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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Der Eltern deß Judae.
setzte auch die Vrsach/ daß ein solches Vbel von Zorn her-
gerührt/ da sihet man den sauberen Nutzen deß Zorns/ der
nit allein der Seelen höchst schädlich/ sondern auch be-
schwärliche Leibs-Preß verursacht/ Senertus schreibt/ daß/
wann ein Zorniger esse vnd trinck/ so seye diß ihme höchst
schädlich/ dann damahlen die Speiß in dem Magen cor-
rumpirt
wird/ vnd nachmals lauter Gifft dem Leib ver-
ursachet; was für ein Elend ist es/ wann einer/ wie ein
außgezogener Frosch im Beth liget/ wann er krumpe Fin-
ger machet/ wie ein Schuster Knaipp/ wann ihm die Ba-
cken schlampen wie die Schrödt-Beutel/ wann er die
Armb gantz safftloß/ krafftloß/ hafftloß hängen last/ wann
er/ wie Duck-Aenden mit dem Kopff wacklet/ wann er sich
Ventus est
Ira pesti-
lens, ho-
minis in-
teriora de-
pascens.
zusammen krümpt wie ein Taschen-Messer/ wanns ihme
in Bauch schneidt/ als hätte er junge Feder-Fechter darinn/
wann er den gantzen Tag pfeifft wie ein Erd-Zeisel/ wann
er gantze Nacht jugetzt wie ein junger Wolff/ wann er sich
mit Lumpen vnd Fetzen einfätschet/ wie die Ziggeuner-
Kinder/ wann ihm die Gall in alle Glider marschiret/
ja endlich die blüende Jahr der vnverhoffte Todt abschneid:
wer ist daran schuldig/ als allein der ohnbändige Zorn?

Absonderlich ist der Zorn ein Gifft deß Ehestands/
was Trübsahl dann empfindet nit ein Weib/ die solchen
zornigen Mann leyden muß/ welcher wegen deß geringe-
sten Würml mit dem Jona erzürnet/ in einem solchen
Hauß haist es nachmals willkomm Elend! a dio Einig-
keit! herein Vnfrid/ key dich fort Lieb.

In Vnder-Oesterreich ist ein Marck-Flecken mit Na-
Aventinus
lib. 5. an-
nal. Bojor.
men Grein/ allwo das gefährlichste Orth für die Schiff-
Leut/ so jemand auff dem Wasser nacher Oesterreich zu
raisen Vorhabens ist/ jaget ihm kein Orth mehrer Forcht
ein als Grein. Das Weiber Geschlecht tragt forderist
darvon ein Abscheuen/ vnd so man nun dessen wenigste

Mel-

Der Eltern deß Judæ.
ſetzte auch die Vrſach/ daß ein ſolches Vbel von Zorn her-
geruͤhrt/ da ſihet man den ſauberen Nutzen deß Zorns/ der
nit allein der Seelen hoͤchſt ſchaͤdlich/ ſondern auch be-
ſchwaͤrliche Leibs-Preß verurſacht/ Senertus ſchreibt/ daß/
wann ein Zorniger eſſe vnd trinck/ ſo ſeye diß ihme hoͤchſt
ſchaͤdlich/ dann damahlen die Speiß in dem Magen cor-
rumpirt
wird/ vnd nachmals lauter Gifft dem Leib ver-
urſachet; was fuͤr ein Elend iſt es/ wann einer/ wie ein
außgezogener Froſch im Beth liget/ wann er krumpe Fin-
ger machet/ wie ein Schuſter Knaipp/ wann ihm die Ba-
cken ſchlampen wie die Schroͤdt-Beutel/ wann er die
Armb gantz ſafftloß/ krafftloß/ hafftloß haͤngen laſt/ wann
er/ wie Duck-Aenden mit dem Kopff wacklet/ wann er ſich
Ventus eſt
Ira peſti-
lens, ho-
minis in-
teriora de-
paſcens.
zuſammen kruͤmpt wie ein Taſchen-Meſſer/ wanns ihme
in Bauch ſchneidt/ als haͤtte er junge Feder-Fechter darin̄/
wann er den gantzen Tag pfeifft wie ein Erd-Zeiſel/ wann
er gantze Nacht jugetzt wie ein junger Wolff/ wann er ſich
mit Lumpen vnd Fetzen einfaͤtſchet/ wie die Ziggeuner-
Kinder/ wann ihm die Gall in alle Glider marſchiret/
ja endlich die bluͤende Jahr der vnverhoffte Todt abſchneid:
wer iſt daran ſchuldig/ als allein der ohnbaͤndige Zorn?

Abſonderlich iſt der Zorn ein Gifft deß Eheſtands/
was Truͤbſahl dann empfindet nit ein Weib/ die ſolchen
zornigen Mann leyden muß/ welcher wegen deß geringe-
ſten Wuͤrml mit dem Jona erzuͤrnet/ in einem ſolchen
Hauß haiſt es nachmals willkomm Elend! a dio Einig-
keit! herein Vnfrid/ key dich fort Lieb.

In Vnder-Oeſterreich iſt ein Marck-Flecken mit Na-
Aventinus
lib. 5. an-
nal. Bojor.
men Grein/ allwo das gefaͤhrlichſte Orth fuͤr die Schiff-
Leut/ ſo jemand auff dem Waſſer nacher Oeſterreich zu
raiſen Vorhabens iſt/ jaget ihm kein Orth mehrer Forcht
ein als Grein. Das Weiber Geſchlecht tragt forderiſt
darvon ein Abſcheuen/ vnd ſo man nun deſſen wenigſte

Mel-
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[60/0096] Der Eltern deß Judæ. ſetzte auch die Vrſach/ daß ein ſolches Vbel von Zorn her- geruͤhrt/ da ſihet man den ſauberen Nutzen deß Zorns/ der nit allein der Seelen hoͤchſt ſchaͤdlich/ ſondern auch be- ſchwaͤrliche Leibs-Preß verurſacht/ Senertus ſchreibt/ daß/ wann ein Zorniger eſſe vnd trinck/ ſo ſeye diß ihme hoͤchſt ſchaͤdlich/ dann damahlen die Speiß in dem Magen cor- rumpirt wird/ vnd nachmals lauter Gifft dem Leib ver- urſachet; was fuͤr ein Elend iſt es/ wann einer/ wie ein außgezogener Froſch im Beth liget/ wann er krumpe Fin- ger machet/ wie ein Schuſter Knaipp/ wann ihm die Ba- cken ſchlampen wie die Schroͤdt-Beutel/ wann er die Armb gantz ſafftloß/ krafftloß/ hafftloß haͤngen laſt/ wann er/ wie Duck-Aenden mit dem Kopff wacklet/ wann er ſich zuſammen kruͤmpt wie ein Taſchen-Meſſer/ wanns ihme in Bauch ſchneidt/ als haͤtte er junge Feder-Fechter darin̄/ wann er den gantzen Tag pfeifft wie ein Erd-Zeiſel/ wann er gantze Nacht jugetzt wie ein junger Wolff/ wann er ſich mit Lumpen vnd Fetzen einfaͤtſchet/ wie die Ziggeuner- Kinder/ wann ihm die Gall in alle Glider marſchiret/ ja endlich die bluͤende Jahr der vnverhoffte Todt abſchneid: wer iſt daran ſchuldig/ als allein der ohnbaͤndige Zorn? Ventus eſt Ira peſti- lens, ho- minis in- teriora de- paſcens. Abſonderlich iſt der Zorn ein Gifft deß Eheſtands/ was Truͤbſahl dann empfindet nit ein Weib/ die ſolchen zornigen Mann leyden muß/ welcher wegen deß geringe- ſten Wuͤrml mit dem Jona erzuͤrnet/ in einem ſolchen Hauß haiſt es nachmals willkomm Elend! a dio Einig- keit! herein Vnfrid/ key dich fort Lieb. In Vnder-Oeſterreich iſt ein Marck-Flecken mit Na- men Grein/ allwo das gefaͤhrlichſte Orth fuͤr die Schiff- Leut/ ſo jemand auff dem Waſſer nacher Oeſterreich zu raiſen Vorhabens iſt/ jaget ihm kein Orth mehrer Forcht ein als Grein. Das Weiber Geſchlecht tragt forderiſt darvon ein Abſcheuen/ vnd ſo man nun deſſen wenigſte Mel- Aventinus lib. 5. an- nal. Bojor.

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/96>, abgerufen am 17.05.2024.