Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Velaque deducunt, geminaque ope
currere tentant:

Impediunt hederae remos, nexuque
recurvo

Serpunt, & gravidis distingunt ve-
la corymbis.

Ipse racemiferis frontem circum-
datus uvis,

Pampineis agitat velatam frondi-
bus hastam:

Quem circa tigres, simulacraque
inania lyncum,

Pictarumque jacent fera corpora
pantherarum.

Exiliere viri, sive hoc insania fecit,
Sive timor, primusque Medon ni-
grescere pinnis

Corpore depresso, & spinae curva-
mine flecti

Incipit &c.

Das Schiff stund auf der See/ als ob es
angelendet/

sie stehn voll Wunder still mit doppel-
Hülff erfrischt/

das Epheu hat darein Verhindernus ge-
wendet/

und mit der Traubenschaar die Seegel
untermischt.

Er Bacchus um die Schläf mit Trauben
überhänget/

führt einen langen Stab/ mit Rebenlaub
bedeckt.

Zu ihme haben sich die Tieger eingedrän-
get;

dort ihn ein Luchs/ hier ein gemahlter
Panther schreckt.

Die Männer sprangen auf/ aus Schre-
cken oder Rasen/

der Medon wurde schwartz mit tieffge-
bücktem Leib etc.

Des Bacchus Schiff wird auch noch zu dieser unserer Zeit zu Rom in der Kirchen der H.Agnes/ so vor Zeiten dem Bacchus gewiedmet war/ durch ein Sinnbild ausgedruckt gesehen. Von diesem nun dichten die Poeten/ er sey/ als er noch ein Kind gewesen/ von den Parcen mit Schlangen umwickelt worden/ die ihm übers Angesicht und den Leib krochen/ und ihn gleichwol im geringsten nicht verletzten. Schlangen thun dem Bacchus keinen Schaden. Derowegen die Bacchae/ so seines Gottesdiensts pflegten/ mit den Schlangen ohne alle Furcht und Scheu einiger Gefahr umgiengen/ wie solches Plutarchus in deß Alexanders Leben bezeuget/ da er von der Olympia/ deß Alexanders Mutter/ redet/ als welche/ wie man sagte/ von einer Schlangen geschwängert worden seyn solle: welches man [Spaltenumbruch] auch von des Scipions Mutter geglaubt dann/ wie eben dieser Plutarchus erzehlet/ so soll man zum öfftern eine Schlange sich in ihre Schlaffkammer zu verfügen gesehen haben. Hierauf deutete die Gewonheit/ welche (wie wir droben aus dem Poeten Catullus erzehlt/) die Alten bey deß Bacchus Gottesdienste zu haben pflegen/ da deß Bacchus Junger gerrissener Stier in deß Bacchus Gottesdienst. Priester oder Bediente sich mit Schlangen umwunden; an welchem Orte auch noch folget/ daß sie die Stück und Glieder eines jungen zerrissenen Stiers in die Höhe geworffen: dann vom Pentheus/ dem Thebanischen Könige/ schreibt man/ daß er den Bacchus verspottet/ und dabey/ ihn durch Gottesdienst zu verehren/ verbotten habe/ welche Schmach Bacchus solcher Gestalt gerochen: Er verschaffte/ daß seiner Mutter/ und andern Weibern/ die sein Fest begiengen/ der jenige Stier/ oder wie Ovidius erzehlt/ das wilde Schwein erschiene/ der/ oder welches/ den Gottesdienst zu stöhren/ herzu lieffe; dahero sie allesamt drauf los stürmeten/ und in Stücken rissen/ die sie hernach hin und wieder Lauffende vorzeigten: dessen Gedächtnus zu verneuren/ hernach sie bey dem jährlichen Bacchus-Feste einen jungen Stier zerrissen/ und die Stücke mit sich umher trugen. Wormit sie vielleicht dahin sahen/ daß man sich dessen erinneren sollte/ was Typhon wider den Osiris ist bey den Egyptern/ was Bacchus bey den Griechen. Osiris begangen hatte; dieweil Osiris bey den Egyptiern eben das/ was Bacchus bey den Griechen war. Dannenhero der Poet Tibullus in seinem I Buch von ihm also singet:

Primus aratra manu sollerti fecit
Osiris,

Et teneram ferro sollicitavit hu-
mum.

Primus inexpertae commisit semi-
na terrae,

Pomaque non notis legit ab ar-
boribus.

Hic docuit teneram palis adjunge-
re vitem,

Hic viridem dura caedere falce
comam.

Illi jucundos primum matura sapo-
res

Expressa incultis uva dedit pe-
dibus.

Osiris macht zu erst den Pflug mit seinen
Händen/

und zeigte wie man sollt die Erd mit Eisen
wenden.

Er hat zu erst der Erd den Saamen
anvertraut/

Und Obst auf einen Baum/ der nicht
bekandt/ gebaut.

[Spaltenumbruch] Velaque deducunt, geminaque ope
currere tentant:

Impediunt hederae remos, nexuque
recurvo

Serpunt, & gravidis distingunt ve-
la corymbis.

Ipse racemiferis frontem circum-
datus uvis,

Pampineis agitat velatam frondi-
bus hastam:

Quem circa tigres, simulacraque
inania lyncum,

Pictarumque jacent fera corpora
pantherarum.

Exiliêre viri, sive hoc insania fecit,
Sive timor, primusque Medon ni-
grescere pinnis

Corpore depresso, & spinae curva-
mine flecti

Incipit &c.

Das Schiff stund auf der See/ als ob es
angelendet/

sie stehn voll Wunder still mit doppel-
Hülff erfrischt/

das Epheu hat darein Verhindernus ge-
wendet/

und mit der Traubenschaar die Seegel
untermischt.

Er Bacchus um die Schläf mit Trauben
überhänget/

führt einen langen Stab/ mit Rebenlaub
bedeckt.

Zu ihme haben sich die Tieger eingedrän-
get;

dort ihn ein Luchs/ hier ein gemahlter
Panther schreckt.

Die Männer sprangen auf/ aus Schre-
cken oder Rasen/

der Medon wurde schwartz mit tieffge-
bücktem Leib etc.

Des Bacchus Schiff wird auch noch zu dieser unserer Zeit zu Rom in der Kirchen der H.Agnes/ so vor Zeiten dem Bacchus gewiedmet war/ durch ein Sinnbild ausgedruckt gesehen. Von diesem nun dichten die Poeten/ er sey/ als er noch ein Kind gewesen/ von den Parcen mit Schlangen umwickelt worden/ die ihm übers Angesicht und den Leib krochen/ und ihn gleichwol im geringsten nicht verletzten. Schlangen thun dem Bacchus keinen Schaden. Derowegen die Bacchae/ so seines Gottesdiensts pflegten/ mit den Schlangen ohne alle Furcht und Scheu einiger Gefahr umgiengen/ wie solches Plutarchus in deß Alexanders Leben bezeuget/ da er von der Olympia/ deß Alexanders Mutter/ redet/ als welche/ wie man sagte/ von einer Schlangen geschwängert worden seyn solle: welches man [Spaltenumbruch] auch von des Scipions Mutter geglaubt dann/ wie eben dieser Plutarchus erzehlet/ so soll man zum öfftern eine Schlange sich in ihre Schlaffkammer zu verfügen gesehen haben. Hierauf deutete die Gewonheit/ welche (wie wir droben aus dem Poeten Catullus erzehlt/) die Alten bey deß Bacchus Gottesdienste zu haben pflegen/ da deß Bacchus Junger gerrissener Stier in deß Bacchus Gottesdienst. Priester oder Bediente sich mit Schlangen umwunden; an welchem Orte auch noch folget/ daß sie die Stück und Glieder eines jungen zerrissenen Stiers in die Höhe geworffen: dann vom Pentheus/ dem Thebanischen Könige/ schreibt man/ daß er den Bacchus verspottet/ und dabey/ ihn durch Gottesdienst zu verehren/ verbotten habe/ welche Schmach Bacchus solcher Gestalt gerochen: Er verschaffte/ daß seiner Mutter/ und andern Weibern/ die sein Fest begiengen/ der jenige Stier/ oder wie Ovidius erzehlt/ das wilde Schwein erschiene/ der/ oder welches/ den Gottesdienst zu stöhren/ herzu lieffe; dahero sie allesamt drauf los stürmeten/ und in Stücken rissen/ die sie hernach hin und wieder Lauffende vorzeigten: dessen Gedächtnus zu verneuren/ hernach sie bey dem jährlichen Bacchus-Feste einen jungen Stier zerrissen/ und die Stücke mit sich umher trugen. Wormit sie vielleicht dahin sahen/ daß man sich dessen erinneren sollte/ was Typhon wider den Osiris ist bey den Egyptern/ was Bacchus bey den Griechen. Osiris begangen hatte; dieweil Osiris bey den Egyptiern eben das/ was Bacchus bey den Griechen war. Dannenhero der Poet Tibullus in seinem I Buch von ihm also singet:

Primus aratra manu sollerti fecit
Osiris,

Et teneram ferro sollicitavit hu-
mum.

Primus inexpertae commisit semi-
na terrae,

Pomaque non notis legit ab ar-
boribus.

Hic docuit teneram palis adjunge-
re vitem,

Hic viridem dura caedere falce
comam.

Illi jucundos primum matura sapo-
res

Expressa incultis uva dedit pe-
dibus.

Osiris macht zu erst den Pflug mit seinen
Händen/

und zeigte wie man sollt die Erd mit Eisen
wenden.

Er hat zu erst der Erd den Saamen
anvertraut/

Und Obst auf einen Baum/ der nicht
bekandt/ gebaut.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1505.1">
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <pb facs="#f0235" xml:id="pb-1513" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 153"/>
            <cb/>
            <l><reg>Velaque</reg> deducunt, <reg>geminaque</reg> ope<lb/>
currere tentant:</l><lb/>
            <l>Impediunt hederae remos, nexuque<lb/>
recurvo</l><lb/>
            <l>Serpunt, &amp; gravidis distingunt ve-<lb/>
la corymbis.</l><lb/>
            <l>Ipse racemiferis frontem circum-<lb/>
datus uvis,</l><lb/>
            <l>Pampineis agitat velatam frondi-<lb/>
bus hastam:</l><lb/>
            <l>Quem circa tigres, <reg>simulacraque</reg><lb/>
inania lyncum,</l><lb/>
            <l><reg>Pictarumque</reg> jacent fera corpora<lb/>
pantherarum.</l><lb/>
            <l>Exiliêre viri, sive hoc insania fecit,</l><lb/>
            <l>Sive timor, <reg>primusque</reg> Medon ni-<lb/>
grescere pinnis</l><lb/>
            <l>Corpore depresso, &amp; spinae curva-<lb/>
mine flecti</l><lb/>
            <l>Incipit &amp;c.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Das Schiff stund auf der See/ als ob es<lb/>
angelendet/</l><lb/>
            <l>sie stehn voll Wunder still mit doppel-<lb/>
Hülff erfrischt/</l><lb/>
            <l>das Epheu hat darein Verhindernus ge-<lb/>
wendet/</l><lb/>
            <l>und mit der Traubenschaar die Seegel<lb/>
untermischt.</l><lb/>
            <l>Er <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> um die Schläf mit Trauben<lb/>
überhänget/</l><lb/>
            <l>führt einen langen Stab/ mit Rebenlaub<lb/>
bedeckt.</l><lb/>
            <l>Zu ihme haben sich die Tieger eingedrän-<lb/>
get;</l><lb/>
            <l>dort ihn ein Luchs/ hier ein gemahlter<lb/>
Panther schreckt.</l><lb/>
            <l>Die Männer sprangen auf/ aus Schre-<lb/>
cken oder Rasen/</l><lb/>
            <l>der Medon wurde schwartz mit tieffge-<lb/>
bücktem Leib etc.</l><lb/>
          </lg>
          <p>Des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> Schiff wird auch noch zu dieser unserer Zeit zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-85">Kirchen der H.Agnes</placeName>/ so vor Zeiten dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> gewiedmet war/ durch ein Sinnbild ausgedruckt gesehen. Von diesem nun dichten die Poeten/ er sey/ als er noch ein Kind gewesen/ von den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1227 http://d-nb.info/gnd/11893208X http://viaf.org/viaf/62347694">Parcen</persName> mit Schlangen umwickelt worden/ die ihm übers Angesicht und den Leib krochen/ und ihn gleichwol im geringsten nicht verletzten. <note xml:id="n1513.1" place="right">Schlangen thun dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> keinen Schaden.</note> Derowegen die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3825">Bacchae</persName>/ so seines Gottesdiensts pflegten/ mit den Schlangen ohne alle Furcht und Scheu einiger Gefahr umgiengen/ wie solches <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876">Plutarchus</persName> in deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-118 http://d-nb.info/gnd/118501828 http://viaf.org/viaf/101353608">Alexanders</persName> Leben bezeuget/ da er von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4006 http://d-nb.info/gnd/119485680 http://viaf.org/viaf/57425791">Olympia</persName>/ deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-118 http://d-nb.info/gnd/118501828 http://viaf.org/viaf/101353608">Alexanders</persName> Mutter/ redet/ als welche/ wie man sagte/ von einer Schlangen geschwängert worden seyn solle: welches man
<cb/>
auch von des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-779 http://d-nb.info/gnd/118612336 http://viaf.org/viaf/3714642">Scipions</persName> Mutter geglaubt dann/ wie eben dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876">Plutarchus</persName> erzehlet/ so soll man zum öfftern eine Schlange sich in ihre Schlaffkammer zu verfügen gesehen haben. Hierauf deutete die Gewonheit/ welche (wie wir droben aus dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1412 http://d-nb.info/gnd/118519719 http://viaf.org/viaf/100218993">Poeten Catullus</persName> erzehlt/) die Alten bey deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> Gottesdienste zu haben pflegen/ da deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> <note xml:id="n1513.2" place="right">Junger gerrissener Stier in deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> Gottesdienst.</note> Priester oder Bediente sich mit Schlangen umwunden; an welchem Orte auch noch folget/ daß sie die Stück und Glieder eines jungen zerrissenen Stiers in die Höhe geworffen: dann vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2366">Pentheus</persName>/ dem Thebanischen Könige/ schreibt man/ daß er den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> verspottet/ und dabey/ ihn durch Gottesdienst zu verehren/ verbotten habe/ welche Schmach <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> solcher Gestalt gerochen: Er verschaffte/ daß seiner Mutter/ und andern Weibern/ die sein Fest begiengen/ der jenige Stier/ oder wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Ovidius</persName> erzehlt/ das wilde Schwein erschiene/ der/ oder welches/ den Gottesdienst zu stöhren/ herzu lieffe; dahero sie allesamt drauf los stürmeten/ und in Stücken rissen/ die sie hernach hin und wieder Lauffende vorzeigten: dessen Gedächtnus zu verneuren/ hernach sie bey dem jährlichen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName>-Feste einen jungen Stier zerrissen/ und die Stücke mit sich umher trugen. Wormit sie vielleicht dahin sahen/ daß man sich dessen erinneren sollte/ was <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName> wider den <note xml:id="n1513.3" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> ist bey den Egyptern/ was <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> bey den Griechen.</note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> begangen hatte; dieweil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> bey den Egyptiern eben das/ was <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> bey den Griechen war. Dannenhero der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1411 http://d-nb.info/gnd/11862251X http://viaf.org/viaf/100219266">Poet Tibullus</persName> in seinem <hi rendition="#aq">I</hi> Buch von ihm also singet:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Primus aratra manu sollerti fecit<lb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName>,</l><lb/>
            <l>Et teneram ferro sollicitavit hu-<lb/>
mum.</l><lb/>
            <l>Primus inexpertae commisit semi-<lb/>
na terrae,</l><lb/>
            <l><reg>Pomaque</reg> non notis legit ab ar-<lb/>
boribus.</l><lb/>
            <l>Hic docuit teneram palis adjunge-<lb/>
re vitem,</l><lb/>
            <l>Hic viridem dura caedere falce<lb/>
comam.</l><lb/>
            <l>Illi jucundos primum matura sapo-<lb/>
res</l><lb/>
            <l>Expressa incultis uva dedit pe-<lb/>
dibus.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> macht zu erst den Pflug mit seinen<lb/>
Händen/</l><lb/>
            <l>und zeigte wie man sollt die Erd mit Eisen<lb/>
wenden.</l><lb/>
            <l>Er hat zu erst der Erd den Saamen<lb/>
anvertraut/</l><lb/>
            <l>Und Obst auf einen Baum/ der nicht<lb/>
bekandt/ gebaut.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 153/0235] Velaque deducunt, geminaque ope currere tentant: Impediunt hederae remos, nexuque recurvo Serpunt, & gravidis distingunt ve- la corymbis. Ipse racemiferis frontem circum- datus uvis, Pampineis agitat velatam frondi- bus hastam: Quem circa tigres, simulacraque inania lyncum, Pictarumque jacent fera corpora pantherarum. Exiliêre viri, sive hoc insania fecit, Sive timor, primusque Medon ni- grescere pinnis Corpore depresso, & spinae curva- mine flecti Incipit &c. Das Schiff stund auf der See/ als ob es angelendet/ sie stehn voll Wunder still mit doppel- Hülff erfrischt/ das Epheu hat darein Verhindernus ge- wendet/ und mit der Traubenschaar die Seegel untermischt. Er Bacchus um die Schläf mit Trauben überhänget/ führt einen langen Stab/ mit Rebenlaub bedeckt. Zu ihme haben sich die Tieger eingedrän- get; dort ihn ein Luchs/ hier ein gemahlter Panther schreckt. Die Männer sprangen auf/ aus Schre- cken oder Rasen/ der Medon wurde schwartz mit tieffge- bücktem Leib etc. Des Bacchus Schiff wird auch noch zu dieser unserer Zeit zu Rom in der Kirchen der H.Agnes/ so vor Zeiten dem Bacchus gewiedmet war/ durch ein Sinnbild ausgedruckt gesehen. Von diesem nun dichten die Poeten/ er sey/ als er noch ein Kind gewesen/ von den Parcen mit Schlangen umwickelt worden/ die ihm übers Angesicht und den Leib krochen/ und ihn gleichwol im geringsten nicht verletzten. Derowegen die Bacchae/ so seines Gottesdiensts pflegten/ mit den Schlangen ohne alle Furcht und Scheu einiger Gefahr umgiengen/ wie solches Plutarchus in deß Alexanders Leben bezeuget/ da er von der Olympia/ deß Alexanders Mutter/ redet/ als welche/ wie man sagte/ von einer Schlangen geschwängert worden seyn solle: welches man auch von des Scipions Mutter geglaubt dann/ wie eben dieser Plutarchus erzehlet/ so soll man zum öfftern eine Schlange sich in ihre Schlaffkammer zu verfügen gesehen haben. Hierauf deutete die Gewonheit/ welche (wie wir droben aus dem Poeten Catullus erzehlt/) die Alten bey deß Bacchus Gottesdienste zu haben pflegen/ da deß Bacchus Priester oder Bediente sich mit Schlangen umwunden; an welchem Orte auch noch folget/ daß sie die Stück und Glieder eines jungen zerrissenen Stiers in die Höhe geworffen: dann vom Pentheus/ dem Thebanischen Könige/ schreibt man/ daß er den Bacchus verspottet/ und dabey/ ihn durch Gottesdienst zu verehren/ verbotten habe/ welche Schmach Bacchus solcher Gestalt gerochen: Er verschaffte/ daß seiner Mutter/ und andern Weibern/ die sein Fest begiengen/ der jenige Stier/ oder wie Ovidius erzehlt/ das wilde Schwein erschiene/ der/ oder welches/ den Gottesdienst zu stöhren/ herzu lieffe; dahero sie allesamt drauf los stürmeten/ und in Stücken rissen/ die sie hernach hin und wieder Lauffende vorzeigten: dessen Gedächtnus zu verneuren/ hernach sie bey dem jährlichen Bacchus-Feste einen jungen Stier zerrissen/ und die Stücke mit sich umher trugen. Wormit sie vielleicht dahin sahen/ daß man sich dessen erinneren sollte/ was Typhon wider den Osiris begangen hatte; dieweil Osiris bey den Egyptiern eben das/ was Bacchus bey den Griechen war. Dannenhero der Poet Tibullus in seinem I Buch von ihm also singet: Schlangen thun dem Bacchus keinen Schaden. Junger gerrissener Stier in deß Bacchus Gottesdienst. Osiris ist bey den Egyptern/ was Bacchus bey den Griechen.Primus aratra manu sollerti fecit Osiris, Et teneram ferro sollicitavit hu- mum. Primus inexpertae commisit semi- na terrae, Pomaque non notis legit ab ar- boribus. Hic docuit teneram palis adjunge- re vitem, Hic viridem dura caedere falce comam. Illi jucundos primum matura sapo- res Expressa incultis uva dedit pe- dibus. Osiris macht zu erst den Pflug mit seinen Händen/ und zeigte wie man sollt die Erd mit Eisen wenden. Er hat zu erst der Erd den Saamen anvertraut/ Und Obst auf einen Baum/ der nicht bekandt/ gebaut.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/235
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/235>, abgerufen am 30.04.2024.