Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

Bild:
<< vorherige Seite

Jünger deß HErrns.
werden; daß ich aber solche nit in Teutsch übersetze/ ist die
Ursach/ weilen etwann dises geringe Buch möchte auch
von der Weiber Händ/ oder anderen/ bey denen die Do-
ctrin
vnd Wissenschafft nicht groß/ durchblättert werden/
vnd nachmahls ein Kleinmüthigkeit/ ohnnöthige Scru-
pel/ auch schädliche Irrungen entstehen kundten. Du
mein Leser ins gemain/ seye von dem Heil. Geist selbst ge-
wahrnet/ daß du dich mit vilen Warumb nicht solst ab-
matten/ noch denen vnermeßlichen Urthlen Gottes gar zu
sehr nachforschen. Was dir zu hoch ist/ das suche
nicht/ vnd was dir zu starck ist/ dem forsche nit
nach: sondern gedencke allzeit daran/ was dir
Eccl. c. 3.
GOtt befohlen hat/ vnd seye nit fürwitzig in
vilen seinen Wercken/ dann verborgene Ding
mit deinen Augen zu sehen/ ist dir vnvonnöthen;

Altiora te, ne quaesieris.

Thales Millesius ein vortrefflicher Weltweiser gien-
ge einest bey kühler Abends-Zeit spatzieren/ vnd im weh-
renden gehen beschnarchte er mit ginnendem Maul den
Himmel; sagte auch bey sich selbsten also. Schau/ da ist
der mittere Himmels-Circul/ wordurch die Sonn stäts
mit feurigen Pferdten durchpostirt. Dort ist das Zaichen
der Waag/ wer darunder gebohren wird/ der schickt sich zu
einem Advocaten/ so ein Liebhaber der Gerechtigkeit seyn
solle. Sihe/ dort ist der Stern/ Venus genannt/ welcher
solches Gestirn in seiner Geburt hat/ der schickt sich zu der
Keuschheit/ wie ein Sichel in ein Messer-Gesteck. An dem-
selben Orth ist der Planet Mercurius, wer dorten auff die
Welt kombt/ auß dem kan man hauptsehlich ein Kauff-
mann schnitzlen/ dann er wird dem Teuffel ein Ohr ab-
schwören/ diß seye ein Engelländisches Tüchlein/ wann es

schon
K k 3

Juͤnger deß HErꝛns.
werden; daß ich aber ſolche nit in Teutſch uͤberſetze/ iſt die
Urſach/ weilen etwann diſes geringe Buch moͤchte auch
von der Weiber Haͤnd/ oder anderen/ bey denen die Do-
ctrin
vnd Wiſſenſchafft nicht groß/ durchblaͤttert werden/
vnd nachmahls ein Kleinmuͤthigkeit/ ohnnoͤthige Scru-
pel/ auch ſchaͤdliche Irrungen entſtehen kundten. Du
mein Leſer ins gemain/ ſeye von dem Heil. Geiſt ſelbſt ge-
wahrnet/ daß du dich mit vilen Warumb nicht ſolſt ab-
matten/ noch denen vnermeßlichen Urthlen Gottes gar zu
ſehr nachforſchen. Was dir zu hoch iſt/ das ſuche
nicht/ vnd was dir zu ſtarck iſt/ dem forſche nit
nach: ſondern gedencke allzeit daran/ was dir
Eccl. c. 3.
GOtt befohlen hat/ vnd ſeye nit fuͤrwitzig in
vilen ſeinen Wercken/ dann verborgene Ding
mit deinen Augen zu ſehen/ iſt dir vnvonnoͤthen;

Altiora te, nè quæſieris.

Thales Milleſius ein vortrefflicher Weltweiſer gien-
ge eineſt bey kuͤhler Abends-Zeit ſpatzieren/ vnd im weh-
renden gehen beſchnarchte er mit ginnendem Maul den
Himmel; ſagte auch bey ſich ſelbſten alſo. Schau/ da iſt
der mittere Himmels-Circul/ wordurch die Sonn ſtaͤts
mit feurigen Pferdten durchpoſtirt. Dort iſt das Zaichen
der Waag/ wer darunder gebohren wird/ der ſchickt ſich zu
einem Advocaten/ ſo ein Liebhaber der Gerechtigkeit ſeyn
ſolle. Sihe/ dort iſt der Stern/ Venus genannt/ welcher
ſolches Geſtirn in ſeiner Geburt hat/ der ſchickt ſich zu der
Keuſchheit/ wie ein Sichel in ein Meſſer-Geſteck. An dem-
ſelben Orth iſt der Planet Mercurius, wer dorten auff die
Welt kombt/ auß dem kan man hauptſehlich ein Kauff-
mann ſchnitzlen/ dann er wird dem Teuffel ein Ohr ab-
ſchwoͤren/ diß ſeye ein Engellaͤndiſches Tuͤchlein/ wann es

ſchon
K k 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0297" n="261"/><fw place="top" type="header">Ju&#x0364;nger deß HEr&#xA75B;ns.</fw><lb/>
werden; daß ich aber &#x017F;olche nit in Teut&#x017F;ch u&#x0364;ber&#x017F;etze/ i&#x017F;t die<lb/>
Ur&#x017F;ach/ weilen etwann di&#x017F;es geringe Buch mo&#x0364;chte auch<lb/>
von der Weiber Ha&#x0364;nd/ oder anderen/ bey denen die <hi rendition="#aq">Do-<lb/>
ctrin</hi> vnd Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft nicht groß/ durchbla&#x0364;ttert werden/<lb/>
vnd nachmahls ein Kleinmu&#x0364;thigkeit/ ohnno&#x0364;thige Scru-<lb/>
pel/ auch &#x017F;cha&#x0364;dliche Irrungen ent&#x017F;tehen kundten. Du<lb/>
mein Le&#x017F;er ins gemain/ &#x017F;eye von dem Heil. Gei&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t ge-<lb/>
wahrnet/ daß du dich mit vilen <hi rendition="#fr">Warumb</hi> nicht &#x017F;ol&#x017F;t ab-<lb/>
matten/ noch denen vnermeßlichen Urthlen Gottes gar zu<lb/>
&#x017F;ehr nachfor&#x017F;chen. <hi rendition="#fr">Was dir zu hoch i&#x017F;t/ das &#x017F;uche<lb/>
nicht/ vnd was dir zu &#x017F;tarck i&#x017F;t/ dem for&#x017F;che nit<lb/>
nach: &#x017F;ondern gedencke allzeit daran/ was dir</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Eccl. c.</hi> 3.</note><lb/><hi rendition="#fr">GOtt befohlen hat/ vnd &#x017F;eye nit fu&#x0364;rwitzig in<lb/>
vilen &#x017F;einen Wercken/ dann verborgene Ding<lb/>
mit deinen Augen zu &#x017F;ehen/ i&#x017F;t dir vnvonno&#x0364;then;</hi><lb/><hi rendition="#aq">Altiora te, nè quæ&#x017F;ieris.</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Thales Mille&#x017F;ius</hi> ein vortrefflicher Weltwei&#x017F;er gien-<lb/>
ge eine&#x017F;t bey ku&#x0364;hler Abends-Zeit &#x017F;patzieren/ vnd im weh-<lb/>
renden gehen be&#x017F;chnarchte er mit ginnendem Maul den<lb/>
Himmel; &#x017F;agte auch bey &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten al&#x017F;o. Schau/ da i&#x017F;t<lb/>
der mittere Himmels-Circul/ wordurch die Sonn &#x017F;ta&#x0364;ts<lb/>
mit feurigen Pferdten durchpo&#x017F;tirt. Dort i&#x017F;t das Zaichen<lb/>
der Waag/ wer darunder gebohren wird/ der &#x017F;chickt &#x017F;ich zu<lb/>
einem <hi rendition="#aq">Advoca</hi>ten/ &#x017F;o ein Liebhaber der Gerechtigkeit &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;olle. Sihe/ dort i&#x017F;t der Stern/ <hi rendition="#aq">Venus</hi> genannt/ welcher<lb/>
&#x017F;olches Ge&#x017F;tirn in &#x017F;einer Geburt hat/ der &#x017F;chickt &#x017F;ich zu der<lb/>
Keu&#x017F;chheit/ wie ein Sichel in ein Me&#x017F;&#x017F;er-Ge&#x017F;teck. An dem-<lb/>
&#x017F;elben Orth i&#x017F;t der Planet <hi rendition="#aq">Mercurius,</hi> wer dorten auff die<lb/>
Welt kombt/ auß dem kan man haupt&#x017F;ehlich ein Kauff-<lb/>
mann &#x017F;chnitzlen/ dann er wird dem Teuffel ein Ohr ab-<lb/>
&#x017F;chwo&#x0364;ren/ diß &#x017F;eye ein Engella&#x0364;ndi&#x017F;ches Tu&#x0364;chlein/ wann es<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chon</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0297] Juͤnger deß HErꝛns. werden; daß ich aber ſolche nit in Teutſch uͤberſetze/ iſt die Urſach/ weilen etwann diſes geringe Buch moͤchte auch von der Weiber Haͤnd/ oder anderen/ bey denen die Do- ctrin vnd Wiſſenſchafft nicht groß/ durchblaͤttert werden/ vnd nachmahls ein Kleinmuͤthigkeit/ ohnnoͤthige Scru- pel/ auch ſchaͤdliche Irrungen entſtehen kundten. Du mein Leſer ins gemain/ ſeye von dem Heil. Geiſt ſelbſt ge- wahrnet/ daß du dich mit vilen Warumb nicht ſolſt ab- matten/ noch denen vnermeßlichen Urthlen Gottes gar zu ſehr nachforſchen. Was dir zu hoch iſt/ das ſuche nicht/ vnd was dir zu ſtarck iſt/ dem forſche nit nach: ſondern gedencke allzeit daran/ was dir GOtt befohlen hat/ vnd ſeye nit fuͤrwitzig in vilen ſeinen Wercken/ dann verborgene Ding mit deinen Augen zu ſehen/ iſt dir vnvonnoͤthen; Altiora te, nè quæſieris. Eccl. c. 3. Thales Milleſius ein vortrefflicher Weltweiſer gien- ge eineſt bey kuͤhler Abends-Zeit ſpatzieren/ vnd im weh- renden gehen beſchnarchte er mit ginnendem Maul den Himmel; ſagte auch bey ſich ſelbſten alſo. Schau/ da iſt der mittere Himmels-Circul/ wordurch die Sonn ſtaͤts mit feurigen Pferdten durchpoſtirt. Dort iſt das Zaichen der Waag/ wer darunder gebohren wird/ der ſchickt ſich zu einem Advocaten/ ſo ein Liebhaber der Gerechtigkeit ſeyn ſolle. Sihe/ dort iſt der Stern/ Venus genannt/ welcher ſolches Geſtirn in ſeiner Geburt hat/ der ſchickt ſich zu der Keuſchheit/ wie ein Sichel in ein Meſſer-Geſteck. An dem- ſelben Orth iſt der Planet Mercurius, wer dorten auff die Welt kombt/ auß dem kan man hauptſehlich ein Kauff- mann ſchnitzlen/ dann er wird dem Teuffel ein Ohr ab- ſchwoͤren/ diß ſeye ein Engellaͤndiſches Tuͤchlein/ wann es ſchon K k 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/297
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/297>, abgerufen am 16.06.2024.