Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas der Ertzschelm hasset das geistliche Gesang/
ist; Solus und Salus sind Namen/ und That halber nit weit
voneinander/ Lauffen im Saltzburgerland ist kein Orth
vor einen Mönchen/ wohl aber Zell in Steyermarck. Ein
Religios soll eigenthumlich seyn wie ein Tempel/ deine
der Poet hinzu schreibt/ nemini nisi Numini, GOtt allein
muß er zugethan seyn. Ad Chorum Pater Fulgenz, und
nit ad Forum Pater Faulenz, kein anders Alpha und Ome-
ga,
kein anders A und O gehört vor euch/ als ChArus,
ChOrus.
Jene Geistliche zu Haisterbach haben solche
grosse Gnad nit gehabt auf der Gassen/ wie sie gehabt
haben im Chor/ dann als sie auf eine Zeit in dem Chor an-
dächtig psallirt/ worbey sich auch einer gefunden/ der see-
Henriquez
in Meno.
16. May.
lige Eustachius, hat die übergebenedeyte Mutter Gottes/
ein gantz grosse güldene Cron über das gantze Convent
vom Himmel herab gelassen/ in der Höhe solcher Cron
ware ein sehr kostbares Kleinod/ worauf folgende Wort
geschrieben: O clemens, O pia, O dulcis virgo Maria[!]
O gütige/ O milde/ O grosse Jungfrau Maria!

3. Bona-
vent. in
vit. c. 11.

Pater Paul wie so faul/ und nit im Chor? O ich muß
studiren/ der Heil. Franciscus von Assis wurde einsmals
befragt/ ob seine Geistliche auch sollen studiren? worauf
er dann geantwortet/ er seye gar wol zu frieden/ wann sie
nur nach dem Exempel Christi/ von dem man weiß/ daß er
mehrer gebetet/ als gestudiret/ den Chor und die Bet-
stunden nit verabsaumen. Sagt mehr/ mein lieber Pater,
wo? wann? und auf was vor einer hohen Schul haben
gestudirt die Heil. Theresia, die Heil. Catharina Senensis,
die Heil. Catharina de Pazzis, und viel andere mehr? wel-
che auch wegen ihrer Lehr und Weißheit die vornehmste
Professores in Verwunderung gezogen? alle diese hatten
kein andere Schul/ als die Kirchen und den Chor/ wie es
dann vielmal auch bekennt hat der Englische Lehrer Tho-
mas
von Aquin, daß er mehrer gelernet habe durch das
Beten/ als durch das Studiren. Der Heil. Prophet

Ezechiel

Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang/
iſt; Solus und Salus ſind Namen/ und That halber nit weit
voneinander/ Lauffen im Saltzburgerland iſt kein Orth
vor einen Moͤnchen/ wohl aber Zell in Steyermarck. Ein
Religios ſoll eigenthumlich ſeyn wie ein Tempel/ deine
der Poet hinzu ſchreibt/ nemini niſi Numini, GOtt allein
muß er zugethan ſeyn. Ad Chorum Pater Fulgenz, und
nit ad Forum Pater Faulenz, kein anders Alpha und Ome-
ga,
kein anders A und O gehoͤrt vor euch/ als ChArus,
ChOrus.
Jene Geiſtliche zu Haiſterbach haben ſolche
groſſe Gnad nit gehabt auf der Gaſſen/ wie ſie gehabt
haben im Chor/ dann als ſie auf eine Zeit in dem Chor an-
daͤchtig pſallirt/ worbey ſich auch einer gefunden/ der ſee-
Henriquez
in Meno.
16. May.
lige Euſtachius, hat die uͤbergebenedeyte Mutter Gottes/
ein gantz groſſe guͤldene Cron uͤber das gantze Convent
vom Himmel herab gelaſſen/ in der Hoͤhe ſolcher Cron
ware ein ſehr koſtbares Kleinod/ worauf folgende Wort
geſchrieben: O clemens, O pia, O dulcis virgo Maria[!]
O guͤtige/ O milde/ O groſſe Jungfrau Maria!

3. Bona-
vent. in
vit. c. 11.

Pater Paul wie ſo faul/ und nit im Chor? O ich muß
ſtudiren/ der Heil. Franciſcus von Aſſis wurde einsmals
befragt/ ob ſeine Geiſtliche auch ſollen ſtudiren? worauf
er dann geantwortet/ er ſeye gar wol zu frieden/ wann ſie
nur nach dem Exempel Chriſti/ von dem man weiß/ daß er
mehrer gebetet/ als geſtudiret/ den Chor und die Bet-
ſtunden nit verabſaumen. Sagt mehr/ mein lieber Pater,
wo? wann? und auf was vor einer hohen Schul haben
geſtudirt die Heil. Thereſia, die Heil. Catharina Senenſis,
die Heil. Catharina de Pazzis, und viel andere mehr? wel-
che auch wegen ihrer Lehr und Weißheit die vornehmſte
Profeſſores in Verwunderung gezogen? alle dieſe hatten
kein andere Schul/ als die Kirchen und den Chor/ wie es
dann vielmal auch bekennt hat der Engliſche Lehrer Tho-
mas
von Aquin, daß er mehrer gelernet habe durch das
Beten/ als durch das Studiren. Der Heil. Prophet

Ezechiel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0128" n="96"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Judas der Ertz&#x017F;chelm ha&#x017F;&#x017F;et das gei&#x017F;tliche Ge&#x017F;ang/</hi></fw><lb/>
i&#x017F;t; <hi rendition="#aq">Solus</hi> und <hi rendition="#aq">Salus</hi> &#x017F;ind Namen/ und That halber nit weit<lb/>
voneinander/ Lauffen im Saltzburgerland i&#x017F;t kein Orth<lb/>
vor einen Mo&#x0364;nchen/ wohl aber Zell in Steyermarck. Ein<lb/><hi rendition="#aq">Religios</hi> &#x017F;oll eigenthumlich &#x017F;eyn wie ein Tempel/ deine<lb/>
der <hi rendition="#aq">Poet</hi> hinzu &#x017F;chreibt/ <hi rendition="#aq">nemini ni&#x017F;i Numini,</hi> GOtt allein<lb/>
muß er zugethan &#x017F;eyn. <hi rendition="#aq">Ad Chorum Pater Fulgenz,</hi> und<lb/>
nit <hi rendition="#aq">ad Forum Pater Faulenz,</hi> kein anders <hi rendition="#aq">Alpha</hi> und <hi rendition="#aq">Ome-<lb/>
ga,</hi> kein anders <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">O</hi> geho&#x0364;rt vor euch/ als <hi rendition="#aq">ChArus,<lb/>
ChOrus.</hi> Jene Gei&#x017F;tliche zu Hai&#x017F;terbach haben &#x017F;olche<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Gnad nit gehabt auf der Ga&#x017F;&#x017F;en/ wie &#x017F;ie gehabt<lb/>
haben im Chor/ dann als &#x017F;ie auf eine Zeit in dem Chor an-<lb/>
da&#x0364;chtig <hi rendition="#aq">p&#x017F;alli</hi>rt/ worbey &#x017F;ich auch einer gefunden/ der &#x017F;ee-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Henriquez<lb/>
in Meno.<lb/>
16. May.</hi></note>lige <hi rendition="#aq">Eu&#x017F;tachius,</hi> hat die u&#x0364;bergebenedeyte Mutter Gottes/<lb/>
ein gantz gro&#x017F;&#x017F;e gu&#x0364;ldene Cron u&#x0364;ber das gantze <hi rendition="#aq">Convent</hi><lb/>
vom Himmel herab gela&#x017F;&#x017F;en/ in der Ho&#x0364;he &#x017F;olcher Cron<lb/>
ware ein &#x017F;ehr ko&#x017F;tbares Kleinod/ worauf folgende Wort<lb/>
ge&#x017F;chrieben: <hi rendition="#aq">O clemens, O pia, O dulcis virgo Maria</hi><supplied>!</supplied><lb/>
O gu&#x0364;tige/ O milde/ O gro&#x017F;&#x017F;e Jungfrau Maria!</p><lb/>
        <note place="left"> <hi rendition="#aq">3. Bona-<lb/>
vent. in<lb/>
vit. c. 11.</hi> </note>
        <p><hi rendition="#aq">Pater Paul</hi> wie &#x017F;o faul/ und nit im Chor? O ich muß<lb/>
&#x017F;tudiren/ der Heil. <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;cus</hi> von <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;is</hi> wurde einsmals<lb/>
befragt/ ob &#x017F;eine Gei&#x017F;tliche auch &#x017F;ollen &#x017F;tudiren? worauf<lb/>
er dann geantwortet/ er &#x017F;eye gar wol zu frieden/ wann &#x017F;ie<lb/>
nur nach dem Exempel Chri&#x017F;ti/ von dem man weiß/ daß er<lb/>
mehrer gebetet/ als ge&#x017F;tudiret/ den Chor und die Bet-<lb/>
&#x017F;tunden nit verab&#x017F;aumen. Sagt mehr/ mein lieber <hi rendition="#aq">Pater,</hi><lb/>
wo? wann? und auf was vor einer hohen Schul haben<lb/>
ge&#x017F;tudirt die Heil. <hi rendition="#aq">There&#x017F;ia,</hi> die Heil. <hi rendition="#aq">Catharina Senen&#x017F;is,</hi><lb/>
die Heil. <hi rendition="#aq">Catharina de Pazzis,</hi> und viel andere mehr? wel-<lb/>
che auch wegen ihrer Lehr und Weißheit die vornehm&#x017F;te<lb/><hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ores</hi> in Verwunderung gezogen? alle die&#x017F;e hatten<lb/>
kein andere Schul/ als die Kirchen und den Chor/ wie es<lb/>
dann vielmal auch bekennt hat der Engli&#x017F;che Lehrer <hi rendition="#aq">Tho-<lb/>
mas</hi> von <hi rendition="#aq">Aquin,</hi> daß er mehrer gelernet habe durch das<lb/>
Beten/ als durch das Studiren. Der Heil. Prophet<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ezechiel</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0128] Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang/ iſt; Solus und Salus ſind Namen/ und That halber nit weit voneinander/ Lauffen im Saltzburgerland iſt kein Orth vor einen Moͤnchen/ wohl aber Zell in Steyermarck. Ein Religios ſoll eigenthumlich ſeyn wie ein Tempel/ deine der Poet hinzu ſchreibt/ nemini niſi Numini, GOtt allein muß er zugethan ſeyn. Ad Chorum Pater Fulgenz, und nit ad Forum Pater Faulenz, kein anders Alpha und Ome- ga, kein anders A und O gehoͤrt vor euch/ als ChArus, ChOrus. Jene Geiſtliche zu Haiſterbach haben ſolche groſſe Gnad nit gehabt auf der Gaſſen/ wie ſie gehabt haben im Chor/ dann als ſie auf eine Zeit in dem Chor an- daͤchtig pſallirt/ worbey ſich auch einer gefunden/ der ſee- lige Euſtachius, hat die uͤbergebenedeyte Mutter Gottes/ ein gantz groſſe guͤldene Cron uͤber das gantze Convent vom Himmel herab gelaſſen/ in der Hoͤhe ſolcher Cron ware ein ſehr koſtbares Kleinod/ worauf folgende Wort geſchrieben: O clemens, O pia, O dulcis virgo Maria! O guͤtige/ O milde/ O groſſe Jungfrau Maria! Henriquez in Meno. 16. May. Pater Paul wie ſo faul/ und nit im Chor? O ich muß ſtudiren/ der Heil. Franciſcus von Aſſis wurde einsmals befragt/ ob ſeine Geiſtliche auch ſollen ſtudiren? worauf er dann geantwortet/ er ſeye gar wol zu frieden/ wann ſie nur nach dem Exempel Chriſti/ von dem man weiß/ daß er mehrer gebetet/ als geſtudiret/ den Chor und die Bet- ſtunden nit verabſaumen. Sagt mehr/ mein lieber Pater, wo? wann? und auf was vor einer hohen Schul haben geſtudirt die Heil. Thereſia, die Heil. Catharina Senenſis, die Heil. Catharina de Pazzis, und viel andere mehr? wel- che auch wegen ihrer Lehr und Weißheit die vornehmſte Profeſſores in Verwunderung gezogen? alle dieſe hatten kein andere Schul/ als die Kirchen und den Chor/ wie es dann vielmal auch bekennt hat der Engliſche Lehrer Tho- mas von Aquin, daß er mehrer gelernet habe durch das Beten/ als durch das Studiren. Der Heil. Prophet Ezechiel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/128
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/128>, abgerufen am 27.04.2024.