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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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und will lieber falliren als psalliren.
Thamnatha hat er den todten Löwen noch auf dem vori-
gen Ort gefunden/ und/ was zu verwundern/ in seinem auf-
gesperrtem Rachen einen Bienschwarm/ welche bereits
viel Hönig gesammlet/ worvon nachmals der Samson
gessen/ und auch etwas seinen lieben Eltern mitgetheilt.
Dieser Löw hatte Hönig im Rachen/ Hönig im Maul/
und hat doch dessen Süsse nit empfunden; Solchem sind
gantz ähnlich und gleich viel/ die im Chor und Kirchen sin-
gen und psalliren/ sie haben in ihrem Mund das edelste
Hönig/ benanntlich die heilige Psalmen/ worinnen eine
Himmlische Süssigkeit begriffen/ aber sie empfinden hier-
von nit das geringste in dem Hertzen/ weilen nemlichen
dasselbige anderwärts vagirt/ und nit im Chor sich auf-
haltet. Wie mancher singt die Vesper, da unterdessen
die Gedancken beym Spielen. Was hältst du von diesem/
der also singt und also denckt: Dixit Dominus Domino
meo,
heut gehen wir zum Herrn Leo, sede a dextris
meis,
heunt werde ich gewinnen/ das ist gewiß. Donec
ponam inimicostuos,
gestern hab ich verspilt drey Maß/
Scabellum pedum tuorum, heunt wird sich das Glück
kehren um/ Virgam virtutis tuae, was gilts ich wird ha-
ben figuri tre, in Splendoribus Sanctorum ex utero
ante luciferum genuite,
so dann bezahlen mich alle/ ju-
ravit Dominus, & non poenitebit eum,
ich will sehen/
daß ich bey Zeiten komm/ tu es Sacerdos in aeternum
secundum Ordinem Melchisedech,
sauff ich zum mei-
sten/ und sie bezahlen die Zech. Dominus a dextris tuis,
schau daß wir eine Ganß jagen an den Spieß/ confregit
in die irae Suae Reges,
eine gute Jausen ist nit böß etc. Was
hältst du von einem solchen/ der also singt/ und also denckt?
was hält GOtt von einem solchen Gesang? das/ was er

eins-

und will lieber falliren als pſalliren.
Thamnatha hat er den todten Loͤwen noch auf dem vori-
gen Ort gefunden/ und/ was zu verwundern/ in ſeinem auf-
geſperrtem Rachen einen Bienſchwarm/ welche bereits
viel Hoͤnig geſammlet/ worvon nachmals der Samſon
geſſen/ und auch etwas ſeinen lieben Eltern mitgetheilt.
Dieſer Loͤw hatte Hoͤnig im Rachen/ Hoͤnig im Maul/
und hat doch deſſen Suͤſſe nit empfunden; Solchem ſind
gantz aͤhnlich und gleich viel/ die im Chor und Kirchen ſin-
gen und pſalliren/ ſie haben in ihrem Mund das edelſte
Hoͤnig/ benanntlich die heilige Pſalmen/ worinnen eine
Himmliſche Suͤſſigkeit begriffen/ aber ſie empfinden hier-
von nit das geringſte in dem Hertzen/ weilen nemlichen
daſſelbige anderwaͤrts vagirt/ und nit im Chor ſich auf-
haltet. Wie mancher ſingt die Veſper, da unterdeſſen
die Gedancken beym Spielen. Was haͤltſt du von dieſem/
der alſo ſingt und alſo denckt: Dixit Dominus Domino
meo,
heut gehen wir zum Herrn Leo, ſede â dextris
meis,
heunt werde ich gewinnen/ das iſt gewiß. Donec
ponam inimicostuos,
geſtern hab ich verſpilt drey Maß/
Scabellum pedum tuorum, heunt wird ſich das Gluͤck
kehren um/ Virgam virtutis tuæ, was gilts ich wird ha-
ben figuri tre, in Splendoribus Sanctorum ex utero
ante luciferum genuite,
ſo dann bezahlen mich alle/ ju-
ravit Dominus, & non pœnitebit eum,
ich will ſehen/
daß ich bey Zeiten komm/ tu es Sacerdos in æternum
ſecundum Ordinem Melchiſedech,
ſauff ich zum mei-
ſten/ und ſie bezahlen die Zech. Dominus â dextris tuis,
ſchau daß wir eine Ganß jagen an den Spieß/ confregit
in die iræ Suæ Reges,
eine gute Jauſen iſt nit boͤß ꝛc. Was
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was haͤlt GOtt von einem ſolchen Geſang? das/ was er

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[103/0135] und will lieber falliren als pſalliren. Thamnatha hat er den todten Loͤwen noch auf dem vori- gen Ort gefunden/ und/ was zu verwundern/ in ſeinem auf- geſperrtem Rachen einen Bienſchwarm/ welche bereits viel Hoͤnig geſammlet/ worvon nachmals der Samſon geſſen/ und auch etwas ſeinen lieben Eltern mitgetheilt. Dieſer Loͤw hatte Hoͤnig im Rachen/ Hoͤnig im Maul/ und hat doch deſſen Suͤſſe nit empfunden; Solchem ſind gantz aͤhnlich und gleich viel/ die im Chor und Kirchen ſin- gen und pſalliren/ ſie haben in ihrem Mund das edelſte Hoͤnig/ benanntlich die heilige Pſalmen/ worinnen eine Himmliſche Suͤſſigkeit begriffen/ aber ſie empfinden hier- von nit das geringſte in dem Hertzen/ weilen nemlichen daſſelbige anderwaͤrts vagirt/ und nit im Chor ſich auf- haltet. Wie mancher ſingt die Veſper, da unterdeſſen die Gedancken beym Spielen. Was haͤltſt du von dieſem/ der alſo ſingt und alſo denckt: Dixit Dominus Domino meo, heut gehen wir zum Herrn Leo, ſede â dextris meis, heunt werde ich gewinnen/ das iſt gewiß. Donec ponam inimicostuos, geſtern hab ich verſpilt drey Maß/ Scabellum pedum tuorum, heunt wird ſich das Gluͤck kehren um/ Virgam virtutis tuæ, was gilts ich wird ha- ben figuri tre, in Splendoribus Sanctorum ex utero ante luciferum genuite, ſo dann bezahlen mich alle/ ju- ravit Dominus, & non pœnitebit eum, ich will ſehen/ daß ich bey Zeiten komm/ tu es Sacerdos in æternum ſecundum Ordinem Melchiſedech, ſauff ich zum mei- ſten/ und ſie bezahlen die Zech. Dominus â dextris tuis, ſchau daß wir eine Ganß jagen an den Spieß/ confregit in die iræ Suæ Reges, eine gute Jauſen iſt nit boͤß ꝛc. Was haͤltſt du von einem ſolchen/ der alſo ſingt/ und alſo denckt? was haͤlt GOtt von einem ſolchen Geſang? das/ was er eins-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/135>, abgerufen am 27.04.2024.