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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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nachmahlen ein grosser Dieb.
Genes. 4.

Deß Egyptischen Joseph seine Brüder seynd alle von
dem Haußhalter für Auffraumer/ für Bancksischer/ für
Tischlährer/ für Dieb gehalten worden. Als hätten sie
Ihro Hochfürstlich Gnaden dem Joseph ein Becher ent-
frembt. Quem furati estis. Aber/ aber/ aber es ist dem
Ruben vnrecht geschehen/ der Simeon war kein Dieb/
der Levi war ein redlicher Kerl: dem Juda geschicht hier-
infalls ein Injuri, der Nepthali hat solche Schmach wol
zu empfinden/ der Isachar hat sein Lebtag nit also krumpe
Finger gemacht/ der Gad gibt keinen Mauser ab/ der
Dan, ob er schon nit der beste ist/ so ist er doch dißfalls vn-
schuldig/ der Zabulon thät sich schämen/ wann er einmahl
nur einer Nadlgroß hätte gestohlen/ der Aser eben deß-
gleichen/ von dem ehrlichen/ vnd wolerzognen Beniamin
ist gar kein Argwohn zu schöpffen. O mein lieber alter Tätl
Jacob, so soll es dir in deinem Vätterlichen Hertzen also
wehe thun/ wann du hören solst/ daß man deine Söhn
Dieb nennet. Pfui! Dieb? Herr Haußhalter gemach
mit der Braut/ halt das Maul. Was maint ihr/ soll
der fromme Vatter Jacob lauter Dieb an seinen Kindern
erzogen haben? das nit/ das gar nit/ nichts weniger als
diß.

Aber layder wie vil werden Eltern angetroffen/ wel-
che an ihren Kindern die Schand erleben/ da sie solche am
hell-liechten Galgen sehen hencken? es seynd aber Vatter
vnd Mutter selbst die eigentliche Ursach deß Undergangs
ihrer Kinder; dann hätten sie solche bey Zeiten mit scharpf-
fer Ruthen gezüchtiget/ wie sie die kleine Ding geklaubt
haben/ so wurden nie solche Haupt-Dieb darauß erwach-
sen seyn. Von kleinen fangt man an. Qui modica sper-
nit, paulatim decidet.

In einer vornehmen Statt hat sich einest ein Haupt-
Dieb auffgehalten/ welcher vnderschidliche Diebstall durch

seine
nachmahlen ein groſſer Dieb.
Geneſ. 4.

Deß Egyptiſchen Joſeph ſeine Bruͤder ſeynd alle von
dem Haußhalter fuͤr Auffraumer/ fuͤr Banckſiſcher/ fuͤr
Tiſchlaͤhrer/ fuͤr Dieb gehalten worden. Als haͤtten ſie
Ihro Hochfuͤrſtlich Gnaden dem Joſeph ein Becher ent-
frembt. Quem furati eſtis. Aber/ aber/ aber es iſt dem
Ruben vnrecht geſchehen/ der Simeon war kein Dieb/
der Levi war ein redlicher Kerl: dem Juda geſchicht hier-
infalls ein Injuri, der Nepthali hat ſolche Schmach wol
zu empfinden/ der Iſachar hat ſein Lebtag nit alſo krumpe
Finger gemacht/ der Gad gibt keinen Mauſer ab/ der
Dan, ob er ſchon nit der beſte iſt/ ſo iſt er doch dißfalls vn-
ſchuldig/ der Zabulon thaͤt ſich ſchaͤmen/ wann er einmahl
nur einer Nadlgroß haͤtte geſtohlen/ der Aſer eben deß-
gleichen/ von dem ehrlichen/ vnd wolerzognen Beniamin
iſt gar kein Argwohn zu ſchoͤpffen. O mein lieber alter Taͤtl
Jacob, ſo ſoll es dir in deinem Vaͤtterlichen Hertzen alſo
wehe thun/ wann du hoͤren ſolſt/ daß man deine Soͤhn
Dieb nennet. Pfui! Dieb? Herꝛ Haußhalter gemach
mit der Braut/ halt das Maul. Was maint ihr/ ſoll
der fromme Vatter Jacob lauter Dieb an ſeinen Kindern
erzogen haben? das nit/ das gar nit/ nichts weniger als
diß.

Aber layder wie vil werden Eltern angetroffen/ wel-
che an ihren Kindern die Schand erleben/ da ſie ſolche am
hell-liechten Galgen ſehen hencken? es ſeynd aber Vatter
vnd Mutter ſelbſt die eigentliche Urſach deß Undergangs
ihrer Kinder; dann haͤtten ſie ſolche bey Zeiten mit ſcharpf-
fer Ruthen gezuͤchtiget/ wie ſie die kleine Ding geklaubt
haben/ ſo wurden nie ſolche Haupt-Dieb darauß erwach-
ſen ſeyn. Von kleinen fangt man an. Qui modica ſper-
nit, paulatim decidet.

In einer vornehmen Statt hat ſich eineſt ein Haupt-
Dieb auffgehalten/ welcher vnderſchidliche Diebſtall durch

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[364/0400] nachmahlen ein groſſer Dieb. Deß Egyptiſchen Joſeph ſeine Bruͤder ſeynd alle von dem Haußhalter fuͤr Auffraumer/ fuͤr Banckſiſcher/ fuͤr Tiſchlaͤhrer/ fuͤr Dieb gehalten worden. Als haͤtten ſie Ihro Hochfuͤrſtlich Gnaden dem Joſeph ein Becher ent- frembt. Quem furati eſtis. Aber/ aber/ aber es iſt dem Ruben vnrecht geſchehen/ der Simeon war kein Dieb/ der Levi war ein redlicher Kerl: dem Juda geſchicht hier- infalls ein Injuri, der Nepthali hat ſolche Schmach wol zu empfinden/ der Iſachar hat ſein Lebtag nit alſo krumpe Finger gemacht/ der Gad gibt keinen Mauſer ab/ der Dan, ob er ſchon nit der beſte iſt/ ſo iſt er doch dißfalls vn- ſchuldig/ der Zabulon thaͤt ſich ſchaͤmen/ wann er einmahl nur einer Nadlgroß haͤtte geſtohlen/ der Aſer eben deß- gleichen/ von dem ehrlichen/ vnd wolerzognen Beniamin iſt gar kein Argwohn zu ſchoͤpffen. O mein lieber alter Taͤtl Jacob, ſo ſoll es dir in deinem Vaͤtterlichen Hertzen alſo wehe thun/ wann du hoͤren ſolſt/ daß man deine Soͤhn Dieb nennet. Pfui! Dieb? Herꝛ Haußhalter gemach mit der Braut/ halt das Maul. Was maint ihr/ ſoll der fromme Vatter Jacob lauter Dieb an ſeinen Kindern erzogen haben? das nit/ das gar nit/ nichts weniger als diß. Aber layder wie vil werden Eltern angetroffen/ wel- che an ihren Kindern die Schand erleben/ da ſie ſolche am hell-liechten Galgen ſehen hencken? es ſeynd aber Vatter vnd Mutter ſelbſt die eigentliche Urſach deß Undergangs ihrer Kinder; dann haͤtten ſie ſolche bey Zeiten mit ſcharpf- fer Ruthen gezuͤchtiget/ wie ſie die kleine Ding geklaubt haben/ ſo wurden nie ſolche Haupt-Dieb darauß erwach- ſen ſeyn. Von kleinen fangt man an. Qui modica ſper- nit, paulatim decidet. In einer vornehmen Statt hat ſich eineſt ein Haupt- Dieb auffgehalten/ welcher vnderſchidliche Diebſtall durch ſeine

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/400>, abgerufen am 22.11.2024.