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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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kan solche nit mehr lassen.
verschuldter massen übel tractiret, recht also. Ich
schencke euch das nit/ der Täubl holl mich/ recht also.
Was nit ein schändliche Gewonheit thut. Dergleichen
Geschichten wären ohne Zahl beyzubringen.

Ich bin selbst einmal an einem Orth/ vnd zwar in ei-
nem sehr schönen Marcktfleck eingeladen worden/ daß ich
deß andern Tags/ als einem sehr hochfeyrlichen Festag sol-
te was weniges von der Cantzel reden/ Abends zuvor gieng
ich in die Kirchen/ zusehen/ ob nit etwas darin seye/ wel-
ches mir zu meinem Concept möchte dienen. So hab ich
aber den Meßner angetroffen/ welcher sehr embsig be-
schäfftiget war in Auffrichtung deß Alrars. In dem ich
ein Zeit allda verweilte/ hab ich wargenomben/ mit Oh-
ren gehöret/ daß der in etwas vnwillige Meßner wolte
obenher stöllen die Bildnuß vnsers HErrn Aufferstehung.
Weilen sich aber solche nit wolte schicken; so ist der Narr
in dise Wort außgebrochen/ der Teuffl ist gar zu groß da-
her. Es stunde nit lang an/ daß ein Musicant/ so ihme
damahls Beyhülff gelaist/ vnbehutsamb vmbgangen/ vnd
mit dem Fuß die Bildnuß deß heiligen Pauli vmbgestossen/
auff dessen Seyten der H. Petrus war. So sagt er mehr-
mahlen: gib acht/ daß du den andern Teuffl nicht auch her-
ab würffst. Was thut nit ein spöttliche Gewonheit? ab-
sonderlich in fluechen vnd schwören. Sagt ihr/ vnd klagt
ihr nit selbsten im Beichtstuhl. O mein Pater! ich hab er-
schröcklich gescholten mit tausend Sacker/ mit Million/
vnd hab noch die Stern im Himmel darzu zehlt. Pater
es ist mir layd/ ich hab halt ein solche Gewonheit an mir/
ich kans nit lassen. Ecce! ich kans nit lassen. So
thut gleichsamb die Gewonheit dem freyen Willen einen
Arrest an! haist das nit/ die Gewonheit ist ein eyserne
Pfaidt?

In
E e e 2

kan ſolche nit mehr laſſen.
verſchuldter maſſen uͤbel tractiret, recht alſo. Ich
ſchencke euch das nit/ der Taͤubl holl mich/ recht alſo.
Was nit ein ſchaͤndliche Gewonheit thut. Dergleichen
Geſchichten waͤren ohne Zahl beyzubringen.

Ich bin ſelbſt einmal an einem Orth/ vnd zwar in ei-
nem ſehr ſchoͤnen Marcktfleck eingeladen worden/ daß ich
deß andern Tags/ als einem ſehr hochfeyrlichen Feſtag ſol-
te was weniges von der Cantzel reden/ Abends zuvor gieng
ich in die Kirchen/ zuſehen/ ob nit etwas darin ſeye/ wel-
ches mir zu meinem Concept moͤchte dienen. So hab ich
aber den Meßner angetroffen/ welcher ſehr embſig be-
ſchaͤfftiget war in Auffrichtung deß Alrars. In dem ich
ein Zeit allda verweilte/ hab ich wargenomben/ mit Oh-
ren gehoͤret/ daß der in etwas vnwillige Meßner wolte
obenher ſtoͤllen die Bildnuß vnſers HErꝛn Aufferſtehung.
Weilen ſich aber ſolche nit wolte ſchicken; ſo iſt der Narꝛ
in diſe Wort außgebrochen/ der Teuffl iſt gar zu groß da-
her. Es ſtunde nit lang an/ daß ein Muſicant/ ſo ihme
damahls Beyhuͤlff gelaiſt/ vnbehutſamb vmbgangen/ vnd
mit dem Fuß die Bildnuß deß heiligen Pauli vmbgeſtoſſen/
auff deſſen Seyten der H. Petrus war. So ſagt er mehr-
mahlen: gib acht/ daß du den andern Teuffl nicht auch her-
ab wuͤrffſt. Was thut nit ein ſpoͤttliche Gewonheit? ab-
ſonderlich in fluechen vnd ſchwoͤren. Sagt ihr/ vnd klagt
ihr nit ſelbſten im Beichtſtuhl. O mein Pater! ich hab er-
ſchroͤcklich geſcholten mit tauſend Sacker/ mit Million/
vnd hab noch die Stern im Himmel darzu zehlt. Pater
es iſt mir layd/ ich hab halt ein ſolche Gewonheit an mir/
ich kans nit laſſen. Ecce! ich kans nit laſſen. So
thut gleichſamb die Gewonheit dem freyen Willen einen
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Pfaidt?

In
E e e 2
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[403/0439] kan ſolche nit mehr laſſen. verſchuldter maſſen uͤbel tractiret, recht alſo. Ich ſchencke euch das nit/ der Taͤubl holl mich/ recht alſo. Was nit ein ſchaͤndliche Gewonheit thut. Dergleichen Geſchichten waͤren ohne Zahl beyzubringen. Ich bin ſelbſt einmal an einem Orth/ vnd zwar in ei- nem ſehr ſchoͤnen Marcktfleck eingeladen worden/ daß ich deß andern Tags/ als einem ſehr hochfeyrlichen Feſtag ſol- te was weniges von der Cantzel reden/ Abends zuvor gieng ich in die Kirchen/ zuſehen/ ob nit etwas darin ſeye/ wel- ches mir zu meinem Concept moͤchte dienen. So hab ich aber den Meßner angetroffen/ welcher ſehr embſig be- ſchaͤfftiget war in Auffrichtung deß Alrars. In dem ich ein Zeit allda verweilte/ hab ich wargenomben/ mit Oh- ren gehoͤret/ daß der in etwas vnwillige Meßner wolte obenher ſtoͤllen die Bildnuß vnſers HErꝛn Aufferſtehung. Weilen ſich aber ſolche nit wolte ſchicken; ſo iſt der Narꝛ in diſe Wort außgebrochen/ der Teuffl iſt gar zu groß da- her. Es ſtunde nit lang an/ daß ein Muſicant/ ſo ihme damahls Beyhuͤlff gelaiſt/ vnbehutſamb vmbgangen/ vnd mit dem Fuß die Bildnuß deß heiligen Pauli vmbgeſtoſſen/ auff deſſen Seyten der H. Petrus war. So ſagt er mehr- mahlen: gib acht/ daß du den andern Teuffl nicht auch her- ab wuͤrffſt. Was thut nit ein ſpoͤttliche Gewonheit? ab- ſonderlich in fluechen vnd ſchwoͤren. Sagt ihr/ vnd klagt ihr nit ſelbſten im Beichtſtuhl. O mein Pater! ich hab er- ſchroͤcklich geſcholten mit tauſend Sacker/ mit Million/ vnd hab noch die Stern im Himmel darzu zehlt. Pater es iſt mir layd/ ich hab halt ein ſolche Gewonheit an mir/ ich kans nit laſſen. Ecce! ich kans nit laſſen. So thut gleichſamb die Gewonheit dem freyen Willen einen Arreſt an! haiſt das nit/ die Gewonheit iſt ein eyſerne Pfaidt? In E e e 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/439>, abgerufen am 03.07.2024.