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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689.

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Judas veranlaft auch andere seine Mit-Collegas
schrauft. Disem ist nicht vngleich ein loser vnd lasterhaffter
Mensch/ welcher mit seinem bösen Exempel/ vnd offentlicher
Aergernuß andere zu gleichmässigen Unthaten veranlast/ forde-
rist/ wann ein solcher in einem Ambt/ oder hohen Ansehen ist/
alsdann haist es:

A bove majori discit arare minor.

Wie der Vatter also der Sohn/ wie der Herr also der
Underthan.

Wie der Baum also das Obst/ wie der Bischoff also
der Probst.

Wie der Christoph also der Dofferl/ wie die Sophia al-
so die Sofferl.

Wie der Oberist also der Reitter/ wie der Leutenant al-
so der Gfreyter.

Wie der Acker also die Rueben/ wie der Maister also
die Bueben.

Wie der Jäger also die Jagd/ wie die Frau also die
Magd.

Wie der Philipp also der Lippel/ wie der Praeceptor al-
so der Discipel.

Wie das Haupt also die Glider/ ist solches kranck/ legen
sich dise nider.

Fallt ein grosser Stain von einem Berg/ so fallen also-
bald kleine mit ihm; gehet ein grosses Rad loß in der Uhr/ vnd
fangt an zu lauffen/ so schnurren gleich die kleine mit/ heult ein
alter Wolff im Buechwald/ so fingen die jungen ein gleiche
Mutetten/ sündiget ohne Gewissen/ ohne Schamröthe/ ohne
Forcht ein Oberer/ so werden die Undere ohne Scheuh nachfol-
gen. Aber wehe! durch welche Aergernuß geschicht.

Grosse Fürsten vnd Herren prangen gewöhnlich mit kost-
baren Edlgestain vnd Kleinodien/ aber das H. Evangelium
hangt den bösen vnd lasterhafften Fürsten/ an statt der Edlge-
stain/ ein grossen Müllstain an Halß/ wormit sie mehr sollen
ein Grund suchen/ weilen sie ein grundlosen Wandl führen/

dann:

Judas veranlaft auch andere ſeine Mit-Collegas
ſchrauft. Diſem iſt nicht vngleich ein loſer vnd laſterhaffter
Menſch/ welcher mit ſeinem boͤſen Exempel/ vnd offentlicher
Aergernuß andere zu gleichmaͤſſigen Unthaten veranlaſt/ forde-
riſt/ wann ein ſolcher in einem Ambt/ oder hohen Anſehen iſt/
alsdann haiſt es:

A bove majori diſcit arare minor.

Wie der Vatter alſo der Sohn/ wie der Herꝛ alſo der
Underthan.

Wie der Baum alſo das Obſt/ wie der Biſchoff alſo
der Probſt.

Wie der Chriſtoph alſo der Dofferl/ wie die Sophia al-
ſo die Sofferl.

Wie der Oberiſt alſo der Reitter/ wie der Leutenant al-
ſo der Gfreyter.

Wie der Acker alſo die Rueben/ wie der Maiſter alſo
die Bueben.

Wie der Jaͤger alſo die Jagd/ wie die Frau alſo die
Magd.

Wie der Philipp alſo der Lippel/ wie der Præceptor al-
ſo der Diſcipel.

Wie das Haupt alſo die Glider/ iſt ſolches kranck/ legen
ſich diſe nider.

Fallt ein groſſer Stain von einem Berg/ ſo fallen alſo-
bald kleine mit ihm; gehet ein groſſes Rad loß in der Uhr/ vnd
fangt an zu lauffen/ ſo ſchnurren gleich die kleine mit/ heult ein
alter Wolff im Buechwald/ ſo fingen die jungen ein gleiche
Mutetten/ ſuͤndiget ohne Gewiſſen/ ohne Schamroͤthe/ ohne
Forcht ein Oberer/ ſo werden die Undere ohne Scheuh nachfol-
gen. Aber wehe! durch welche Aergernuß geſchicht.

Groſſe Fuͤrſten vnd Herren prangen gewoͤhnlich mit koſt-
baren Edlgeſtain vnd Kleinodien/ aber das H. Evangelium
hangt den boͤſen vnd laſterhafften Fuͤrſten/ an ſtatt der Edlge-
ſtain/ ein groſſen Muͤllſtain an Halß/ wormit ſie mehr ſollen
ein Grund ſuchen/ weilen ſie ein grundloſen Wandl fuͤhren/

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[70/0088] Judas veranlaft auch andere ſeine Mit-Collegas ſchrauft. Diſem iſt nicht vngleich ein loſer vnd laſterhaffter Menſch/ welcher mit ſeinem boͤſen Exempel/ vnd offentlicher Aergernuß andere zu gleichmaͤſſigen Unthaten veranlaſt/ forde- riſt/ wann ein ſolcher in einem Ambt/ oder hohen Anſehen iſt/ alsdann haiſt es: A bove majori diſcit arare minor. Wie der Vatter alſo der Sohn/ wie der Herꝛ alſo der Underthan. Wie der Baum alſo das Obſt/ wie der Biſchoff alſo der Probſt. Wie der Chriſtoph alſo der Dofferl/ wie die Sophia al- ſo die Sofferl. Wie der Oberiſt alſo der Reitter/ wie der Leutenant al- ſo der Gfreyter. Wie der Acker alſo die Rueben/ wie der Maiſter alſo die Bueben. Wie der Jaͤger alſo die Jagd/ wie die Frau alſo die Magd. Wie der Philipp alſo der Lippel/ wie der Præceptor al- ſo der Diſcipel. Wie das Haupt alſo die Glider/ iſt ſolches kranck/ legen ſich diſe nider. Fallt ein groſſer Stain von einem Berg/ ſo fallen alſo- bald kleine mit ihm; gehet ein groſſes Rad loß in der Uhr/ vnd fangt an zu lauffen/ ſo ſchnurren gleich die kleine mit/ heult ein alter Wolff im Buechwald/ ſo fingen die jungen ein gleiche Mutetten/ ſuͤndiget ohne Gewiſſen/ ohne Schamroͤthe/ ohne Forcht ein Oberer/ ſo werden die Undere ohne Scheuh nachfol- gen. Aber wehe! durch welche Aergernuß geſchicht. Groſſe Fuͤrſten vnd Herren prangen gewoͤhnlich mit koſt- baren Edlgeſtain vnd Kleinodien/ aber das H. Evangelium hangt den boͤſen vnd laſterhafften Fuͤrſten/ an ſtatt der Edlge- ſtain/ ein groſſen Muͤllſtain an Halß/ wormit ſie mehr ſollen ein Grund ſuchen/ weilen ſie ein grundloſen Wandl fuͤhren/ dann:

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas02_1689/88>, abgerufen am 02.05.2024.