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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas Iscarioth/ wolte sein liederliches Ende nehmen
Silber gemeiniglich schwartze Gewissen machet. Was
muß dann in diesem Trühel verschlossen seyn/ wohin du
öffters des Tags deine Augen wendest? Antwort: Er ha-
be einen aasonderlichen Schatz darinnen/ was da? sehr
kostbares Helffenbein/ was für ein Helffenbein? es seynd
die Beiner des ersten Vatters Adam/ welche ich mit mir
in die Archen genommen/ diese Gebein verehre ich als Reli-
qui
en/ weil ich weiß/ daß sie einmal werden Glor-reich
am Jüngsten Tag auferstehen. Diese Gebeiner seynd
mir ein Helffenbein/ dann sie mir ungezweiffelt in dieser
Moys Bar
[h] 1. c.
14
grösten Noth werden helffen. Also schreibet Jacobus
Edessenus,
so ein Magister ware des Heil. Ephrem.
Ja nach vollendtem Sünd-Fluß hat der fromme Noe sei-
nen Söhnen solche Heiligthümer ausgetheilt/ einem jeden
einen zimlichen Partickel verehrt/ das übrige sambt dem
Kopff/ aus Befehl GOttes/ auf dem Berg Calvari be-
graben.

Mein grosser Mann GOttes Moyles, ich sihe deine
untergebene Israeliter mit so vielen Cameelen/ so alle sehr
starck beladen/ ja es ist weder Weib noch Mann/ der nit
Bündel und Rantzen trägt/ sogar die kleine Buben haben
gestrozt volle Säck/ ich weiß es gar zu wohl/ daß nichts
anders darinn/ als lauter Silber und Gold/ die sie von
den Egyptiern erhalten: Aber deine Beut/ O Mann
GOttes! möchte ich gern sehen/ zumalen du der Vor-
nehmste in dem gantzen Volck/ und folgsam wirst du um
ein merckliches grössere Reichthümer mit dir tragen: Ich/
sagt Moyses, hab weder Silber noch Gold/ wohl aber ei-
nen andern Schatz/ was für einen? Ich hab bey mir und
Exod. 13. c.mit mir schöne Heiligthümer: Wie da? die Gebein des
Josephs/ dieses gerechten Manns GOttes/ dann weil ich

einen

Judas Iſcarioth/ wolte ſein liederliches Ende nehmen
Silber gemeiniglich ſchwartze Gewiſſen machet. Was
muß dann in dieſem Truͤhel verſchloſſen ſeyn/ wohin du
oͤffters des Tags deine Augen wendeſt? Antwort: Er ha-
be einen aaſonderlichen Schatz darinnen/ was da? ſehr
koſtbares Helffenbein/ was fuͤr ein Helffenbein? es ſeynd
die Beiner des erſten Vatters Adam/ welche ich mit mir
in die Archen genom̃en/ dieſe Gebein verehre ich als Reli-
qui
en/ weil ich weiß/ daß ſie einmal werden Glor-reich
am Juͤngſten Tag auferſtehen. Dieſe Gebeiner ſeynd
mir ein Helffenbein/ dann ſie mir ungezweiffelt in dieſer
Moyſ Bar
[h] 1. c.
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groͤſten Noth werden helffen. Alſo ſchreibet Jacobus
Edeſſenus,
ſo ein Magiſter ware des Heil. Ephrem.
Ja nach vollendtem Suͤnd-Fluß hat der fromme Noe ſei-
nen Soͤhnen ſolche Heiligthuͤmer ausgetheilt/ einem jeden
einen zimlichen Partickel verehrt/ das uͤbrige ſambt dem
Kopff/ aus Befehl GOttes/ auf dem Berg Calvari be-
graben.

Mein groſſer Mann GOttes Moyles, ich ſihe deine
untergebene Iſraeliter mit ſo vielen Cameelen/ ſo alle ſehr
ſtarck beladen/ ja es iſt weder Weib noch Mann/ der nit
Buͤndel und Rantzen traͤgt/ ſogar die kleine Buben haben
geſtrozt volle Saͤck/ ich weiß es gar zu wohl/ daß nichts
anders darinn/ als lauter Silber und Gold/ die ſie von
den Egyptiern erhalten: Aber deine Beut/ O Mann
GOttes! moͤchte ich gern ſehen/ zumalen du der Vor-
nehmſte in dem gantzen Volck/ und folgſam wirſt du um
ein merckliches groͤſſere Reichthuͤmer mit dir tragen: Ich/
ſagt Moyſes, hab weder Silber noch Gold/ wohl aber ei-
nen andern Schatz/ was fuͤr einen? Ich hab bey mir und
Exod. 13. c.mit mir ſchoͤne Heiligthuͤmer: Wie da? die Gebein des
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[484/0516] Judas Iſcarioth/ wolte ſein liederliches Ende nehmen Silber gemeiniglich ſchwartze Gewiſſen machet. Was muß dann in dieſem Truͤhel verſchloſſen ſeyn/ wohin du oͤffters des Tags deine Augen wendeſt? Antwort: Er ha- be einen aaſonderlichen Schatz darinnen/ was da? ſehr koſtbares Helffenbein/ was fuͤr ein Helffenbein? es ſeynd die Beiner des erſten Vatters Adam/ welche ich mit mir in die Archen genom̃en/ dieſe Gebein verehre ich als Reli- quien/ weil ich weiß/ daß ſie einmal werden Glor-reich am Juͤngſten Tag auferſtehen. Dieſe Gebeiner ſeynd mir ein Helffenbein/ dann ſie mir ungezweiffelt in dieſer groͤſten Noth werden helffen. Alſo ſchreibet Jacobus Edeſſenus, ſo ein Magiſter ware des Heil. Ephrem. Ja nach vollendtem Suͤnd-Fluß hat der fromme Noe ſei- nen Soͤhnen ſolche Heiligthuͤmer ausgetheilt/ einem jeden einen zimlichen Partickel verehrt/ das uͤbrige ſambt dem Kopff/ aus Befehl GOttes/ auf dem Berg Calvari be- graben. Moyſ Bar h 1. c. 14 Mein groſſer Mann GOttes Moyles, ich ſihe deine untergebene Iſraeliter mit ſo vielen Cameelen/ ſo alle ſehr ſtarck beladen/ ja es iſt weder Weib noch Mann/ der nit Buͤndel und Rantzen traͤgt/ ſogar die kleine Buben haben geſtrozt volle Saͤck/ ich weiß es gar zu wohl/ daß nichts anders darinn/ als lauter Silber und Gold/ die ſie von den Egyptiern erhalten: Aber deine Beut/ O Mann GOttes! moͤchte ich gern ſehen/ zumalen du der Vor- nehmſte in dem gantzen Volck/ und folgſam wirſt du um ein merckliches groͤſſere Reichthuͤmer mit dir tragen: Ich/ ſagt Moyſes, hab weder Silber noch Gold/ wohl aber ei- nen andern Schatz/ was fuͤr einen? Ich hab bey mir und mit mir ſchoͤne Heiligthuͤmer: Wie da? die Gebein des Joſephs/ dieſes gerechten Manns GOttes/ dann weil ich einen Exod. 13. c.

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/516>, abgerufen am 23.12.2024.