Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

in Worten vnd Wercken.

Der heilige Philippus Nereus hat sich närrisch ge-
stellt/ deßgleichen der seelige Jacoponus, deßgleichen der
H. Simon Sales, deßgleichen die Heil. Isidora, die H. Be-
rengaria, &c. Wilst du aber ein frisches Exempel/ sihe
der heiligmässige Mann Hieronymus a S. Bernardo ein
Priester meines H. Ordens/ ist erst vor 8. Jahren/ den
25. October/ seines Alters 77. Jahr/ zu Panormi in Ita-
lien gestorben/ bey dessen Todt sich grosse Wunder ereig-
net haben/ jederman ist häuffig zu geloffen/ vnd keiner konte
die Vrsach dessen geben/ sondern alle bekannten/ daß durch
über natürliche Gewalt hierzu gezogen worden/ Blinde
seynd sehend worden/ Stumme haben angefangen zu re-
den/ vnd so man den Leichnamb mit vilen Soldaten nicht
hätte verwacht/ wäre vngezweiffelt von dem Volck zer-
rissen worden/ es scheinten also auff allen Seyten sattsame
Anzaigungen seiner Heiligkeit/ aber wilst du wissen sei-
nen Wandel/ den er in disem Orden geführet hat. Sihe!
47. Jahr aneinander hat er sich närrisch vnd einfältig ge-
stellet/ damit er also sein Vollkommenheit vnd Heiligkeit
verbergen möge/ also seynd die heilige vnnd tugendsame
Leuth beschaffen/ daß sie ihr Vollkommenheit wollen ver-
tuschen/ vnd ihre Fähler offenbahren/ damit sie solcher
gestalten von der eytlen Ehr nicht besudlet werden; entge-
gen die Gleißner/ die Judas Brüder/ die Phariseer betren
darumb/ fasten dessenthalben/ geben Allmosen derent-
wegen/ damit sie die Leuth lieben/ loben vnd laben/
damit sie mit Finger geprisen vnd gewisen wer-
den. O Narren!

Ju-

O o o 3

in Worten vnd Wercken.

Der heilige Philippus Nereus hat ſich naͤrriſch ge-
ſtellt/ deßgleichen der ſeelige Jacoponus, deßgleichen der
H. Simon Sales, deßgleichen die Heil. Iſidora, die H. Be-
rengaria, &c. Wilſt du aber ein friſches Exempel/ ſihe
der heiligmaͤſſige Mann Hieronymus à S. Bernardo ein
Prieſter meines H. Ordens/ iſt erſt vor 8. Jahren/ den
25. October/ ſeines Alters 77. Jahr/ zu Panormi in Ita-
lien geſtorben/ bey deſſen Todt ſich groſſe Wunder ereig-
net haben/ jederman iſt haͤuffig zu geloffen/ vnd keiner konte
die Vrſach deſſen geben/ ſondern alle bekannten/ daß durch
uͤber natuͤrliche Gewalt hierzu gezogen worden/ Blinde
ſeynd ſehend worden/ Stumme haben angefangen zu re-
den/ vnd ſo man den Leichnamb mit vilen Soldaten nicht
haͤtte verwacht/ waͤre vngezweiffelt von dem Volck zer-
riſſen worden/ es ſcheinten alſo auff allen Seyten ſattſame
Anzaigungen ſeiner Heiligkeit/ aber wilſt du wiſſen ſei-
nen Wandel/ den er in diſem Orden gefuͤhret hat. Sihe!
47. Jahr aneinander hat er ſich naͤrriſch vnd einfaͤltig ge-
ſtellet/ damit er alſo ſein Vollkommenheit vnd Heiligkeit
verbergen moͤge/ alſo ſeynd die heilige vnnd tugendſame
Leuth beſchaffen/ daß ſie ihr Vollkommenheit wollen ver-
tuſchen/ vnd ihre Faͤhler offenbahren/ damit ſie ſolcher
geſtalten von der eytlen Ehr nicht beſudlet werden; entge-
gen die Gleißner/ die Judas Bruͤder/ die Phariſeer betren
darumb/ faſten deſſenthalben/ geben Allmoſen derent-
wegen/ damit ſie die Leuth lieben/ loben vnd laben/
damit ſie mit Finger gepriſen vnd gewiſen wer-
den. O Narren!

Ju-

O o o 3

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0513" n="477"/>
        <fw place="top" type="header">in Worten vnd Wercken.</fw><lb/>
        <p>Der heilige <hi rendition="#aq">Philippus Nereus</hi> hat &#x017F;ich na&#x0364;rri&#x017F;ch ge-<lb/>
&#x017F;tellt/ deßgleichen der &#x017F;eelige <hi rendition="#aq">Jacoponus,</hi> deßgleichen der<lb/>
H. <hi rendition="#aq">Simon Sales,</hi> deßgleichen die Heil. <hi rendition="#aq">I&#x017F;idora,</hi> die H. <hi rendition="#aq">Be-<lb/>
rengaria, &amp;c.</hi> Wil&#x017F;t du aber ein fri&#x017F;ches Exempel/ &#x017F;ihe<lb/>
der heiligma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Mann <hi rendition="#aq">Hieronymus à S. Bernardo</hi> ein<lb/>
Prie&#x017F;ter meines H. Ordens/ i&#x017F;t er&#x017F;t vor 8. Jahren/ den<lb/>
25. October/ &#x017F;eines Alters 77. Jahr/ zu <hi rendition="#aq">Panormi</hi> in Ita-<lb/>
lien ge&#x017F;torben/ bey de&#x017F;&#x017F;en Todt &#x017F;ich gro&#x017F;&#x017F;e Wunder ereig-<lb/>
net haben/ jederman i&#x017F;t ha&#x0364;uffig zu geloffen/ vnd keiner konte<lb/>
die Vr&#x017F;ach de&#x017F;&#x017F;en geben/ &#x017F;ondern alle bekannten/ daß durch<lb/>
u&#x0364;ber natu&#x0364;rliche Gewalt hierzu gezogen worden/ Blinde<lb/>
&#x017F;eynd &#x017F;ehend worden/ Stumme haben angefangen zu re-<lb/>
den/ vnd &#x017F;o man den Leichnamb mit vilen Soldaten nicht<lb/>
ha&#x0364;tte verwacht/ wa&#x0364;re vngezweiffelt von dem Volck zer-<lb/>
ri&#x017F;&#x017F;en worden/ es &#x017F;cheinten al&#x017F;o auff allen Seyten &#x017F;att&#x017F;ame<lb/>
Anzaigungen &#x017F;einer Heiligkeit/ aber wil&#x017F;t du wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ei-<lb/>
nen Wandel/ den er in di&#x017F;em Orden gefu&#x0364;hret hat. Sihe!<lb/>
47. Jahr aneinander hat er &#x017F;ich na&#x0364;rri&#x017F;ch vnd einfa&#x0364;ltig ge-<lb/>
&#x017F;tellet/ damit er al&#x017F;o &#x017F;ein Vollkommenheit vnd Heiligkeit<lb/>
verbergen mo&#x0364;ge/ al&#x017F;o &#x017F;eynd die heilige vnnd tugend&#x017F;ame<lb/>
Leuth be&#x017F;chaffen/ daß &#x017F;ie ihr Vollkommenheit wollen ver-<lb/>
tu&#x017F;chen/ vnd ihre Fa&#x0364;hler offenbahren/ damit &#x017F;ie &#x017F;olcher<lb/>
ge&#x017F;talten von der eytlen Ehr nicht be&#x017F;udlet werden; entge-<lb/>
gen die Gleißner/ die <hi rendition="#aq">Judas</hi> Bru&#x0364;der/ die Phari&#x017F;eer betren<lb/>
darumb/ fa&#x017F;ten de&#x017F;&#x017F;enthalben/ geben Allmo&#x017F;en derent-<lb/><hi rendition="#c">wegen/ damit &#x017F;ie die Leuth lieben/ loben vnd laben/<lb/>
damit &#x017F;ie mit Finger gepri&#x017F;en vnd gewi&#x017F;en wer-<lb/>
den. O Narren!</hi></p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <fw place="bottom" type="sig">O o o 3</fw>
      <fw place="bottom" type="catch">Ju-</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>

[477/0513] in Worten vnd Wercken. Der heilige Philippus Nereus hat ſich naͤrriſch ge- ſtellt/ deßgleichen der ſeelige Jacoponus, deßgleichen der H. Simon Sales, deßgleichen die Heil. Iſidora, die H. Be- rengaria, &c. Wilſt du aber ein friſches Exempel/ ſihe der heiligmaͤſſige Mann Hieronymus à S. Bernardo ein Prieſter meines H. Ordens/ iſt erſt vor 8. Jahren/ den 25. October/ ſeines Alters 77. Jahr/ zu Panormi in Ita- lien geſtorben/ bey deſſen Todt ſich groſſe Wunder ereig- net haben/ jederman iſt haͤuffig zu geloffen/ vnd keiner konte die Vrſach deſſen geben/ ſondern alle bekannten/ daß durch uͤber natuͤrliche Gewalt hierzu gezogen worden/ Blinde ſeynd ſehend worden/ Stumme haben angefangen zu re- den/ vnd ſo man den Leichnamb mit vilen Soldaten nicht haͤtte verwacht/ waͤre vngezweiffelt von dem Volck zer- riſſen worden/ es ſcheinten alſo auff allen Seyten ſattſame Anzaigungen ſeiner Heiligkeit/ aber wilſt du wiſſen ſei- nen Wandel/ den er in diſem Orden gefuͤhret hat. Sihe! 47. Jahr aneinander hat er ſich naͤrriſch vnd einfaͤltig ge- ſtellet/ damit er alſo ſein Vollkommenheit vnd Heiligkeit verbergen moͤge/ alſo ſeynd die heilige vnnd tugendſame Leuth beſchaffen/ daß ſie ihr Vollkommenheit wollen ver- tuſchen/ vnd ihre Faͤhler offenbahren/ damit ſie ſolcher geſtalten von der eytlen Ehr nicht beſudlet werden; entge- gen die Gleißner/ die Judas Bruͤder/ die Phariſeer betren darumb/ faſten deſſenthalben/ geben Allmoſen derent- wegen/ damit ſie die Leuth lieben/ loben vnd laben/ damit ſie mit Finger gepriſen vnd gewiſen wer- den. O Narren! Ju- O o o 3

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/513
Zitationshilfe:	Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/513>, abgerufen am 22.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.