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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes.
ran wir beede ein sattsame Begnügung haben werden!
Ich kan nit gnug preisen die unendliche Liebe/ welche der
gütigste GOTT zu uns sündige Menschen trägt: Ich hab
einmal in einem sehr weisen Natur-Kündiger gelesen/ wie
man könne in Erfahrenheit bringen/ ob Einer oder Eine
verliebt seye? Man solle/ lehret Er/ zum Exempel/ dem Fer-
dinand an die Puls greiffen/ und etliche Namen nach-
einander daher sagen v. g. Anna! die Puls alterirt sich
nit. Christina! die Puls gehet wie zuvor; Eleonora!
die Puls ändert sich nit; Sabina! die Puls laufft wie al-
lezeit. Theresia! da zappelt die Puls/ schlägt schneller/
verrath die Lieb/ welche der Ferdinand trägt zu der The-
resel/ etc. Wann ich hätte armseeligste Creatur bey dem
Ochsen dürffen stehen im Stall zu Behlehem/ und dem
guldenen JEsus Kindl die Puls greiffen/ und nachmals
auf dem Berg Calvariae bey dem Schächer hätte dürffen
stehen/ und gleichfalls die Puls greiffen an dem ausge-
spannten Arm meines Heylands JESU; wann ich bee-
der Orthen gesagt hätte. V. g. Engel! so hätte sich die
Puls nit alterirt: Ertz-Engel! so wäre die Puls gangen
wie zuvor: Cherubin! so hätte ich keine Aenderung an der
Puls gespüret; Scraphin! so hätte die Puls den ordi-
nari
-Lauff gehabt: Aber wann ich hätte angefangen zu
schreyen/ Mensch/ Mensch! Sünder/ Sünder! so
bin ich versichert/ die Puls meines Erlösers hätte sich
mercklich alterirt/ vor Freuden zappelt/ und die unendliche
Liebe gegen den Sündern offenbahret/ und gegen den Men-
schen/ die Ihn so offt und vielfältig beleidiget/ nit aber ge-
gen den Engeln/ massen Er die Menschen erlöst/ so mehrer
gesündiget/ nit aber die Engeln erlöst/ so weniger gesündi-

get.
A a a a 2

verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes.
ran wir beede ein ſattſame Begnuͤgung haben werden!
Ich kan nit gnug preiſen die unendliche Liebe/ welche der
guͤtigſte GOTT zu uns ſuͤndige Menſchen traͤgt: Ich hab
einmal in einem ſehr weiſen Natur-Kuͤndiger geleſen/ wie
man koͤnne in Erfahrenheit bringen/ ob Einer oder Eine
verliebt ſeye? Man ſolle/ lehret Er/ zum Exempel/ dem Fer-
dinand an die Puls greiffen/ und etliche Namen nach-
einander daher ſagen v. g. Anna! die Puls alterirt ſich
nit. Chriſtina! die Puls gehet wie zuvor; Eleonora!
die Puls aͤndert ſich nit; Sabina! die Puls laufft wie al-
lezeit. Thereſia! da zappelt die Puls/ ſchlaͤgt ſchneller/
verrath die Lieb/ welche der Ferdinand traͤgt zu der The-
reſel/ ꝛc. Wann ich haͤtte armſeeligſte Creatur bey dem
Ochſen duͤrffen ſtehen im Stall zu Behlehem/ und dem
guldenen JEſus Kindl die Puls greiffen/ und nachmals
auf dem Berg Calvariæ bey dem Schaͤcher haͤtte duͤrffen
ſtehen/ und gleichfalls die Puls greiffen an dem ausge-
ſpannten Arm meines Heylands JESU; wann ich bee-
der Orthen geſagt haͤtte. V. g. Engel! ſo haͤtte ſich die
Puls nit alterirt: Ertz-Engel! ſo waͤre die Puls gangen
wie zuvor: Cherubin! ſo haͤtte ich keine Aenderung an der
Puls geſpuͤret; Scraphin! ſo haͤtte die Puls den ordi-
nari
-Lauff gehabt: Aber wann ich haͤtte angefangen zu
ſchreyen/ Menſch/ Menſch! Suͤnder/ Suͤnder! ſo
bin ich verſichert/ die Puls meines Erloͤſers haͤtte ſich
mercklich alterirt/ vor Freuden zappelt/ und die unendliche
Liebe gegen den Suͤndern offenbahret/ und gegen den Men-
ſchen/ die Ihn ſo offt und vielfaͤltig beleidiget/ nit aber ge-
gen den Engeln/ maſſen Er die Menſchen erloͤſt/ ſo mehrer
geſuͤndiget/ nit aber die Engeln erloͤſt/ ſo weniger geſuͤndi-

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[555/0587] verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes. ran wir beede ein ſattſame Begnuͤgung haben werden! Ich kan nit gnug preiſen die unendliche Liebe/ welche der guͤtigſte GOTT zu uns ſuͤndige Menſchen traͤgt: Ich hab einmal in einem ſehr weiſen Natur-Kuͤndiger geleſen/ wie man koͤnne in Erfahrenheit bringen/ ob Einer oder Eine verliebt ſeye? Man ſolle/ lehret Er/ zum Exempel/ dem Fer- dinand an die Puls greiffen/ und etliche Namen nach- einander daher ſagen v. g. Anna! die Puls alterirt ſich nit. Chriſtina! die Puls gehet wie zuvor; Eleonora! die Puls aͤndert ſich nit; Sabina! die Puls laufft wie al- lezeit. Thereſia! da zappelt die Puls/ ſchlaͤgt ſchneller/ verrath die Lieb/ welche der Ferdinand traͤgt zu der The- reſel/ ꝛc. Wann ich haͤtte armſeeligſte Creatur bey dem Ochſen duͤrffen ſtehen im Stall zu Behlehem/ und dem guldenen JEſus Kindl die Puls greiffen/ und nachmals auf dem Berg Calvariæ bey dem Schaͤcher haͤtte duͤrffen ſtehen/ und gleichfalls die Puls greiffen an dem ausge- ſpannten Arm meines Heylands JESU; wann ich bee- der Orthen geſagt haͤtte. V. g. Engel! ſo haͤtte ſich die Puls nit alterirt: Ertz-Engel! ſo waͤre die Puls gangen wie zuvor: Cherubin! ſo haͤtte ich keine Aenderung an der Puls geſpuͤret; Scraphin! ſo haͤtte die Puls den ordi- nari-Lauff gehabt: Aber wann ich haͤtte angefangen zu ſchreyen/ Menſch/ Menſch! Suͤnder/ Suͤnder! ſo bin ich verſichert/ die Puls meines Erloͤſers haͤtte ſich mercklich alterirt/ vor Freuden zappelt/ und die unendliche Liebe gegen den Suͤndern offenbahret/ und gegen den Men- ſchen/ die Ihn ſo offt und vielfaͤltig beleidiget/ nit aber ge- gen den Engeln/ maſſen Er die Menſchen erloͤſt/ ſo mehrer geſuͤndiget/ nit aber die Engeln erloͤſt/ ſo weniger geſuͤndi- get. A a a a 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/587>, abgerufen am 19.05.2024.