Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch]
Der Pfau. Unehre des Reichthums. DUrch den Pfau wird angedeutet die Unehre des Reichthums: dann wann der Pfau am schönsten ist/ mit seinem aufgespannten Schwantze/ ist er nur von vornen schön/ und nicht auch von hinden/ viel weniger aber an den Füssen: Also scheinet der Reichthum auch zwar schön/ aber wann man öffters zuruck siehet/ wie er erlanget wird/ so ist es mehrmalen erschrecklich Hochmut. und elend anzusehen. Phocylides sagt: Das Gut machet Hochmut/ und vermehret das Ubel-thun. Diesen Hochmut auszubilden/ muste man den Pfauen mit ausgebreitetem Schwantze/ und einem aufgehabenen Fuß bilden. Der wird aber nicht unbillig für ein Bild des Hochmuts genommen: Dann wann ihrer Viele stehen und ihn besehen/ breitet er seinen Unbeständigkeit des Reichthums. Schwantz aus. Sein Schwantz allein deutet die Unbeständigkeit des Reichthums an: Dann dieser Schwantz fällt mit dem Fallen des Lobs/ und wächset mit dem Wachsen desselben. Die Henne. Liebe. DUrch die Henne/ mit ihren Jungen oder Küchlein unter ihren Flügeln/ wird Liebe angezeigt. Der Hahn. Wachsamkeit. DEr Hahn bedeutet Wachsamkeit/ und Wacht halten/ weiln/ wie Lucretius sagt/ er die Flügeln schlagend zu Mitternacht krehet/ und mit heller Stimme die Morgenstunde Großmütigkeit. Streitlust. ausrufft. Er wird des Martis Vogel genannt/ und bedeutet alsdenn Großmütigkeit und Streit-Lust: dann diese Gäste allezeit bereit sind mit einander zu kämpffen. Die Gans. sichere Wacht. DIe Gans/ an einen Ancker gebunden/ bedeutet eine sichere Hut oder Wacht. Mit einem Stein im Schnabel bedeutet Schweigen. sie das Schweigen: Dann sie schwerlich schweigen können; daher sie/ wann sie über den Berg Taurus fliegen/ einen Stein in den Schnabel nehmen/ damit sie von den Adlern/ Feind der Poesie. derer daselbst viel sind/ nicht gehört werden mögen. Die Gans bedeutet auch denjenigen/ welcher der Poesey feind ist. Der Straus. Gerechtigkeit. DIe schöne Federn dieses Vogels/ weil sie so gleich sind/ sollen die Justitz oder Gerechtigkeit bedeuten. Die Fledermaus. Unverstand lieben. DIe Fledermaus bedeutet Einen/ der die Wissenschafft oder Weisheit hasset/ und den Unverstand liebet: weil sie den Tag oder das Liecht hasset/ und die Nacht oder Finsternus liebet. Die Biene. Keuschheit. Friede. Königreich DUrch die Biene versteht man ein Königreich. Aus und in den Helm fliegend bedeutet sie Friede/ und sonst auch Keuschheit. [Spaltenumbruch]Die Fliege. Beschwerlichkeit/ Hartnäckigkeit. DIe Fliege bedeutet Verdruß oder Beschwerlichkeit/ und Hartnäckigkeit: dieweil sie den Menschen so hartnäckigt quählt und plaget. Die Heuschrecke. Wäscher oder Plauderer. DIese deutet an einen unnützen Wäscher. Man machet auch eine Heuschrecke/ auf einer Lauten neben den Säiten sitzend/ Music. zu einem Zeichen der Music. Die Spinne. unnützes Werck. DIe Spinnwebe gilt in der Sinnbildung/ so viel/ als ein unnützes Werck oder Kunst. Der Delphin. Schnellheit DEr Delphin/ als der schnelleste Seefisch/ der über die höchsten Masten hinausschiesset/ bedeutet Schnellheit. Von ihm ist dieses Sprichwort: Du lehrest den Delphin schwimmen. Das Chamäleon. DAs Chamäleon/ so aller Sachen/ zu denen es kommet/ Farben annimmt/ bedeutet Heuchler. den Heuchler/ so jederman zu Gefallen redet/ was er gern höret. Die Schildkröte. Zu-Haus-Bleibung. Trägheit. DIe Schildkröte unterrichtet das Frauenzimmer in ihren Häusern fein zu bleiben/ wie sie und die Schnecke thun. Sie bedeutet aber auch Trägheit. Der Krebs. Unbeständigkeit. DEr Krebs bedeutet Unbeständigkeit: dann er gehet unterweilen vor sich/ unterweilen nach der Seite/ bisweilen hinterwarts/ und erzeiget/ als wie ein leichtfertiger Mensch zu thun pflegt/ grosse Unbeständigkeit. Die Schnecke. Irrdisch-Gesinntheit. DIe Schnecke/ mit ihrem Haus aufm Rucken/ bedeutet Irrdisch-Gesinntheit. Bishieher haben wir von Thieren/ Vögeln/ und Fischen/ geredet. Nun wollen wir den Menschen zu erst vornehmen/ und an seinem Haupte den Anfang machen/ und dann so fort alle seine Glieder durchgehen. Von des Menschen Haupte. Anfang. Herrschafft. DUrch des Menschen Haupt wird bedeutet der Anfang und die Herrschafft/ insonderheit wanns bekrönet ist. Das Weisheit. Doppelhaupt/ als des Janus/ bedeutet Weisheit: weil der Weise so wol das Künfftige vorsiehet/ als er dem Vergangenen nachdencket. drey Zeiten. Das Dreyhaupt des Gergons bildet/ wie Einige wollen/ die drey Zeiten/ als die vergangene/ gegenwärtige und zukünfftige. Die dem [Spaltenumbruch]
Der Pfau. Unehre des Reichthums. DUrch den Pfau wird angedeutet die Unehre des Reichthums: dann wann der Pfau am schönsten ist/ mit seinem aufgespannten Schwantze/ ist er nur von vornen schön/ und nicht auch von hinden/ viel weniger aber an den Füssen: Also scheinet der Reichthum auch zwar schön/ aber wann man öffters zuruck siehet/ wie er erlanget wird/ so ist es mehrmalen erschrecklich Hochmut. und elend anzusehen. Phocylides sagt: Das Gut machet Hochmut/ und vermehret das Ubel-thun. Diesen Hochmut auszubilden/ muste man den Pfauen mit ausgebreitetem Schwantze/ und einem aufgehabenen Fuß bilden. Der wird aber nicht unbillig für ein Bild des Hochmuts genommen: Dann wann ihrer Viele stehen und ihn besehen/ breitet er seinen Unbeständigkeit des Reichthums. Schwantz aus. Sein Schwantz allein deutet die Unbeständigkeit des Reichthums an: Dann dieser Schwantz fällt mit dem Fallen des Lobs/ und wächset mit dem Wachsen desselben. Die Henne. Liebe. DUrch die Henne/ mit ihren Jungen oder Küchlein unter ihren Flügeln/ wird Liebe angezeigt. Der Hahn. Wachsamkeit. DEr Hahn bedeutet Wachsamkeit/ und Wacht halten/ weiln/ wie Lucretius sagt/ er die Flügeln schlagend zu Mitternacht krehet/ und mit heller Stimme die Morgenstunde Großmütigkeit. Streitlust. ausrufft. Er wird des Martis Vogel genannt/ und bedeutet alsdenn Großmütigkeit und Streit-Lust: dann diese Gäste allezeit bereit sind mit einander zu kämpffen. Die Gans. sichere Wacht. DIe Gans/ an einen Ancker gebunden/ bedeutet eine sichere Hut oder Wacht. Mit einem Stein im Schnabel bedeutet Schweigen. sie das Schweigen: Dann sie schwerlich schweigen können; daher sie/ wann sie über den Berg Taurus fliegen/ einen Stein in den Schnabel nehmen/ damit sie von den Adlern/ Feind der Poesie. derer daselbst viel sind/ nicht gehört werden mögen. Die Gans bedeutet auch denjenigen/ welcher der Poesey feind ist. Der Straus. Gerechtigkeit. DIe schöne Federn dieses Vogels/ weil sie so gleich sind/ sollen die Justitz oder Gerechtigkeit bedeuten. Die Fledermaus. Unverstand lieben. DIe Fledermaus bedeutet Einen/ der die Wissenschafft oder Weisheit hasset/ und den Unverstand liebet: weil sie den Tag oder das Liecht hasset/ und die Nacht oder Finsternus liebet. Die Biene. Keuschheit. Friede. Königreich DUrch die Biene versteht man ein Königreich. Aus und in den Helm fliegend bedeutet sie Friede/ und sonst auch Keuschheit. [Spaltenumbruch]Die Fliege. Beschwerlichkeit/ Hartnäckigkeit. DIe Fliege bedeutet Verdruß oder Beschwerlichkeit/ und Hartnäckigkeit: dieweil sie den Menschen so hartnäckigt quählt und plaget. Die Heuschrecke. Wäscher oder Plauderer. DIese deutet an einen unnützen Wäscher. Man machet auch eine Heuschrecke/ auf einer Lauten neben den Säiten sitzend/ Music. zu einem Zeichen der Music. Die Spinne. unnützes Werck. DIe Spinnwebe gilt in der Sinnbildung/ so viel/ als ein unnützes Werck oder Kunst. Der Delphin. Schnellheit DEr Delphin/ als der schnelleste Seefisch/ der über die höchsten Masten hinausschiesset/ bedeutet Schnellheit. Von ihm ist dieses Sprichwort: Du lehrest den Delphin schwimmen. Das Chamäleon. DAs Chamäleon/ so aller Sachen/ zu denen es kommet/ Farben annimmt/ bedeutet Heuchler. den Heuchler/ so jederman zu Gefallen redet/ was er gern höret. Die Schildkröte. Zu-Haus-Bleibung. Trägheit. DIe Schildkröte unterrichtet das Frauenzimmer in ihren Häusern fein zu bleiben/ wie sie und die Schnecke thun. Sie bedeutet aber auch Trägheit. Der Krebs. Unbeständigkeit. DEr Krebs bedeutet Unbeständigkeit: dann er gehet unterweilen vor sich/ unterweilen nach der Seite/ bisweilen hinterwarts/ und erzeiget/ als wie ein leichtfertiger Mensch zu thun pflegt/ grosse Unbeständigkeit. Die Schnecke. Irrdisch-Gesinntheit. DIe Schnecke/ mit ihrem Haus aufm Rucken/ bedeutet Irrdisch-Gesinntheit. Bishieher haben wir von Thieren/ Vögeln/ und Fischen/ geredet. Nun wollen wir den Menschen zu erst vornehmen/ und an seinem Haupte den Anfang machen/ und dann so fort alle seine Glieder durchgehen. Von des Menschen Haupte. Anfang. Herrschafft. DUrch des Menschen Haupt wird bedeutet der Anfang und die Herrschafft/ insonderheit wanns bekrönet ist. Das Weisheit. Doppelhaupt/ als des Janus/ bedeutet Weisheit: weil der Weise so wol das Künfftige vorsiehet/ als er dem Vergangenen nachdencket. drey Zeiten. Das Dreyhaupt des Gergons bildet/ wie Einige wollen/ die drey Zeiten/ als die vergangene/ gegenwärtige und zukünfftige. Die dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0338" xml:id="pb-1592" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 208"/> <cb/> <p xml:id="p1592.1" rend="headline">Der Pfau.</p> <p><note place="right">Unehre des Reichthums.</note> DUrch den Pfau wird angedeutet die Unehre des Reichthums: dann wann der Pfau am schönsten ist/ mit seinem aufgespannten Schwantze/ ist er nur von vornen schön/ und nicht auch von hinden/ viel weniger aber an den Füssen: Also scheinet der Reichthum auch zwar schön/ aber wann man öffters zuruck siehet/ wie er erlanget wird/ so ist es mehrmalen erschrecklich <note place="right">Hochmut.</note> und elend anzusehen. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2198 http://d-nb.info/gnd/118791990 http://viaf.org/viaf/83073140">Phocylides</persName> sagt: Das Gut machet Hochmut/ und vermehret das Ubel-thun. Diesen Hochmut auszubilden/ muste man den Pfauen mit ausgebreitetem Schwantze/ und einem aufgehabenen Fuß bilden. Der wird aber nicht unbillig für ein Bild des Hochmuts genommen: Dann wann ihrer Viele stehen und ihn besehen/ breitet er seinen <note place="right">Unbeständigkeit des Reichthums.</note> Schwantz aus. Sein Schwantz allein deutet die Unbeständigkeit des Reichthums an: Dann dieser Schwantz fällt mit dem Fallen des Lobs/ und wächset mit dem Wachsen desselben.</p> <p xml:id="p1592.2" rend="headline">Die Henne.</p> <p><note place="right">Liebe.</note> DUrch die Henne/ mit ihren Jungen oder Küchlein unter ihren Flügeln/ wird Liebe angezeigt.</p> <p xml:id="p1592.3" rend="headline">Der Hahn.</p> <p><note place="right">Wachsamkeit.</note> DEr Hahn bedeutet Wachsamkeit/ und Wacht halten/ weiln/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-607 http://d-nb.info/gnd/118575236 http://viaf.org/viaf/106388020">Lucretius</persName> sagt/ er die Flügeln schlagend zu Mitternacht krehet/ und mit heller Stimme die Morgenstunde <note place="right">Großmütigkeit. Streitlust.</note> ausrufft. Er wird des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Martis</persName> Vogel genannt/ und bedeutet alsdenn Großmütigkeit und Streit-Lust: dann diese Gäste allezeit bereit sind mit einander zu kämpffen.</p> <p xml:id="p1592.4" rend="headline">Die Gans.</p> <p><note place="right">sichere Wacht.</note> DIe Gans/ an einen Ancker gebunden/ bedeutet eine sichere Hut oder Wacht. Mit einem Stein im Schnabel bedeutet <note place="right">Schweigen.</note> sie das Schweigen: Dann sie schwerlich schweigen können; daher sie/ wann sie über den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1475">Berg Taurus</placeName> fliegen/ einen Stein in den Schnabel nehmen/ damit sie von den Adlern/ <note place="right">Feind der Poesie.</note> derer daselbst viel sind/ nicht gehört werden mögen. Die Gans bedeutet auch denjenigen/ welcher der Poesey feind ist.</p> <p xml:id="p1592.5" rend="headline">Der Straus.</p> <p><note place="right">Gerechtigkeit.</note> DIe schöne Federn dieses Vogels/ weil sie so gleich sind/ sollen die Justitz oder Gerechtigkeit bedeuten.</p> <p xml:id="p1592.6" rend="headline">Die Fledermaus.</p> <p><note place="right">Unverstand lieben.</note> DIe Fledermaus bedeutet Einen/ der die Wissenschafft oder Weisheit hasset/ und den Unverstand liebet: weil sie den Tag oder das Liecht hasset/ und die Nacht oder Finsternus liebet.</p> <p xml:id="p1592.7" rend="headline">Die Biene.</p> <p><note place="right">Keuschheit. Friede. Königreich</note> DUrch die Biene versteht man ein Königreich. Aus und in den Helm fliegend bedeutet sie Friede/ und sonst auch Keuschheit.</p> <cb/> <p xml:id="p1592.8" rend="headline">Die Fliege.</p> <p><note place="right">Beschwerlichkeit/ Hartnäckigkeit.</note> DIe Fliege bedeutet Verdruß oder Beschwerlichkeit/ und Hartnäckigkeit: dieweil sie den Menschen so hartnäckigt quählt und plaget.</p> <p xml:id="p1592.9" rend="headline">Die Heuschrecke.</p> <p><note place="right">Wäscher oder Plauderer.</note> DIese deutet an einen unnützen Wäscher. Man machet auch eine Heuschrecke/ auf einer Lauten neben den Säiten sitzend/ <note place="right">Music.</note> zu einem Zeichen der Music.</p> <p xml:id="p1592.10" rend="headline">Die Spinne.</p> <p><note place="right">unnützes Werck.</note> DIe Spinnwebe gilt in der Sinnbildung/ so viel/ als ein unnützes Werck oder Kunst.</p> <p xml:id="p1592.11" rend="headline">Der Delphin.</p> <p><note place="right">Schnellheit</note> DEr Delphin/ als der schnelleste Seefisch/ der über die höchsten Masten hinausschiesset/ bedeutet Schnellheit. Von ihm ist dieses Sprichwort: Du lehrest den Delphin schwimmen.</p> <p xml:id="p1592.12" rend="headline">Das Chamäleon.</p> <p>DAs Chamäleon/ so aller Sachen/ zu denen es kommet/ Farben annimmt/ bedeutet <note place="right">Heuchler.</note> den Heuchler/ so jederman zu Gefallen redet/ was er gern höret.</p> <p xml:id="p1592.13" rend="headline">Die Schildkröte.</p> <p><note place="right">Zu-Haus-Bleibung. Trägheit.</note> DIe Schildkröte unterrichtet das Frauenzimmer in ihren Häusern fein zu bleiben/ wie sie und die Schnecke thun. Sie bedeutet aber auch Trägheit.</p> <p xml:id="p1592.14" rend="headline">Der Krebs.</p> <p><note place="right">Unbeständigkeit.</note> DEr Krebs bedeutet Unbeständigkeit: dann er gehet unterweilen vor sich/ unterweilen nach der Seite/ bisweilen hinterwarts/ und erzeiget/ als wie ein leichtfertiger Mensch zu thun pflegt/ grosse Unbeständigkeit.</p> <p xml:id="p1592.15" rend="headline">Die Schnecke.</p> <p><note place="right">Irrdisch-Gesinntheit.</note> DIe Schnecke/ mit ihrem Haus aufm Rucken/ bedeutet Irrdisch-Gesinntheit.</p> <p xml:id="p1592.17">Bishieher haben <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> von Thieren/ Vögeln/ und Fischen/ geredet. Nun wollen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> den Menschen zu erst vornehmen/ und an seinem Haupte den Anfang machen/ und dann so fort alle seine Glieder durchgehen.</p> <p xml:id="p1592.16" rend="headline">Von des Menschen Haupte.</p> <p><note place="right">Anfang. Herrschafft.</note> DUrch des Menschen Haupt wird bedeutet der Anfang und die Herrschafft/ insonderheit wanns bekrönet ist. Das <note place="right">Weisheit.</note> Doppelhaupt/ als des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-886">Janus</persName>/ bedeutet Weisheit: weil der Weise so wol das Künfftige vorsiehet/ als er dem Vergangenen nachdencket. <note place="right">drey Zeiten.</note> Das Dreyhaupt des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-865 http://d-nb.info/gnd/118538926 http://viaf.org/viaf/15560969">Gergons</persName> bildet/ wie Einige wollen/ die drey Zeiten/ als die vergangene/ gegenwärtige und zukünfftige. Die dem </p> </div> </body> </text> </TEI> [TA 1680, Iconologia Deorum, S. 208/0338]
Der Pfau.
DUrch den Pfau wird angedeutet die Unehre des Reichthums: dann wann der Pfau am schönsten ist/ mit seinem aufgespannten Schwantze/ ist er nur von vornen schön/ und nicht auch von hinden/ viel weniger aber an den Füssen: Also scheinet der Reichthum auch zwar schön/ aber wann man öffters zuruck siehet/ wie er erlanget wird/ so ist es mehrmalen erschrecklich und elend anzusehen. Phocylides sagt: Das Gut machet Hochmut/ und vermehret das Ubel-thun. Diesen Hochmut auszubilden/ muste man den Pfauen mit ausgebreitetem Schwantze/ und einem aufgehabenen Fuß bilden. Der wird aber nicht unbillig für ein Bild des Hochmuts genommen: Dann wann ihrer Viele stehen und ihn besehen/ breitet er seinen Schwantz aus. Sein Schwantz allein deutet die Unbeständigkeit des Reichthums an: Dann dieser Schwantz fällt mit dem Fallen des Lobs/ und wächset mit dem Wachsen desselben.
Unehre des Reichthums.
Hochmut.
Unbeständigkeit des Reichthums.Die Henne.
DUrch die Henne/ mit ihren Jungen oder Küchlein unter ihren Flügeln/ wird Liebe angezeigt.
Liebe.Der Hahn.
DEr Hahn bedeutet Wachsamkeit/ und Wacht halten/ weiln/ wie Lucretius sagt/ er die Flügeln schlagend zu Mitternacht krehet/ und mit heller Stimme die Morgenstunde ausrufft. Er wird des Martis Vogel genannt/ und bedeutet alsdenn Großmütigkeit und Streit-Lust: dann diese Gäste allezeit bereit sind mit einander zu kämpffen.
Wachsamkeit.
Großmütigkeit. Streitlust.Die Gans.
DIe Gans/ an einen Ancker gebunden/ bedeutet eine sichere Hut oder Wacht. Mit einem Stein im Schnabel bedeutet sie das Schweigen: Dann sie schwerlich schweigen können; daher sie/ wann sie über den Berg Taurus fliegen/ einen Stein in den Schnabel nehmen/ damit sie von den Adlern/ derer daselbst viel sind/ nicht gehört werden mögen. Die Gans bedeutet auch denjenigen/ welcher der Poesey feind ist.
sichere Wacht.
Schweigen.
Feind der Poesie.Der Straus.
DIe schöne Federn dieses Vogels/ weil sie so gleich sind/ sollen die Justitz oder Gerechtigkeit bedeuten.
Gerechtigkeit.Die Fledermaus.
DIe Fledermaus bedeutet Einen/ der die Wissenschafft oder Weisheit hasset/ und den Unverstand liebet: weil sie den Tag oder das Liecht hasset/ und die Nacht oder Finsternus liebet.
Unverstand lieben.Die Biene.
DUrch die Biene versteht man ein Königreich. Aus und in den Helm fliegend bedeutet sie Friede/ und sonst auch Keuschheit.
Keuschheit. Friede. Königreich
Die Fliege.
DIe Fliege bedeutet Verdruß oder Beschwerlichkeit/ und Hartnäckigkeit: dieweil sie den Menschen so hartnäckigt quählt und plaget.
Beschwerlichkeit/ Hartnäckigkeit.Die Heuschrecke.
DIese deutet an einen unnützen Wäscher. Man machet auch eine Heuschrecke/ auf einer Lauten neben den Säiten sitzend/ zu einem Zeichen der Music.
Wäscher oder Plauderer.
Music.Die Spinne.
DIe Spinnwebe gilt in der Sinnbildung/ so viel/ als ein unnützes Werck oder Kunst.
unnützes Werck.Der Delphin.
DEr Delphin/ als der schnelleste Seefisch/ der über die höchsten Masten hinausschiesset/ bedeutet Schnellheit. Von ihm ist dieses Sprichwort: Du lehrest den Delphin schwimmen.
SchnellheitDas Chamäleon.
DAs Chamäleon/ so aller Sachen/ zu denen es kommet/ Farben annimmt/ bedeutet den Heuchler/ so jederman zu Gefallen redet/ was er gern höret.
Heuchler.Die Schildkröte.
DIe Schildkröte unterrichtet das Frauenzimmer in ihren Häusern fein zu bleiben/ wie sie und die Schnecke thun. Sie bedeutet aber auch Trägheit.
Zu-Haus-Bleibung. Trägheit.Der Krebs.
DEr Krebs bedeutet Unbeständigkeit: dann er gehet unterweilen vor sich/ unterweilen nach der Seite/ bisweilen hinterwarts/ und erzeiget/ als wie ein leichtfertiger Mensch zu thun pflegt/ grosse Unbeständigkeit.
Unbeständigkeit.Die Schnecke.
DIe Schnecke/ mit ihrem Haus aufm Rucken/ bedeutet Irrdisch-Gesinntheit.
Irrdisch-Gesinntheit.Bishieher haben wir von Thieren/ Vögeln/ und Fischen/ geredet. Nun wollen wir den Menschen zu erst vornehmen/ und an seinem Haupte den Anfang machen/ und dann so fort alle seine Glieder durchgehen.
Von des Menschen Haupte.
DUrch des Menschen Haupt wird bedeutet der Anfang und die Herrschafft/ insonderheit wanns bekrönet ist. Das Doppelhaupt/ als des Janus/ bedeutet Weisheit: weil der Weise so wol das Künfftige vorsiehet/ als er dem Vergangenen nachdencket. Das Dreyhaupt des Gergons bildet/ wie Einige wollen/ die drey Zeiten/ als die vergangene/ gegenwärtige und zukünfftige. Die dem
Anfang. Herrschafft.
Weisheit.
drey Zeiten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/338 |
Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/338>, abgerufen am 16.02.2025. |