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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas der Ertzschelm hasset das Wort GOttes/
Wolbekandter/ hat sich wegen seiner Liebsten selbst er-
schossen. O. N. Ein anderer hat den Pantoffel von sei-
ner Liebsten durch ein Kammermensch mit Geld an sich
gehandelt/ und selbst nach und nach/ wie ein Katz ein
Laib Brod/ abgekieflet. O. N. Einer zu Wien/ und zwar
ein guter von Adel/ hat vor viel Jahren den ausgeworff-
nen Speichel seiner Liebsten auf der Erden aufgeschleckt/
und auch den Unflat der Nasen aus ihrem Tüchel abge-
zehrt. O. N. Ein anderer hat einen Fioch von seiner Lieb-
sten um 30. Thaler bezahlt. O. N. Einer hat einen aus-
gebrochenen hohlen Zahn seiner Liebsten in Gold und Klei-
nodien eingefasst am Halß getragen. O. N. Ein ande-
rer hat alle Wochen seiner Liebsten zu Ehren sich lassen
von 3. starcken Kerlen abprüglen. O. N. Einer in Stey-
ermarck hat seiner Liebsten zu Ehren allen Fässern im
Keller den Boden eingeschlagen/ daß ihme hierdurch der
edelste Wein ausgeronnen. O. N. Einer hat sich gar mit
Blut unterschrieben/ daß wann seine Liebste werde in die
Höll kommen/ er hiemit dem Himmel absage/ und woll
auch mit ihr zum Teuffel fahren. O N. Einer hat ihm
von dem Bader auf dem Rucken und die Brust mit dem
Scheermesser den Namen seiner Liebsten auf groß fra-
ctur
schneiden lassen. O. N. Ein anderer hat so gar das
Wasser/ worinn die Kleider seiner Liebsten gewaschen
worden/ vor den besten Muscateller ausgesoffen/ O. N. Ei-
ner hat seinen Dienern befohlen/ sie solten ihn nicht mehr
Herr Alphons heissen/ sondern ihn nennen wie seine Lieb-
ste/ Herr Theresl, (besser geredt der Esel.) O. N! Tau-
send andere Thorheiten mehr könten beygebracht werden/
es wird aber die schwartze Feder schamroth/ etliche auf
das Papier zu tragen. O. N.

Jene Wittib/ von welcher jetzo erzehlt wird/ hat mit
lächerlicher Manier drey Liebhaber zu Narren gemacht/
weil solche gar ein junge Wittib/ und an Leibsgestalt

von

Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes/
Wolbekandter/ hat ſich wegen ſeiner Liebſten ſelbſt er-
ſchoſſen. O. N. Ein anderer hat den Pantoffel von ſei-
ner Liebſten durch ein Kammermenſch mit Geld an ſich
gehandelt/ und ſelbſt nach und nach/ wie ein Katz ein
Laib Brod/ abgekieflet. O. N. Einer zu Wien/ und zwar
ein guter von Adel/ hat vor viel Jahren den ausgeworff-
nen Speichel ſeiner Liebſten auf der Erden aufgeſchleckt/
und auch den Unflat der Naſen aus ihrem Tuͤchel abge-
zehrt. O. N. Ein anderer hat einen Fioch von ſeiner Lieb-
ſten um 30. Thaler bezahlt. O. N. Einer hat einen aus-
gebrochenen hohlen Zahn ſeiner Liebſten in Gold und Klei-
nodien eingefaſſt am Halß getragen. O. N. Ein ande-
rer hat alle Wochen ſeiner Liebſten zu Ehren ſich laſſen
von 3. ſtarcken Kerlen abpruͤglen. O. N. Einer in Stey-
ermarck hat ſeiner Liebſten zu Ehren allen Faͤſſern im
Keller den Boden eingeſchlagen/ daß ihme hierdurch der
edelſte Wein ausgeronnen. O. N. Einer hat ſich gar mit
Blut unterſchrieben/ daß wann ſeine Liebſte werde in die
Hoͤll kommen/ er hiemit dem Himmel abſage/ und woll
auch mit ihr zum Teuffel fahren. O N. Einer hat ihm
von dem Bader auf dem Rucken und die Bruſt mit dem
Scheermeſſer den Namen ſeiner Liebſten auf groß fra-
ctur
ſchneiden laſſen. O. N. Ein anderer hat ſo gar das
Waſſer/ worinn die Kleider ſeiner Liebſten gewaſchen
worden/ vor den beſten Muſcateller ausgeſoffen/ O. N. Ei-
ner hat ſeinen Dienern befohlen/ ſie ſolten ihn nicht mehr
Herr Alphons heiſſen/ ſondern ihn nennen wie ſeine Lieb-
ſte/ Herr Theresl, (beſſer geredt der Eſel.) O. N! Tau-
ſend andere Thorheiten mehr koͤnten beygebracht werden/
es wird aber die ſchwartze Feder ſchamroth/ etliche auf
das Papier zu tragen. O. N.

Jene Wittib/ von welcher jetzo erzehlt wird/ hat mit
laͤcherlicher Manier drey Liebhaber zu Narren gemacht/
weil ſolche gar ein junge Wittib/ und an Leibsgeſtalt

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[76/0108] Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes/ Wolbekandter/ hat ſich wegen ſeiner Liebſten ſelbſt er- ſchoſſen. O. N. Ein anderer hat den Pantoffel von ſei- ner Liebſten durch ein Kammermenſch mit Geld an ſich gehandelt/ und ſelbſt nach und nach/ wie ein Katz ein Laib Brod/ abgekieflet. O. N. Einer zu Wien/ und zwar ein guter von Adel/ hat vor viel Jahren den ausgeworff- nen Speichel ſeiner Liebſten auf der Erden aufgeſchleckt/ und auch den Unflat der Naſen aus ihrem Tuͤchel abge- zehrt. O. N. Ein anderer hat einen Fioch von ſeiner Lieb- ſten um 30. Thaler bezahlt. O. N. Einer hat einen aus- gebrochenen hohlen Zahn ſeiner Liebſten in Gold und Klei- nodien eingefaſſt am Halß getragen. O. N. Ein ande- rer hat alle Wochen ſeiner Liebſten zu Ehren ſich laſſen von 3. ſtarcken Kerlen abpruͤglen. O. N. Einer in Stey- ermarck hat ſeiner Liebſten zu Ehren allen Faͤſſern im Keller den Boden eingeſchlagen/ daß ihme hierdurch der edelſte Wein ausgeronnen. O. N. Einer hat ſich gar mit Blut unterſchrieben/ daß wann ſeine Liebſte werde in die Hoͤll kommen/ er hiemit dem Himmel abſage/ und woll auch mit ihr zum Teuffel fahren. O N. Einer hat ihm von dem Bader auf dem Rucken und die Bruſt mit dem Scheermeſſer den Namen ſeiner Liebſten auf groß fra- ctur ſchneiden laſſen. O. N. Ein anderer hat ſo gar das Waſſer/ worinn die Kleider ſeiner Liebſten gewaſchen worden/ vor den beſten Muſcateller ausgeſoffen/ O. N. Ei- ner hat ſeinen Dienern befohlen/ ſie ſolten ihn nicht mehr Herr Alphons heiſſen/ ſondern ihn nennen wie ſeine Lieb- ſte/ Herr Theresl, (beſſer geredt der Eſel.) O. N! Tau- ſend andere Thorheiten mehr koͤnten beygebracht werden/ es wird aber die ſchwartze Feder ſchamroth/ etliche auf das Papier zu tragen. O. N. Jene Wittib/ von welcher jetzo erzehlt wird/ hat mit laͤcherlicher Manier drey Liebhaber zu Narren gemacht/ weil ſolche gar ein junge Wittib/ und an Leibsgeſtalt von

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/108>, abgerufen am 28.04.2024.