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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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in Worten/ vnd Wercken.
werden bißweilen zugericht/ als wie deß alten Tobiae seine
Augen von den Schwalmen (vulgo beschmissen) es ge-
schicht zuweilen/ daß ein Weib ein Knäil Seiden abwindt/
vnd findt einwendig ein Papierl/ worauff die Seiden ge-
wunden worden/ eröffnet solches auß angenaturtem Für-
witz/ schaut/ list/ findt daß es ein altes Außzügl von einem
Kauffmann: also in der Warheit stecket bißweilen vnder
Sammeten vnd Seidenen Klaydern auch ein Außzügl/
daß man solche noch schuldig ist/ welcher sich so fest auff
die Parola verlassen. Westwegen ich für gewiß gehört/
daß der Credit seye mit Todt abgangen/ vnd allem sagen
nach/ so habe ihm Parola mit Gifft vergeben. Die Ru-
bricae
deß Missals setzen alle Sonntag in der H. Meß ein
Credo, aber bey dem jetzigen Welt-Lauff findet man we-
der am Sonntag/ weder am Werchtag ein Credo, vnd
hört man fast täglich diser vnd jener hat kein Credit mehr
bey mir/ dann er hat mit seinen Worten nit zugehalten.

Reden die gelehrte Leuth allzeit die Warheit? nit
allzeit: es soll zwar nichts wenigers als ein Lug einem ge-
lehrten Mann auff die Zung kommen. Jonas der Pro-
phet
bekombt von dem Allmächtigen Gott ein scharpffen
Befelch/ er soll vnverweilt sich in die Statt Ninive bege-
ben/ daselbst mit allem Ernst predigen/ daß nach verflosse-
nen 40. Tagen die Statt/ wegen allzugrossen Lastern/ wer-
de zu Grund gehen. Nachdem nun der Prophet we-
gen seines Vngehorsambs in das Meer gestürtzt worden/
vnd alsdann nach außgestandenem Arrest in dem Wall-
fisch wider gantz wunderlich auff das Land kommen/ also
hat er gantz eyfferig den Göttlichen Befelch vollzogen/ auff
allen Gässen der Statt Ninive ihren erbärmlichen Vn-
dergang nach 40. Tagen verkündiget. Weilen aber der
König sambt dem Adl/ vnd Burgerschafft zur Buß ge-
schritten/ vnd also der erzürnte Gott hierdurch wider ver-

söhnet
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in Worten/ vnd Wercken.
werden bißweilen zugericht/ als wie deß alten Tobiæ ſeine
Augen von den Schwalmen (vulgò beſchmiſſen) es ge-
ſchicht zuweilen/ daß ein Weib ein Knaͤil Seiden abwindt/
vnd findt einwendig ein Papierl/ worauff die Seiden ge-
wunden worden/ eroͤffnet ſolches auß angenaturtem Fuͤr-
witz/ ſchaut/ liſt/ findt daß es ein altes Außzuͤgl von einem
Kauffmann: alſo in der Warheit ſtecket bißweilen vnder
Sammeten vnd Seidenen Klaydern auch ein Außzuͤgl/
daß man ſolche noch ſchuldig iſt/ welcher ſich ſo feſt auff
die Parola verlaſſen. Weſtwegen ich fuͤr gewiß gehoͤrt/
daß der Credit ſeye mit Todt abgangen/ vnd allem ſagen
nach/ ſo habe ihm Parola mit Gifft vergeben. Die Ru-
bricæ
deß Miſſals ſetzen alle Sonntag in der H. Meß ein
Credo, aber bey dem jetzigen Welt-Lauff findet man we-
der am Sonntag/ weder am Werchtag ein Credo, vnd
hoͤrt man faſt taͤglich diſer vnd jener hat kein Credit mehr
bey mir/ dann er hat mit ſeinen Worten nit zugehalten.

Reden die gelehrte Leuth allzeit die Warheit? nit
allzeit: es ſoll zwar nichts wenigers als ein Lug einem ge-
lehrten Mann auff die Zung kommen. Jonas der Pro-
phet
bekombt von dem Allmaͤchtigen Gott ein ſcharpffen
Befelch/ er ſoll vnverweilt ſich in die Statt Ninive bege-
ben/ daſelbſt mit allem Ernſt predigen/ daß nach verfloſſe-
nen 40. Tagen die Statt/ wegen allzugroſſen Laſtern/ wer-
de zu Grund gehen. Nachdem nun der Prophet we-
gen ſeines Vngehorſambs in das Meer geſtuͤrtzt worden/
vnd alsdann nach außgeſtandenem Arreſt in dem Wall-
fiſch wider gantz wunderlich auff das Land kommen/ alſo
hat er gantz eyfferig den Goͤttlichen Befelch vollzogen/ auff
allen Gaͤſſen der Statt Ninive ihren erbaͤrmlichen Vn-
dergang nach 40. Tagen verkuͤndiget. Weilen aber der
Koͤnig ſambt dem Adl/ vnd Burgerſchafft zur Buß ge-
ſchritten/ vnd alſo der erzuͤrnte Gott hierdurch wider ver-

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[449/0485] in Worten/ vnd Wercken. werden bißweilen zugericht/ als wie deß alten Tobiæ ſeine Augen von den Schwalmen (vulgò beſchmiſſen) es ge- ſchicht zuweilen/ daß ein Weib ein Knaͤil Seiden abwindt/ vnd findt einwendig ein Papierl/ worauff die Seiden ge- wunden worden/ eroͤffnet ſolches auß angenaturtem Fuͤr- witz/ ſchaut/ liſt/ findt daß es ein altes Außzuͤgl von einem Kauffmann: alſo in der Warheit ſtecket bißweilen vnder Sammeten vnd Seidenen Klaydern auch ein Außzuͤgl/ daß man ſolche noch ſchuldig iſt/ welcher ſich ſo feſt auff die Parola verlaſſen. Weſtwegen ich fuͤr gewiß gehoͤrt/ daß der Credit ſeye mit Todt abgangen/ vnd allem ſagen nach/ ſo habe ihm Parola mit Gifft vergeben. Die Ru- bricæ deß Miſſals ſetzen alle Sonntag in der H. Meß ein Credo, aber bey dem jetzigen Welt-Lauff findet man we- der am Sonntag/ weder am Werchtag ein Credo, vnd hoͤrt man faſt taͤglich diſer vnd jener hat kein Credit mehr bey mir/ dann er hat mit ſeinen Worten nit zugehalten. Reden die gelehrte Leuth allzeit die Warheit? nit allzeit: es ſoll zwar nichts wenigers als ein Lug einem ge- lehrten Mann auff die Zung kommen. Jonas der Pro- phet bekombt von dem Allmaͤchtigen Gott ein ſcharpffen Befelch/ er ſoll vnverweilt ſich in die Statt Ninive bege- ben/ daſelbſt mit allem Ernſt predigen/ daß nach verfloſſe- nen 40. Tagen die Statt/ wegen allzugroſſen Laſtern/ wer- de zu Grund gehen. Nachdem nun der Prophet we- gen ſeines Vngehorſambs in das Meer geſtuͤrtzt worden/ vnd alsdann nach außgeſtandenem Arreſt in dem Wall- fiſch wider gantz wunderlich auff das Land kommen/ alſo hat er gantz eyfferig den Goͤttlichen Befelch vollzogen/ auff allen Gaͤſſen der Statt Ninive ihren erbaͤrmlichen Vn- dergang nach 40. Tagen verkuͤndiget. Weilen aber der Koͤnig ſambt dem Adl/ vnd Burgerſchafft zur Buß ge- ſchritten/ vnd alſo der erzuͤrnte Gott hierdurch wider ver- ſoͤhnet L l l

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/485>, abgerufen am 22.11.2024.