Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Judas der Ertzschelm hasset das geistliche Gesang/ In HistoriaOccident. c. 34.Chor erschienen/ derenthalben ihn der fromme Mann befragt/ was er trage? Worauf der Satan gantz trutzig geantwortet/ er trage alle die jenige Wort/ und Silben/ welche die Mönch unter dem psalliren auslassen/ oder ab- kürtzen/ und werde er einmal diese als vermessene Diebe anklagen/ als welche dem Dienst GOttes und Göttlichen Lob so viel heilige Wort entfremden und abstehlen. Deß- gleichen hat Christus der HErr dem Heil. Bischoff An- in Vit.toni mit gantz ergrimmten Angesicht einen starcken Ver- weiß gegeben/ daß sein Diaconus unter dem Psalliren bey dem Gloria Patri &c. wegen des gar zu starcken Eilen 2. Reg. 10.das Wort Filio öffters ausgelassen. Hat es der König David vor einen starcken Affront aufgenommen/ wie seinen Abgesandten der Hanon ihre Kleider zu einem of- fentlichen Spott halb abgeschnitten/ wie wird es erst dem allmächtigen GOtt mißfallen/ wann man ihme sein Heil. Psalmodia, worinnen alles göttliche Lob/ und Himmli- sche Geheimnüssen verfast seynd/ durch unnöhtiges Eilen so spöttlich abkürtzet? Saure Singer seynd auch die jenige/ welche zwar Tham-
Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang/ In HiſtoriaOccident. c. 34.Chor erſchienen/ derenthalben ihn der fromme Mann befragt/ was er trage? Worauf der Satan gantz trutzig geantwortet/ er trage alle die jenige Wort/ und Silben/ welche die Moͤnch unter dem pſalliren auslaſſen/ oder ab- kuͤrtzen/ und werde er einmal dieſe als vermeſſene Diebe anklagen/ als welche dem Dienſt GOttes und Goͤttlichen Lob ſo viel heilige Wort entfremden und abſtehlen. Deß- gleichen hat Chriſtus der HErr dem Heil. Biſchoff An- in Vit.toni mit gantz ergrimmten Angeſicht einen ſtarcken Ver- weiß gegeben/ daß ſein Diaconus unter dem Pſalliren bey dem Gloria Patri &c. wegen des gar zu ſtarcken Eilen 2. Reg. 10.das Wort Filio oͤffters ausgelaſſen. Hat es der Koͤnig David vor einen ſtarcken Affront aufgenommen/ wie ſeinen Abgeſandten der Hanon ihre Kleider zu einem of- fentlichen Spott halb abgeſchnitten/ wie wird es erſt dem allmaͤchtigen GOtt mißfallen/ wann man ihme ſein Heil. Pſalmodia, worinnen alles goͤttliche Lob/ und Himmli- ſche Geheimnuͤſſen verfaſt ſeynd/ durch unnoͤhtiges Eilen ſo ſpoͤttlich abkuͤrtzet? Saure Singer ſeynd auch die jenige/ welche zwar Tham-
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Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang/
Chor erſchienen/ derenthalben ihn der fromme Mann
befragt/ was er trage? Worauf der Satan gantz trutzig
geantwortet/ er trage alle die jenige Wort/ und Silben/
welche die Moͤnch unter dem pſalliren auslaſſen/ oder ab-
kuͤrtzen/ und werde er einmal dieſe als vermeſſene Diebe
anklagen/ als welche dem Dienſt GOttes und Goͤttlichen
Lob ſo viel heilige Wort entfremden und abſtehlen. Deß-
gleichen hat Chriſtus der HErr dem Heil. Biſchoff An-
toni mit gantz ergrimmten Angeſicht einen ſtarcken Ver-
weiß gegeben/ daß ſein Diaconus unter dem Pſalliren bey
dem Gloria Patri &c. wegen des gar zu ſtarcken Eilen
das Wort Filio oͤffters ausgelaſſen. Hat es der Koͤnig
David vor einen ſtarcken Affront aufgenommen/ wie
ſeinen Abgeſandten der Hanon ihre Kleider zu einem of-
fentlichen Spott halb abgeſchnitten/ wie wird es erſt dem
allmaͤchtigen GOtt mißfallen/ wann man ihme ſein Heil.
Pſalmodia, worinnen alles goͤttliche Lob/ und Himmli-
ſche Geheimnuͤſſen verfaſt ſeynd/ durch unnoͤhtiges Eilen
ſo ſpoͤttlich abkuͤrtzet?
In Hiſtoria
Occident.
c. 34.
in Vit.
2. Reg. 10.
Saure Singer ſeynd auch die jenige/ welche zwar
mit dem Maul pſalliren/ aber mit dem Hertzen ander-
waͤrts vagiren: ſolche kommen mir vor/ wie des Samſons
Loͤw; Dieſer ſtarcke Held gieng einsmals mit ſeinen El-
tern nacher Thamnatha, um willens daſelbſten/ mit Gut-
heiſſen ſeiner Eltern/ ein Weib zu nehmen/ dann er ihme
ſeines Geduncken nach ſchon ein Schoͤne ausgeklaubt/ un-
terwegs aber/ da er ſich vom Vatter und Mutter ein we-
nig abgeſondert/ traff er einen wilden und bruͤllenden Loͤ-
wen an/ den er alſobalden/ Krafft der von GOtt ertheil-
ten Staͤrcke/ wie einen kleinen Geiß-Bock niederriß/ und
umgebracht/ nach etlich Tagen in ſeiner Zuruck-Reiß vor
Tham-
Judis. 14.
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