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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas/ der unverschamte und Lasterhaffte Gesell/
Num. 53.

Wehe den jenigen/ welche der Mutter GOttes un-
befleckte Jungfrau verachten. Moyses, der grosse Mann
GOttes/ hat einmal 12. Kundschaffter ausgeschickt/ mit
dem ernstlichem Befehl/ daß sie das gelobte Land sollen
besichtigen/ und nachmals umständig berichten/ wie eins
und das andere seye beschaffen. Diese vollziehen den Be-
fehl ihres Führers/ gelangen auch an besagte so stattliche
Landschafften/ und zum gewissen Kenn- und Wahr-Zei-
chen/ daß solches voller Milch und Honig und aller Frucht-
barkeit haben sie einen Wein-Trauben abgeschnitten/
welche so groß und schwehr/ daß solche kaum ihrer zwey
starcke Männer tragen konten: Mit dieser Rarität kom-
men sie zuruck zu Moyse und gantzem Volck Israel/ und
haben nit gnug erzehlen können/ von dem auserleßnen
Grund und Boden desselbigen Lands/ aber anbey haben
sie/ um weilen darinnen so starcke und feste Städte/ dem
Volck alle Hoffnung genommen/ selbiges zu ererben/ ja
sie haben allenthalben ausgesagt/ daß solche grosse und
ungeheure Männer aus dem Geschlecht Enac darinnen
seynd/ gegen denen sie wie die Heuschröcken hersahen/
quasi locustae videbamur, mit solchen Heuschröcken thä-
ten sie das Volck schröcken/ daß keinem die Zähn gewäs-
sert nach solchem Land. Diese waren vermeßne Maul-
macher/ unverschamte Schwätzer/ daß sie die grosse
Weintrauben haben abgeschnitten/ das glaub ich/ daß
sie aber auch in Beschreibung der grossen Männer haben
aufgeschnitten/ das glaub ich auch/ dann vorwahr ein
ungereimte Gleichnuß/ daß sie nur sollen seyn gewesen
wie die Heuschrecken gegen denselbigen Kerln.

Aber das ist gewiß/ daß aller heiligen Jungfrauen/
die da gewest/ und noch seynd/ und seyn werden/ aller de-

ro Rei-
Judas/ der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell/
Num. 53.

Wehe den jenigen/ welche der Mutter GOttes un-
befleckte Jungfrau verachten. Moyſes, der groſſe Mann
GOttes/ hat einmal 12. Kundſchaffter ausgeſchickt/ mit
dem ernſtlichem Befehl/ daß ſie das gelobte Land ſollen
beſichtigen/ und nachmals umſtaͤndig berichten/ wie eins
und das andere ſeye beſchaffen. Dieſe vollziehen den Be-
fehl ihres Fuͤhrers/ gelangen auch an beſagte ſo ſtattliche
Landſchafften/ und zum gewiſſen Kenn- und Wahr-Zei-
chen/ daß ſolches voller Milch und Honig und aller Frucht-
barkeit haben ſie einen Wein-Trauben abgeſchnitten/
welche ſo groß und ſchwehr/ daß ſolche kaum ihrer zwey
ſtarcke Maͤnner tragen konten: Mit dieſer Raritaͤt kom-
men ſie zuruck zu Moyſe und gantzem Volck Iſrael/ und
haben nit gnug erzehlen koͤnnen/ von dem auserleßnen
Grund und Boden deſſelbigen Lands/ aber anbey haben
ſie/ um weilen darinnen ſo ſtarcke und feſte Staͤdte/ dem
Volck alle Hoffnung genommen/ ſelbiges zu ererben/ ja
ſie haben allenthalben ausgeſagt/ daß ſolche groſſe und
ungeheure Maͤnner aus dem Geſchlecht Enac darinnen
ſeynd/ gegen denen ſie wie die Heuſchroͤcken herſahen/
quaſi locuſtæ videbamur, mit ſolchen Heuſchroͤcken thaͤ-
ten ſie das Volck ſchroͤcken/ daß keinem die Zaͤhn gewaͤſ-
ſert nach ſolchem Land. Dieſe waren vermeßne Maul-
macher/ unverſchamte Schwaͤtzer/ daß ſie die groſſe
Weintrauben haben abgeſchnitten/ das glaub ich/ daß
ſie aber auch in Beſchreibung der groſſen Maͤnner haben
aufgeſchnitten/ das glaub ich auch/ dann vorwahr ein
ungereimte Gleichnuß/ daß ſie nur ſollen ſeyn geweſen
wie die Heuſchrecken gegen denſelbigen Kerln.

Aber das iſt gewiß/ daß aller heiligen Jungfrauen/
die da geweſt/ und noch ſeynd/ und ſeyn werden/ aller de-

ro Rei-
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[456/0488] Judas/ der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell/ Wehe den jenigen/ welche der Mutter GOttes un- befleckte Jungfrau verachten. Moyſes, der groſſe Mann GOttes/ hat einmal 12. Kundſchaffter ausgeſchickt/ mit dem ernſtlichem Befehl/ daß ſie das gelobte Land ſollen beſichtigen/ und nachmals umſtaͤndig berichten/ wie eins und das andere ſeye beſchaffen. Dieſe vollziehen den Be- fehl ihres Fuͤhrers/ gelangen auch an beſagte ſo ſtattliche Landſchafften/ und zum gewiſſen Kenn- und Wahr-Zei- chen/ daß ſolches voller Milch und Honig und aller Frucht- barkeit haben ſie einen Wein-Trauben abgeſchnitten/ welche ſo groß und ſchwehr/ daß ſolche kaum ihrer zwey ſtarcke Maͤnner tragen konten: Mit dieſer Raritaͤt kom- men ſie zuruck zu Moyſe und gantzem Volck Iſrael/ und haben nit gnug erzehlen koͤnnen/ von dem auserleßnen Grund und Boden deſſelbigen Lands/ aber anbey haben ſie/ um weilen darinnen ſo ſtarcke und feſte Staͤdte/ dem Volck alle Hoffnung genommen/ ſelbiges zu ererben/ ja ſie haben allenthalben ausgeſagt/ daß ſolche groſſe und ungeheure Maͤnner aus dem Geſchlecht Enac darinnen ſeynd/ gegen denen ſie wie die Heuſchroͤcken herſahen/ quaſi locuſtæ videbamur, mit ſolchen Heuſchroͤcken thaͤ- ten ſie das Volck ſchroͤcken/ daß keinem die Zaͤhn gewaͤſ- ſert nach ſolchem Land. Dieſe waren vermeßne Maul- macher/ unverſchamte Schwaͤtzer/ daß ſie die groſſe Weintrauben haben abgeſchnitten/ das glaub ich/ daß ſie aber auch in Beſchreibung der groſſen Maͤnner haben aufgeſchnitten/ das glaub ich auch/ dann vorwahr ein ungereimte Gleichnuß/ daß ſie nur ſollen ſeyn geweſen wie die Heuſchrecken gegen denſelbigen Kerln. Aber das iſt gewiß/ daß aller heiligen Jungfrauen/ die da geweſt/ und noch ſeynd/ und ſeyn werden/ aller de- ro Rei-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/488>, abgerufen am 27.05.2024.