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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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und will lieber falliren als psalliren.
Ezechiel hatte auf eine Zeit ein sehr Geheimnuß-reichesEzeehiel.
1. c. & 10.

Gesicht/ dann er sahe einen Wagen/ der von vier Thieren
gezogen wurde/ und zwar eines hatte ein Gesicht eines
Menschen/ das andere eines Löwens/ das dritte eines Ad-
lers/ das vierdte eines Ochsen: Ein andersmal sahe er sol-
chen Wagen wiederum/ aber es ware der Ochs in einen
Cherubim verändert/ durch solches Gesicht waren nun
hohe Göttliche Geheimnüssen bedeutet/ die ich dermal/ weil
es nit zu unserm Vorhaben dienet/ mit Fleiß umgehe:
Aber das war je wunderlich/ und seltzam/ daß aus einem
Ochsen ein Cherubim worden ist.

Wir Teutschen pflegen einen ungelehrten Menschen/
in dessen Hirn Stroh und Stramen beysammen/ einen
Ochsen-Kopff zu nennen/ wie dann also den Heil. Tho-
mam
von Aquin seine saubere Scholarn titulirt haben:
Nun aber geschicht es nit selten/ daß ein solcher Ochsen.
Kopff in einen Cherubim verändert/ und aus einem
Idioten der vornehmste Doctor wird; Der Heil. Abt Ro-
mualdus,
der Heil. Antonius aus Egypten/ der Heil.
Ravenatische Severus, der Heil. Abt Joachimus, der
Heil. Laurentius Justinianus, der Heil. Joannes Ca-
pistranus,
und viel andere mehr/ seynd aus ungelehrten
Leuten hochverständige Männer worden/ durch kein an-
ders Studiren/ als psalliren und beten. Also mein lieber
Pater Paul, studiren ist irren/ wann nit darbey ist das
psalliren.

Pater Theodor, wie so schläfferig im Chor? Euer
schläfferiges Singen/ ist nit besser/ als das Tractament,
mit welchem der Loth die Engelgastirt. Die Engel kamen
in Gestalt der Frembdlingen zu dem Loth/ der ihnen dann/
nach Gewonheit/ alle Ehr erwiesen/ auch seiner Frauen be-

fohlen/
Pars III. N

und will lieber falliren als pſalliren.
Ezechiel hatte auf eine Zeit ein ſehr Geheimnuß-reichesEzeehiel.
1. c. & 10.

Geſicht/ dann er ſahe einen Wagen/ der von vier Thieren
gezogen wurde/ und zwar eines hatte ein Geſicht eines
Menſchen/ das andere eines Loͤwens/ das dritte eines Ad-
lers/ das vierdte eines Ochſen: Ein andersmal ſahe er ſol-
chen Wagen wiederum/ aber es ware der Ochs in einen
Cherubim veraͤndert/ durch ſolches Geſicht waren nun
hohe Goͤttliche Geheimnuͤſſen bedeutet/ die ich dermal/ weil
es nit zu unſerm Vorhaben dienet/ mit Fleiß umgehe:
Aber das war je wunderlich/ und ſeltzam/ daß aus einem
Ochſen ein Cherubim worden iſt.

Wir Teutſchen pflegen einen ungelehrten Menſchen/
in deſſen Hirn Stroh und Stramen beyſammen/ einen
Ochſen-Kopff zu nennen/ wie dann alſo den Heil. Tho-
mam
von Aquin ſeine ſaubere Scholarn titulirt haben:
Nun aber geſchicht es nit ſelten/ daß ein ſolcher Ochſen.
Kopff in einen Cherubim veraͤndert/ und aus einem
Idioten der vornehmſte Doctor wird; Der Heil. Abt Ro-
mualdus,
der Heil. Antonius aus Egypten/ der Heil.
Ravenatiſche Severus, der Heil. Abt Joachimus, der
Heil. Laurentius Juſtinianus, der Heil. Joannes Ca-
piſtranus,
und viel andere mehr/ ſeynd aus ungelehrten
Leuten hochverſtaͤndige Maͤnner worden/ durch kein an-
ders Studiren/ als pſalliren und beten. Alſo mein lieber
Pater Paul, ſtudiren iſt irren/ wann nit darbey iſt das
pſalliren.

Pater Theodor, wie ſo ſchlaͤfferig im Chor? Euer
ſchlaͤfferiges Singen/ iſt nit beſſer/ als das Tractament,
mit welchem der Loth die Engelgaſtirt. Die Engel kamen
in Geſtalt der Frembdlingen zu dem Loth/ der ihnen dann/
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[97/0129] und will lieber falliren als pſalliren. Ezechiel hatte auf eine Zeit ein ſehr Geheimnuß-reiches Geſicht/ dann er ſahe einen Wagen/ der von vier Thieren gezogen wurde/ und zwar eines hatte ein Geſicht eines Menſchen/ das andere eines Loͤwens/ das dritte eines Ad- lers/ das vierdte eines Ochſen: Ein andersmal ſahe er ſol- chen Wagen wiederum/ aber es ware der Ochs in einen Cherubim veraͤndert/ durch ſolches Geſicht waren nun hohe Goͤttliche Geheimnuͤſſen bedeutet/ die ich dermal/ weil es nit zu unſerm Vorhaben dienet/ mit Fleiß umgehe: Aber das war je wunderlich/ und ſeltzam/ daß aus einem Ochſen ein Cherubim worden iſt. Ezeehiel. 1. c. & 10. Wir Teutſchen pflegen einen ungelehrten Menſchen/ in deſſen Hirn Stroh und Stramen beyſammen/ einen Ochſen-Kopff zu nennen/ wie dann alſo den Heil. Tho- mam von Aquin ſeine ſaubere Scholarn titulirt haben: Nun aber geſchicht es nit ſelten/ daß ein ſolcher Ochſen. Kopff in einen Cherubim veraͤndert/ und aus einem Idioten der vornehmſte Doctor wird; Der Heil. Abt Ro- mualdus, der Heil. Antonius aus Egypten/ der Heil. Ravenatiſche Severus, der Heil. Abt Joachimus, der Heil. Laurentius Juſtinianus, der Heil. Joannes Ca- piſtranus, und viel andere mehr/ ſeynd aus ungelehrten Leuten hochverſtaͤndige Maͤnner worden/ durch kein an- ders Studiren/ als pſalliren und beten. Alſo mein lieber Pater Paul, ſtudiren iſt irren/ wann nit darbey iſt das pſalliren. Pater Theodor, wie ſo ſchlaͤfferig im Chor? Euer ſchlaͤfferiges Singen/ iſt nit beſſer/ als das Tractament, mit welchem der Loth die Engelgaſtirt. Die Engel kamen in Geſtalt der Frembdlingen zu dem Loth/ der ihnen dann/ nach Gewonheit/ alle Ehr erwieſen/ auch ſeiner Frauen be- fohlen/ Pars III. N

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/129>, abgerufen am 28.11.2024.