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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas/ der unverschämte und Lasterhaffte Gesell/
bey solchen Zeiten gibt es allerley Geflüglwerck. Durch
das rothe Meer hat Moyses die Israeliter in Zunfft-
weise also ausgetheilet/ daß eine jede Zunfft einen beson-
dern Weeg durch passirt/ aber dermalen bey unsern Kirch-
fahrten ist es anderst beschaffen/ die meisten lauffen offt
mit der Zunfft Levi, oder gar Leviatan, dort hat Moy-
ses die Männer geführt/ seine Schwester Maria die Wei-
ber/ jetzt ist solcher heiliger March wie ein Ritscher/ der in
Linsen und Erbes bestehet/ woraus dann mehrmalen nit
grosse Auferbaulichkeit erfolgt. Ungeacht dieses seynd
die Wahlfarten auf keine Weise zu verwerffen/ dann
wann eine Speiß bey der Tafel ungeschmach ist/ folgt nit/
daß man alle andere hinter die Thür werffe/ und dem
Melampus ein Panquet zurichte. Wahlfarten seynd
gangen Constantinus, Helena, Alexius, Rochus,
Colomannus, Eudoxia, Melania, Paula, Hierony-
mus, Joan. Damascenus,
und unzahlbare viel andere
Heilige mehrer. Heilig und heilsam ist dergleichen Orth
zu besuchen/ welche GOtt und die Mutter GOttes sambt
allen Heiligen zu sondern Gnaden-Thron haben auser-
kiesen. Vor diesem ist das Schwemm-Teich zu Jerusa-
lem ein solches Orth gewesen/ allwo alle Kranckheiten und
preßhaffte Mängel seynd wunderbarlich gewendet wor-
den. Anjetzo an statt desselben gibt es unterschiedliche
heilige Oerther in allen Christlichen Landschafften/ allwo
die Menschen solche Gutthaten empfangen/ dergleichen
zu Loreta in Italia/ zu Serrato in Spanien/ zu Car-
noti
in Franckreich/ zum heiligen Berg in Böheim/ zu
Einsidlen in der Schweitz/ zu Zell in Steuermarckt/ zu
Alten-Oeting in Bayern/ zu Luggau in Cärndten/ zu
Grünthal in Braband/ zu Wien in Oesterreich/ zu Müh-

len

Judas/ der unverſchaͤmte und Laſterhaffte Geſell/
bey ſolchen Zeiten gibt es allerley Gefluͤglwerck. Durch
das rothe Meer hat Moyſes die Iſraeliter in Zunfft-
weiſe alſo ausgetheilet/ daß eine jede Zunfft einen beſon-
dern Weeg durch paſſirt/ aber dermalen bey unſern Kirch-
fahrten iſt es anderſt beſchaffen/ die meiſten lauffen offt
mit der Zunfft Levi, oder gar Leviatan, dort hat Moy-
ſes die Maͤnner gefuͤhrt/ ſeine Schweſter Maria die Wei-
ber/ jetzt iſt ſolcher heiliger March wie ein Ritſcher/ der in
Linſen und Erbes beſtehet/ woraus dann mehrmalen nit
groſſe Auferbaulichkeit erfolgt. Ungeacht dieſes ſeynd
die Wahlfarten auf keine Weiſe zu verwerffen/ dann
wann eine Speiß bey der Tafel ungeſchmach iſt/ folgt nit/
daß man alle andere hinter die Thuͤr werffe/ und dem
Melampus ein Panquet zurichte. Wahlfarten ſeynd
gangen Conſtantinus, Helena, Alexius, Rochus,
Colomannus, Eudoxia, Melania, Paula, Hierony-
mus, Joan. Damaſcenus,
und unzahlbare viel andere
Heilige mehrer. Heilig und heilſam iſt dergleichen Orth
zu beſuchen/ welche GOtt und die Mutter GOttes ſambt
allen Heiligen zu ſondern Gnaden-Thron haben auser-
kieſen. Vor dieſem iſt das Schwemm-Teich zu Jeruſa-
lem ein ſolches Orth geweſen/ allwo alle Kranckheiten und
preßhaffte Maͤngel ſeynd wunderbarlich gewendet wor-
den. Anjetzo an ſtatt deſſelben gibt es unterſchiedliche
heilige Oerther in allen Chriſtlichen Landſchafften/ allwo
die Menſchen ſolche Gutthaten empfangen/ dergleichen
zu Loreta in Italia/ zu Serrato in Spanien/ zu Car-
noti
in Franckreich/ zum heiligen Berg in Boͤheim/ zu
Einſidlen in der Schweitz/ zu Zell in Steuermarckt/ zu
Alten-Oeting in Bayern/ zu Luggau in Caͤrndten/ zu
Gruͤnthal in Braband/ zu Wien in Oeſterreich/ zu Muͤh-

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[462/0494] Judas/ der unverſchaͤmte und Laſterhaffte Geſell/ bey ſolchen Zeiten gibt es allerley Gefluͤglwerck. Durch das rothe Meer hat Moyſes die Iſraeliter in Zunfft- weiſe alſo ausgetheilet/ daß eine jede Zunfft einen beſon- dern Weeg durch paſſirt/ aber dermalen bey unſern Kirch- fahrten iſt es anderſt beſchaffen/ die meiſten lauffen offt mit der Zunfft Levi, oder gar Leviatan, dort hat Moy- ſes die Maͤnner gefuͤhrt/ ſeine Schweſter Maria die Wei- ber/ jetzt iſt ſolcher heiliger March wie ein Ritſcher/ der in Linſen und Erbes beſtehet/ woraus dann mehrmalen nit groſſe Auferbaulichkeit erfolgt. Ungeacht dieſes ſeynd die Wahlfarten auf keine Weiſe zu verwerffen/ dann wann eine Speiß bey der Tafel ungeſchmach iſt/ folgt nit/ daß man alle andere hinter die Thuͤr werffe/ und dem Melampus ein Panquet zurichte. Wahlfarten ſeynd gangen Conſtantinus, Helena, Alexius, Rochus, Colomannus, Eudoxia, Melania, Paula, Hierony- mus, Joan. Damaſcenus, und unzahlbare viel andere Heilige mehrer. Heilig und heilſam iſt dergleichen Orth zu beſuchen/ welche GOtt und die Mutter GOttes ſambt allen Heiligen zu ſondern Gnaden-Thron haben auser- kieſen. Vor dieſem iſt das Schwemm-Teich zu Jeruſa- lem ein ſolches Orth geweſen/ allwo alle Kranckheiten und preßhaffte Maͤngel ſeynd wunderbarlich gewendet wor- den. Anjetzo an ſtatt deſſelben gibt es unterſchiedliche heilige Oerther in allen Chriſtlichen Landſchafften/ allwo die Menſchen ſolche Gutthaten empfangen/ dergleichen zu Loreta in Italia/ zu Serrato in Spanien/ zu Car- noti in Franckreich/ zum heiligen Berg in Boͤheim/ zu Einſidlen in der Schweitz/ zu Zell in Steuermarckt/ zu Alten-Oeting in Bayern/ zu Luggau in Caͤrndten/ zu Gruͤnthal in Braband/ zu Wien in Oeſterreich/ zu Muͤh- len

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/494>, abgerufen am 19.05.2024.