Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.Judas ein angehender Trau keiner vndergrabnen Gstätten:Trau keinem Hund an der Ketten: Trau keinem übergfrohrnen Fluß: Trau keinem Ave Rabbi- Kuß: Trau keinem Wetter im Aprill: Trau keinem Schwörer in dem Spill: Trau keiner Katzen bey ihrem Liebkosen: Trau keinem Dieb mit grossen Hosen: Trau keinen Leuthen mit Leonischen Barten: Trau keinem Scheermesser mit einer Scharten: Trau keinem Bruder bey dem Zechen: Trau keinem Lugner bey seim Versprechen: Trau keiner bösen Gelegenheit: Sonst kombst du in grosse Vngelegenheit. Wie sich das rothe Meer wunderbarlicher Weiß von Moyses hat vil Wunder gesehen/ vnd sich doch nit gesehen/
Judas ein angehender Trau keiner vndergrabnen Gſtaͤtten:Trau keinem Hund an der Ketten: Trau keinem uͤbergfrohrnen Fluß: Trau keinem Ave Rabbi- Kuß: Trau keinem Wetter im Aprill: Trau keinem Schwoͤrer in dem Spill: Trau keiner Katzen bey ihrem Liebkoſen: Trau keinem Dieb mit groſſen Hoſen: Trau keinen Leuthen mit Leoniſchen Barten: Trau keinem Scheermeſſer mit einer Scharten: Trau keinem Bruder bey dem Zechen: Trau keinem Lugner bey ſeim Verſprechen: Trau keiner boͤſen Gelegenheit: Sonſt kombſt du in groſſe Vngelegenheit. Wie ſich das rothe Meer wunderbarlicher Weiß von Moyſes hat vil Wunder geſehen/ vnd ſich doch nit geſehen/
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Judas ein angehender
Trau keiner vndergrabnen Gſtaͤtten:
Trau keinem Hund an der Ketten:
Trau keinem uͤbergfrohrnen Fluß:
Trau keinem Ave Rabbi- Kuß:
Trau keinem Wetter im Aprill:
Trau keinem Schwoͤrer in dem Spill:
Trau keiner Katzen bey ihrem Liebkoſen:
Trau keinem Dieb mit groſſen Hoſen:
Trau keinen Leuthen mit Leoniſchen Barten:
Trau keinem Scheermeſſer mit einer Scharten:
Trau keinem Bruder bey dem Zechen:
Trau keinem Lugner bey ſeim Verſprechen:
Trau keiner boͤſen Gelegenheit:
Sonſt kombſt du in groſſe Vngelegenheit.
Wie ſich das rothe Meer wunderbarlicher Weiß von
einander gethailt/ vnd denen Iſraelitern freyen Paß durch-
zumarſchieren geſpendiret; ſchreibt Arias Montanus,
ſeye auch ein anders groſſes Wunder zu ſehen geweſt.
Nemblichen der Grund deß Meers ſeye nichts als Letten/
Moraſt/ Koth vnd Vnflath geweſt. Viam feciſti in ma-
ri equis tuis, in luto aquarum multarum. Nichts deſto-
weniger haben die Iſraeliter ihre Fuͤß im mindeſten nicht
beſudlet/ ſondern durch diſes Koth gangen/ wie die Son-
nen-Strahlen vnbemaͤhliget durch ein Kothlacken. Ein
groſſes Wunder/ ein großmaͤchtiges Wunder/ uͤberauß
ein groſſes Wunder iſt es. Wann jemand im Koth ſte-
het/ durch das Koth gehet/ vnd nit bekothiget wird. Noch
aber/ doch aber iſt es ein groͤſſeres Wunder bey der Gele-
genheit zu ſuͤndigen ſeyn/ vnd nicht ſuͤndigen.
Moyſes hat vil Wunder geſehen/ vnd ſich doch nit
verwundert/ er hat geſehen/ wie er mit dem Ruthen-
ſtraich auß dem harten Felſen nit Feur-Funcken/ ſondern
klares Brunnen-Quaͤl gelocket hat. Er hat noch daruͤber
geſehen/
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Zitationshilfe: | Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/324>, abgerufen am 22.07.2024. |