Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iscarioths, irret/) Ihr Gnaden aber wechßlen mit den Kleidern um/und tragen fast alle Tag ein anders; Unterdessen hat in mancher Kirchen und armen Gotts-Hauß der HERR JEsus nur ein Kleid/ und dieses noch schlecht und zerris- sen/ daß also dein Sun Erdschrollen Mistgewandt weit kost- barer ist/ als das Meßgewandt. Wie Aaron in Abwesenheit des Moysis das Kalb ge- Man sihet in vielen grossen Häusern/ Schlössern und einer
Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths, irret/) Ihr Gnaden aber wechßlen mit den Kleidern um/und tragen faſt alle Tag ein anders; Unterdeſſen hat in mancher Kirchen und armen Gotts-Hauß der HERR JEſus nur ein Kleid/ und dieſes noch ſchlecht und zerriſ- ſen/ daß alſo dein ☉ Erdſchrollen Miſtgewandt weit koſt- barer iſt/ als das Meßgewandt. Wie Aaron in Abweſenheit des Moyſis das Kalb ge- Man ſihet in vielen groſſen Haͤuſern/ Schloͤſſern und einer
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Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,
irret/) Ihr Gnaden aber wechßlen mit den Kleidern um/
und tragen faſt alle Tag ein anders; Unterdeſſen hat in
mancher Kirchen und armen Gotts-Hauß der HERR
JEſus nur ein Kleid/ und dieſes noch ſchlecht und zerriſ-
ſen/ daß alſo dein ☉ Erdſchrollen Miſtgewandt weit koſt-
barer iſt/ als das Meßgewandt.
Wie Aaron in Abweſenheit des Moyſis das Kalb ge-
goſſen/ da ſpendirte jederman Gold genug zu dieſer Kaͤl-
bernen Gottheit/ die Behaͤng von den Ohren/ die Ring
von den Fingern/ loͤſeten ab gantz geſchwind und urbietig
alles Frauen-Zimmer. In Summa, es ware kein Mangel
noch Abgang des Golds zu dieſem Goͤtzen-Bild; Aber wie
man muſte die Schlang gißeen/ ſo nachmals Moyſes in der
Wuͤſten erhoͤhen laſſen/ und ware dieſe ein Entwurff und
Vorbild des an das hohe Creutz genagelten JEſu Chri-
ſti/ da wurde nur ein gemeines Metall darzu genommen/
es thut ihms wohl/ hats geheiſſen; Zum Goͤtzen-Bild
Gold genug/ aber zu der Figur Chriſti iſt das gemeine Ertz
und Glocken-Speiß ſchon gut.
Man ſihet in vielen groſſen Haͤuſern/ Schloͤſſern und
Pallaͤſten faſt keine bloſſe Wand/ alles iſt mit Sam̃et und
Seiden bedeckt/ ſo gar das Bett dieſer Miſt-Winckel
iſt mit Gold und Silber reichlich geſtickt: Dem Hund ſo
gar wird ein Sammeter Polſter vor ein Kind-Bett ver-
goͤnnet/ auch was das Maul vor Unflath ausfuͤhrt/ muß
von einem ſilbernen Geſchirr aufgefangen werden/ der
Leib hat mehrer Kleider/ als eine Zwiefel Haͤut an ſich/
und ſolche meiſtens theurer und koſtbarer. Mit einem
Wort/ zu dieſer Uppigkeit iſt Gold und Silber ſatt bey-
handen. Aber tritt in manche Kirchen hinein/ da wirſt
du finden/ daß uͤber 2. Meß-Kleider nit zu ſehen/ und
noch weit ſchlechter/ als manche Roß-Scabraque, da wirſt
du wahrnehmen/ daß der Altar mit einer ſo ſchlechten
und groben Leinwath uͤberzogen/ daß auch die Saͤck in
einer
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Zitationshilfe: | Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/152>, abgerufen am 16.02.2025. |