Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Judas der Ertz-Schelm hasset das geistliche Gesang/ dafern es ihnen von der Göttlichen Majestät wäre er-laubt gewesen. Der einige meineydige Schelm/ und verruchte Judas, hat zu dieser Music pausirt/ und unlängst zuvor den Reißaus genommen/ zu welchem ihn der arg- listige Sathan angeleitet/ als der in Forcht gestanden/ es möchte das gottlose Gemüth Judae durch solches Gesang/ und heilige Psalmen erweicht werden. Ein Vogel/ und zwar ein Ertzvogel/ ware dieser Iscarioth, und dannoch wolt er nit singen. Es gibt saubere Singer/ und deren gar viel. Es Saubere Singer seynd alle diejenige/ welche GOtt Wie angenehm seye dem Allerhöchsten solches Ge- In
Judas der Ertz-Schelm haſſet das geiſtliche Geſang/ dafern es ihnen von der Goͤttlichen Majeſtaͤt waͤre er-laubt geweſen. Der einige meineydige Schelm/ und verruchte Judas, hat zu dieſer Muſic pauſirt/ und unlaͤngſt zuvor den Reißaus genommen/ zu welchem ihn der arg- liſtige Sathan angeleitet/ als der in Forcht geſtanden/ es moͤchte das gottloſe Gemuͤth Judæ durch ſolches Geſang/ und heilige Pſalmen erweicht werden. Ein Vogel/ und zwar ein Ertzvogel/ ware dieſer Iſcarioth, und dannoch wolt er nit ſingen. Es gibt ſaubere Singer/ und deren gar viel. Es Saubere Singer ſeynd alle diejenige/ welche GOtt Wie angenehm ſeye dem Allerhoͤchſten ſolches Ge- In
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Judas der Ertz-Schelm haſſet das geiſtliche Geſang/
dafern es ihnen von der Goͤttlichen Majeſtaͤt waͤre er-
laubt geweſen. Der einige meineydige Schelm/ und
verruchte Judas, hat zu dieſer Muſic pauſirt/ und unlaͤngſt
zuvor den Reißaus genommen/ zu welchem ihn der arg-
liſtige Sathan angeleitet/ als der in Forcht geſtanden/ es
moͤchte das gottloſe Gemuͤth Judæ durch ſolches Geſang/
und heilige Pſalmen erweicht werden. Ein Vogel/ und
zwar ein Ertzvogel/ ware dieſer Iſcarioth, und dannoch
wolt er nit ſingen.
Es gibt ſaubere Singer/ und deren gar viel. Es
gibt ſaumige Singer/ und deren nit wenig. Es gibt
ſauere Singer/ und deren ein ziemliche Zahl. Es gibt
Sau-Singer/ und deren faſt an allen Orten.
Saubere Singer ſeynd alle diejenige/ welche GOtt
den HErꝛn Tag und Nacht mit Pſalliren und Singen prei-
ſen und loben/ auch ſolcher Geſtalten emſigſt nachfolgen
den lieben Engeln im Himmel/ maſſen die damalige
Chorweiſe in der Kirchen zu ſingen ihren Urſprung ge-
nommen von den Engeln/ welche der H. Antiſiodoren-
ſiſche Biſchoff/ ſo noch zur Apoſtel Zeiten gelebt/ geſehen/
und gehoͤrt hat/ wie ſie die allerheiligſte Dreyfaltigkeit
in zwey Chor ausgetheilter/ mit hellſchallendem Jubel/
und Lobgeſang geprieſen: Auch ſcheint es glaublich/ daß
ſolche Weiſe ſchon die Juden in ihren Tabernaklen und
Templen gebraucht haben/ dahero David ſagte/ laudent
nomen ejus in Choro.
Socrat. lib.
6. c. 8.
Pſal. 149.
v. 3.
Wie angenehm ſeye dem Allerhoͤchſten ſolches Ge-
ſang/ erhellt gantz klar aus folgenden Geſchichten. Als
der H. Canuſiniſche Biſchoff Sabinus nach Gewonheit ein-
mal bey Mitternacht aufgeſtanden/ und bereits die Met-
ten angefangen zu ſingen/ da hat das gantze Haußge-
ſind/ nit ohne hoͤchſte Verwunderung/ wahrgenommen/
daß die liebe H. Engel Chorweis mit ihme die gantze Met-
ten geſungen.
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