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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas/ der unverschamte und Lasterhaffte Gesell/
nen/ so gar die Sünder werden ihre Zuflucht bey dieser
Mutter nehmen.

An. 1525. hat der Vice-König zu Neapel neben an-
dern Heiligthümern den Religiosen St. Francisci de
Paula
daselbst aus sonderen hohen Gnaden verehrt ein
Chrystallenes Geschirr/ worinnen aufbehalten ist die rein-
ste Milch der übergebenedeyten Mutter GOttes Mariae/
diese sihet aus wie eine gestockte weise Kreyden/ aber alle
Jahr/ ein ewiges Wunder-Werck! alle Jahr den 15 ten
Augusti, als am Tage ihrer Glor-reichen Himmelfahrt/
pflegt solche Milch in jedermans Angesicht auf ein neues zu
zergehen und zerfliessen; aus welchem dann sattsam abzu-
nehmen/ daß sie noch je und allemal eine Mutter wolle
seyn/ ihre Gnaden-Milch den jenigen wolle spendiren/
die sie als eine Mutter anruffen. Wolan dann sündiger
Mensch/ verzage nit/ diese Mutter macht dir wieder ei-
nen guten Muth.

Ich will mich ein wenig von der abgeschmachen Er-
den in die Höhe begeben/ und diß ist eine ehrliche Reise.
Erstlich wird der Lufft in drey Regiones oder Landschaff-
ten ausgetheilt: in die untere/ in die mittere/ und in die
oberste. In der unteren leben wir/ und wohnen wir/
und in solche Region des Luffts ist soweit hinauf/ als
weit die Sonnen-Strahlen von der Erden wieder re-
flecti
ret/ und aufwärts zuruck getrieben werden.
In der mitteren Region oder Abtheilung wird Regen/
Schnee/ Donner/ Hagel und der Blitz/ auch dergleichen
Witterung gekocht. In der obersten Region oder Luffts-
Gaden ist es gantz Wind-still/ und immerdar heiter.
Ober diesen Element des Luffts/ ist das Element des
Feuers/ allda hat es seinen natürlichen Sitz/ dahero sehen
wir/ daß alles auf Erden angezündete Feuer über sich

trach-

Judas/ der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell/
nen/ ſo gar die Suͤnder werden ihre Zuflucht bey dieſer
Mutter nehmen.

An. 1525. hat der Vice-Koͤnig zu Neapel neben an-
dern Heiligthuͤmern den Religioſen St. Franciſci de
Paula
daſelbſt aus ſonderen hohen Gnaden verehrt ein
Chryſtallenes Geſchirr/ worinnen aufbehalten iſt die rein-
ſte Milch der uͤbergebenedeyten Mutter GOttes Mariæ/
dieſe ſihet aus wie eine geſtockte weiſe Kreyden/ aber alle
Jahr/ ein ewiges Wunder-Werck! alle Jahr den 15 ten
Auguſti, als am Tage ihrer Glor-reichen Himmelfahrt/
pflegt ſolche Milch in jedeꝛmans Angeſicht auf ein neues zu
zergehen und zerflieſſen; aus welchem dann ſattſam abzu-
nehmen/ daß ſie noch je und allemal eine Mutter wolle
ſeyn/ ihre Gnaden-Milch den jenigen wolle ſpendiren/
die ſie als eine Mutter anruffen. Wolan dann ſuͤndiger
Menſch/ verzage nit/ dieſe Mutter macht dir wieder ei-
nen guten Muth.

Ich will mich ein wenig von der abgeſchmachen Er-
den in die Hoͤhe begeben/ und diß iſt eine ehrliche Reiſe.
Erſtlich wird der Lufft in drey Regiones oder Landſchaff-
ten ausgetheilt: in die untere/ in die mittere/ und in die
oberſte. In der unteren leben wir/ und wohnen wir/
und in ſolche Region des Luffts iſt ſoweit hinauf/ als
weit die Sonnen-Strahlen von der Erden wieder re-
flecti
ret/ und aufwaͤrts zuruck getrieben werden.
In der mitteren Region oder Abtheilung wird Regen/
Schnee/ Donner/ Hagel und der Blitz/ auch dergleichen
Witterung gekocht. In der oberſten Region oder Luffts-
Gaden iſt es gantz Wind-ſtill/ und immerdar heiter.
Ober dieſen Element des Luffts/ iſt das Element des
Feuers/ allda hat es ſeinen natuͤrlichen Sitz/ dahero ſehen
wir/ daß alles auf Erden angezuͤndete Feuer uͤber ſich

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[468/0500] Judas/ der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell/ nen/ ſo gar die Suͤnder werden ihre Zuflucht bey dieſer Mutter nehmen. An. 1525. hat der Vice-Koͤnig zu Neapel neben an- dern Heiligthuͤmern den Religioſen St. Franciſci de Paula daſelbſt aus ſonderen hohen Gnaden verehrt ein Chryſtallenes Geſchirr/ worinnen aufbehalten iſt die rein- ſte Milch der uͤbergebenedeyten Mutter GOttes Mariæ/ dieſe ſihet aus wie eine geſtockte weiſe Kreyden/ aber alle Jahr/ ein ewiges Wunder-Werck! alle Jahr den 15 ten Auguſti, als am Tage ihrer Glor-reichen Himmelfahrt/ pflegt ſolche Milch in jedeꝛmans Angeſicht auf ein neues zu zergehen und zerflieſſen; aus welchem dann ſattſam abzu- nehmen/ daß ſie noch je und allemal eine Mutter wolle ſeyn/ ihre Gnaden-Milch den jenigen wolle ſpendiren/ die ſie als eine Mutter anruffen. Wolan dann ſuͤndiger Menſch/ verzage nit/ dieſe Mutter macht dir wieder ei- nen guten Muth. Ich will mich ein wenig von der abgeſchmachen Er- den in die Hoͤhe begeben/ und diß iſt eine ehrliche Reiſe. Erſtlich wird der Lufft in drey Regiones oder Landſchaff- ten ausgetheilt: in die untere/ in die mittere/ und in die oberſte. In der unteren leben wir/ und wohnen wir/ und in ſolche Region des Luffts iſt ſoweit hinauf/ als weit die Sonnen-Strahlen von der Erden wieder re- flectiret/ und aufwaͤrts zuruck getrieben werden. In der mitteren Region oder Abtheilung wird Regen/ Schnee/ Donner/ Hagel und der Blitz/ auch dergleichen Witterung gekocht. In der oberſten Region oder Luffts- Gaden iſt es gantz Wind-ſtill/ und immerdar heiter. Ober dieſen Element des Luffts/ iſt das Element des Feuers/ allda hat es ſeinen natuͤrlichen Sitz/ dahero ſehen wir/ daß alles auf Erden angezuͤndete Feuer uͤber ſich trach-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/500>, abgerufen am 23.12.2024.