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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Der Eltern deß Judae.
Weiß/ kaum die helfft dises Preyß zuzahlen/ geht nach
Hauß/ vnd lasset dem Mahler das Bild/ diser Mahler
aber ein schlauher Gesell begehrt die Schmach zu rechnen/
setzt sich derohalben nider/ vnnd steckt mit geschwinden
Pembsel gedachtes Controfee in ein grosse/ grosse gefüt-
terte vnd mit Schellen wol bespickte Narren-Kappen/
hengt es alsdann neben andern Bildern zum Gewölb her-
auß/ solches/ weil es allen erkandtlich/ lockte herzu ein
Mänge der Leut/ die dann ein ohngestümmes Gelächter
erhebten/ vnd sagte einer/ wie lang es sey/ daß sich diser in die
Rarren-Zech habe einverleibt: der andere verwundert sich/
daß der Kauffmann sein Kopff mit Narren-Geleut ver-
sehen/ wie die Schlesinger vnd Ober-Steyrische Fuhr-
leut ihre Pferdt/ der dritte sagte Spottweiß/ es müsse
der Herr sein Kopff einmal an das Narren-Häußl gestos-
sen haben/ daß ihm solche Tippel auffgefahren/ solches
Geschrey wachste der Gestalten/ daß es auch dem Kauff-
mann durch vertraute Leut zu Ohren kommen/ welcher
alsobald dem Mahler zugeeilt/ nach Begehren das Geld
erlegt/ aber er könte dise Schmach vnnd Spott in kein
Vergessenheit stellen/ weil ihm sein eigene Bildnuß also
beschimpfft worden.

Waist du nun Mensch/ wer du bist? wann es dir
vnnd deiner schlipfferigen Gedächtnuß entfallen/ so be-
schaue das erste Blat der H. Schrifft/ allwo dir vndanck-
baren Geschöpff die Erschaffung der Welt/ wie auch die
eigentliche Beschreibung deines ersten Stammen-Hauß
wird vor Augen kommen/ vnd dir fein weisen/ dirs ver-
weisen/ vnd dich vnderweisen/ wie daß dich der gütigiste
GOtt/ vermög seiner Allmacht/ erschaffen habe zu seinem
Eben-Bild/ du bist demnach mein Mensch ein warhaff-
tes Contrafee Gottes/ an deme weder Kunst noch Gunst
gesparret/ du bist ein edles vnd schönes Bild/ du hast ei-

nen

Der Eltern deß Judæ.
Weiß/ kaum die helfft diſes Preyß zuzahlen/ geht nach
Hauß/ vnd laſſet dem Mahler das Bild/ diſer Mahler
aber ein ſchlauher Geſell begehrt die Schmach zu rechnen/
ſetzt ſich derohalben nider/ vnnd ſteckt mit geſchwinden
Pembſel gedachtes Controfee in ein groſſe/ groſſe gefuͤt-
terte vnd mit Schellen wol beſpickte Narren-Kappen/
hengt es alsdann neben andern Bildern zum Gewoͤlb her-
auß/ ſolches/ weil es allen erkandtlich/ lockte herzu ein
Maͤnge der Leut/ die dann ein ohngeſtuͤmmes Gelaͤchter
erhebten/ vnd ſagte einer/ wie lang es ſey/ daß ſich diſer in die
Rarren-Zech habe einverleibt: der andere verwundert ſich/
daß der Kauffmann ſein Kopff mit Narren-Geleut ver-
ſehen/ wie die Schleſinger vnd Ober-Steyriſche Fuhr-
leut ihre Pferdt/ der dritte ſagte Spottweiß/ es muͤſſe
der Herꝛ ſein Kopff einmal an das Narren-Haͤußl geſtoſ-
ſen haben/ daß ihm ſolche Tippel auffgefahren/ ſolches
Geſchrey wachſte der Geſtalten/ daß es auch dem Kauff-
mann durch vertraute Leut zu Ohren kommen/ welcher
alſobald dem Mahler zugeeilt/ nach Begehren das Geld
erlegt/ aber er koͤnte diſe Schmach vnnd Spott in kein
Vergeſſenheit ſtellen/ weil ihm ſein eigene Bildnuß alſo
beſchimpfft worden.

Waiſt du nun Menſch/ wer du biſt? wann es dir
vnnd deiner ſchlipfferigen Gedaͤchtnuß entfallen/ ſo be-
ſchaue das erſte Blat der H. Schrifft/ allwo dir vndanck-
baren Geſchoͤpff die Erſchaffung der Welt/ wie auch die
eigentliche Beſchreibung deines erſten Stammen-Hauß
wird vor Augen kommen/ vnd dir fein weiſen/ dirs ver-
weiſen/ vnd dich vnderweiſen/ wie daß dich der guͤtigiſte
GOtt/ vermoͤg ſeiner Allmacht/ erſchaffen habe zu ſeinem
Eben-Bild/ du biſt demnach mein Menſch ein warhaff-
tes Contrafee Gottes/ an deme weder Kunſt noch Gunſt
geſparret/ du biſt ein edles vnd ſchoͤnes Bild/ du haſt ei-

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[48/0084] Der Eltern deß Judæ. Weiß/ kaum die helfft diſes Preyß zuzahlen/ geht nach Hauß/ vnd laſſet dem Mahler das Bild/ diſer Mahler aber ein ſchlauher Geſell begehrt die Schmach zu rechnen/ ſetzt ſich derohalben nider/ vnnd ſteckt mit geſchwinden Pembſel gedachtes Controfee in ein groſſe/ groſſe gefuͤt- terte vnd mit Schellen wol beſpickte Narren-Kappen/ hengt es alsdann neben andern Bildern zum Gewoͤlb her- auß/ ſolches/ weil es allen erkandtlich/ lockte herzu ein Maͤnge der Leut/ die dann ein ohngeſtuͤmmes Gelaͤchter erhebten/ vnd ſagte einer/ wie lang es ſey/ daß ſich diſer in die Rarren-Zech habe einverleibt: der andere verwundert ſich/ daß der Kauffmann ſein Kopff mit Narren-Geleut ver- ſehen/ wie die Schleſinger vnd Ober-Steyriſche Fuhr- leut ihre Pferdt/ der dritte ſagte Spottweiß/ es muͤſſe der Herꝛ ſein Kopff einmal an das Narren-Haͤußl geſtoſ- ſen haben/ daß ihm ſolche Tippel auffgefahren/ ſolches Geſchrey wachſte der Geſtalten/ daß es auch dem Kauff- mann durch vertraute Leut zu Ohren kommen/ welcher alſobald dem Mahler zugeeilt/ nach Begehren das Geld erlegt/ aber er koͤnte diſe Schmach vnnd Spott in kein Vergeſſenheit ſtellen/ weil ihm ſein eigene Bildnuß alſo beſchimpfft worden. Waiſt du nun Menſch/ wer du biſt? wann es dir vnnd deiner ſchlipfferigen Gedaͤchtnuß entfallen/ ſo be- ſchaue das erſte Blat der H. Schrifft/ allwo dir vndanck- baren Geſchoͤpff die Erſchaffung der Welt/ wie auch die eigentliche Beſchreibung deines erſten Stammen-Hauß wird vor Augen kommen/ vnd dir fein weiſen/ dirs ver- weiſen/ vnd dich vnderweiſen/ wie daß dich der guͤtigiſte GOtt/ vermoͤg ſeiner Allmacht/ erſchaffen habe zu ſeinem Eben-Bild/ du biſt demnach mein Menſch ein warhaff- tes Contrafee Gottes/ an deme weder Kunſt noch Gunſt geſparret/ du biſt ein edles vnd ſchoͤnes Bild/ du haſt ei- nen

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/84>, abgerufen am 17.05.2024.