Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.Judae Iscariothis Zucht-Hauß/ hat ihn getroffen/ er hats Maul an einer Hof-Suppenverbrent/ er hat den Kopff an einer Hof-Thür angestossen! verstehe es recht/ der Neyd zu Hof vnder den Ministern vnd Hof-Herren hat ihn gestürtzt: so ist es gangen Henrico Grafen von Hollstein/ bey dem Hof Eduardi deß Dritten/ König in Engelland/ so ist es gangen Bellisario dem gros- sen Kriegs-Fürsten bey dem Hof deß Kaysers Justiniani; so ist es gangen dem Aristidi/ dem Scipioni/ dem The- mistocli, dem Tullio, dem Epaminondae, dem Socra- ti, dem Pompeio, dem Iphicrati, dem Cononi, dem Chabriae, daß seynd aber laute frembde Namen; so ist es gangen vil Ferdinandis, Henricis, Rudolphis, Casimi- ris, Philippis, Conradis, Wolffgangis &c. welche der verdambte Neyd ins Elend gestürtzt hat. O Neyd! O Neyd. Den Reyd findt ich schier auff dem Schlag/ wie jener Baum: Es ist einer gewest/ der ihme durch vilfälti- ges Schaben vnd Graben ein zimblichen Sackvoll Duca- ten gesamblet/ hatte aber dessentwegen stäts ohnruhige Gedancken/ auß Forcht/ es möcht ihm einer solchen gulde- nen Schatz entfrembden/ ja er traute in dem Fall weder dem Weib/ vil weniger den Dienstbotten/ es gedunckten ihm alle Rigl vnd Schlösser zu schwach/ solche gelbe Ba- tzen zu hüten/ absonderlich/ so er Geschäfft halber muste abraisen/ konte er niemahlen ruhig schlaffen/ wegen stät- ter Sorgen/ es möcht ihn diser sein guldener Innwohner das Quartier verändern; ersinnet demnach andere Mit- tel/ vnd nimbt auff einen gewissen Tag sein mit Gold ge- fülten Sack mit sich/ steigt in seinen grossen Garten auff einen Baum/ vnd weil selbiger zwischen zwey grossen Ae- sten etwas holl ware/ verbürgt er seinen goldseeligen Schatz darein/ voller Freuden/ daß er selbigen also sicher salviert, empfande auch in seinem Gemüth nunmehr ein begnügten Ruhestand/ was geschicht aber! Sein Nach- bar
Judæ Iſcariothis Zucht-Hauß/ hat ihn getroffen/ er hats Maul an einer Hof-Suppenverbrent/ er hat den Kopff an einer Hof-Thuͤr angeſtoſſen! verſtehe es recht/ der Neyd zu Hof vnder den Miniſtern vnd Hof-Herren hat ihn geſtuͤrtzt: ſo iſt es gangen Henrico Grafen von Hollſtein/ bey dem Hof Eduardi deß Dritten/ Koͤnig in Engelland/ ſo iſt es gangen Belliſario dem groſ- ſen Kriegs-Fuͤrſten bey dem Hof deß Kayſers Juſtiniani; ſo iſt es gangen dem Ariſtidi/ dem Scipioni/ dem The- miſtocli, dem Tullio, dem Epaminondæ, dem Socra- ti, dem Pompeio, dem Iphicrati, dem Cononi, dem Chabriæ, daß ſeynd aber laute frembde Namen; ſo iſt es gangen vil Ferdinandis, Henricis, Rudolphis, Caſimi- ris, Philippis, Conradis, Wolffgangis &c. welche der verdambte Neyd ins Elend geſtuͤrtzt hat. O Neyd! O Neyd. Den Reyd findt ich ſchier auff dem Schlag/ wie jener Baum: Es iſt einer geweſt/ der ihme durch vilfaͤlti- ges Schaben vnd Graben ein zimblichen Sackvoll Duca- ten geſamblet/ hatte aber deſſentwegen ſtaͤts ohnruhige Gedancken/ auß Forcht/ es moͤcht ihm einer ſolchen gulde- nen Schatz entfrembden/ ja er traute in dem Fall weder dem Weib/ vil weniger den Dienſtbotten/ es gedunckten ihm alle Rigl vnd Schloͤſſer zu ſchwach/ ſolche gelbe Ba- tzen zu huͤten/ abſonderlich/ ſo er Geſchaͤfft halber muſte abraiſen/ konte er niemahlen ruhig ſchlaffen/ wegen ſtaͤt- ter Sorgen/ es moͤcht ihn diſer ſein guldener Innwohner das Quartier veraͤndern; erſinnet demnach andere Mit- tel/ vnd nimbt auff einen gewiſſen Tag ſein mit Gold ge- fuͤlten Sack mit ſich/ ſteigt in ſeinen groſſen Garten auff einen Baum/ vnd weil ſelbiger zwiſchen zwey groſſen Ae- ſten etwas holl ware/ verbuͤrgt er ſeinen goldſeeligen Schatz darein/ voller Freuden/ daß er ſelbigen alſo ſicher ſalviert, empfande auch in ſeinem Gemuͤth nunmehr ein begnuͤgten Ruheſtand/ was geſchicht aber! Sein Nach- bar
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Judæ Iſcariothis Zucht-Hauß/
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verſtehe es recht/ der Neyd zu Hof vnder den Miniſtern vnd
Hof-Herren hat ihn geſtuͤrtzt: ſo iſt es gangen Henrico
Grafen von Hollſtein/ bey dem Hof Eduardi deß Dritten/
Koͤnig in Engelland/ ſo iſt es gangen Belliſario dem groſ-
ſen Kriegs-Fuͤrſten bey dem Hof deß Kayſers Juſtiniani;
ſo iſt es gangen dem Ariſtidi/ dem Scipioni/ dem The-
miſtocli, dem Tullio, dem Epaminondæ, dem Socra-
ti, dem Pompeio, dem Iphicrati, dem Cononi, dem
Chabriæ, daß ſeynd aber laute frembde Namen; ſo iſt es
gangen vil Ferdinandis, Henricis, Rudolphis, Caſimi-
ris, Philippis, Conradis, Wolffgangis &c. welche der
verdambte Neyd ins Elend geſtuͤrtzt hat. O Neyd! O
Neyd. Den Reyd findt ich ſchier auff dem Schlag/ wie
jener Baum: Es iſt einer geweſt/ der ihme durch vilfaͤlti-
ges Schaben vnd Graben ein zimblichen Sackvoll Duca-
ten geſamblet/ hatte aber deſſentwegen ſtaͤts ohnruhige
Gedancken/ auß Forcht/ es moͤcht ihm einer ſolchen gulde-
nen Schatz entfrembden/ ja er traute in dem Fall weder
dem Weib/ vil weniger den Dienſtbotten/ es gedunckten
ihm alle Rigl vnd Schloͤſſer zu ſchwach/ ſolche gelbe Ba-
tzen zu huͤten/ abſonderlich/ ſo er Geſchaͤfft halber muſte
abraiſen/ konte er niemahlen ruhig ſchlaffen/ wegen ſtaͤt-
ter Sorgen/ es moͤcht ihn diſer ſein guldener Innwohner
das Quartier veraͤndern; erſinnet demnach andere Mit-
tel/ vnd nimbt auff einen gewiſſen Tag ſein mit Gold ge-
fuͤlten Sack mit ſich/ ſteigt in ſeinen groſſen Garten auff
einen Baum/ vnd weil ſelbiger zwiſchen zwey groſſen Ae-
ſten etwas holl ware/ verbuͤrgt er ſeinen goldſeeligen
Schatz darein/ voller Freuden/ daß er ſelbigen alſo ſicher
ſalviert, empfande auch in ſeinem Gemuͤth nunmehr ein
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