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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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verrahtet JEsum mit einem Kuß.

Sonsten nie wolte das Volck ihn zu einem König ma-
chen/ als dißmal/ weil er nemlichen ihnen das Maul aus-
gewaschen/ dann aus den Fischen ein solcher edler Safft
gangen/ als wäre es der beste Wein/ weil er sie in allweg
gesättiget/ dessenthalben seynd sie ihme also affectionirt
gewesen. Es zehlet mancher ein zunliche Zahl der gu-
ten Freunden/ die seynd Tag und Nacht auf seiner Seiten/
die sumbsen um ihn herumb wie die Wepsen um einen
Zuckerhut/ die loben ihn/ lieben ihn/ wie ein Marckschreyer
seine Wurm-Zeltl/ er ist alles/ er gilt alles/ er hat alles/
er bleibt alles/ darumb/ weil er gibt alles/ dahero solche
nur Tafel-Freund/ und Taffet-Freund/ nur Brocken-
Freund/ und Socken-Freund/ nur Schüssel-Freund/ und
Bissel-Freund zu nennen/ auch nichts redliches an ihnen
ausser das Maul/ ihr ganzes Esse, ist wegen des Essens/
ihr ganzer affect wegen des Confect, ihr ganze Brü-
derschafft wegen des Brättlsafft.

Bey dem Schwemmteich zu Jerusalem hat unser lie-
ber HERR einen elenden und preßhafften Menschen an-
getroffen/ der schon 38. Jahr daselbst war/ dahero ihn der
HErr befragt/ warum er nit in so langer Zeit seine Ge-
sundheit gesucht in solchem Fischteich? darauf er die Ant-
wort gegeben/ er habe keinen Menschen: weil er arm
gewesen/ in der Noth gewesen/ dessentwegen ist er auch
verlassen gewesen. O wie mancher ist von Haus und
Hof kommen? wie mancher vom Regintents-Staab zum
Beettelstab gerathen? wie mancher von grossen Mittel/
kaum einen Kittel anzulegen? frage ihn/ wie daß er nit bei-
ser fortkomme? so würdest du hören/ er habe keinen
Menschen
/ der ihme unter die Arm greisse/ vorhero
Leuth genug/ bevor er zum Leyden kommen/ vorhero

Freund
Nu 2
verrahtet JEſum mit einem Kuß.

Sonſten nie wolte das Volck ihn zu einem Koͤnig ma-
chen/ als dißmal/ weil er nemlichen ihnen das Maul aus-
gewaſchen/ dann aus den Fiſchen ein ſolcher edler Safft
gangen/ als waͤre es der beſte Wein/ weil er ſie in allweg
geſaͤttiget/ deſſenthalben ſeynd ſie ihme alſo affectionirt
geweſen. Es zehlet mancher ein zunliche Zahl der gu-
ten Freunden/ die ſeynd Tag und Nacht auf ſeiner Seiten/
die ſumbſen um ihn herumb wie die Wepſen um einen
Zuckerhut/ die loben ihn/ lieben ihn/ wie ein Marckſchreyer
ſeine Wurm-Zeltl/ er iſt alles/ er gilt alles/ er hat alles/
er bleibt alles/ darumb/ weil er gibt alles/ dahero ſolche
nur Tafel-Freund/ und Taffet-Freund/ nur Brocken-
Freund/ und Socken-Freund/ nur Schuͤſſel-Freund/ und
Biſſel-Freund zu nennen/ auch nichts redliches an ihnen
auſſer das Maul/ ihr ganzes Eſſe, iſt wegen des Eſſens/
ihr ganzer affect wegen des Confect, ihr ganze Bruͤ-
derſchafft wegen des Braͤttlſafft.

Bey dem Schwem̃teich zu Jeruſalem hat unſer lie-
ber HERR einen elenden und preßhafften Menſchen an-
getroffen/ der ſchon 38. Jahr daſelbſt war/ dahero ihn der
HErr befragt/ warum er nit in ſo langer Zeit ſeine Ge-
ſundheit geſucht in ſolchem Fiſchteich? darauf er die Ant-
wort gegeben/ er habe keinen Menſchen: weil er arm
geweſen/ in der Noth geweſen/ deſſentwegen iſt er auch
verlaſſen geweſen. O wie mancher iſt von Haus und
Hof kommen? wie mancher vom Regintents-Staab zum
Beettelſtab gerathen? wie mancher von groſſen Mittel/
kaum einen Kittel anzulegen? frage ihn/ wie daß er nit bei-
ſer fortkomme? ſo wuͤrdeſt du hoͤren/ er habe keinen
Menſchen
/ der ihme unter die Arm greiſſe/ vorhero
Leuth genug/ bevor er zum Leyden kommen/ vorhero

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[283/0315] verrahtet JEſum mit einem Kuß. Sonſten nie wolte das Volck ihn zu einem Koͤnig ma- chen/ als dißmal/ weil er nemlichen ihnen das Maul aus- gewaſchen/ dann aus den Fiſchen ein ſolcher edler Safft gangen/ als waͤre es der beſte Wein/ weil er ſie in allweg geſaͤttiget/ deſſenthalben ſeynd ſie ihme alſo affectionirt geweſen. Es zehlet mancher ein zunliche Zahl der gu- ten Freunden/ die ſeynd Tag und Nacht auf ſeiner Seiten/ die ſumbſen um ihn herumb wie die Wepſen um einen Zuckerhut/ die loben ihn/ lieben ihn/ wie ein Marckſchreyer ſeine Wurm-Zeltl/ er iſt alles/ er gilt alles/ er hat alles/ er bleibt alles/ darumb/ weil er gibt alles/ dahero ſolche nur Tafel-Freund/ und Taffet-Freund/ nur Brocken- Freund/ und Socken-Freund/ nur Schuͤſſel-Freund/ und Biſſel-Freund zu nennen/ auch nichts redliches an ihnen auſſer das Maul/ ihr ganzes Eſſe, iſt wegen des Eſſens/ ihr ganzer affect wegen des Confect, ihr ganze Bruͤ- derſchafft wegen des Braͤttlſafft. Bey dem Schwem̃teich zu Jeruſalem hat unſer lie- ber HERR einen elenden und preßhafften Menſchen an- getroffen/ der ſchon 38. Jahr daſelbſt war/ dahero ihn der HErr befragt/ warum er nit in ſo langer Zeit ſeine Ge- ſundheit geſucht in ſolchem Fiſchteich? darauf er die Ant- wort gegeben/ er habe keinen Menſchen: weil er arm geweſen/ in der Noth geweſen/ deſſentwegen iſt er auch verlaſſen geweſen. O wie mancher iſt von Haus und Hof kommen? wie mancher vom Regintents-Staab zum Beettelſtab gerathen? wie mancher von groſſen Mittel/ kaum einen Kittel anzulegen? frage ihn/ wie daß er nit bei- ſer fortkomme? ſo wuͤrdeſt du hoͤren/ er habe keinen Menſchen/ der ihme unter die Arm greiſſe/ vorhero Leuth genug/ bevor er zum Leyden kommen/ vorhero Freund Nu 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/315>, abgerufen am 25.11.2024.