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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Danck-Predig.
baum/ Impera nobis, er wol ihr König vnd Protector
seyn; der Oelbaum ist ein Figur deß H. Geists/ massen die
Tauben in der Archen Noe ein Oelzweig in dem Schnabel
getragen/ zu disen Dreyen/ nemblichen zu der Allerheiligi-
sten Dreysaltigkeit seynd die Grätzer kommen/ vnd sich völ-
liglich dero Schutz vnd Schirm vnderworffen/ auch ver-
sprochen/ verlobt ihr ewig vnderthänig zu seyn/ alle Jahr
auff offentlichem Platz den schuldigisten Danck abzulegen/
vnd dero heilige Bildnuß auff ein schöne Ehren-Saulen zu
stellen. Vnd sihe/ da hats bald gehaissen: Intribulatio-
ne invocasti me, & liberavi te.
Du hast mich in Trübsal
angeruffen/ vnd ich hab dich erretter. Du denckest ja noch
wol daran/ ich hab dich errettet.

Im Buch der Richter stehet geschriben von dem Abi-
melech,
daß er 70. seine Brüder blutgierig erwürget/ vnd
allerseits ein vnersättliche Tyranney erzaiget habe. Er
hat die Vestung Sichem belägert/ gestürmer/ vnnd in
Aschen geleget/ nach solchem hat diser Blut-Egel die Statt
Thebes angriffen/ auch selbige durch grossen Gewalt er-
obert/ mitten aber in diser Statt war ein Thurn/ worauff
sich Inwohner reterirten/ vnd sich tapffer zur Gegenwöhr
stellten/ solchen Thurn wolte auch Abimelech mit Feuer
bezwingen/ ist aber von einem Weib mit einem stainernen
Willkomb also empfangen worden/ daß ihm hierdurch den
Kopff zerspalten. Weilen nun Abimelech der Tyrann
vermercket/ daß er wegen solchen Stain müsse den Kerr-
auß tantzen/ als hat er seinem Waffentrager befohlen/ er
solle ihm das Leben gar nemmen/ damit er nit den üblen
Nachklang leyde/ ein Weib hab ihm den Rest geben. Es
blibe aber dannoch wahr/ daß ein Weib disen hochmütigen
Gesellen mit einem Stein habe überwunden. Pfui! dem
blutgierigen Tyrann Abimelech ist zuvergleichen der Todt
bey verwichner Pestzeit: Hat nit diser grimmige Feind alles

vmb
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Danck-Predig.
baum/ Impera nobis, er wol ihr Koͤnig vnd Protector
ſeyn; der Oelbaum iſt ein Figur deß H. Geiſts/ maſſen die
Tauben in der Archen Noe ein Oelzweig in dem Schnabel
getragen/ zu diſen Dreyen/ nemblichen zu der Allerheiligi-
ſten Dreyſaltigkeit ſeynd die Graͤtzer kom̄en/ vnd ſich voͤl-
liglich dero Schutz vnd Schirm vnderworffen/ auch ver-
ſprochen/ verlobt ihr ewig vnderthaͤnig zu ſeyn/ alle Jahr
auff offentlichem Platz den ſchuldigiſten Danck abzulegen/
vnd dero heilige Bildnuß auff ein ſchoͤne Ehren-Saulen zu
ſtellen. Vnd ſihe/ da hats bald gehaiſſen: Intribulatio-
ne invocaſti me, & liberavi te.
Du haſt mich in Truͤbſal
angeruffen/ vnd ich hab dich erretter. Du denckeſt ja noch
wol daran/ ich hab dich errettet.

Im Buch der Richter ſtehet geſchriben von dem Abi-
melech,
daß er 70. ſeine Bruͤder blutgierig erwuͤrget/ vnd
allerſeits ein vnerſaͤttliche Tyranney erzaiget habe. Er
hat die Veſtung Sichem belaͤgert/ geſtuͤrmer/ vnnd in
Aſchen geleget/ nach ſolchem hat diſer Blut-Egel die Statt
Thebes angriffen/ auch ſelbige durch groſſen Gewalt er-
obert/ mitten aber in diſer Statt war ein Thurn/ worauff
ſich Inwohner reterirten/ vnd ſich tapffer zur Gegenwoͤhr
ſtellten/ ſolchen Thurn wolte auch Abimelech mit Feuer
bezwingen/ iſt aber von einem Weib mit einem ſtainernen
Willkomb alſo empfangen worden/ daß ihm hierdurch den
Kopff zerſpalten. Weilen nun Abimelech der Tyrann
vermercket/ daß er wegen ſolchen Stain muͤſſe den Kerꝛ-
auß tantzen/ als hat er ſeinem Waffentrager befohlen/ er
ſolle ihm das Leben gar nemmen/ damit er nit den uͤblen
Nachklang leyde/ ein Weib hab ihm den Reſt geben. Es
blibe aber dannoch wahr/ daß ein Weib diſen hochmuͤtigen
Geſellen mit einem Stein habe uͤberwunden. Pfui! dem
blutgierigen Tyrann Abimelech iſt zuvergleichen der Todt
bey verwichner Peſtzeit: Hat nit diſer grim̄ige Feind alles

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[515/0551] Danck-Predig. baum/ Impera nobis, er wol ihr Koͤnig vnd Protector ſeyn; der Oelbaum iſt ein Figur deß H. Geiſts/ maſſen die Tauben in der Archen Noe ein Oelzweig in dem Schnabel getragen/ zu diſen Dreyen/ nemblichen zu der Allerheiligi- ſten Dreyſaltigkeit ſeynd die Graͤtzer kom̄en/ vnd ſich voͤl- liglich dero Schutz vnd Schirm vnderworffen/ auch ver- ſprochen/ verlobt ihr ewig vnderthaͤnig zu ſeyn/ alle Jahr auff offentlichem Platz den ſchuldigiſten Danck abzulegen/ vnd dero heilige Bildnuß auff ein ſchoͤne Ehren-Saulen zu ſtellen. Vnd ſihe/ da hats bald gehaiſſen: Intribulatio- ne invocaſti me, & liberavi te. Du haſt mich in Truͤbſal angeruffen/ vnd ich hab dich erretter. Du denckeſt ja noch wol daran/ ich hab dich errettet. Im Buch der Richter ſtehet geſchriben von dem Abi- melech, daß er 70. ſeine Bruͤder blutgierig erwuͤrget/ vnd allerſeits ein vnerſaͤttliche Tyranney erzaiget habe. Er hat die Veſtung Sichem belaͤgert/ geſtuͤrmer/ vnnd in Aſchen geleget/ nach ſolchem hat diſer Blut-Egel die Statt Thebes angriffen/ auch ſelbige durch groſſen Gewalt er- obert/ mitten aber in diſer Statt war ein Thurn/ worauff ſich Inwohner reterirten/ vnd ſich tapffer zur Gegenwoͤhr ſtellten/ ſolchen Thurn wolte auch Abimelech mit Feuer bezwingen/ iſt aber von einem Weib mit einem ſtainernen Willkomb alſo empfangen worden/ daß ihm hierdurch den Kopff zerſpalten. Weilen nun Abimelech der Tyrann vermercket/ daß er wegen ſolchen Stain muͤſſe den Kerꝛ- auß tantzen/ als hat er ſeinem Waffentrager befohlen/ er ſolle ihm das Leben gar nemmen/ damit er nit den uͤblen Nachklang leyde/ ein Weib hab ihm den Reſt geben. Es blibe aber dannoch wahr/ daß ein Weib diſen hochmuͤtigen Geſellen mit einem Stein habe uͤberwunden. Pfui! dem blutgierigen Tyrann Abimelech iſt zuvergleichen der Todt bey verwichner Peſtzeit: Hat nit diſer grim̄ige Feind alles vmb T t t 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/551>, abgerufen am 06.06.2024.