Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Er konnt um einen Baum die Reben binden
lehren/

und grünes Gras der Erd mit einer Sichel
scheeren/

Ihn hat an dem Geschmack die Trauben-
Meng ergetzt/

da er sie doch zuvor mit seinem Fuß ver-
letzt.

Und etwas weiter unten lässt er sich ferner also hören:

Non tibi sunt tristes curae, nec lu-
ctus Osiris,

Sed chorus, & cantus, sed levis,
aptus amor,

Sed varii flores, & frons redimita
corymbis,

Fusa sed ad teneros lutea pulla
pedes.

Et Tyriae vestes, & dulcis tibia
cantu,

Et levis occultis conscia cista
facris.

Osiris mag nicht seyn/ wo Sorg- und
Trauer-Grillen/

durch ihr Verdrußgerüll/ so Kopf/ als
Ohren füllen.

Er ist nur wo Gesang/ wo Täntz und
Liebe sind/

und wo der Trauben-Raub die sichern
Schläfe bindt.

Ein langer Weiber-Rock/ ein Pfeiffen-
Spiel zu geben/

ein heilge Kisten-voll Geheimnus ist sein
Leben.

Osiris hat eine Habichts Gestalt. Osiris wird bey den Egyptern unterweilen in Gestalt eines Habichts gebildet gefunden/ welcher Vogel bey Nacht scharff siehet/ und überaus schnell fliegen kan/ worinn er der Sonne nachahmet/ deren Bildnus er auch ist. Die Egypter aber pflegten ihn/ wie Plutarchus im Buch von der Isis und dem Osiris schreibet/ öffters als einen in roth Tuch gekleideten Menschen/ und mit einem starrenden Manns-Gliede/ auszubilden/ dessen Ursach wir hernach in Beschreibung der Bildnus deß Osiris erschlagen und in Stücke zerrissen. Priapus anzeigen wollen/ dieweil dasselbe ein Theil vom Osiris gewesen. Dann man lieset/ daß Typhon sein Bruder einen Aufruhr wider ihn erregt/ ihn umgebracht/ in Stücken zerrissen/ und unter die Aufrührer ausgetheilt habe/ das männliche Glied aber habe man/ weils keiner annehmen wollen/ in den Nil-Fluß geschmissen; Indem aber die Isis/ als seine Gemahlin/ eine geraume Zeit von seinem Tode nichts erfahren können/ habe sie ihn mit grosser Mühe hin und wieder gesucht/ bis sie endlich dieser schändlichen That vergewissert [Spaltenumbruch] worden/ den Typhon überwunden/ und von den Aufrührern alle deß Osiris Gliedmassen wieder bekommen; nachdem sie nun jedwedes an seinen gehörigen Ort gesetzt/ habe sie gesehen/ daß ihm das männliche Glied gemangelt/ worüber sie grossen Schmertzen empfunden/ und sein Bildnus mit ernstlicher Devotion zu verehren offentlich aufgestellt/ welches hernachmals unter deß Priapus Namen göttlich seye verehret worden. Und damit diese Begebenheit niemahls vergessen würde/ habe sie jährlich ein Fest angeordnet/ woran man mit grossem Pomp/ auch Weinen und Heulen/ den Osiris gesucht; und bald hernach ward/ gleich als man ihn gefunden hätte/ mit offentlicher Freuden-Bezeugung ein Knab herum getragen/ der den gefundenen Osiris praefentiren muste. Dahero hierauf Ovidius zielet/ wann er an einem Orte saget:

--- --- Nunquam satis quaesitus
Osiris.

Osiris den man nie genugsam suchen kön-
nen.

Horus. Fast ein gleichmässiges ist auch dem Horus begegnet/ den seine Mutter Isis lange beweinet/ weil er nirgend zu finden war; nachdem sie ihn aber wieder gefunden/ hat sie sich inniglich erfreuet. Macrobius im I Buch Saturnal. will ihn für die Sonne gehalten haben/ und vermeinet/ daß von ihm die Stunden/ darein der Tag abgetheilet/ ihren Namen (horae) empfangen. Andere meinen/ es werde durch ihn der Welt vorgebildet. Seine Bildnus machten sie in Gestalt eines Jünglings/ der deß Typhons männlich Glied in der Hand hält/ dann man von ihm erzehlt/ er habe zwar den Typhon überwunden/ aber nicht getödtet/ weil selbiger sich in einen Crocodil verwandelt/ und ihm also von stund an entflohen sey. Dannenhero zu Apollinopolis, einer Stadt in Egypten/ ein Gesetz war/ vermöge dessen den Crocodilen keine Ehre angethan/ sondern sie alle verjagt/ gefangen und getödtet/ die Ertödeten aber vor den Tempel Hor gelegt werden solten.

Typhon. Vom Typhon fabulirte man vor Alters/ wie Apollodorus erzehlet/ er seye von der Erden erzeugt worden/ damit selbige dardurch sich an den Göttern rächete/ welche die Riesen umgebracht hatten. Dannenhero ihn Plato in Phaedro eine feurige und grimmige/ von vielfältiger Natur bestehende Bestie nennet: dieser übertraff an Grösse und Länge deß Leibes alle andere von der Erden erzeugte Kinder sehr weit. Sein Obertheil sahe einem Menschen gleich/ und war mit Federn bedeckt/ auch so verwunderlich groß/ daß er die höchsten Berge übersehen konte/ und mit dem Kopfe die Sterne zu berühren schiene: wann er die beeden Arme ausstreckte/ konte er

[Spaltenumbruch] Er konnt um einen Baum die Reben binden
lehren/

und grünes Gras der Erd mit einer Sichel
scheeren/

Ihn hat an dem Geschmack die Trauben-
Meng ergetzt/

da er sie doch zuvor mit seinem Fuß ver-
letzt.

Und etwas weiter unten lässt er sich ferner also hören:

Non tibi sunt tristes curae, nec lu-
ctus Osiris,

Sed chorus, & cantus, sed levis,
aptus amor,

Sed varii flores, & frons redimita
corymbis,

Fusa sed ad teneros lutea pulla
pedes.

Et Tyriae vestes, & dulcis tibia
cantu,

Et levis occultis conscia cista
facris.

Osiris mag nicht seyn/ wo Sorg- und
Trauer-Grillen/

durch ihr Verdrußgerüll/ so Kopf/ als
Ohren füllen.

Er ist nur wo Gesang/ wo Täntz und
Liebe sind/

und wo der Trauben-Raub die sichern
Schläfe bindt.

Ein langer Weiber-Rock/ ein Pfeiffen-
Spiel zu geben/

ein heilge Kisten-voll Geheimnus ist sein
Leben.

Osiris hat eine Habichts Gestalt. Osiris wird bey den Egyptern unterweilen in Gestalt eines Habichts gebildet gefunden/ welcher Vogel bey Nacht scharff siehet/ und überaus schnell fliegen kan/ worinn er der Sonne nachahmet/ deren Bildnus er auch ist. Die Egypter aber pflegten ihn/ wie Plutarchus im Buch von der Isis und dem Osiris schreibet/ öffters als einen in roth Tuch gekleideten Menschen/ und mit einem starrenden Manns-Gliede/ auszubilden/ dessen Ursach wir hernach in Beschreibung der Bildnus deß Osiris erschlagen und in Stücke zerrissen. Priapus anzeigen wollen/ dieweil dasselbe ein Theil vom Osiris gewesen. Dann man lieset/ daß Typhon sein Bruder einen Aufruhr wider ihn erregt/ ihn umgebracht/ in Stücken zerrissen/ und unter die Aufrührer ausgetheilt habe/ das männliche Glied aber habe man/ weils keiner annehmen wollen/ in den Nil-Fluß geschmissen; Indem aber die Isis/ als seine Gemahlin/ eine geraume Zeit von seinem Tode nichts erfahren können/ habe sie ihn mit grosser Mühe hin und wieder gesucht/ bis sie endlich dieser schändlichen That vergewissert [Spaltenumbruch] worden/ den Typhon überwunden/ und von den Aufrührern alle deß Osiris Gliedmassen wieder bekommen; nachdem sie nun jedwedes an seinen gehörigen Ort gesetzt/ habe sie gesehen/ daß ihm das männliche Glied gemangelt/ worüber sie grossen Schmertzen empfunden/ und sein Bildnus mit ernstlicher Devotion zu verehren offentlich aufgestellt/ welches hernachmals unter deß Priapus Namen göttlich seye verehret worden. Und damit diese Begebenheit niemahls vergessen würde/ habe sie jährlich ein Fest angeordnet/ woran man mit grossem Pomp/ auch Weinen und Heulen/ den Osiris gesucht; und bald hernach ward/ gleich als man ihn gefunden hätte/ mit offentlicher Freuden-Bezeugung ein Knab herum getragen/ der den gefundenen Osiris praefentiren muste. Dahero hierauf Ovidius zielet/ wann er an einem Orte saget:

--- --- Nunquam satis quaesitus
Osiris.

Osiris den man nie genugsam suchen kön-
nen.

Horus. Fast ein gleichmässiges ist auch dem Horus begegnet/ den seine Mutter Isis lange beweinet/ weil er nirgend zu finden war; nachdem sie ihn aber wieder gefunden/ hat sie sich inniglich erfreuet. Macrobius im I Buch Saturnal. will ihn für die Sonne gehalten haben/ und vermeinet/ daß von ihm die Stunden/ darein der Tag abgetheilet/ ihren Namen (horae) empfangen. Andere meinen/ es werde durch ihn der Welt vorgebildet. Seine Bildnus machten sie in Gestalt eines Jünglings/ der deß Typhons männlich Glied in der Hand hält/ dann man von ihm erzehlt/ er habe zwar den Typhon überwunden/ aber nicht getödtet/ weil selbiger sich in einen Crocodil verwandelt/ und ihm also von stund an entflohen sey. Dannenhero zu Apollinopolis, einer Stadt in Egypten/ ein Gesetz war/ vermöge dessen den Crocodilen keine Ehre angethan/ sondern sie alle verjagt/ gefangen und getödtet/ die Ertödeten aber vor den Tempel Hor gelegt werden solten.

Typhon. Vom Typhon fabulirte man vor Alters/ wie Apollodorus erzehlet/ er seye von der Erden erzeugt worden/ damit selbige dardurch sich an den Göttern rächete/ welche die Riesen umgebracht hatten. Dannenhero ihn Plato in Phaedro eine feurige und grimmige/ von vielfältiger Natur bestehende Bestie nennet: dieser übertraff an Grösse und Länge deß Leibes alle andere von der Erden erzeugte Kinder sehr weit. Sein Obertheil sahe einem Menschen gleich/ und war mit Federn bedeckt/ auch so verwunderlich groß/ daß er die höchsten Berge übersehen konte/ und mit dem Kopfe die Sterne zu berühren schiene: wann er die beeden Arme ausstreckte/ konte er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1505.1">
          <lg>
            <pb facs="#f0236" xml:id="pb-1514" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 154"/>
            <cb/>
            <l>Er konnt um einen Baum die Reben binden<lb/>
lehren/</l><lb/>
            <l>und grünes Gras der Erd mit einer Sichel<lb/>
scheeren/</l><lb/>
            <l>Ihn hat an dem Geschmack die Trauben-<lb/>
Meng ergetzt/</l><lb/>
            <l>da er sie doch zuvor mit seinem Fuß ver-<lb/>
letzt.</l><lb/>
          </lg>
          <p>Und etwas weiter unten lässt er sich ferner also hören:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Non tibi sunt tristes curae, nec lu-<lb/>
ctus <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName>,</l><lb/>
            <l>Sed chorus, &amp; cantus, sed levis,<lb/>
aptus amor,</l><lb/>
            <l>Sed varii flores, &amp; frons redimita<lb/>
corymbis,</l><lb/>
            <l>Fusa sed ad teneros lutea pulla<lb/>
pedes.</l><lb/>
            <l>Et Tyriae vestes, &amp; dulcis tibia<lb/>
cantu,</l><lb/>
            <l>Et levis occultis conscia cista<lb/>
facris.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> mag nicht seyn/ wo Sorg- und<lb/>
Trauer-Grillen/</l><lb/>
            <l>durch ihr Verdrußgerüll/ so Kopf/ als<lb/>
Ohren füllen.</l><lb/>
            <l>Er ist nur wo Gesang/ wo Täntz und<lb/>
Liebe sind/</l><lb/>
            <l>und wo der Trauben-Raub die sichern<lb/>
Schläfe bindt.</l><lb/>
            <l>Ein langer Weiber-Rock/ ein Pfeiffen-<lb/>
Spiel zu geben/</l><lb/>
            <l>ein heilge Kisten-voll Geheimnus ist sein<lb/>
Leben.</l><lb/>
          </lg>
          <p xml:id="p1514.1"><note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> hat eine Habichts Gestalt.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> wird bey den Egyptern unterweilen in Gestalt eines Habichts gebildet gefunden/ welcher Vogel bey Nacht scharff siehet/ und überaus schnell fliegen kan/ worinn er der Sonne nachahmet/ deren Bildnus er auch ist. Die Egypter aber pflegten ihn/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876">Plutarchus</persName> im Buch von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-105 http://d-nb.info/gnd/118932640 http://viaf.org/viaf/67264837">Isis</persName> und dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> schreibet/ öffters als einen in roth Tuch gekleideten Menschen/ und mit einem starrenden Manns-Gliede/ auszubilden/ dessen Ursach wir hernach in Beschreibung der Bildnus deß <note xml:id="n1514.2" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> erschlagen und in Stücke zerrissen.</note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1111 http://d-nb.info/gnd/118596500 http://viaf.org/viaf/74645543">Priapus</persName> anzeigen wollen/ dieweil dasselbe ein Theil vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> gewesen. Dann man lieset/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName> sein Bruder einen Aufruhr wider ihn erregt/ ihn umgebracht/ in Stücken zerrissen/ und unter die Aufrührer ausgetheilt habe/ das männliche Glied aber habe man/ weils keiner annehmen wollen/ in den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-83 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1127805">Nil-Fluß</placeName> geschmissen; Indem aber die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-105 http://d-nb.info/gnd/118932640 http://viaf.org/viaf/67264837">Isis</persName>/ als seine Gemahlin/ eine geraume Zeit von seinem Tode nichts erfahren können/ habe sie ihn mit grosser Mühe hin und wieder gesucht/ bis sie endlich dieser schändlichen That vergewissert
<cb/>
worden/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName> überwunden/ und von den Aufrührern alle deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> Gliedmassen wieder bekommen; nachdem sie nun jedwedes an seinen gehörigen Ort gesetzt/ habe sie gesehen/ daß ihm das männliche Glied gemangelt/ worüber sie grossen Schmertzen empfunden/ und sein Bildnus mit ernstlicher <hi rendition="#aq">Devotion</hi> zu verehren offentlich aufgestellt/ welches hernachmals unter deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1111 http://d-nb.info/gnd/118596500 http://viaf.org/viaf/74645543">Priapus</persName> Namen göttlich seye verehret worden. Und damit diese Begebenheit niemahls vergessen würde/ habe sie jährlich ein Fest angeordnet/ woran man mit grossem Pomp/ auch Weinen und Heulen/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> gesucht; und bald hernach ward/ gleich als man ihn gefunden hätte/ mit offentlicher Freuden-Bezeugung ein Knab herum getragen/ der den gefundenen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> <hi rendition="#aq">praefentiren</hi> muste. Dahero hierauf <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Ovidius</persName> zielet/ wann er an einem Orte saget:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>--- --- Nunquam satis quaesitus<lb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName>.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> den man nie genugsam suchen kön-<lb/>
nen.</l><lb/>
          </lg>
          <p><note xml:id="n1514.1" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-106 http://d-nb.info/gnd/118707205 http://viaf.org/viaf/69724039">Horus</persName>.</note> Fast ein gleichmässiges ist auch dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-106 http://d-nb.info/gnd/118707205 http://viaf.org/viaf/69724039">Horus</persName> begegnet/ den seine Mutter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-105 http://d-nb.info/gnd/118932640 http://viaf.org/viaf/67264837">Isis</persName> lange beweinet/ weil er nirgend zu finden war; nachdem sie ihn aber wieder gefunden/ hat sie sich inniglich erfreuet. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2400 http://d-nb.info/gnd/118640763 http://viaf.org/viaf/39387062">Macrobius</persName> im I Buch <hi rendition="#aq">Saturnal.</hi> will ihn für die Sonne gehalten haben/ und vermeinet/ daß von ihm die Stunden/ darein der Tag abgetheilet/ ihren Namen (<hi rendition="#aq">horae</hi>) empfangen. Andere meinen/ es werde durch ihn der Welt vorgebildet. Seine Bildnus machten sie in Gestalt eines Jünglings/ der deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhons</persName> männlich Glied in der Hand hält/ dann man von ihm erzehlt/ er habe zwar den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName> überwunden/ aber nicht getödtet/ weil selbiger sich in einen Crocodil verwandelt/ und ihm also von stund an entflohen sey. Dannenhero zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1516 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7001449">Apollinopolis</placeName>,</hi> einer Stadt in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7014986">Egypten</placeName>/ ein Gesetz war/ vermöge dessen den Crocodilen keine Ehre angethan/ sondern sie alle verjagt/ gefangen und getödtet/ die Ertödeten aber vor den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1517">Tempel Hor</placeName> gelegt werden solten.</p>
          <p><note xml:id="n1514.3" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName>.</note> Vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName> fabulirte man vor Alters/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-115 http://d-nb.info/gnd/118503650 http://viaf.org/viaf/100219503">Apollodorus</persName> erzehlet/ er seye von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4007">Erden</persName> erzeugt worden/ damit selbige dardurch sich an den Göttern rächete/ welche die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3777">Riesen</persName> umgebracht hatten. Dannenhero ihn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-892 http://d-nb.info/gnd/118594893 http://viaf.org/viaf/79033288">Plato</persName> in <hi rendition="#aq">Phaedro</hi> eine feurige und grimmige/ von vielfältiger Natur bestehende Bestie nennet: dieser übertraff an Grösse und Länge deß Leibes alle andere von der Erden erzeugte Kinder sehr weit. Sein Obertheil sahe einem Menschen gleich/ und war mit Federn bedeckt/ auch so verwunderlich groß/ daß er die höchsten Berge übersehen konte/ und mit dem Kopfe die Sterne zu berühren schiene: wann er die beeden Arme ausstreckte/ konte er
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 154/0236] Er konnt um einen Baum die Reben binden lehren/ und grünes Gras der Erd mit einer Sichel scheeren/ Ihn hat an dem Geschmack die Trauben- Meng ergetzt/ da er sie doch zuvor mit seinem Fuß ver- letzt. Und etwas weiter unten lässt er sich ferner also hören: Non tibi sunt tristes curae, nec lu- ctus Osiris, Sed chorus, & cantus, sed levis, aptus amor, Sed varii flores, & frons redimita corymbis, Fusa sed ad teneros lutea pulla pedes. Et Tyriae vestes, & dulcis tibia cantu, Et levis occultis conscia cista facris. Osiris mag nicht seyn/ wo Sorg- und Trauer-Grillen/ durch ihr Verdrußgerüll/ so Kopf/ als Ohren füllen. Er ist nur wo Gesang/ wo Täntz und Liebe sind/ und wo der Trauben-Raub die sichern Schläfe bindt. Ein langer Weiber-Rock/ ein Pfeiffen- Spiel zu geben/ ein heilge Kisten-voll Geheimnus ist sein Leben. Osiris wird bey den Egyptern unterweilen in Gestalt eines Habichts gebildet gefunden/ welcher Vogel bey Nacht scharff siehet/ und überaus schnell fliegen kan/ worinn er der Sonne nachahmet/ deren Bildnus er auch ist. Die Egypter aber pflegten ihn/ wie Plutarchus im Buch von der Isis und dem Osiris schreibet/ öffters als einen in roth Tuch gekleideten Menschen/ und mit einem starrenden Manns-Gliede/ auszubilden/ dessen Ursach wir hernach in Beschreibung der Bildnus deß Priapus anzeigen wollen/ dieweil dasselbe ein Theil vom Osiris gewesen. Dann man lieset/ daß Typhon sein Bruder einen Aufruhr wider ihn erregt/ ihn umgebracht/ in Stücken zerrissen/ und unter die Aufrührer ausgetheilt habe/ das männliche Glied aber habe man/ weils keiner annehmen wollen/ in den Nil-Fluß geschmissen; Indem aber die Isis/ als seine Gemahlin/ eine geraume Zeit von seinem Tode nichts erfahren können/ habe sie ihn mit grosser Mühe hin und wieder gesucht/ bis sie endlich dieser schändlichen That vergewissert worden/ den Typhon überwunden/ und von den Aufrührern alle deß Osiris Gliedmassen wieder bekommen; nachdem sie nun jedwedes an seinen gehörigen Ort gesetzt/ habe sie gesehen/ daß ihm das männliche Glied gemangelt/ worüber sie grossen Schmertzen empfunden/ und sein Bildnus mit ernstlicher Devotion zu verehren offentlich aufgestellt/ welches hernachmals unter deß Priapus Namen göttlich seye verehret worden. Und damit diese Begebenheit niemahls vergessen würde/ habe sie jährlich ein Fest angeordnet/ woran man mit grossem Pomp/ auch Weinen und Heulen/ den Osiris gesucht; und bald hernach ward/ gleich als man ihn gefunden hätte/ mit offentlicher Freuden-Bezeugung ein Knab herum getragen/ der den gefundenen Osiris praefentiren muste. Dahero hierauf Ovidius zielet/ wann er an einem Orte saget: Osiris hat eine Habichts Gestalt. Osiris erschlagen und in Stücke zerrissen.--- --- Nunquam satis quaesitus Osiris. Osiris den man nie genugsam suchen kön- nen. Fast ein gleichmässiges ist auch dem Horus begegnet/ den seine Mutter Isis lange beweinet/ weil er nirgend zu finden war; nachdem sie ihn aber wieder gefunden/ hat sie sich inniglich erfreuet. Macrobius im I Buch Saturnal. will ihn für die Sonne gehalten haben/ und vermeinet/ daß von ihm die Stunden/ darein der Tag abgetheilet/ ihren Namen (horae) empfangen. Andere meinen/ es werde durch ihn der Welt vorgebildet. Seine Bildnus machten sie in Gestalt eines Jünglings/ der deß Typhons männlich Glied in der Hand hält/ dann man von ihm erzehlt/ er habe zwar den Typhon überwunden/ aber nicht getödtet/ weil selbiger sich in einen Crocodil verwandelt/ und ihm also von stund an entflohen sey. Dannenhero zu Apollinopolis, einer Stadt in Egypten/ ein Gesetz war/ vermöge dessen den Crocodilen keine Ehre angethan/ sondern sie alle verjagt/ gefangen und getödtet/ die Ertödeten aber vor den Tempel Hor gelegt werden solten. Horus. Vom Typhon fabulirte man vor Alters/ wie Apollodorus erzehlet/ er seye von der Erden erzeugt worden/ damit selbige dardurch sich an den Göttern rächete/ welche die Riesen umgebracht hatten. Dannenhero ihn Plato in Phaedro eine feurige und grimmige/ von vielfältiger Natur bestehende Bestie nennet: dieser übertraff an Grösse und Länge deß Leibes alle andere von der Erden erzeugte Kinder sehr weit. Sein Obertheil sahe einem Menschen gleich/ und war mit Federn bedeckt/ auch so verwunderlich groß/ daß er die höchsten Berge übersehen konte/ und mit dem Kopfe die Sterne zu berühren schiene: wann er die beeden Arme ausstreckte/ konte er Typhon.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/236
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/236>, abgerufen am 30.04.2024.