Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

sondern denselben übel zugebracht.
ben/ und sie zerbrach den Allabaster/ und schüttet die Sal-
ben aus auf sein Haupt. etc. Uber solche Salben murrete
der Judas, ich aber murre über und wider die Allabaster
Büchsen/ fracto allabastro, warum Magdalena solches
kostbares Geschirr zerbrochen? Sie hätte ja gleichwol die
Salben nach ihrer Andacht können über das Haupt Chri-
sti des HErrn schütten/ wann sie die Allabaster Büchsen
nit zerbrochen hätte/ es scheinet wohl/ Magdalena seye kein
so gute Wirthin/ als ihre Schwester Martha, sie hätte
sollen die Büchsen nit zerbrechen/ damit mans noch zu an-
dern Sachen hätte können brauchen. Aber die gottseelige
Büsserin ist dißfalls zu entschuldigen/ dann sie mit allem
Fleiß/ und zwar vorsätzlicher Weiß/ das Allabasterne
Geschirr zerbrochen/ damit es hinfüran zu keiner Sache
mehr möchte gebraucht werden/ dann sie vernünfftig bey
ihr gedacht/ daß ein Ding/ so schon unserm HErrn zu
Diensten gewidnet/ auf keine Weise zu andern Sachen
solle gebraucht werden. Recht ist diß/ und tausendmal
recht. Der Sonntag gehört keinem andern zu/ als Gott
dem HErrn/ wie er dann von denen Lateinern dessent hal-
ben Dies Dominica genennet wird/ der Sonntag ist pur
und alleinig an- und eingestellt/ zu den Diensten GOttes/
dahero geziemt es sich nit/ daß man denselben zu anderen
Sachen soll brauchen. Aber sag her/ lauer und unbedachtsa-
mer Christ/ wie/ und zu was brauchest du den Heil. Sonn-
tag? wie pflegst du den Sonntag zu heiligen? an welchem
Tag doch die höchste göttliche Geheimnüssen vollbracht
worden. Der Sonntag ist der allererste Tag gewest/Genes. 1.
dann an demselben hat der Allmächtige GOtt das Liecht
erschaffen/ an diesem Tag aber thust du das Liecht auslö-
schen/ verstehe lumen rationis, das Liecht des Verstands/

durch
X 3

ſondern denſelben uͤbel zugebracht.
ben/ und ſie zerbrach den Allabaſter/ und ſchuͤttet die Sal-
ben aus auf ſein Haupt. ꝛc. Uber ſolche Salben murrete
der Judas, ich aber murre uͤber und wider die Allabaſter
Buͤchſen/ fracto allabaſtro, warum Magdalena ſolches
koſtbares Geſchirr zerbrochen? Sie haͤtte ja gleichwol die
Salben nach ihrer Andacht koͤnnen uͤber das Haupt Chri-
ſti des HErrn ſchuͤtten/ wann ſie die Allabaſter Buͤchſen
nit zerbrochen haͤtte/ es ſcheinet wohl/ Magdalena ſeye kein
ſo gute Wirthin/ als ihre Schweſter Martha, ſie haͤtte
ſollen die Buͤchſen nit zerbrechen/ damit mans noch zu an-
dern Sachen haͤtte koͤnnen brauchen. Aber die gottſeelige
Buͤſſerin iſt dißfalls zu entſchuldigen/ dann ſie mit allem
Fleiß/ und zwar vorſaͤtzlicher Weiß/ das Allabaſterne
Geſchirr zerbrochen/ damit es hinfuͤran zu keiner Sache
mehr moͤchte gebraucht werden/ dann ſie vernuͤnfftig bey
ihr gedacht/ daß ein Ding/ ſo ſchon unſerm HErꝛn zu
Dienſten gewidnet/ auf keine Weiſe zu andern Sachen
ſolle gebraucht werden. Recht iſt diß/ und tauſendmal
recht. Der Sonntag gehoͤrt keinem andern zu/ als Gott
dem HErrn/ wie er dann von denen Lateinern deſſent hal-
ben Dies Dominica genennet wird/ der Sonntag iſt pur
und alleinig an- und eingeſtellt/ zu den Dienſten GOttes/
dahero geziemt es ſich nit/ daß man denſelben zu anderen
Sachen ſoll brauchẽ. Aber ſag her/ lauer und unbedachtſa-
mer Chriſt/ wie/ und zu was braucheſt du den Heil. Sonn-
tag? wie pflegſt du den Sonntag zu heiligen? an welchem
Tag doch die hoͤchſte goͤttliche Geheimnuͤſſen vollbracht
worden. Der Sonntag iſt der allererſte Tag geweſt/Genes. 1.
dann an demſelben hat der Allmaͤchtige GOtt das Liecht
erſchaffen/ an dieſem Tag aber thuſt du das Liecht ausloͤ-
ſchen/ verſtehe lumen rationis, das Liecht des Verſtands/

durch
X 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0197" n="165"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">&#x017F;ondern den&#x017F;elben u&#x0364;bel zugebracht.</hi></fw><lb/>
ben/ und &#x017F;ie zerbrach den Allaba&#x017F;ter/ und &#x017F;chu&#x0364;ttet die Sal-<lb/>
ben aus auf &#x017F;ein Haupt. &#xA75B;c. Uber &#x017F;olche Salben murrete<lb/>
der <hi rendition="#aq">Judas,</hi> ich aber murre u&#x0364;ber und wider die Allaba&#x017F;ter<lb/>
Bu&#x0364;ch&#x017F;en/ <hi rendition="#aq">fracto allaba&#x017F;tro,</hi> warum <hi rendition="#aq">Magdalena</hi> &#x017F;olches<lb/>
ko&#x017F;tbares Ge&#x017F;chirr zerbrochen? Sie ha&#x0364;tte ja gleichwol die<lb/>
Salben nach ihrer Andacht ko&#x0364;nnen u&#x0364;ber das Haupt Chri-<lb/>
&#x017F;ti des HErrn &#x017F;chu&#x0364;tten/ wann &#x017F;ie die Allaba&#x017F;ter Bu&#x0364;ch&#x017F;en<lb/>
nit zerbrochen ha&#x0364;tte/ es &#x017F;cheinet wohl/ <hi rendition="#aq">Magdalena</hi> &#x017F;eye kein<lb/>
&#x017F;o gute Wirthin/ als ihre Schwe&#x017F;ter <hi rendition="#aq">Martha,</hi> &#x017F;ie ha&#x0364;tte<lb/>
&#x017F;ollen die Bu&#x0364;ch&#x017F;en nit zerbrechen/ damit mans noch zu an-<lb/>
dern Sachen ha&#x0364;tte ko&#x0364;nnen brauchen. Aber die gott&#x017F;eelige<lb/>
Bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;erin i&#x017F;t dißfalls zu ent&#x017F;chuldigen/ dann &#x017F;ie mit allem<lb/>
Fleiß/ und zwar vor&#x017F;a&#x0364;tzlicher Weiß/ das Allaba&#x017F;terne<lb/>
Ge&#x017F;chirr zerbrochen/ damit es hinfu&#x0364;ran zu keiner Sache<lb/>
mehr mo&#x0364;chte gebraucht werden/ dann &#x017F;ie vernu&#x0364;nfftig bey<lb/>
ihr gedacht/ daß ein Ding/ &#x017F;o &#x017F;chon un&#x017F;erm HEr&#xA75B;n zu<lb/>
Dien&#x017F;ten gewidnet/ auf keine Wei&#x017F;e zu andern Sachen<lb/>
&#x017F;olle gebraucht werden. Recht i&#x017F;t diß/ und tau&#x017F;endmal<lb/>
recht. Der Sonntag geho&#x0364;rt keinem andern zu/ als Gott<lb/>
dem HErrn/ wie er dann von denen Lateinern de&#x017F;&#x017F;ent hal-<lb/>
ben <hi rendition="#aq">Dies Dominica</hi> genennet wird/ der Sonntag i&#x017F;t pur<lb/>
und alleinig an- und einge&#x017F;tellt/ zu den Dien&#x017F;ten GOttes/<lb/>
dahero geziemt es &#x017F;ich nit/ daß man den&#x017F;elben zu anderen<lb/>
Sachen &#x017F;oll brauche&#x0303;. Aber &#x017F;ag her/ lauer und unbedacht&#x017F;a-<lb/>
mer Chri&#x017F;t/ wie/ und zu was brauche&#x017F;t du den Heil. Sonn-<lb/>
tag? wie pfleg&#x017F;t du den Sonntag zu heiligen? an welchem<lb/>
Tag doch die ho&#x0364;ch&#x017F;te go&#x0364;ttliche Geheimnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en vollbracht<lb/>
worden. Der Sonntag i&#x017F;t der allerer&#x017F;te Tag gewe&#x017F;t/<note place="right"><hi rendition="#aq">Genes. 1.</hi></note><lb/>
dann an dem&#x017F;elben hat der Allma&#x0364;chtige GOtt das Liecht<lb/>
er&#x017F;chaffen/ an die&#x017F;em Tag aber thu&#x017F;t du das Liecht auslo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;chen/ ver&#x017F;tehe <hi rendition="#aq">lumen rationis,</hi> das Liecht des Ver&#x017F;tands/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 3</fw><fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0197] ſondern denſelben uͤbel zugebracht. ben/ und ſie zerbrach den Allabaſter/ und ſchuͤttet die Sal- ben aus auf ſein Haupt. ꝛc. Uber ſolche Salben murrete der Judas, ich aber murre uͤber und wider die Allabaſter Buͤchſen/ fracto allabaſtro, warum Magdalena ſolches koſtbares Geſchirr zerbrochen? Sie haͤtte ja gleichwol die Salben nach ihrer Andacht koͤnnen uͤber das Haupt Chri- ſti des HErrn ſchuͤtten/ wann ſie die Allabaſter Buͤchſen nit zerbrochen haͤtte/ es ſcheinet wohl/ Magdalena ſeye kein ſo gute Wirthin/ als ihre Schweſter Martha, ſie haͤtte ſollen die Buͤchſen nit zerbrechen/ damit mans noch zu an- dern Sachen haͤtte koͤnnen brauchen. Aber die gottſeelige Buͤſſerin iſt dißfalls zu entſchuldigen/ dann ſie mit allem Fleiß/ und zwar vorſaͤtzlicher Weiß/ das Allabaſterne Geſchirr zerbrochen/ damit es hinfuͤran zu keiner Sache mehr moͤchte gebraucht werden/ dann ſie vernuͤnfftig bey ihr gedacht/ daß ein Ding/ ſo ſchon unſerm HErꝛn zu Dienſten gewidnet/ auf keine Weiſe zu andern Sachen ſolle gebraucht werden. Recht iſt diß/ und tauſendmal recht. Der Sonntag gehoͤrt keinem andern zu/ als Gott dem HErrn/ wie er dann von denen Lateinern deſſent hal- ben Dies Dominica genennet wird/ der Sonntag iſt pur und alleinig an- und eingeſtellt/ zu den Dienſten GOttes/ dahero geziemt es ſich nit/ daß man denſelben zu anderen Sachen ſoll brauchẽ. Aber ſag her/ lauer und unbedachtſa- mer Chriſt/ wie/ und zu was braucheſt du den Heil. Sonn- tag? wie pflegſt du den Sonntag zu heiligen? an welchem Tag doch die hoͤchſte goͤttliche Geheimnuͤſſen vollbracht worden. Der Sonntag iſt der allererſte Tag geweſt/ dann an demſelben hat der Allmaͤchtige GOtt das Liecht erſchaffen/ an dieſem Tag aber thuſt du das Liecht ausloͤ- ſchen/ verſtehe lumen rationis, das Liecht des Verſtands/ durch Genes. 1. X 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/197
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/197>, abgerufen am 04.05.2024.