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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas Iscarioth/ wolte sein liederliches Ende nehmen
fenbahret das Orth/ wo die Gebeiner der heiligen Rosa-
liae
begraben/ so An. 1625. geschehen/ da hat augenblick-
lich in Ansehung dieser heiligen Reliquien der Tod müssen
die Flucht geben.

Wahr ist es/ sagt die gantze Catholische Kirchen/
wahr ist es/ sagen alle dero Lehrer: Eine Stadt ist nit bes-
ser versehen/ ein Hauß ist nit mehrer bereicht; ein Mensch
ist nit besser bewaffnet/ eine Kirch ist nit mehrer geziehrt/
als durch dergleichen Reliquien und Heiligthümer; dann
hat der Schatten Petri, die Schweiß-Tücher Pauli, da
sie noch nit würckliche Mit-Glieder der Heiligen gewest;
die Teuffel vertrieben/ die Gesundheiten wieder gebracht/
was Würckung haben dann erst die Reliquien der jenigen/
derer Seelen schon in grosser Glori das Angesicht GOttes
anschauen.

Ich weine und traure/ wann ich sihe/ daß dergleichen
Schätze so wenig geschätzt werden bey vielen/ ich lache aber
auch/ und lach nit wenig/ wann ich mercke/ daß solche
Spöttler gerechter Massen gestrafft werden.

An. 1272. hat sich etwas absonderliches zu Crackau
in Pohlen zugetragen/ als die Königin Bona, eine Frau
Gemahlin Königs Sigismundi Primi, einmal Andacht
halber sich begeben in die Kirchen der heiligsten Dreyfal-
tigkeit/ und daselbst besucht eine Capellen/ worinn etliche
Leiber der Heiligen begraben/ hat sich unter andern Hof-
Damasen eine befunden/ welche nicht allein eines sehr
üblen Gewissen war/ sondern noch diesem Heil. Orth mit
allerley muthwilligen Gebärden eine schlechte Reverentz
erwiesen/ welches aber GOtt/ so allemal die Ehre seiner
Diener schützet/ nit ungerochen gelassen/ dann in Gegen-
wart der grossen Hofstatt/ in Ansehung des häuffigen

Volcks

Judas Iſcarioth/ wolte ſein liederliches Ende nehmen
fenbahret das Orth/ wo die Gebeiner der heiligen Roſa-
liæ
begraben/ ſo An. 1625. geſchehen/ da hat augenblick-
lich in Anſehung dieſer heiligen Reliquien der Tod muͤſſen
die Flucht geben.

Wahr iſt es/ ſagt die gantze Catholiſche Kirchen/
wahr iſt es/ ſagen alle dero Lehrer: Eine Stadt iſt nit beſ-
ſer verſehen/ ein Hauß iſt nit mehrer bereicht; ein Menſch
iſt nit beſſer bewaffnet/ eine Kirch iſt nit mehrer geziehrt/
als durch dergleichen Reliquien und Heiligthuͤmer; dann
hat der Schatten Petri, die Schweiß-Tuͤcher Pauli, da
ſie noch nit wuͤrckliche Mit-Glieder der Heiligen geweſt;
die Teuffel vertrieben/ die Geſundheiten wieder gebracht/
was Wuͤrckung haben dann erſt die Reliquien der jenigen/
derer Seelen ſchon in groſſer Glori das Angeſicht GOttes
anſchauen.

Ich weine und traure/ wann ich ſihe/ daß dergleichen
Schaͤtze ſo wenig geſchaͤtzt werden bey vielen/ ich lache aber
auch/ und lach nit wenig/ wann ich mercke/ daß ſolche
Spoͤttler gerechter Maſſen geſtrafft werden.

An. 1272. hat ſich etwas abſonderliches zu Crackau
in Pohlen zugetragen/ als die Koͤnigin Bona, eine Frau
Gemahlin Koͤnigs Sigismundi Primi, einmal Andacht
halber ſich begeben in die Kirchen der heiligſten Dreyfal-
tigkeit/ und daſelbſt beſucht eine Capellen/ worinn etliche
Leiber der Heiligen begraben/ hat ſich unter andern Hof-
Damaſen eine befunden/ welche nicht allein eines ſehr
uͤblen Gewiſſen war/ ſondern noch dieſem Heil. Orth mit
allerley muthwilligen Gebaͤrden eine ſchlechte Reverentz
erwieſen/ welches aber GOtt/ ſo allemal die Ehre ſeiner
Diener ſchuͤtzet/ nit ungerochen gelaſſen/ dann in Gegen-
wart der groſſen Hofſtatt/ in Anſehung des haͤuffigen

Volcks
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[486/0518] Judas Iſcarioth/ wolte ſein liederliches Ende nehmen fenbahret das Orth/ wo die Gebeiner der heiligen Roſa- liæ begraben/ ſo An. 1625. geſchehen/ da hat augenblick- lich in Anſehung dieſer heiligen Reliquien der Tod muͤſſen die Flucht geben. Wahr iſt es/ ſagt die gantze Catholiſche Kirchen/ wahr iſt es/ ſagen alle dero Lehrer: Eine Stadt iſt nit beſ- ſer verſehen/ ein Hauß iſt nit mehrer bereicht; ein Menſch iſt nit beſſer bewaffnet/ eine Kirch iſt nit mehrer geziehrt/ als durch dergleichen Reliquien und Heiligthuͤmer; dann hat der Schatten Petri, die Schweiß-Tuͤcher Pauli, da ſie noch nit wuͤrckliche Mit-Glieder der Heiligen geweſt; die Teuffel vertrieben/ die Geſundheiten wieder gebracht/ was Wuͤrckung haben dann erſt die Reliquien der jenigen/ derer Seelen ſchon in groſſer Glori das Angeſicht GOttes anſchauen. Ich weine und traure/ wann ich ſihe/ daß dergleichen Schaͤtze ſo wenig geſchaͤtzt werden bey vielen/ ich lache aber auch/ und lach nit wenig/ wann ich mercke/ daß ſolche Spoͤttler gerechter Maſſen geſtrafft werden. An. 1272. hat ſich etwas abſonderliches zu Crackau in Pohlen zugetragen/ als die Koͤnigin Bona, eine Frau Gemahlin Koͤnigs Sigismundi Primi, einmal Andacht halber ſich begeben in die Kirchen der heiligſten Dreyfal- tigkeit/ und daſelbſt beſucht eine Capellen/ worinn etliche Leiber der Heiligen begraben/ hat ſich unter andern Hof- Damaſen eine befunden/ welche nicht allein eines ſehr uͤblen Gewiſſen war/ ſondern noch dieſem Heil. Orth mit allerley muthwilligen Gebaͤrden eine ſchlechte Reverentz erwieſen/ welches aber GOtt/ ſo allemal die Ehre ſeiner Diener ſchuͤtzet/ nit ungerochen gelaſſen/ dann in Gegen- wart der groſſen Hofſtatt/ in Anſehung des haͤuffigen Volcks

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/518>, abgerufen am 19.05.2024.