Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Hic segetes, illic veniunt felicius u-
vae:

Arborei foetus alibi, atque injussa vi-
rescunt

Gramina.

Nicht iedes Erdreich pflegt uns allerley zu
tragen.

Dem schlägt die Saat wol an/ und jenem
will behagen

deß Rebstocks milder Safft; hier wächst
in Ubermaß

der Bäume süsse Frucht/ das ungepflantz-
te Graß

sticht anderwerts hervor.

Dannenhero vorzeiten die Ceres/ Proserpina/ Bona Dea/ Flora/ Pales/ und viel hundert andere mehr/ göttliche Ehre erlanget haben/ von deren etlichen wir etwas besser unten handeln/ Ceres. ietz und aber nur von der Ceres reden wollen/ als Wer die Menschen das säen/ Erndten und Brodbacken erstlich gelehret. von welcher die Alten sagten/ daß sie den Menschen das Säen/ erndten und Brodbacken zu erst gelehret habe/ da sie vorher nur von Kraut und Eicheln gelebt. Deswegen Virgilius lib. I. Georgicor. von ihr also schreibet:

Prima Ceres ferro mortales vertere
terram

Instituit, cum jam glandes atque ar-
buta sacrae

Deficerent sylvae,& victum Dodona
negaret.

Es hat die Ceres erst den Menschen ange-
wiesen

zu brechen um die Erd mit Eisen/ als jetzt
liessen

die heilge Wälder nach zu geben Eicheln
dar/

die Kost auch weigerte Dodona gantz
und gar.

Und Ovidius hat von eben derselben folgende Worte:

Prima Ceres unco terram dimovit
aratro;

Prima dedit fruges, alimentaque mi-
tia terris;

Prima dedit leges: Cereris sunt o-
mnia munus

Es war die Ceres/ die das Erdreich ü-
berschluge

erst (Saam zu streuen drein) mit umbge-
krümmten Pfluge/

auch ist es ohne Streit/ daß sie die erste
war/

so uns die Erden-Frücht und milde Kost
gab dar.

[Spaltenumbruch] Die erste war sie auch/ die uns Gesetz gege-
geben/

und kommt aus ihrer Hand wovon wir alle
leben

noch biß auf diese Stund.

Die Gesetzgeberin Ceres. Umb dieser Ursach willen/ ist sie unter die Götter aufgenommen worden/ weil man Sie nämlich vor die erste gehalten/ die den Menschen die Gesetze gegeben; zumalen vor dem/ von der Ceres erfundenen/ Gebrauch deß Getraids/ schweifften die Menschen wie die wilden Thiere ohne Gesetz umher/ durch die Erfindung aber deß Getraids ist dieses wilde wesen gehemmet und unterbrochen worden: Dann als sie mit den Eicheln die vorige Lebens-Grobheit abgelegt/ haben sie angefangen Städte zu bauen/ an einige Oerter sich zusammen zu thun/ und einander beyzustehen. Dannenher die Alten die Göttin Ceres auf ein solches Bildnus der Ceres. Erdreich geführt/ welches einen fruchtbaren Getraid-boden hatte. Und ist deßwegen auch ihre Bildnus in Gestalt einer Matron zu sehen/ die mit Kräntzen aus Aehren geziert/ und einen Büschel Mahn-Häupter in der Hand hält/ weil diese Dinge Kennzeichen der Fruchtbarkeit sind. Ihren Wagen/ wie beym Orpheus zu sehen/ zogen zwey Drachen/ welche Claudianus von Entführung der Proserpina also beschreibet:

Hic ubi servandum mater fidissima
pignus

Abdidit, ad Phrygios tendit secura
penates,

Turrigeramque petit Cybelem, sinu-
osa draconum

Membra regens, volucriqui per avia
nubila tractu

Signant, & placidis humectant
membra venenis.

Frontem crista tegit, pingunt macu-
losa virentes

Terga notae, rutilum squammis in-
termicat aurum.

Nachdem die Mutter hier in der Sico-
ner Land/

nach bester Möglichkeit/ versteckt ihr
liebstes Pfand/

macht sie sich auf den Weg zu der gethürn-
ten Frauen/

der Cybele/ die sie schon längsten wollen
schauen

Im fetten Phrygien: es thaten ihr kaum
gnug

die Drachen/ ihre Fuhr/ mit noch so
schnellem Flug/

Sie hatten Krönlein auf/ es zierten sie die
Flecken

Von Gold am gantzen Leib/ ihr Gifft
bracht keinen Schrecken.

[Spaltenumbruch] Hic segetes, illic veniunt felicius u-
vae:

Arborei foetus alibi, atque injussa vi-
rescunt

Gramina.

Nicht iedes Erdreich pflegt uns allerley zu
tragen.

Dem schlägt die Saat wol an/ und jenem
will behagen

deß Rebstocks milder Safft; hier wächst
in Ubermaß

der Bäume süsse Frucht/ das ungepflantz-
te Graß

sticht anderwerts hervor.

Dannenhero vorzeiten die Ceres/ Proserpina/ Bona Dea/ Flora/ Pales/ und viel hundert andere mehr/ göttliche Ehre erlanget haben/ von deren etlichen wir etwas besser unten handeln/ Ceres. ietz und aber nur von der Ceres reden wollen/ als Wer die Menschen das säen/ Erndten und Brodbacken erstlich gelehret. von welcher die Alten sagten/ daß sie den Menschen das Säen/ erndten und Brodbacken zu erst gelehret habe/ da sie vorher nur von Kraut und Eicheln gelebt. Deswegen Virgilius lib. I. Georgicor. von ihr also schreibet:

Prima Ceres ferro mortales vertere
terram

Instituit, cum jam glandes atque ar-
buta sacrae

Deficerent sylvae,& victum Dodona
negaret.

Es hat die Ceres erst den Menschen ange-
wiesen

zu brechen um die Erd mit Eisen/ als jetzt
liessen

die heilge Wälder nach zu geben Eicheln
dar/

die Kost auch weigerte Dodona gantz
und gar.

Und Ovidius hat von eben derselben folgende Worte:

Prima Ceres unco terram dimovit
aratro;

Prima dedit fruges, alimentaque mi-
tia terris;

Prima dedit leges: Cereris sunt o-
mnia munus

Es war die Ceres/ die das Erdreich ü-
berschluge

erst (Saam zu streuen drein) mit umbge-
krümmten Pfluge/

auch ist es ohne Streit/ daß sie die erste
war/

so uns die Erden-Frücht und milde Kost
gab dar.

[Spaltenumbruch] Die erste war sie auch/ die uns Gesetz gege-
geben/

und kommt aus ihrer Hand wovon wir alle
leben

noch biß auf diese Stund.

Die Gesetzgeberin Ceres. Umb dieser Ursach willen/ ist sie unter die Götter aufgenommen worden/ weil man Sie nämlich vor die erste gehalten/ die den Menschen die Gesetze gegeben; zumalen vor dem/ von der Ceres erfundenen/ Gebrauch deß Getraids/ schweifften die Menschen wie die wilden Thiere ohne Gesetz umher/ durch die Erfindung aber deß Getraids ist dieses wilde wesen gehemmet und unterbrochen worden: Dann als sie mit den Eicheln die vorige Lebens-Grobheit abgelegt/ haben sie angefangen Städte zu bauen/ an einige Oerter sich zusammen zu thun/ und einander beyzustehen. Dannenher die Alten die Göttin Ceres auf ein solches Bildnus der Ceres. Erdreich geführt/ welches einen fruchtbaren Getraid-boden hatte. Und ist deßwegen auch ihre Bildnus in Gestalt einer Matron zu sehen/ die mit Kräntzen aus Aehren geziert/ und einen Büschel Mahn-Häupter in der Hand hält/ weil diese Dinge Kennzeichen der Fruchtbarkeit sind. Ihren Wagen/ wie beym Orpheus zu sehen/ zogen zwey Drachen/ welche Claudianus von Entführung der Proserpina also beschreibet:

Hic ubi servandum mater fidissima
pignus

Abdidit, ad Phrygios tendit secura
penates,

Turrigeramque petit Cybelem, sinu-
osa draconum

Membra regens, volucriqui per avia
nubila tractu

Signant, & placidis humectant
membra venenis.

Frontem crista tegit, pingunt macu-
losa virentes

Terga notae, rutilum squammis in-
termicat aurum.

Nachdem die Mutter hier in der Sico-
ner Land/

nach bester Möglichkeit/ versteckt ihr
liebstes Pfand/

macht sie sich auf den Weg zu der gethürn-
ten Frauen/

der Cybele/ die sie schon längsten wollen
schauen

Im fetten Phrygien: es thaten ihr kaum
gnug

die Drachen/ ihre Fuhr/ mit noch so
schnellem Flug/

Sie hatten Krönlein auf/ es zierten sie die
Flecken

Von Gold am gantzen Leib/ ihr Gifft
bracht keinen Schrecken.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1422.1">
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <pb facs="#f0143" xml:id="pb-1430" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 79"/>
            <cb/>
            <l>Hic segetes, illic veniunt felicius u-<lb/>
vae:</l><lb/>
            <l>Arborei foetus alibi, atque injussa vi-<lb/>
rescunt</l><lb/>
            <l>Gramina.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Nicht iedes Erdreich pflegt uns allerley zu<lb/>
tragen.</l><lb/>
            <l>Dem schlägt die Saat wol an/ und jenem<lb/>
will behagen</l><lb/>
            <l>deß Rebstocks milder Safft; hier wächst<lb/>
in Ubermaß</l><lb/>
            <l>der Bäume süsse Frucht/ das ungepflantz-<lb/>
te Graß</l><lb/>
            <l>sticht anderwerts hervor.</l><lb/>
          </lg>
          <p>Dannenhero vorzeiten die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3003 http://d-nb.info/gnd/11893676X http://viaf.org/viaf/10644986">Bona Dea</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1048 http://d-nb.info/gnd/118691880 http://viaf.org/viaf/77110125">Flora</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2239 http://d-nb.info/gnd/140646345 http://viaf.org/viaf/107653300">Pales</persName>/ und viel hundert andere mehr/ göttliche Ehre erlanget haben/ von deren etlichen wir etwas besser unten handeln/ <note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName>.</note> ietz und aber nur von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName> reden wollen/ als <note xml:id="n1430.1" place="right">Wer die Menschen das säen/ Erndten und Brodbacken erstlich gelehret.</note> von welcher die Alten sagten/ daß sie den Menschen das Säen/ erndten und Brodbacken zu erst gelehret habe/ da sie vorher nur von Kraut und Eicheln gelebt. Deswegen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433">Virgilius</persName> <hi rendition="#aq">lib. I. Georgicor.</hi> von ihr also schreibet:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Prima <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName> ferro mortales vertere<lb/>
terram</l><lb/>
            <l>Instituit, cum jam glandes atque ar-<lb/>
buta sacrae</l><lb/>
            <l>Deficerent sylvae,&amp; victum Dodona<lb/>
negaret.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Es hat die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName> erst den Menschen ange-<lb/>
wiesen</l><lb/>
            <l>zu brechen um die Erd mit Eisen/ als jetzt<lb/>
liessen</l><lb/>
            <l>die heilge Wälder nach zu geben Eicheln<lb/>
dar/</l><lb/>
            <l>die Kost auch weigerte Dodona gantz<lb/>
und gar.</l><lb/>
          </lg>
          <p>Und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Ovidius</persName> hat von eben derselben folgende Worte:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Prima <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName> unco terram dimovit<lb/>
aratro;</l><lb/>
            <l>Prima dedit fruges, alimentaque mi-<lb/>
tia terris;</l><lb/>
            <l>Prima dedit leges: Cereris sunt o-<lb/>
mnia munus</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Es war die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName>/ die das Erdreich ü-<lb/>
berschluge</l><lb/>
            <l>erst (Saam zu streuen drein) mit umbge-<lb/>
krümmten Pfluge/</l><lb/>
            <l>auch ist es ohne Streit/ daß sie die erste<lb/>
war/</l><lb/>
            <l>so uns die Erden-Frücht und milde Kost<lb/>
gab dar.</l><lb/>
            <cb/>
            <l>Die erste war sie auch/ die uns Gesetz gege-<lb/>
geben/</l><lb/>
            <l>und kommt aus ihrer Hand wovon wir alle<lb/>
leben</l><lb/>
            <l>noch biß auf diese Stund.</l><lb/>
          </lg>
          <p xml:id="p1430.1"><note place="right">Die Gesetzgeberin <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName>.</note> Umb dieser Ursach willen/ ist sie unter die Götter aufgenommen worden/ weil man Sie nämlich vor die erste gehalten/ die den Menschen die Gesetze gegeben; zumalen vor dem/ von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName> erfundenen/ Gebrauch deß Getraids/ schweifften die Menschen wie die wilden Thiere ohne Gesetz umher/ durch die Erfindung aber deß Getraids ist dieses wilde wesen gehemmet und unterbrochen worden: Dann als sie mit den Eicheln die vorige Lebens-Grobheit abgelegt/ haben sie angefangen Städte zu bauen/ an einige Oerter sich zusammen zu thun/ und einander beyzustehen. Dannenher die Alten die Göttin <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName> auf ein solches <note xml:id="n1430.2" place="right">Bildnus der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName>.</note> Erdreich geführt/ welches einen fruchtbaren Getraid-boden hatte. Und ist deßwegen auch ihre Bildnus in Gestalt einer Matron zu sehen/ die mit Kräntzen aus Aehren geziert/ und einen Büschel Mahn-Häupter in der Hand hält/ weil diese Dinge Kennzeichen der Fruchtbarkeit sind. Ihren Wagen/ wie beym <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-532 http://d-nb.info/gnd/118590278 http://viaf.org/viaf/27213508">Orpheus</persName> zu sehen/ zogen zwey Drachen/ welche <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1938 http://d-nb.info/gnd/118521055 http://viaf.org/viaf/100219056">Claudianus</persName> von Entführung der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName> also beschreibet:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Hic ubi servandum mater fidissima<lb/>
pignus</l><lb/>
            <l>Abdidit, ad <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-517 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002613">Phrygios</placeName> tendit secura<lb/>
penates,</l><lb/>
            <l><reg>Turrigeramque</reg> petit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-492 http://d-nb.info/gnd/118640283 http://viaf.org/viaf/10639267">Cybelem</persName>, sinu-<lb/>
osa draconum</l><lb/>
            <l>Membra regens, <reg>volucriqui</reg> per avia<lb/>
nubila tractu</l><lb/>
            <l>Signant, &amp; placidis humectant<lb/>
membra  venenis.</l><lb/>
            <l>Frontem crista tegit, pingunt macu-<lb/>
losa virentes</l><lb/>
            <l>Terga notae, rutilum squammis in-<lb/>
termicat aurum.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Nachdem die Mutter hier in der Sico-<lb/>
ner Land/</l><lb/>
            <l>nach bester Möglichkeit/ versteckt ihr<lb/>
liebstes Pfand/</l><lb/>
            <l>macht sie sich auf den Weg zu der gethürn-<lb/>
ten Frauen/</l><lb/>
            <l>der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-492 http://d-nb.info/gnd/118640283 http://viaf.org/viaf/10639267">Cybele</persName>/ die sie schon längsten wollen<lb/>
schauen</l><lb/>
            <l>Im fetten <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-517 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002613">Phrygien</placeName>: es thaten ihr kaum<lb/>
gnug</l><lb/>
            <l>die Drachen/ ihre Fuhr/ mit noch so<lb/>
schnellem Flug/</l><lb/>
            <l>Sie hatten Krönlein auf/ es zierten sie die<lb/>
Flecken</l><lb/>
            <l>Von Gold am gantzen Leib/ ihr Gifft<lb/>
bracht keinen Schrecken.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 79/0143] Hic segetes, illic veniunt felicius u- vae: Arborei foetus alibi, atque injussa vi- rescunt Gramina. Nicht iedes Erdreich pflegt uns allerley zu tragen. Dem schlägt die Saat wol an/ und jenem will behagen deß Rebstocks milder Safft; hier wächst in Ubermaß der Bäume süsse Frucht/ das ungepflantz- te Graß sticht anderwerts hervor. Dannenhero vorzeiten die Ceres/ Proserpina/ Bona Dea/ Flora/ Pales/ und viel hundert andere mehr/ göttliche Ehre erlanget haben/ von deren etlichen wir etwas besser unten handeln/ ietz und aber nur von der Ceres reden wollen/ als von welcher die Alten sagten/ daß sie den Menschen das Säen/ erndten und Brodbacken zu erst gelehret habe/ da sie vorher nur von Kraut und Eicheln gelebt. Deswegen Virgilius lib. I. Georgicor. von ihr also schreibet: Ceres. Wer die Menschen das säen/ Erndten und Brodbacken erstlich gelehret. Prima Ceres ferro mortales vertere terram Instituit, cum jam glandes atque ar- buta sacrae Deficerent sylvae,& victum Dodona negaret. Es hat die Ceres erst den Menschen ange- wiesen zu brechen um die Erd mit Eisen/ als jetzt liessen die heilge Wälder nach zu geben Eicheln dar/ die Kost auch weigerte Dodona gantz und gar. Und Ovidius hat von eben derselben folgende Worte: Prima Ceres unco terram dimovit aratro; Prima dedit fruges, alimentaque mi- tia terris; Prima dedit leges: Cereris sunt o- mnia munus Es war die Ceres/ die das Erdreich ü- berschluge erst (Saam zu streuen drein) mit umbge- krümmten Pfluge/ auch ist es ohne Streit/ daß sie die erste war/ so uns die Erden-Frücht und milde Kost gab dar. Die erste war sie auch/ die uns Gesetz gege- geben/ und kommt aus ihrer Hand wovon wir alle leben noch biß auf diese Stund. Umb dieser Ursach willen/ ist sie unter die Götter aufgenommen worden/ weil man Sie nämlich vor die erste gehalten/ die den Menschen die Gesetze gegeben; zumalen vor dem/ von der Ceres erfundenen/ Gebrauch deß Getraids/ schweifften die Menschen wie die wilden Thiere ohne Gesetz umher/ durch die Erfindung aber deß Getraids ist dieses wilde wesen gehemmet und unterbrochen worden: Dann als sie mit den Eicheln die vorige Lebens-Grobheit abgelegt/ haben sie angefangen Städte zu bauen/ an einige Oerter sich zusammen zu thun/ und einander beyzustehen. Dannenher die Alten die Göttin Ceres auf ein solches Erdreich geführt/ welches einen fruchtbaren Getraid-boden hatte. Und ist deßwegen auch ihre Bildnus in Gestalt einer Matron zu sehen/ die mit Kräntzen aus Aehren geziert/ und einen Büschel Mahn-Häupter in der Hand hält/ weil diese Dinge Kennzeichen der Fruchtbarkeit sind. Ihren Wagen/ wie beym Orpheus zu sehen/ zogen zwey Drachen/ welche Claudianus von Entführung der Proserpina also beschreibet: Die Gesetzgeberin Ceres. Bildnus der Ceres. Hic ubi servandum mater fidissima pignus Abdidit, ad Phrygios tendit secura penates, Turrigeramque petit Cybelem, sinu- osa draconum Membra regens, volucriqui per avia nubila tractu Signant, & placidis humectant membra venenis. Frontem crista tegit, pingunt macu- losa virentes Terga notae, rutilum squammis in- termicat aurum. Nachdem die Mutter hier in der Sico- ner Land/ nach bester Möglichkeit/ versteckt ihr liebstes Pfand/ macht sie sich auf den Weg zu der gethürn- ten Frauen/ der Cybele/ die sie schon längsten wollen schauen Im fetten Phrygien: es thaten ihr kaum gnug die Drachen/ ihre Fuhr/ mit noch so schnellem Flug/ Sie hatten Krönlein auf/ es zierten sie die Flecken Von Gold am gantzen Leib/ ihr Gifft bracht keinen Schrecken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/143
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/143>, abgerufen am 07.05.2024.