedrungen/ damit ich
mir ein Weil gute Taͤg moͤge anthun/ und wiederum am Leib zu-
nehmen. So/ ſagt die Maus/ Adio! dein Balg iſt hin. Der Fuchs
hat ſich dergeſtalten mit Speiſen angefuͤllt/ daß ihme der Bauch
auseinander gangen/ wie ein aufgeblaſene Sackpfeiffen. Als nun
der Koch in dem Speiß-Gewoͤlb den Hennen-Dieb erdappt/ wol-
te ſolcher unverzuͤglich durch das vorige enge Loch den Ausfall
nehmen/ kunte aber wegen der angeſchoppten Wampen nit/ mu-
ſte demnach elend und gantz fruͤhzeitig um ſein Balg kommen: in
ſeiner Marter gedachter noch an der Mauß Prophezeyung/ aber
zu ſpat; erſuhr alſo mit hoͤchſtem Schaden/ daß er laͤnger gelebt
haͤtte/ wann er nicht das Wohlleben geſucht.
Es iſt wahr/ und bleibt wahr/ daß das unmaͤſſige Eſſen und
Trincken/ die meiſten Menſchen ins Grab befuͤrdere. Derjenige
junge Geſell/ deſſen die Frau Mutter eine reiche und wolhabende
Wittib geweſt in der Stadt Naim/ iſt in den beſten Jahren und
bluͤhendem Alter von dem Tod hingeriſſen worden/ aber die Ur-
ſach ſeines ſo fruͤhezeitigen Tods war ſein liederliches Leben; weil
er als ein einiger Sohn durch die zu groſſe Uberſehung der Mut-
ter ein nichtsnutzigen Wandel gefuͤhrt/ nicht allein der dazumahl
frechen Magdalena muthwilliger Galan geweſt/ ſondern noch
mit anderer naſſen Burſch Tag und Nacht dem Luder-Leben ob-
gelegen/ und mit ſtetem Freſſen und Sauffen die Zeit anworden/
welches dieſes junge Blut/ wie leicht geſchehen kan/ dergeſtalten
erhitzt/ daß er in ein groſſes Fieber gerathen/ worvon er auch ge-
ſtorben; nachmahls aber in Anſehung der betruͤbten Mutter von
dem HErꝛn JEſu zum Leben erwecket worden.
Luc. c. 7.
Sylvair.
in id.
Gewiß iſt es/ daß durch die Bratſpieß mehrer erlegt wer-
den/ als durch den Degen; gewiß iſt es/ daß bey den Kuchelhoͤfen
mehrer zu Grund gehen/ als in dem Meerhafen; gewiß iſt es/
daß bey denen Paſteten mehrer bleiben/ als auf den Paſteyen;
gewiß iſt es/ daß der Krug mehrer hinricht/ als der Krieg; gewiß
iſt
Pars IV. O
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