Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite

Essen und Trincken ergeben.
Magd im Haus/ so ihme anvor wohl bekannt. O Bestia! aus
diesem folgt/ daß Kandel und Antel nit weit voneinander. Das
Potare und Putana sich bald vergleichen/ das Weinbeer und
Weiber einander wol verstehen. Nachdem Holofernes sich mit
Essen und Trincken wol angeschopt/ da ware sein einiger Gedan-
cken die Judith, aber der Tantz ist nit angangen/ nachdem der
Loth sich überweint/ da seynd seine Töchter zu ihrem gewünsch-
ten Ziel gelangt; Fraß und Füllerey vergleicht sich so wenig mit
der Keuschheit/ als Lucifer mit dem Michael, als der Wolff mit
dem Lämmel/ als der Koth-Kefer mit der Rosen/ als der Storch
mit der Schlangen/ als das Feur mit dem Wasser/ als der Stoß
Vogel mit der Tauben/ etc.

Was stifft Wampelius noch mehr?

Der Heil. Dominicus hatte einest in die Predig unter
seinen Zuhörern ein besessene Weibs-Person/ welche er nach vol-
londtem Wort GOttes von der Sathanischen Tyranney erle-In vit. l. 2
diget. Sobald aber diese verdammte Larven von der armen
Person gewichen/ alsdann hatte sie neben andern Unflat ein gros-
se Menge der schwartzen Kohlen ausgeworffen.

Delrio schreibt von mehrern besessenen Leuten/ welche da
öffters aus dem Magen und Mund Ayrschallen/ Büschel Haar/
alte Huff-Nägel/ Schuster-Ahln Glaß-Scherben/ alte Fetzen/
und Lumpen sogar/ salva venia, Roß-Feigen/ Säu-Koth/ und
allerley Unflat/ durch Würckung des bösen Feinds/ haben ausge-
worffen. Bey den uumässigen Sau-Mägen thut solche saubere
Prob noch alle Tag der Freß- und Sauff Teuffel/ durch dessen
Würckung die wilde Zech-Brüder allerley unflätige Wort und
Sprüch von der ärgerlichen Goschen lassen fallen. Von dem
reichen Prasser sagt die H. Schrifft/ wie er durch einen Schlag
oder Steck-Catharr des gähen Tods gestorben/ und den gera-
den Weg zum Teuffel gefahren/ daß er nichts mehrers beklagt
habe/ als seine Zung/ auch derenthalben ein Memorial ablauf-
fen lassen zu dem Abraham/ er möchte doch dem Lazaro in seiner

Schoß

Eſſen und Trincken ergeben.
Magd im Haus/ ſo ihme anvor wohl bekannt. O Beſtia! aus
dieſem folgt/ daß Kandel und Antel nit weit voneinander. Das
Potare und Putana ſich bald vergleichen/ das Weinbeer und
Weiber einander wol verſtehen. Nachdem Holofernes ſich mit
Eſſen und Trincken wol angeſchopt/ da ware ſein einiger Gedan-
cken die Judith, aber der Tantz iſt nit angangen/ nachdem der
Loth ſich uͤberweint/ da ſeynd ſeine Toͤchter zu ihrem gewuͤnſch-
ten Ziel gelangt; Fraß und Fuͤllerey vergleicht ſich ſo wenig mit
der Keuſchheit/ als Lucifer mit dem Michaël, als der Wolff mit
dem Laͤmmel/ als der Koth-Kefer mit der Roſen/ als der Storch
mit der Schlangen/ als das Feur mit dem Waſſer/ als der Stoß
Vogel mit der Tauben/ ꝛc.

Was ſtifft Wampelius noch mehr?

Der Heil. Dominicus hatte eineſt in die Predig unter
ſeinen Zuhoͤrern ein beſeſſene Weibs-Perſon/ welche er nach vol-
londtem Wort GOttes von der Sathaniſchen Tyranney erle-In vit. l. 2
diget. Sobald aber dieſe verdammte Larven von der armen
Perſon gewichen/ alsdann hatte ſie neben andern Unflat ein groſ-
ſe Menge der ſchwartzen Kohlen ausgeworffen.

Delrio ſchreibt von mehrern beſeſſenen Leuten/ welche da
oͤffters aus dem Magen und Mund Ayrſchallen/ Buͤſchel Haar/
alte Huff-Naͤgel/ Schuſter-Ahln Glaß-Scherben/ alte Fetzen/
und Lumpen ſogar/ ſalvâ veniâ, Roß-Feigen/ Saͤu-Koth/ und
allerley Unflat/ durch Wuͤrckung des boͤſen Feinds/ haben ausge-
worffen. Bey den uumaͤſſigen Sau-Maͤgen thut ſolche ſaubere
Prob noch alle Tag der Freß- und Sauff Teuffel/ durch deſſen
Wuͤrckung die wilde Zech-Bruͤder allerley unflaͤtige Wort und
Spruͤch von der aͤrgerlichen Goſchen laſſen fallen. Von dem
reichen Praſſer ſagt die H. Schrifft/ wie er durch einen Schlag
oder Steck-Catharꝛ des gaͤhen Tods geſtorben/ und den gera-
den Weg zum Teuffel gefahren/ daß er nichts mehrers beklagt
habe/ als ſeine Zung/ auch derenthalben ein Memorial ablauf-
fen laſſen zu dem Abraham/ er moͤchte doch dem Lazaro in ſeiner

Schoß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0107" n="95"/><fw place="top" type="header">E&#x017F;&#x017F;en und Trincken ergeben.</fw><lb/>
Magd im Haus/ &#x017F;o ihme anvor wohl bekannt. <hi rendition="#aq">O Be&#x017F;tia!</hi> aus<lb/>
die&#x017F;em folgt/ daß Kandel und Antel nit weit voneinander. Das<lb/><hi rendition="#aq">Potare</hi> und <hi rendition="#aq">Putana</hi> &#x017F;ich bald vergleichen/ das Weinbeer und<lb/>
Weiber einander wol ver&#x017F;tehen. Nachdem <hi rendition="#aq">Holofernes</hi> &#x017F;ich mit<lb/>
E&#x017F;&#x017F;en und Trincken wol ange&#x017F;chopt/ da ware &#x017F;ein einiger Gedan-<lb/>
cken die <hi rendition="#aq">Judith,</hi> aber der Tantz i&#x017F;t nit angangen/ nachdem der<lb/><hi rendition="#aq">Loth</hi> &#x017F;ich u&#x0364;berweint/ da &#x017F;eynd &#x017F;eine To&#x0364;chter zu ihrem gewu&#x0364;n&#x017F;ch-<lb/>
ten Ziel gelangt; Fraß und Fu&#x0364;llerey vergleicht &#x017F;ich &#x017F;o wenig mit<lb/>
der Keu&#x017F;chheit/ als <hi rendition="#aq">Lucifer</hi> mit dem <hi rendition="#aq">Michaël,</hi> als der Wolff mit<lb/>
dem La&#x0364;mmel/ als der Koth-Kefer mit der Ro&#x017F;en/ als der Storch<lb/>
mit der Schlangen/ als das Feur mit dem Wa&#x017F;&#x017F;er/ als der Stoß<lb/>
Vogel mit der Tauben/ &#xA75B;c.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Was &#x017F;tifft <hi rendition="#aq">Wampelius</hi> noch mehr?</head><lb/>
          <p>Der Heil. <hi rendition="#aq">Dominicus</hi> hatte eine&#x017F;t in die Predig unter<lb/>
&#x017F;einen Zuho&#x0364;rern ein be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;ene Weibs-Per&#x017F;on/ welche er nach vol-<lb/>
londtem Wort GOttes von der <hi rendition="#aq">Sathani</hi>&#x017F;chen Tyranney erle-<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">I</hi>n vit. l.</hi> 2</note><lb/>
diget. Sobald aber die&#x017F;e verdammte Larven von der armen<lb/>
Per&#x017F;on gewichen/ alsdann hatte &#x017F;ie neben andern <hi rendition="#fr">U</hi>nflat ein gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Menge der &#x017F;chwartzen Kohlen ausgeworffen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Delrio</hi> &#x017F;chreibt von mehrern be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;enen Leuten/ welche da<lb/>
o&#x0364;ffters aus dem Magen und Mund Ayr&#x017F;challen/ Bu&#x0364;&#x017F;chel Haar/<lb/>
alte Huff-Na&#x0364;gel/ Schu&#x017F;ter-Ahln Glaß-Scherben/ alte Fetzen/<lb/>
und Lumpen &#x017F;ogar/ <hi rendition="#aq">&#x017F;alvâ veniâ,</hi> Roß-Feigen/ Sa&#x0364;u-Koth/ und<lb/>
allerley <hi rendition="#fr">U</hi>nflat/ durch Wu&#x0364;rckung des bo&#x0364;&#x017F;en Feinds/ haben ausge-<lb/>
worffen. Bey den uuma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Sau-Ma&#x0364;gen thut &#x017F;olche &#x017F;aubere<lb/>
Prob noch alle Tag der Freß- und Sauff Teuffel/ durch de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Wu&#x0364;rckung die wilde Zech-Bru&#x0364;der allerley unfla&#x0364;tige Wort und<lb/>
Spru&#x0364;ch von der a&#x0364;rgerlichen Go&#x017F;chen la&#x017F;&#x017F;en fallen. Von dem<lb/>
reichen Pra&#x017F;&#x017F;er &#x017F;agt die H. Schrifft/ wie er durch einen Schlag<lb/>
oder Steck-Cathar&#xA75B; des ga&#x0364;hen Tods ge&#x017F;torben/ und den gera-<lb/>
den Weg zum Teuffel gefahren/ daß er nichts mehrers beklagt<lb/>
habe/ als &#x017F;eine Zung/ auch derenthalben ein <hi rendition="#aq">Memorial</hi> ablauf-<lb/>
fen la&#x017F;&#x017F;en zu dem Abraham/ er mo&#x0364;chte doch dem Lazaro in &#x017F;einer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schoß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0107] Eſſen und Trincken ergeben. Magd im Haus/ ſo ihme anvor wohl bekannt. O Beſtia! aus dieſem folgt/ daß Kandel und Antel nit weit voneinander. Das Potare und Putana ſich bald vergleichen/ das Weinbeer und Weiber einander wol verſtehen. Nachdem Holofernes ſich mit Eſſen und Trincken wol angeſchopt/ da ware ſein einiger Gedan- cken die Judith, aber der Tantz iſt nit angangen/ nachdem der Loth ſich uͤberweint/ da ſeynd ſeine Toͤchter zu ihrem gewuͤnſch- ten Ziel gelangt; Fraß und Fuͤllerey vergleicht ſich ſo wenig mit der Keuſchheit/ als Lucifer mit dem Michaël, als der Wolff mit dem Laͤmmel/ als der Koth-Kefer mit der Roſen/ als der Storch mit der Schlangen/ als das Feur mit dem Waſſer/ als der Stoß Vogel mit der Tauben/ ꝛc. Was ſtifft Wampelius noch mehr? Der Heil. Dominicus hatte eineſt in die Predig unter ſeinen Zuhoͤrern ein beſeſſene Weibs-Perſon/ welche er nach vol- londtem Wort GOttes von der Sathaniſchen Tyranney erle- diget. Sobald aber dieſe verdammte Larven von der armen Perſon gewichen/ alsdann hatte ſie neben andern Unflat ein groſ- ſe Menge der ſchwartzen Kohlen ausgeworffen. In vit. l. 2 Delrio ſchreibt von mehrern beſeſſenen Leuten/ welche da oͤffters aus dem Magen und Mund Ayrſchallen/ Buͤſchel Haar/ alte Huff-Naͤgel/ Schuſter-Ahln Glaß-Scherben/ alte Fetzen/ und Lumpen ſogar/ ſalvâ veniâ, Roß-Feigen/ Saͤu-Koth/ und allerley Unflat/ durch Wuͤrckung des boͤſen Feinds/ haben ausge- worffen. Bey den uumaͤſſigen Sau-Maͤgen thut ſolche ſaubere Prob noch alle Tag der Freß- und Sauff Teuffel/ durch deſſen Wuͤrckung die wilde Zech-Bruͤder allerley unflaͤtige Wort und Spruͤch von der aͤrgerlichen Goſchen laſſen fallen. Von dem reichen Praſſer ſagt die H. Schrifft/ wie er durch einen Schlag oder Steck-Catharꝛ des gaͤhen Tods geſtorben/ und den gera- den Weg zum Teuffel gefahren/ daß er nichts mehrers beklagt habe/ als ſeine Zung/ auch derenthalben ein Memorial ablauf- fen laſſen zu dem Abraham/ er moͤchte doch dem Lazaro in ſeiner Schoß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/107
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/107>, abgerufen am 24.11.2024.