Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Judas der falsche Böswicht angetroffen/ dessen erbärmliche Gestalt mich billich zu ei-nem Mitleyden bewogen/ dann ihme der ganze Leib mit Siechthumb und abscheulichen Rufen dermassen über- zogen war/ das einem gedunckte/ er habe sich mit eiche- nen Rinden bekleidet. O! seufftzte ich/ wann ich bey Geldmittlen wäre/ wie mancher reiche und wolhaben- de Gesell/ wie gern und urbietig wollte ich mit diesem ar- men Tropfen das Meinige theilen/ weil ich weiß daß das denari-do bey GOtt dem HErrn meistens das Spiel gewinnet. Wie der HErr JESUS aus den Grenzen Tyri durch Sidon an das Galiläische Meer kommen/ da führten die Leuth zu ihme einen/ der da taub und stumm war/ auch ersuchten sie den HErrn/ daß Er die Händ auf ihn legte/ und Er nahme ihn von dem Volck besonder/ Marci 7.und leget ihme seine Finger in die Ohren/ thät anbey ausspeyen und sprach zu ihm: Ephpheta, das ist/ thue dich auf. Zu wünschen wäre/ das mancher Reiche thä- te zu seinem angefüllten Traid-Kasten sagen/ Ephphetha thue dich auf/ zu Küsten und Truhen/ die mit Kleidern angestrozt/ Ephphetha, thue dich auf! zu Taschen/ Beu- tel/ und Geldsack/ Ephphetha, thue dich auf zur Hülff der Armen/ alsdann würde er spühren/ daß solches Allmo- sen/ alle Maßen/ verstehe/ alle Sünden bey GOtt austil- gen. In Erwegung dessen hätte ich so gern dem armen und elenden Bettler/ der wie ein anderer Job daselbst anzusehen war/ von dem Meinigen etwas dargestreckt/ weil aber das meum bey denen Religiosen und Ordens- Leuthen von der Evangelischen Armuth verfolgt wird/ und ein barfüssiger Mönch mit Paarschafft gar nit ver- sehen/ also muste mein Gutthat bestehen im guten Wil- len; Anbey aber ist mir eingefallen jene Wunderge- schicht/ so sich mit einem frommen und heiligen Bischoff in Franckreich zugetragen/ dieser ware ein absonderlicher Gutthäter der Armen/ forderist aber willfährig und frey-
Judas der falſche Boͤswicht angetroffen/ deſſen erbaͤrmliche Geſtalt mich billich zu ei-nem Mitleyden bewogen/ dann ihme der ganze Leib mit Siechthumb und abſcheulichen Rufen dermaſſen uͤber- zogen war/ das einem gedunckte/ er habe ſich mit eiche- nen Rinden bekleidet. O! ſeufftzte ich/ wann ich bey Geldmittlen waͤre/ wie mancher reiche und wolhaben- de Geſell/ wie gern und urbietig wollte ich mit dieſem ar- men Tropfen das Meinige theilen/ weil ich weiß daß das denari-do bey GOtt dem HErrn meiſtens das Spiel gewinnet. Wie der HErr JESUS aus den Grenzen Tyri durch Sidon an das Galilaͤiſche Meer kommen/ da fuͤhrten die Leuth zu ihme einen/ der da taub und ſtumm war/ auch erſuchten ſie den HErrn/ daß Er die Haͤnd auf ihn legte/ und Er nahme ihn von dem Volck beſonder/ Marci 7.und leget ihme ſeine Finger in die Ohren/ thaͤt anbey ausſpeyen und ſprach zu ihm: Ephpheta, das iſt/ thue dich auf. Zu wuͤnſchen waͤre/ das mancher Reiche thaͤ- te zu ſeinem angefuͤllten Traid-Kaſten ſagen/ Ephphetha thue dich auf/ zu Kuͤſten und Truhen/ die mit Kleidern angeſtrozt/ Ephphetha, thue dich auf! zu Taſchen/ Beu- tel/ und Geldſack/ Ephphetha, thue dich auf zur Huͤlff der Armen/ alsdann wuͤrde er ſpuͤhren/ daß ſolches Allmo- ſen/ alle Maßen/ verſtehe/ alle Suͤnden bey GOtt austil- gen. In Erwegung deſſen haͤtte ich ſo gern dem armen und elenden Bettler/ der wie ein anderer Job daſelbſt anzuſehen war/ von dem Meinigen etwas dargeſtreckt/ weil aber das meum bey denen Religioſen und Ordens- Leuthen von der Evangeliſchen Armuth verfolgt wird/ und ein barfuͤſſiger Moͤnch mit Paarſchafft gar nit ver- ſehen/ alſo muſte mein Gutthat beſtehen im guten Wil- len; Anbey aber iſt mir eingefallen jene Wunderge- ſchicht/ ſo ſich mit einem frommen und heiligen Biſchoff in Franckreich zugetragen/ dieſer ware ein abſonderlicher Gutthaͤter der Armen/ forderiſt aber willfaͤhrig und frey-
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Judas der falſche Boͤswicht
angetroffen/ deſſen erbaͤrmliche Geſtalt mich billich zu ei-
nem Mitleyden bewogen/ dann ihme der ganze Leib mit
Siechthumb und abſcheulichen Rufen dermaſſen uͤber-
zogen war/ das einem gedunckte/ er habe ſich mit eiche-
nen Rinden bekleidet. O! ſeufftzte ich/ wann ich bey
Geldmittlen waͤre/ wie mancher reiche und wolhaben-
de Geſell/ wie gern und urbietig wollte ich mit dieſem ar-
men Tropfen das Meinige theilen/ weil ich weiß daß das
denari-do bey GOtt dem HErrn meiſtens das Spiel
gewinnet. Wie der HErr JESUS aus den Grenzen
Tyri durch Sidon an das Galilaͤiſche Meer kommen/ da
fuͤhrten die Leuth zu ihme einen/ der da taub und ſtumm
war/ auch erſuchten ſie den HErrn/ daß Er die Haͤnd auf
ihn legte/ und Er nahme ihn von dem Volck beſonder/
und leget ihme ſeine Finger in die Ohren/ thaͤt anbey
ausſpeyen und ſprach zu ihm: Ephpheta, das iſt/ thue
dich auf. Zu wuͤnſchen waͤre/ das mancher Reiche thaͤ-
te zu ſeinem angefuͤllten Traid-Kaſten ſagen/ Ephphetha
thue dich auf/ zu Kuͤſten und Truhen/ die mit Kleidern
angeſtrozt/ Ephphetha, thue dich auf! zu Taſchen/ Beu-
tel/ und Geldſack/ Ephphetha, thue dich auf zur Huͤlff der
Armen/ alsdann wuͤrde er ſpuͤhren/ daß ſolches Allmo-
ſen/ alle Maßen/ verſtehe/ alle Suͤnden bey GOtt austil-
gen. In Erwegung deſſen haͤtte ich ſo gern dem armen
und elenden Bettler/ der wie ein anderer Job daſelbſt
anzuſehen war/ von dem Meinigen etwas dargeſtreckt/
weil aber das meum bey denen Religioſen und Ordens-
Leuthen von der Evangeliſchen Armuth verfolgt wird/
und ein barfuͤſſiger Moͤnch mit Paarſchafft gar nit ver-
ſehen/ alſo muſte mein Gutthat beſtehen im guten Wil-
len; Anbey aber iſt mir eingefallen jene Wunderge-
ſchicht/ ſo ſich mit einem frommen und heiligen Biſchoff
in Franckreich zugetragen/ dieſer ware ein abſonderlicher
Gutthaͤter der Armen/ forderiſt aber willfaͤhrig und
frey-
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