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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas/ der unverschamte und Lasterhaffte Gesell/
und meistens verfehlt/ also hat er/ aus ohnbändigem Zorn/
den Ballen auf ein gemeines geschnitzeltes Mariä-Bild
geworffen/ und dem Kindlein JESU das rechte Aermel
gebrochen/ was geschicht? nit lang hernach ist ihme seine
Hift. Carm
rom. 2. l.
8.
Frau niederkommen/ hat ein Knäbel gebohren/ aber ohne
rechten Armb/ woraus er erst seinen Fehler erkennt/ und ist
nachgehends besagtes Bild sehr verehrt worden.

Zu Panormi in dem Frauen-Closter de Cancella-
ria
genannt/ ist ein sehr schönes Gnaden-Bild der Mut-
ter GOttes/ welches die Perl-Frau heist/ und rühret
Pir[a]hus in
Pano[rmit].
solcher Namen daher/ An. 1540. hat ein vermessener Ge-
sell ein sehr schönes und kostbares Perl von diesem Bild
entfremdet/ aber von selbigem Augenblick an/ die Hand nit
mehr können aufmachen/ so lang und so viel/ biß er solche
Frechheit bereuet/ und das Perl wieder zuruck geben.

Wehe den jenigen/ welche die Vorbitt der Mutter
GOttes Maria verachten. Das Wörtl Mutter ist
gantz nahend verwandt dem Wörtl Muth. Ich elender
sündiger Mensch/ der ich bloß den Namen trag eines
Christen/ der ich in dem heiligen Tauff hab abgesagt dem
bösen Feind und allem seinem Anhang/ und doch so viel
hundertmal diß mein Versprechen nit gehalten/ ich arm-
seeliger Tropff/ der ich mehrmalen das Majorat meiner
Seelen mit dem Esau um ein schlechtes Linsen-Koch ver-
tändelt: O/ ich boshafftes Adams-Kind/ der ich so offt
den Barabbam meinem Heyland JESU habe vorgezo-
gen; Ich traue mir nit mehr meinem GOtt unter die Au-
gen zu tretten/ Ich hab gesündiget mit dem stoltzen Ab-
salon,
mit dem Gottslästerigen Achab; Wehe mir!
Ich hab gesündiget mit dem verbuhlten Amon: Wehe
mir! Ich hab gesündiget mit dem versoffnen Holoferne;

Wehe

Judas/ der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell/
und meiſtens verfehlt/ alſo hat er/ aus ohnbaͤndigem Zorn/
den Ballen auf ein gemeines geſchnitzeltes Mariaͤ-Bild
geworffen/ und dem Kindlein JESU das rechte Aermel
gebrochen/ was geſchicht? nit lang hernach iſt ihme ſeine
Hift. Carm
rom. 2. l.
8.
Frau niederkommen/ hat ein Knaͤbel gebohren/ aber ohne
rechten Armb/ woraus er erſt ſeinen Fehler erkennt/ und iſt
nachgehends beſagtes Bild ſehr verehrt worden.

Zu Panormi in dem Frauen-Cloſter de Cancella-
ria
genannt/ iſt ein ſehr ſchoͤnes Gnaden-Bild der Mut-
ter GOttes/ welches die Perl-Frau heiſt/ und ruͤhret
Pir[a]hus in
Pano[rmit].
ſolcher Namen daher/ An. 1540. hat ein vermeſſener Ge-
ſell ein ſehr ſchoͤnes und koſtbares Perl von dieſem Bild
entfremdet/ aber von ſelbigem Augenblick an/ die Hand nit
mehr koͤnnen aufmachen/ ſo lang und ſo viel/ biß er ſolche
Frechheit bereuet/ und das Perl wieder zuruck geben.

Wehe den jenigen/ welche die Vorbitt der Mutter
GOttes Maria verachten. Das Woͤrtl Mutter iſt
gantz nahend verwandt dem Woͤrtl Muth. Ich elender
ſuͤndiger Menſch/ der ich bloß den Namen trag eines
Chriſten/ der ich in dem heiligen Tauff hab abgeſagt dem
boͤſen Feind und allem ſeinem Anhang/ und doch ſo viel
hundertmal diß mein Verſprechen nit gehalten/ ich arm-
ſeeliger Tropff/ der ich mehrmalen das Majorat meiner
Seelen mit dem Eſau um ein ſchlechtes Linſen-Koch ver-
taͤndelt: O/ ich boshafftes Adams-Kind/ der ich ſo offt
den Barabbam meinem Heyland JESU habe vorgezo-
gen; Ich traue mir nit mehr meinem GOtt unter die Au-
gen zu tretten/ Ich hab geſuͤndiget mit dem ſtoltzen Ab-
ſalon,
mit dem Gottslaͤſterigen Achab; Wehe mir!
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mir! Ich hab geſuͤndiget mit dem verſoffnen Holoferne;

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[466/0498] Judas/ der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell/ und meiſtens verfehlt/ alſo hat er/ aus ohnbaͤndigem Zorn/ den Ballen auf ein gemeines geſchnitzeltes Mariaͤ-Bild geworffen/ und dem Kindlein JESU das rechte Aermel gebrochen/ was geſchicht? nit lang hernach iſt ihme ſeine Frau niederkommen/ hat ein Knaͤbel gebohren/ aber ohne rechten Armb/ woraus er erſt ſeinen Fehler erkennt/ und iſt nachgehends beſagtes Bild ſehr verehrt worden. Hift. Carm rom. 2. l. 8. Zu Panormi in dem Frauen-Cloſter de Cancella- ria genannt/ iſt ein ſehr ſchoͤnes Gnaden-Bild der Mut- ter GOttes/ welches die Perl-Frau heiſt/ und ruͤhret ſolcher Namen daher/ An. 1540. hat ein vermeſſener Ge- ſell ein ſehr ſchoͤnes und koſtbares Perl von dieſem Bild entfremdet/ aber von ſelbigem Augenblick an/ die Hand nit mehr koͤnnen aufmachen/ ſo lang und ſo viel/ biß er ſolche Frechheit bereuet/ und das Perl wieder zuruck geben. Pirahus in Panormit. Wehe den jenigen/ welche die Vorbitt der Mutter GOttes Maria verachten. Das Woͤrtl Mutter iſt gantz nahend verwandt dem Woͤrtl Muth. Ich elender ſuͤndiger Menſch/ der ich bloß den Namen trag eines Chriſten/ der ich in dem heiligen Tauff hab abgeſagt dem boͤſen Feind und allem ſeinem Anhang/ und doch ſo viel hundertmal diß mein Verſprechen nit gehalten/ ich arm- ſeeliger Tropff/ der ich mehrmalen das Majorat meiner Seelen mit dem Eſau um ein ſchlechtes Linſen-Koch ver- taͤndelt: O/ ich boshafftes Adams-Kind/ der ich ſo offt den Barabbam meinem Heyland JESU habe vorgezo- gen; Ich traue mir nit mehr meinem GOtt unter die Au- gen zu tretten/ Ich hab geſuͤndiget mit dem ſtoltzen Ab- ſalon, mit dem Gottslaͤſterigen Achab; Wehe mir! Ich hab geſuͤndiget mit dem verbuhlten Amon: Wehe mir! Ich hab geſuͤndiget mit dem verſoffnen Holoferne; Wehe

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/498>, abgerufen am 19.05.2024.