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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas der falsche Böswicht
Freund satt/ so lang er sie hat gesättiget/ vorhero Gäst
gnug/ ehe es so garstig hergangen/ jezt in der Noth gehen
77. auf ein Loth/ so ist dann auch unter guten Freunden
wenig Redlichkeit zu finden.

Weilen ich dann die wertheste Redlichkeit auch nit
unter den guten Freunden hab angetroffen/ so hab ich mir
gänzlich vorgenommen noch weiter dieselbe zu suchen/
wann mir auch solten tausend Blattern auf denen Füssen
auffahren/ bin dahero den geraden Weeg zu zwey Brü-
dern gangen/ weil ich wuste/ daß aus diesen einer dem an-
dern nit einmal ein ungeschaffnes Wort habe geben/ aber
dannoch leyder! ist mir daselbst die Falschheit bey der
Hausthür entgegen getretten.

Dis hat man schon bey denen Ersten zwey Brüdern
Cain und Abel wahrgenommen/ wie der Cain hundert
und funfzehen Jahr alt war/ hat er wegen des gefaßten
Neyd bey sich beschlossen/ den Abel aus dem Weeg zu
raumen/ aber durch Betrug und Falschheit/ massen er den
25. Tag des Merzens den Abel, so dazumal das hunderte
Jahr erreicht/ also angeredet: Liebster Bruder/ weilen
heunt der Himmel uns mit so günstigem Wetter anlachet/
und die Annemlichkeit des Luffts allerseits gespühret
wird/ so laß uns diesen Tag ein wenig auf das Feld hin-
aus spaziren/ und die Zeit mit einer freundlichen Unter-
sprechung zu vertreiben. Wer hätte geglaubt/ daß dieser
Gesell seye wie die Apothecker-Pillulen/ so auswendig
verguldet/ innerhalb aber pfuy Teufel! Abel urtheilte
nit anderst/ als daß er einen redlichen Bruder habe/ da-
hero/ ohne weiters Widerreden/ sich zu allen willfährig
gezeigt/ und folgsam gern und urbietig sich mit ihme in
das grüne Feld hinaus begeben/ daselbsten unter dem al-

lerfreund-

Judas der falſche Boͤswicht
Freund ſatt/ ſo lang er ſie hat geſaͤttiget/ vorhero Gaͤſt
gnug/ ehe es ſo garſtig hergangen/ jezt in der Noth gehen
77. auf ein Loth/ ſo iſt dann auch unter guten Freunden
wenig Redlichkeit zu finden.

Weilen ich dann die wertheſte Redlichkeit auch nit
unter den guten Freunden hab angetroffen/ ſo hab ich mir
gaͤnzlich vorgenommen noch weiter dieſelbe zu ſuchen/
wann mir auch ſolten tauſend Blattern auf denen Fuͤſſen
auffahren/ bin dahero den geraden Weeg zu zwey Bruͤ-
dern gangen/ weil ich wuſte/ daß aus dieſen einer dem an-
dern nit einmal ein ungeſchaffnes Wort habe geben/ aber
dannoch leyder! iſt mir daſelbſt die Falſchheit bey der
Hausthuͤr entgegen getretten.

Dis hat man ſchon bey denen Erſten zwey Bruͤdern
Cain und Abel wahrgenommen/ wie der Cain hundert
und funfzehen Jahr alt war/ hat er wegen des gefaßten
Neyd bey ſich beſchloſſen/ den Abel aus dem Weeg zu
raumen/ aber durch Betrug und Falſchheit/ maſſen er den
25. Tag des Merzens den Abel, ſo dazumal das hunderte
Jahr erreicht/ alſo angeredet: Liebſter Bruder/ weilen
heunt der Him̃el uns mit ſo guͤnſtigem Wetter anlachet/
und die Annemlichkeit des Luffts allerſeits geſpuͤhret
wird/ ſo laß uns dieſen Tag ein wenig auf das Feld hin-
aus ſpaziren/ und die Zeit mit einer freundlichen Unter-
ſprechung zu vertreiben. Wer haͤtte geglaubt/ daß dieſer
Geſell ſeye wie die Apothecker-Pillulen/ ſo auswendig
verguldet/ innerhalb aber pfuy Teufel! Abel urtheilte
nit anderſt/ als daß er einen redlichen Bruder habe/ da-
hero/ ohne weiters Widerreden/ ſich zu allen willfaͤhrig
gezeigt/ und folgſam gern und urbietig ſich mit ihme in
das gruͤne Feld hinaus begeben/ daſelbſten unter dem al-

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[284/0316] Judas der falſche Boͤswicht Freund ſatt/ ſo lang er ſie hat geſaͤttiget/ vorhero Gaͤſt gnug/ ehe es ſo garſtig hergangen/ jezt in der Noth gehen 77. auf ein Loth/ ſo iſt dann auch unter guten Freunden wenig Redlichkeit zu finden. Weilen ich dann die wertheſte Redlichkeit auch nit unter den guten Freunden hab angetroffen/ ſo hab ich mir gaͤnzlich vorgenommen noch weiter dieſelbe zu ſuchen/ wann mir auch ſolten tauſend Blattern auf denen Fuͤſſen auffahren/ bin dahero den geraden Weeg zu zwey Bruͤ- dern gangen/ weil ich wuſte/ daß aus dieſen einer dem an- dern nit einmal ein ungeſchaffnes Wort habe geben/ aber dannoch leyder! iſt mir daſelbſt die Falſchheit bey der Hausthuͤr entgegen getretten. Dis hat man ſchon bey denen Erſten zwey Bruͤdern Cain und Abel wahrgenommen/ wie der Cain hundert und funfzehen Jahr alt war/ hat er wegen des gefaßten Neyd bey ſich beſchloſſen/ den Abel aus dem Weeg zu raumen/ aber durch Betrug und Falſchheit/ maſſen er den 25. Tag des Merzens den Abel, ſo dazumal das hunderte Jahr erreicht/ alſo angeredet: Liebſter Bruder/ weilen heunt der Him̃el uns mit ſo guͤnſtigem Wetter anlachet/ und die Annemlichkeit des Luffts allerſeits geſpuͤhret wird/ ſo laß uns dieſen Tag ein wenig auf das Feld hin- aus ſpaziren/ und die Zeit mit einer freundlichen Unter- ſprechung zu vertreiben. Wer haͤtte geglaubt/ daß dieſer Geſell ſeye wie die Apothecker-Pillulen/ ſo auswendig verguldet/ innerhalb aber pfuy Teufel! Abel urtheilte nit anderſt/ als daß er einen redlichen Bruder habe/ da- hero/ ohne weiters Widerreden/ ſich zu allen willfaͤhrig gezeigt/ und folgſam gern und urbietig ſich mit ihme in das gruͤne Feld hinaus begeben/ daſelbſten unter dem al- lerfreund-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/316>, abgerufen am 25.11.2024.