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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas will erst auf die letzt gut thun/
ses vorgenommen/ an einem Catharr erstickt/ der seine
Scheuren hat wollen weiter machen/ dem ist der Halß zu
eng worden/ der reiche Limmel hat vermeynt/ er werde
noch viel Jahr leben. O Narr! und grösser als vier Klaff-
ter lang? indem du dir ein langes Leben versprochen/ da
du doch keine Viertelstund versichert bist vor dem Tod/ die
gantze Zeit/ so dir zugehörig/ bestehet in dem eintzigen
jetzt/ das hernacher ist dir gantz ungewiß/ und stehet sol-
ches pur in den Händen GOttes.

Es ist wahr/ es scheinet fast nichts/ das GOtt dem
HErrn angenehmer seye/ als die Buß. Der H. Am-
brosius
vermeynet gäntzlich/ daß derentwegen Christus
der HErr habe wollen gebohren werden/ aus dem Stam-
men und Hauß David/ weilen der David ein Büsser ge-
wesen. Der allererste/ deme GOttes Sohn das Para-
deiß/ den Himmel/ und die Seeligkeit versprochen/ ist ein
Büsser gewesen/ benantlichen der rechte Schächer Dis-
mas.
Die allererste/ so der gebenedeyte Erlöser nach sei-
ner glorreichen Urständ erschienen/ ist ein Büsserin ge-
wesen/ nemlichen Magdalena. Der allererste Römische
Pabst/ den er als ein sichtbares Haubt seiner Kirchen
vorgestellt/ ist ein Büsser gewesen/ benantlichen Petrus.
Man weiß gar wol/ daß alles in dem alten Testament ein
Figur und Vorbildung gewesen des Neuen/ dort wie die
Rebecca dem Jacob befohlen/ er solle 2. Böcklein holen/
die wolle sie dem Isaac, als seinem lieben Vatter/ gar gut
kochen und zurichten. Die Rebecca hat bedeutet die
Buß/ als welche das Bockfleisch der Sünden also gut zu-
richtet/ daß GOtt ein sonderes Wolgefallen daran hat.
Gewiß ist es/ daß ein Lämbl/ so dem Wolff abgejagt wor-
den/ weit mürber/ als ein anders/ so die Zähn dieses Schaf-

diebs

Judas will erſt auf die letzt gut thun/
ſes vorgenommen/ an einem Catharr erſtickt/ der ſeine
Scheuren hat wollen weiter machen/ dem iſt der Halß zu
eng worden/ der reiche Limmel hat vermeynt/ er werde
noch viel Jahr leben. O Narr! und groͤſſer als vier Klaff-
ter lang? indem du dir ein langes Leben verſprochen/ da
du doch keine Viertelſtund verſichert biſt vor dem Tod/ die
gantze Zeit/ ſo dir zugehoͤrig/ beſtehet in dem eintzigen
jetzt/ das hernacher iſt dir gantz ungewiß/ und ſtehet ſol-
ches pur in den Haͤnden GOttes.

Es iſt wahr/ es ſcheinet faſt nichts/ das GOtt dem
HErrn angenehmer ſeye/ als die Buß. Der H. Am-
broſius
vermeynet gaͤntzlich/ daß derentwegen Chriſtus
der HErr habe wollen gebohren werden/ aus dem Stam-
men und Hauß David/ weilen der David ein Buͤſſer ge-
weſen. Der allererſte/ deme GOttes Sohn das Para-
deiß/ den Himmel/ und die Seeligkeit verſprochen/ iſt ein
Buͤſſer geweſen/ benantlichen der rechte Schaͤcher Dis-
mas.
Die allererſte/ ſo der gebenedeyte Erloͤſer nach ſei-
ner glorreichen Urſtaͤnd erſchienen/ iſt ein Buͤſſerin ge-
weſen/ nemlichen Magdalena. Der allererſte Roͤmiſche
Pabſt/ den er als ein ſichtbares Haubt ſeiner Kirchen
vorgeſtellt/ iſt ein Buͤſſer geweſen/ benantlichen Petrus.
Man weiß gar wol/ daß alles in dem alten Teſtament ein
Figur und Vorbildung geweſen des Neuen/ dort wie die
Rebecca dem Jacob befohlen/ er ſolle 2. Boͤcklein holen/
die wolle ſie dem Iſaac, als ſeinem lieben Vatter/ gar gut
kochen und zurichten. Die Rebecca hat bedeutet die
Buß/ als welche das Bockfleiſch der Suͤnden alſo gut zu-
richtet/ daß GOtt ein ſonderes Wolgefallen daran hat.
Gewiß iſt es/ daß ein Laͤmbl/ ſo dem Wolff abgejagt wor-
den/ weit muͤrber/ als ein anders/ ſo die Zaͤhn dieſes Schaf-

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[418/0450] Judas will erſt auf die letzt gut thun/ ſes vorgenommen/ an einem Catharr erſtickt/ der ſeine Scheuren hat wollen weiter machen/ dem iſt der Halß zu eng worden/ der reiche Limmel hat vermeynt/ er werde noch viel Jahr leben. O Narr! und groͤſſer als vier Klaff- ter lang? indem du dir ein langes Leben verſprochen/ da du doch keine Viertelſtund verſichert biſt vor dem Tod/ die gantze Zeit/ ſo dir zugehoͤrig/ beſtehet in dem eintzigen jetzt/ das hernacher iſt dir gantz ungewiß/ und ſtehet ſol- ches pur in den Haͤnden GOttes. Es iſt wahr/ es ſcheinet faſt nichts/ das GOtt dem HErrn angenehmer ſeye/ als die Buß. Der H. Am- broſius vermeynet gaͤntzlich/ daß derentwegen Chriſtus der HErr habe wollen gebohren werden/ aus dem Stam- men und Hauß David/ weilen der David ein Buͤſſer ge- weſen. Der allererſte/ deme GOttes Sohn das Para- deiß/ den Himmel/ und die Seeligkeit verſprochen/ iſt ein Buͤſſer geweſen/ benantlichen der rechte Schaͤcher Dis- mas. Die allererſte/ ſo der gebenedeyte Erloͤſer nach ſei- ner glorreichen Urſtaͤnd erſchienen/ iſt ein Buͤſſerin ge- weſen/ nemlichen Magdalena. Der allererſte Roͤmiſche Pabſt/ den er als ein ſichtbares Haubt ſeiner Kirchen vorgeſtellt/ iſt ein Buͤſſer geweſen/ benantlichen Petrus. Man weiß gar wol/ daß alles in dem alten Teſtament ein Figur und Vorbildung geweſen des Neuen/ dort wie die Rebecca dem Jacob befohlen/ er ſolle 2. Boͤcklein holen/ die wolle ſie dem Iſaac, als ſeinem lieben Vatter/ gar gut kochen und zurichten. Die Rebecca hat bedeutet die Buß/ als welche das Bockfleiſch der Suͤnden alſo gut zu- richtet/ daß GOtt ein ſonderes Wolgefallen daran hat. Gewiß iſt es/ daß ein Laͤmbl/ ſo dem Wolff abgejagt wor- den/ weit muͤrber/ als ein anders/ ſo die Zaͤhn dieſes Schaf- diebs

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/450>, abgerufen am 27.11.2024.