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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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Auch die dem rauhen Mars die Frevel-
Hände bindt/

die Völker/ auf den Krieg erhitzt/ heisst
Friede machen/

und trägt das Reichthums-Horn/ die Men-
ge guter Sachen/

daß ein zart Opffer werd der Zarten ange-
zündt.

Unterweilen trug sie einen Scepter/ woraus die Früchte hervor zu kommen schienen. Aristides hat sie/ in einer/ zu ihrem Ruhm/ an die Rhodier gehaltenen Rede/ sehr schön/ nett/ wolgefärbt/ holdseelig/ auch in allen wohl gestaltet und gebildet ausgedrucket/ als ob sie/ durch der Götter Fleiß und Gütigkeit/ auf die Erde herabgefallen wäre. Eben diese Göttin/ sagt ietzt angezogner Redner/ habe vom Jupiter erlanget/ die Stunden zu bestättigen/ allein alles zu besieglen/ die Felder zu bestellen/ einem iedweden seiner Sachen/ und anderer Besitze/ Früchte zuzueignen/ die Stadt-Geschäffte nach Wunsch zu verrichten/ zu rechter Zeit nach Belieben zu verehligen/ wie auch Kinder zu erziehen und zu unterrichten. Sie wird aber auch in einer deß Neronis Müntze/ nur durch zwo ineinander geschloßne Hände Die Göttin der Treue und Glaubens. vorgestellet; wie man dann auch die Treue/ so von den Alten gleichfalls als eine Göttin geehret worden/ also ausgedrucket Diese setzet Silius Italicus/ im II. Buch vom Punischen Kriege/ in den innersten Theil deß Himmels/ da er den Hercules sie also anredend gedichtet:

Ante Jovem generata, decus divum-
que hominumque,

Qua sine non tellus pacem, non aequora
norunt,

Justitiae consors, tacitumque in pectore
numen.

Eh' als der Jupiter ist sie/ der Götter
Zierd/

der Menschen gleicherweis/ in diese Welt
geboren.

Ohn sie ist Fried und Ruh zu Land und
See verlohren/

wo die Gerechtigkeit/ auch Sie gefunden
wird:

Und will sie gleich ein Mensch nicht öffentlich
verehren/

im Hertzen wird sie ihm mit Macht ein anders
lehren.

Dann Treue und Glauben müssen verdecket und geheim seyn/ das ist/ ein Ding/ so eines Menschen Treue oder Glauben anvertrauet ist/ soll auf keine Weise offenbahret werden. Eben diese Treue muß aller List und Betrugs ermangeln. Die mit weissen Tuch umbhüllte Priester pflegten/ wie Livius erzehlet/ nach Verordnung deß Numa/ ihres Gottes-Diensts/[Spaltenumbruch] uns dardurch zu erinnern/ daß Treue und Glaube in aller Reinigkeit erhalten werden müsse. Deß Glaubens rechte Hand war geheiliget; welches zu verstehen gab/ daß Treu und Glauben mit der rechten Hand geschützet werden müsse. Virgilius nennet ihn im I. Ihre Farbe. Buch Aeneidos, den weissen und greißen Glauben; welches Servius/ in Abhandlung desselben/ darumb geschehen zu seyn vorgiebet/ weil Treu und Glauben gemeiniglich bey den greißen Haaren gefunden wird. Wann Horatius die Boßheit seiner Zeiten beklaget/ saget er unter andern.

--- --- Et albo
Rara Fides colitur velata panno.
Die werthe Treu/ so selten ist zu finden/
sieht man nicht mehr in weisses Tuch sich
binden.

Allwo Acro/ dessen Ausleger/ schreibet/ es haben die jenige das Haupt mit weissen Tuche umwickelt/ so der Treue geopffert; darmit anzuzeigen/ daß dieselbe allzeit von einem höchst-aufrichtigem Gemühte müsse begleitet werden. Dannenhero Ludovicus Ariostus von Treu und Glauben also singet:

Olim sancta Fides niveo vestita co-
lore

Tota videbatur, nihil & nigroris in-
esse,

Cernere erat: totum nam illi decus
ore perisset.

Vor diesem war die Treu in weisse Farb ge-
kleidet/

und sah man ihr gantz keine Mackel
an/

die Schwärtz' auch war von ihrem Leib
gethan/

und wo das Letzt nicht wär/ wär ihr ein
Schimpff bereitet.

Die rechte Hand ware der Treue gewidmet. Dieweil aber deß Glaubens einiger Sitz in der rechten Hand zu seyn geglaubt wurde/ ward er unterweilen durch zwey in einander geschlossene Hände abgebildet; bisweilen durch zwey kleine Bildlein/ da eines dem andern die rechte Hand gab. Dahero auch die rechte Hand bey den Alten für heilig gehalten wurde: Wie dann daher auch entsprungen/ daß/ wann wir einen unversehens entstandnen Tumult oder Auflauff stillen wollen/ wir dieselbe in die Höhe heben/ eröffnet darzeigen/ und darmit den Frieden zu bringen andeuten. Weswegen der meisten Fürsten und Durchläuchtigsten Kayser Statuen so wol zu Fuß/ als zu Pferde/ die rechten Hände ausstreckende gesehen werden. So erzehlet auch Josephus/ in den Büchern de Antiquitate Judaica, daß/ wann unter den Barbaren einer

[Spaltenumbruch]
Auch die dem rauhen Mars die Frevel-
Hände bindt/

die Völker/ auf den Krieg erhitzt/ heisst
Friede machen/

und trägt das Reichthums-Horn/ die Men-
ge guter Sachen/

daß ein zart Opffer werd der Zarten ange-
zündt.

Unterweilen trug sie einen Scepter/ woraus die Früchte hervor zu kommen schienen. Aristides hat sie/ in einer/ zu ihrem Ruhm/ an die Rhodier gehaltenen Rede/ sehr schön/ nett/ wolgefärbt/ holdseelig/ auch in allen wohl gestaltet und gebildet ausgedrucket/ als ob sie/ durch der Götter Fleiß und Gütigkeit/ auf die Erde herabgefallen wäre. Eben diese Göttin/ sagt ietzt angezogner Redner/ habe vom Jupiter erlanget/ die Stunden zu bestättigen/ allein alles zu besieglen/ die Felder zu bestellen/ einem iedweden seiner Sachen/ und anderer Besitze/ Früchte zuzueignen/ die Stadt-Geschäffte nach Wunsch zu verrichten/ zu rechter Zeit nach Belieben zu verehligen/ wie auch Kinder zu erziehen und zu unterrichten. Sie wird aber auch in einer deß Neronis Müntze/ nur durch zwo ineinander geschloßne Hände Die Göttin der Treue und Glaubens. vorgestellet; wie man dann auch die Treue/ so von den Alten gleichfalls als eine Göttin geehret worden/ also ausgedrucket Diese setzet Silius Italicus/ im II. Buch vom Punischen Kriege/ in den innersten Theil deß Himmels/ da er den Hercules sie also anredend gedichtet:

Ante Jovem generata, decus divum-
que hominumque,

Qua sine non tellus pacem, non aequora
norunt,

Justitiae consors, tacitumque in pectore
numen.

Eh’ als der Jupiter ist sie/ der Götter
Zierd/

der Menschen gleicherweis/ in diese Welt
geboren.

Ohn sie ist Fried und Ruh zu Land und
See verlohren/

wo die Gerechtigkeit/ auch Sie gefunden
wird:

Und will sie gleich ein Mensch nicht öffentlich
verehren/

im Hertzen wird sie ihm mit Macht ein anders
lehren.

Dann Treue und Glauben müssen verdecket und geheim seyn/ das ist/ ein Ding/ so eines Menschen Treue oder Glauben anvertrauet ist/ soll auf keine Weise offenbahret werden. Eben diese Treue muß aller List und Betrugs ermangeln. Die mit weissen Tuch umbhüllte Priester pflegten/ wie Livius erzehlet/ nach Verordnung deß Numa/ ihres Gottes-Diensts/[Spaltenumbruch] uns dardurch zu erinnern/ daß Treue und Glaube in aller Reinigkeit erhalten werden müsse. Deß Glaubens rechte Hand war geheiliget; welches zu verstehen gab/ daß Treu und Glauben mit der rechten Hand geschützet werden müsse. Virgilius nennet ihn im I. Ihre Farbe. Buch Aeneidos, den weissen und greißen Glauben; welches Servius/ in Abhandlung desselben/ darumb geschehen zu seyn vorgiebet/ weil Treu und Glauben gemeiniglich bey den greißen Haaren gefunden wird. Wann Horatius die Boßheit seiner Zeiten beklaget/ saget er unter andern.

--- --- Et albo
Rara Fides colitur velata panno.
Die werthe Treu/ so selten ist zu finden/
sieht man nicht mehr in weisses Tuch sich
binden.

Allwo Acro/ dessen Ausleger/ schreibet/ es haben die jenige das Haupt mit weissen Tuche umwickelt/ so der Treue geopffert; darmit anzuzeigen/ daß dieselbe allzeit von einem höchst-aufrichtigem Gemühte müsse begleitet werden. Dannenhero Ludovicus Ariostus von Treu und Glauben also singet:

Olim sancta Fides niveo vestita co-
lore

Tota videbatur, nihil & nigroris in-
esse,

Cernere erat: totum nam illi decus
ore perisset.

Vor diesem war die Treu in weisse Farb ge-
kleidet/

und sah man ihr gantz keine Mackel
an/

die Schwärtz’ auch war von ihrem Leib
gethan/

und wo das Letzt nicht wär/ wär ihr ein
Schimpff bereitet.

Die rechte Hand ware der Treue gewidmet. Dieweil aber deß Glaubens einiger Sitz in der rechten Hand zu seyn geglaubt wurde/ ward er unterweilen durch zwey in einander geschlossene Hände abgebildet; bisweilen durch zwey kleine Bildlein/ da eines dem andern die rechte Hand gab. Dahero auch die rechte Hand bey den Alten für heilig gehalten wurde: Wie dann daher auch entsprungen/ daß/ wann wir einen unversehens entstandnen Tumult oder Auflauff stillen wollen/ wir dieselbe in die Höhe heben/ eröffnet darzeigen/ und darmit den Frieden zu bringen andeuten. Weswegen der meisten Fürsten und Durchläuchtigsten Kayser Statuen so wol zu Fuß/ als zu Pferde/ die rechten Hände ausstreckende gesehen werden. So erzehlet auch Josephus/ in den Büchern de Antiquitate Judaica, daß/ wann unter den Barbaren einer

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 113/0187] Auch die dem rauhen Mars die Frevel- Hände bindt/ die Völker/ auf den Krieg erhitzt/ heisst Friede machen/ und trägt das Reichthums-Horn/ die Men- ge guter Sachen/ daß ein zart Opffer werd der Zarten ange- zündt. Unterweilen trug sie einen Scepter/ woraus die Früchte hervor zu kommen schienen. Aristides hat sie/ in einer/ zu ihrem Ruhm/ an die Rhodier gehaltenen Rede/ sehr schön/ nett/ wolgefärbt/ holdseelig/ auch in allen wohl gestaltet und gebildet ausgedrucket/ als ob sie/ durch der Götter Fleiß und Gütigkeit/ auf die Erde herabgefallen wäre. Eben diese Göttin/ sagt ietzt angezogner Redner/ habe vom Jupiter erlanget/ die Stunden zu bestättigen/ allein alles zu besieglen/ die Felder zu bestellen/ einem iedweden seiner Sachen/ und anderer Besitze/ Früchte zuzueignen/ die Stadt-Geschäffte nach Wunsch zu verrichten/ zu rechter Zeit nach Belieben zu verehligen/ wie auch Kinder zu erziehen und zu unterrichten. Sie wird aber auch in einer deß Neronis Müntze/ nur durch zwo ineinander geschloßne Hände vorgestellet; wie man dann auch die Treue/ so von den Alten gleichfalls als eine Göttin geehret worden/ also ausgedrucket Diese setzet Silius Italicus/ im II. Buch vom Punischen Kriege/ in den innersten Theil deß Himmels/ da er den Hercules sie also anredend gedichtet: Die Göttin der Treue und Glaubens. Ante Jovem generata, decus divum- que hominumque, Qua sine non tellus pacem, non aequora norunt, Justitiae consors, tacitumque in pectore numen. Eh’ als der Jupiter ist sie/ der Götter Zierd/ der Menschen gleicherweis/ in diese Welt geboren. Ohn sie ist Fried und Ruh zu Land und See verlohren/ wo die Gerechtigkeit/ auch Sie gefunden wird: Und will sie gleich ein Mensch nicht öffentlich verehren/ im Hertzen wird sie ihm mit Macht ein anders lehren. Dann Treue und Glauben müssen verdecket und geheim seyn/ das ist/ ein Ding/ so eines Menschen Treue oder Glauben anvertrauet ist/ soll auf keine Weise offenbahret werden. Eben diese Treue muß aller List und Betrugs ermangeln. Die mit weissen Tuch umbhüllte Priester pflegten/ wie Livius erzehlet/ nach Verordnung deß Numa/ ihres Gottes-Diensts/ uns dardurch zu erinnern/ daß Treue und Glaube in aller Reinigkeit erhalten werden müsse. Deß Glaubens rechte Hand war geheiliget; welches zu verstehen gab/ daß Treu und Glauben mit der rechten Hand geschützet werden müsse. Virgilius nennet ihn im I. Buch Aeneidos, den weissen und greißen Glauben; welches Servius/ in Abhandlung desselben/ darumb geschehen zu seyn vorgiebet/ weil Treu und Glauben gemeiniglich bey den greißen Haaren gefunden wird. Wann Horatius die Boßheit seiner Zeiten beklaget/ saget er unter andern. Ihre Farbe. --- --- Et albo Rara Fides colitur velata panno. Die werthe Treu/ so selten ist zu finden/ sieht man nicht mehr in weisses Tuch sich binden. Allwo Acro/ dessen Ausleger/ schreibet/ es haben die jenige das Haupt mit weissen Tuche umwickelt/ so der Treue geopffert; darmit anzuzeigen/ daß dieselbe allzeit von einem höchst-aufrichtigem Gemühte müsse begleitet werden. Dannenhero Ludovicus Ariostus von Treu und Glauben also singet: Olim sancta Fides niveo vestita co- lore Tota videbatur, nihil & nigroris in- esse, Cernere erat: totum nam illi decus ore perisset. Vor diesem war die Treu in weisse Farb ge- kleidet/ und sah man ihr gantz keine Mackel an/ die Schwärtz’ auch war von ihrem Leib gethan/ und wo das Letzt nicht wär/ wär ihr ein Schimpff bereitet. Dieweil aber deß Glaubens einiger Sitz in der rechten Hand zu seyn geglaubt wurde/ ward er unterweilen durch zwey in einander geschlossene Hände abgebildet; bisweilen durch zwey kleine Bildlein/ da eines dem andern die rechte Hand gab. Dahero auch die rechte Hand bey den Alten für heilig gehalten wurde: Wie dann daher auch entsprungen/ daß/ wann wir einen unversehens entstandnen Tumult oder Auflauff stillen wollen/ wir dieselbe in die Höhe heben/ eröffnet darzeigen/ und darmit den Frieden zu bringen andeuten. Weswegen der meisten Fürsten und Durchläuchtigsten Kayser Statuen so wol zu Fuß/ als zu Pferde/ die rechten Hände ausstreckende gesehen werden. So erzehlet auch Josephus/ in den Büchern de Antiquitate Judaica, daß/ wann unter den Barbaren einer Die rechte Hand ware der Treue gewidmet.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/187>, abgerufen am 28.04.2024.