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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas Iscarioth/ wolte sein liederliches Ende nehmen
Megin, in
Vit.
in schönster und angenehmster Grüne immerzu verblei-
bet.

Mich wundert doch/ daß etliche so harte Ochsen-Köpff
anzutreffen/ welche die Heil. Reliquien so spöttlich ver-
werffen/ indeme doch hierinnfalls ein Esel sich manierlich
gezeigt. Der Esel/ worauf der Englische Lehrer Tho-
mas
zu reuten pflegte/ hat so gar Strick und Halfftern in
dem Stall abgerissen/ zu dem Grab des Heiligen gelof-
fen/ daselbsten auf die Knie niedergefallen/ dessen heiligen
Marchan-
tius.
Leib noch verehret/ und auch an demselben Orth geblie-
ben.

Aber warum seynd wir Catholische also verbaint/ daß
wir die Beiner der Heiligen verehren? Der grosse Kayser
Theodosius hat mehrmalen inständig angehalten um
den Leib des Heil. Joannis Chrysostomi, welcher vor-
hero bey Lebs-Zeiten von Constantinopel unverschul-
det ins Elend verschickt worden/ konte aber auf keine eini-
ge Weise denselben erhalten/ dann so offtman zu Corusa
in Armenien versucht die heiligen Reliquien nacher
Constantinopel zu überführen/ so ist besagter Heil. Leib
so unbeweckt/ und so schwehr gewesen/ daß er mit keinem
Gewalt von dannen hat können gebracht werden. Wie
solches erstgedachtem Kayser zu Ohren kommen/ hat er/
durch Einrahtung des Bischoffs Proculi, ein Memorial
verfertiget/ worinnen er/ der Unbill halber/ so von seinen
Eltern dem Heil. Mann seynd angethan worden/ demüh-
tigst um Vergebung gebetten/ anbey mehrmalen unter-
thänigst ersucht/ er wolle doch wieder zu seinen Sitz na-
cher Constantinopel kehren: nachdem gedachte Bitt-
Schrifft dem heiligen Cörper auf die Brust gelegt wor-
den/ hat er sich ohne alle Mühe dahin überbringen lassen.

Warum

Judas Iſcarioth/ wolte ſein liederliches Ende nehmen
Megin, in
Vit.
in ſchoͤnſter und angenehmſter Gruͤne immerzu verblei-
bet.

Mich wundert doch/ daß etliche ſo harte Ochſen-Koͤpff
anzutreffen/ welche die Heil. Reliquien ſo ſpoͤttlich ver-
werffen/ indeme doch hierinnfalls ein Eſel ſich manierlich
gezeigt. Der Eſel/ worauf der Engliſche Lehrer Tho-
mas
zu reuten pflegte/ hat ſo gar Strick und Halfftern in
dem Stall abgeriſſen/ zu dem Grab des Heiligen gelof-
fen/ daſelbſten auf die Knie niedergefallen/ deſſen heiligen
Marchan-
tius.
Leib noch verehret/ und auch an demſelben Orth geblie-
ben.

Aber warum ſeynd wir Catholiſche alſo verbaint/ daß
wir die Beiner der Heiligen verehren? Der groſſe Kayſer
Theodoſius hat mehrmalen inſtaͤndig angehalten um
den Leib des Heil. Joannis Chryſoſtomi, welcher vor-
hero bey Lebs-Zeiten von Conſtantinopel unverſchul-
det ins Elend verſchickt worden/ konte aber auf keine eini-
ge Weiſe denſelben erhalten/ dann ſo offtman zu Coruſa
in Armenien verſucht die heiligen Reliquien nacher
Conſtantinopel zu uͤberfuͤhren/ ſo iſt beſagter Heil. Leib
ſo unbeweckt/ und ſo ſchwehr geweſen/ daß er mit keinem
Gewalt von dannen hat koͤnnen gebracht werden. Wie
ſolches erſtgedachtem Kayſer zu Ohren kommen/ hat er/
durch Einrahtung des Biſchoffs Proculi, ein Memorial
verfertiget/ worinnen er/ der Unbill halber/ ſo von ſeinen
Eltern dem Heil. Mann ſeynd angethan worden/ demuͤh-
tigſt um Vergebung gebetten/ anbey mehrmalen unter-
thaͤnigſt erſucht/ er wolle doch wieder zu ſeinen Sitz na-
cher Conſtantinopel kehren: nachdem gedachte Bitt-
Schrifft dem heiligen Coͤrper auf die Bruſt gelegt wor-
den/ hat er ſich ohne alle Muͤhe dahin uͤberbringen laſſen.

Warum
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[482/0514] Judas Iſcarioth/ wolte ſein liederliches Ende nehmen in ſchoͤnſter und angenehmſter Gruͤne immerzu verblei- bet. Megin, in Vit. Mich wundert doch/ daß etliche ſo harte Ochſen-Koͤpff anzutreffen/ welche die Heil. Reliquien ſo ſpoͤttlich ver- werffen/ indeme doch hierinnfalls ein Eſel ſich manierlich gezeigt. Der Eſel/ worauf der Engliſche Lehrer Tho- mas zu reuten pflegte/ hat ſo gar Strick und Halfftern in dem Stall abgeriſſen/ zu dem Grab des Heiligen gelof- fen/ daſelbſten auf die Knie niedergefallen/ deſſen heiligen Leib noch verehret/ und auch an demſelben Orth geblie- ben. Marchan- tius. Aber warum ſeynd wir Catholiſche alſo verbaint/ daß wir die Beiner der Heiligen verehren? Der groſſe Kayſer Theodoſius hat mehrmalen inſtaͤndig angehalten um den Leib des Heil. Joannis Chryſoſtomi, welcher vor- hero bey Lebs-Zeiten von Conſtantinopel unverſchul- det ins Elend verſchickt worden/ konte aber auf keine eini- ge Weiſe denſelben erhalten/ dann ſo offtman zu Coruſa in Armenien verſucht die heiligen Reliquien nacher Conſtantinopel zu uͤberfuͤhren/ ſo iſt beſagter Heil. Leib ſo unbeweckt/ und ſo ſchwehr geweſen/ daß er mit keinem Gewalt von dannen hat koͤnnen gebracht werden. Wie ſolches erſtgedachtem Kayſer zu Ohren kommen/ hat er/ durch Einrahtung des Biſchoffs Proculi, ein Memorial verfertiget/ worinnen er/ der Unbill halber/ ſo von ſeinen Eltern dem Heil. Mann ſeynd angethan worden/ demuͤh- tigſt um Vergebung gebetten/ anbey mehrmalen unter- thaͤnigſt erſucht/ er wolle doch wieder zu ſeinen Sitz na- cher Conſtantinopel kehren: nachdem gedachte Bitt- Schrifft dem heiligen Coͤrper auf die Bruſt gelegt wor- den/ hat er ſich ohne alle Muͤhe dahin uͤberbringen laſſen. Warum

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/514>, abgerufen am 19.05.2024.