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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] frey stunde/ entweder zu freyen/ oder aber daselbst zu bleiben; es waren deren aber sehr wenig/ die das Freyen erwehlten; weil es mit denen/ so von ihrem Vornehmen zurück gewiechen ins gemein einen unglückseligen Ausgang nahm. Jedoch aber musten sie die Zeit über/ so lang ihnen drinnen zu bleiben verordnet war/ nohtwendig einen keuschen Wandel führen: dann die jenige/ welche man Ihre Strafe wann sie Unzucht triebe. in Unzucht ergriffen hatte/ wurde lebendig auf eine Todten-Bahr gelegt/ und als todt hinausgetragen/ unter grossen Leidwesen ihrer Befreunde/ und Nachfolgung der Ober- und anderer Priesterinnen in gar bestürtzter Stille. Unweit vom Thor war ein Ort unter der Erden/ dahinein die versündigte Vestalin auf Leitern zu steigen genöhtigt wurde/ welche man so dann/ nach zurück gezogenen Leitern/ daselbst allein liesse/ und den Ort verschlosse. Damit es aber nicht schiene/ als ob man sie Hunger sterben liesse/ wurde/ neben einem brennenden Liechte/ ein wenig Brod/ Milch und Oehl zu ihr hineingesetzt; nach welchen Verrichtungen die Priesterinnen und das übrige Volck davon giengen. An selbigem Tag war ein Gerichts-Freyer-Tag in der Stadt/ auch neben grosser Betrübnis/ nicht eine geringe Furcht/ dann man sich einbildete/ daß die Abstraffung der Vestalien der Stadt ein grosses Unglück vorbedeute. Es wird aber diese Vesta/ von dero wir allhier reden/ bey den Scribenten sehr offt für die andere gesetzt/ wann sie nemlich von der Götter Natur/ Tempeln/ Opffern und andern heiligen Kirchen-Ceremonien/ die zu dero Dienst gehören/ Erwähnung thun. Dannenhero sich niemand zu verwundern/ wann ich das/ was der einen gehörig/ bisweilen auf die andere gezogen habe; dann nicht wol von den Kräfften der Erden zu schreiben/ daß man nicht auch von der Erde selbst reden solte.

Tempel der Vesta. Ovidius erzehlet/ es seye der Vesta Tempel/ welcher vorher deß Numae Behausung war/ rund gewesen/ aufdaß nemlich dardurch die Erd-Kugel vorgebildet würde/ in dero Ingeweide allezeit das Feuer brennet/ eben als in demselben Tempel ein stetswährend Feuer unterhalten wurde. Festus schreibet/ es habe Numa der Vesta einen runden Tempel erbauet/ dieweil er sie für die Erde/ als eine Erhalterin deß menschlichen Lebens/ gehalten; Warum er rund gewesen. und weil sie die Gestalt einer Kugel vorbildet/ habe er den Tempel gleichfalls in eben derjenigen Figur aufrichten lassen wollen/ dessen structur und Bau der Göttin Bildnus ausdruckete. Aus dieser Ursach ist Alexander in der Meinung/ es werde durch sie das Göttliche Gemüht abgebildet/ welches wir mit leiblichen Augen nicht sehen können/ weil nur das in unsere Augen fället/ was umb dasselbe herumb ist. Ihr Tempel wird von dem Landinus/ indem Wie er sonst ausgesehen. er diese deß Virgilius Worte erzehlet/ mit welchen Hector lib. II. Aeneid. dem Aeneas der Vesta Gottes-Dienst lobet und anbefiehlet/ [Spaltenumbruch] also beschrieben: Es war ein sehr grosser Tempel/ in dessen Mitte stunde ein grosser Altar/ auf welchem das Feuer zu beyden Seiten brandte/ zu dessen Bewahrung zwey Vestalinnen verordnet waren. Auf der Zinne deß Tempels stunde eine Jungfrau gebildet/ die ein Kindlein in den Armen hatte: dieweil Sie davor hielten/ es seye Jupiter von der Vesta gesäuget worden. Dieser Göttin wurden von den Alten die Vorhöfe gewidmet; daher sie auch/ wie Ovidius vermeint/ den Namen von der Vesta haben sollen. Allhier pflegten sie offtmahls mit einander zu essen/ und ihre Götter darzu einzuladen/ da sie die Tische an statt der Altäre gebrauchten/ als die sie denen Haus-Göttern zu heiligen gewohnt waren. Dieweil aber kein Opfer ohne Feuer geschahe/ wurde der Heerd dem jenigen gewidmet/ den Lares oder Hausgötter. sie sonsten Lar zu nennen pflegten; denn es wurden allda auch die Lares, Hausgötzen/ oder die Geister/ so denen Häusern vorzustehen geglaubt wurden/ verehrt.

Es ist aber zu wissen/ daß die Vesta nicht für iedwedes Feuer genommen werde; Dann gleichwie dasselbe auf verschiedene Weise kan betrachtet werden/ also nimmet es auch unterschiedene ihme vorgesetzte Götter an. Wird derowegen die Vesta für das jenige Feuer genommen/ welches in dem Innersten der Erden verborgen lieget/ und allen aus der Erde wachsenden Dingen das Leben gibt. Bey den Der Vesta Namen wurde bey denen Opfern andern Göttern vorgesetzet. jenigen Opffern aber/ die die Alten andern Göttern opfferten/ wurde iederzeit der Vesta Nam vorgesetzet/ gleichwie wir auch oben vom Janus gemeldet haben; weil/ wie Ovidius sagt/ die Vorhöfe/ worinnen man vorzeiten opfferte/ der Vesta geheiligt waren. Es wird auch eine Fabel erzehlet/ daß die Vesta/ nach erhaltenem Sieg wider die Titanen/ vom Jupiter erlanget habe/ eine stets währende Jungfrau zu bleiben/ und aller Opffer Erstlinge zu erlangen. Allein mich will bedüncken/ die Alten haben darmit vornemlich dahin gesehen/ und zu verstehen geben wollen/ daß die jenige Dinge/ welche man in den Opffern brauchte/ von dem durch die Vesta bedeuteten Feuer ihr Wesen/ Leben und Erhaltung haben: worzu annoch kommt/ daß nichts der Götter Reinigkeit und Unsterblichkeit mehr ausdrukket/ Warumb kein Opffer ohne Feuer vollbracht worden. als die Flamme deß Feuers/ umb welcher Ursach willen auch kein Opffer ohne Feuer vollbracht werden mochte; daher dann kommen/ daß der Vesta Namen allen andern vorgesetzet worden.

Neben der Vesta sind auch noch andere Götter gewesen/ so die Alten verehret haben/ als die nemlich einige Kräffte und Tugenden der Erden bedeuteten/ und von ihr nach dero unterschiedenen Theilen hervorgegeben zu werden pflegten; zumahlen/ wie Virgilius sagt:

--- ---Non omnis fert omnia Tellus.

[Spaltenumbruch] frey stunde/ entweder zu freyen/ oder aber daselbst zu bleiben; es waren deren aber sehr wenig/ die das Freyen erwehlten; weil es mit denen/ so von ihrem Vornehmen zurück gewiechen ins gemein einen unglückseligen Ausgang nahm. Jedoch aber musten sie die Zeit über/ so lang ihnen drinnen zu bleiben verordnet war/ nohtwendig einen keuschen Wandel führen: dann die jenige/ welche man Ihre Strafe wann sie Unzucht triebe. in Unzucht ergriffen hatte/ wurde lebendig auf eine Todten-Bahr gelegt/ und als todt hinausgetragen/ unter grossen Leidwesen ihrer Befreunde/ und Nachfolgung der Ober- und anderer Priesterinnen in gar bestürtzter Stille. Unweit vom Thor war ein Ort unter der Erden/ dahinein die versündigte Vestalin auf Leitern zu steigen genöhtigt wurde/ welche man so dann/ nach zurück gezogenen Leitern/ daselbst allein liesse/ und den Ort verschlosse. Damit es aber nicht schiene/ als ob man sie Hunger sterben liesse/ wurde/ neben einem brennenden Liechte/ ein wenig Brod/ Milch und Oehl zu ihr hineingesetzt; nach welchen Verrichtungen die Priesterinnen und das übrige Volck davon giengen. An selbigem Tag war ein Gerichts-Freyer-Tag in der Stadt/ auch neben grosser Betrübnis/ nicht eine geringe Furcht/ dann man sich einbildete/ daß die Abstraffung der Vestalien der Stadt ein grosses Unglück vorbedeute. Es wird aber diese Vesta/ von dero wir allhier reden/ bey den Scribenten sehr offt für die andere gesetzt/ wann sie nemlich von der Götter Natur/ Tempeln/ Opffern und andern heiligen Kirchen-Ceremonien/ die zu dero Dienst gehören/ Erwähnung thun. Dannenhero sich niemand zu verwundern/ wann ich das/ was der einen gehörig/ bisweilen auf die andere gezogen habe; dann nicht wol von den Kräfften der Erden zu schreiben/ daß man nicht auch von der Erde selbst reden solte.

Tempel der Vesta. Ovidius erzehlet/ es seye der Vesta Tempel/ welcher vorher deß Numae Behausung war/ rund gewesen/ aufdaß nemlich dardurch die Erd-Kugel vorgebildet würde/ in dero Ingeweide allezeit das Feuer brennet/ eben als in demselben Tempel ein stetswährend Feuer unterhalten wurde. Festus schreibet/ es habe Numa der Vesta einen runden Tempel erbauet/ dieweil er sie für die Erde/ als eine Erhalterin deß menschlichen Lebens/ gehalten; Warum er rund gewesen. und weil sie die Gestalt einer Kugel vorbildet/ habe er den Tempel gleichfalls in eben derjenigen Figur aufrichten lassen wollen/ dessen structur und Bau der Göttin Bildnus ausdruckete. Aus dieser Ursach ist Alexander in der Meinung/ es werde durch sie das Göttliche Gemüht abgebildet/ welches wir mit leiblichen Augen nicht sehen können/ weil nur das in unsere Augen fället/ was umb dasselbe herumb ist. Ihr Tempel wird von dem Landinus/ indem Wie er sonst ausgesehen. er diese deß Virgilius Worte erzehlet/ mit welchen Hector lib. II. Aeneid. dem Aeneas der Vesta Gottes-Dienst lobet und anbefiehlet/ [Spaltenumbruch] also beschrieben: Es war ein sehr grosser Tempel/ in dessen Mitte stunde ein grosser Altar/ auf welchem das Feuer zu beyden Seiten brandte/ zu dessen Bewahrung zwey Vestalinnen verordnet waren. Auf der Zinne deß Tempels stunde eine Jungfrau gebildet/ die ein Kindlein in den Armen hatte: dieweil Sie davor hielten/ es seye Jupiter von der Vesta gesäuget worden. Dieser Göttin wurden von den Alten die Vorhöfe gewidmet; daher sie auch/ wie Ovidius vermeint/ den Namen von der Vesta haben sollen. Allhier pflegten sie offtmahls mit einander zu essen/ und ihre Götter darzu einzuladen/ da sie die Tische an statt der Altäre gebrauchten/ als die sie denen Haus-Göttern zu heiligen gewohnt waren. Dieweil aber kein Opfer ohne Feuer geschahe/ wurde der Heerd dem jenigen gewidmet/ den Lares oder Hausgötter. sie sonsten Lar zu nennen pflegten; denn es wurden allda auch die Lares, Hausgötzen/ oder die Geister/ so denen Häusern vorzustehen geglaubt wurden/ verehrt.

Es ist aber zu wissen/ daß die Vesta nicht für iedwedes Feuer genommen werde; Dann gleichwie dasselbe auf verschiedene Weise kan betrachtet werden/ also nimmet es auch unterschiedene ihme vorgesetzte Götter an. Wird derowegen die Vesta für das jenige Feuer genommen/ welches in dem Innersten der Erden verborgen lieget/ und allen aus der Erde wachsenden Dingen das Leben gibt. Bey den Der Vesta Namen wurde bey denen Opfern andern Göttern vorgesetzet. jenigen Opffern aber/ die die Alten andern Göttern opfferten/ wurde iederzeit der Vesta Nam vorgesetzet/ gleichwie wir auch oben vom Janus gemeldet haben; weil/ wie Ovidius sagt/ die Vorhöfe/ worinnen man vorzeiten opfferte/ der Vesta geheiligt waren. Es wird auch eine Fabel erzehlet/ daß die Vesta/ nach erhaltenem Sieg wider die Titanen/ vom Jupiter erlanget habe/ eine stets währende Jungfrau zu bleiben/ und aller Opffer Erstlinge zu erlangen. Allein mich will bedüncken/ die Alten haben darmit vornemlich dahin gesehen/ und zu verstehen geben wollen/ daß die jenige Dinge/ welche man in den Opffern brauchte/ von dem durch die Vesta bedeuteten Feuer ihr Wesen/ Leben und Erhaltung haben: worzu annoch kommt/ daß nichts der Götter Reinigkeit und Unsterblichkeit mehr ausdrukket/ Warumb kein Opffer ohne Feuer vollbracht worden. als die Flamme deß Feuers/ umb welcher Ursach willen auch kein Opffer ohne Feuer vollbracht werden mochte; daher dann kommen/ daß der Vesta Namen allen andern vorgesetzet worden.

Neben der Vesta sind auch noch andere Götter gewesen/ so die Alten verehret haben/ als die nemlich einige Kräffte und Tugenden der Erden bedeuteten/ und von ihr nach dero unterschiedenen Theilen hervorgegeben zu werden pflegten; zumahlen/ wie Virgilius sagt:

--- ---Non omnis fert omnia Tellus.
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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 78/0142] frey stunde/ entweder zu freyen/ oder aber daselbst zu bleiben; es waren deren aber sehr wenig/ die das Freyen erwehlten; weil es mit denen/ so von ihrem Vornehmen zurück gewiechen ins gemein einen unglückseligen Ausgang nahm. Jedoch aber musten sie die Zeit über/ so lang ihnen drinnen zu bleiben verordnet war/ nohtwendig einen keuschen Wandel führen: dann die jenige/ welche man in Unzucht ergriffen hatte/ wurde lebendig auf eine Todten-Bahr gelegt/ und als todt hinausgetragen/ unter grossen Leidwesen ihrer Befreunde/ und Nachfolgung der Ober- und anderer Priesterinnen in gar bestürtzter Stille. Unweit vom Thor war ein Ort unter der Erden/ dahinein die versündigte Vestalin auf Leitern zu steigen genöhtigt wurde/ welche man so dann/ nach zurück gezogenen Leitern/ daselbst allein liesse/ und den Ort verschlosse. Damit es aber nicht schiene/ als ob man sie Hunger sterben liesse/ wurde/ neben einem brennenden Liechte/ ein wenig Brod/ Milch und Oehl zu ihr hineingesetzt; nach welchen Verrichtungen die Priesterinnen und das übrige Volck davon giengen. An selbigem Tag war ein Gerichts-Freyer-Tag in der Stadt/ auch neben grosser Betrübnis/ nicht eine geringe Furcht/ dann man sich einbildete/ daß die Abstraffung der Vestalien der Stadt ein grosses Unglück vorbedeute. Es wird aber diese Vesta/ von dero wir allhier reden/ bey den Scribenten sehr offt für die andere gesetzt/ wann sie nemlich von der Götter Natur/ Tempeln/ Opffern und andern heiligen Kirchen-Ceremonien/ die zu dero Dienst gehören/ Erwähnung thun. Dannenhero sich niemand zu verwundern/ wann ich das/ was der einen gehörig/ bisweilen auf die andere gezogen habe; dann nicht wol von den Kräfften der Erden zu schreiben/ daß man nicht auch von der Erde selbst reden solte. Ihre Strafe wann sie Unzucht triebe. Ovidius erzehlet/ es seye der Vesta Tempel/ welcher vorher deß Numae Behausung war/ rund gewesen/ aufdaß nemlich dardurch die Erd-Kugel vorgebildet würde/ in dero Ingeweide allezeit das Feuer brennet/ eben als in demselben Tempel ein stetswährend Feuer unterhalten wurde. Festus schreibet/ es habe Numa der Vesta einen runden Tempel erbauet/ dieweil er sie für die Erde/ als eine Erhalterin deß menschlichen Lebens/ gehalten; und weil sie die Gestalt einer Kugel vorbildet/ habe er den Tempel gleichfalls in eben derjenigen Figur aufrichten lassen wollen/ dessen structur und Bau der Göttin Bildnus ausdruckete. Aus dieser Ursach ist Alexander in der Meinung/ es werde durch sie das Göttliche Gemüht abgebildet/ welches wir mit leiblichen Augen nicht sehen können/ weil nur das in unsere Augen fället/ was umb dasselbe herumb ist. Ihr Tempel wird von dem Landinus/ indem er diese deß Virgilius Worte erzehlet/ mit welchen Hector lib. II. Aeneid. dem Aeneas der Vesta Gottes-Dienst lobet und anbefiehlet/ also beschrieben: Es war ein sehr grosser Tempel/ in dessen Mitte stunde ein grosser Altar/ auf welchem das Feuer zu beyden Seiten brandte/ zu dessen Bewahrung zwey Vestalinnen verordnet waren. Auf der Zinne deß Tempels stunde eine Jungfrau gebildet/ die ein Kindlein in den Armen hatte: dieweil Sie davor hielten/ es seye Jupiter von der Vesta gesäuget worden. Dieser Göttin wurden von den Alten die Vorhöfe gewidmet; daher sie auch/ wie Ovidius vermeint/ den Namen von der Vesta haben sollen. Allhier pflegten sie offtmahls mit einander zu essen/ und ihre Götter darzu einzuladen/ da sie die Tische an statt der Altäre gebrauchten/ als die sie denen Haus-Göttern zu heiligen gewohnt waren. Dieweil aber kein Opfer ohne Feuer geschahe/ wurde der Heerd dem jenigen gewidmet/ den sie sonsten Lar zu nennen pflegten; denn es wurden allda auch die Lares, Hausgötzen/ oder die Geister/ so denen Häusern vorzustehen geglaubt wurden/ verehrt. Tempel der Vesta. Warum er rund gewesen. Wie er sonst ausgesehen. Lares oder Hausgötter.Es ist aber zu wissen/ daß die Vesta nicht für iedwedes Feuer genommen werde; Dann gleichwie dasselbe auf verschiedene Weise kan betrachtet werden/ also nimmet es auch unterschiedene ihme vorgesetzte Götter an. Wird derowegen die Vesta für das jenige Feuer genommen/ welches in dem Innersten der Erden verborgen lieget/ und allen aus der Erde wachsenden Dingen das Leben gibt. Bey den jenigen Opffern aber/ die die Alten andern Göttern opfferten/ wurde iederzeit der Vesta Nam vorgesetzet/ gleichwie wir auch oben vom Janus gemeldet haben; weil/ wie Ovidius sagt/ die Vorhöfe/ worinnen man vorzeiten opfferte/ der Vesta geheiligt waren. Es wird auch eine Fabel erzehlet/ daß die Vesta/ nach erhaltenem Sieg wider die Titanen/ vom Jupiter erlanget habe/ eine stets währende Jungfrau zu bleiben/ und aller Opffer Erstlinge zu erlangen. Allein mich will bedüncken/ die Alten haben darmit vornemlich dahin gesehen/ und zu verstehen geben wollen/ daß die jenige Dinge/ welche man in den Opffern brauchte/ von dem durch die Vesta bedeuteten Feuer ihr Wesen/ Leben und Erhaltung haben: worzu annoch kommt/ daß nichts der Götter Reinigkeit und Unsterblichkeit mehr ausdrukket/ als die Flamme deß Feuers/ umb welcher Ursach willen auch kein Opffer ohne Feuer vollbracht werden mochte; daher dann kommen/ daß der Vesta Namen allen andern vorgesetzet worden. Der Vesta Namen wurde bey denen Opfern andern Göttern vorgesetzet. Warumb kein Opffer ohne Feuer vollbracht worden.Neben der Vesta sind auch noch andere Götter gewesen/ so die Alten verehret haben/ als die nemlich einige Kräffte und Tugenden der Erden bedeuteten/ und von ihr nach dero unterschiedenen Theilen hervorgegeben zu werden pflegten; zumahlen/ wie Virgilius sagt: --- ---Non omnis fert omnia Tellus.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

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Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/142>, abgerufen am 08.05.2024.