Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch] Sturm sich von Stund an gelegt/ nachdem die beyden Sterne über den Häuptern des Castors und Pollux untergangen/ und sie also durch der Götter Vorsehung erhalten zu seyn ihnen gäntzlich eingebildet. Dannenhero dann kommen/ daß alle/ so von einem Ungewitter überfallen und ergriffen worden/ denen Dioscuris Gelübde gethan. Wie dann Pausanias in Beschreibung einer bey den Corinthern stehenden Statua deß Neptunus gedencket/ daß unten am Fuß die Castores eingegraben gewesen/ weil sie für der Schiffe und Seefahrenden Glückbringende Götter gehalten worden: Dann unterweilen bey den grösten Warum die Schiffleute den Castor und Pollux um Hülffe angeruffen. Stürmen zur See in der Höhe einige Feuer sich sehen lassen/ welche zu einer bald erfolgenden Stille gute Hoffnung geben/ wie darvon Seneca und Plinius schreiben. Diese zwey Brüder Castor und Pollux wann sie sich in der Lufft/ die für die Juno genommen wird/ sehen lassen/ werden nicht unbillig der Juno als Gefärten zugeeignet. Zu dieser Juno nun wollen wir uns aniezo Was die Fabel von der vom Jupiter gebundenen Juno bedeute. wieder wenden/ von welcher die Fabeln melden/ wie Theopompus und Hellanicus erzehlen/ daß sie vor Zeiten vom Jupiter an den Füssen mit güldnen Ketten/ daran auch eine sehr schwehre Last von Eisen befestet gewest/ gefesselt worden/ dahero sie/ gleichsam in der Lufft hangend/ erschienen: welches/ meines Bedünckens/ dahin zielet/ daß der jenige Theil der Lufft/ so von dem feurigem Himmel sehr weit abweichet/ und in welchem/ als dem allerdicksten/ die Wolcken/Dunckelheit/ Regen und dergleichen andere Dinge recht procreirt oder gezeugt werden/ gar leichtlich sich mit dem Wasser und der Erde vermische/ als welche beyde Elementa/ wegen ihrer Schwehre/ allezeit nach dem Grunde trachten und sich niedersetzen. Beym Pausanias lieset man/ daß an einem Orte in Boeotia der Juno ein Tempel geheiligt worden/ in welchem man ihr sehr grosses Bildnus in stehender Statur gefunden/ und sie daselbsten die Braut genennet habe. Allein diesen Namen achte ich ihr mehr von Rechts wegen in der Insul Samos gegeben zu seyn/ welche man vorzeiten/ wie Lactantius aus dem Varro erzehlt/ eine Jungfrau gennennet/ von der Juno/ weil diese/ als sie noch klein und Jungfer war/ sich daselbst aufgehalten/ und mit dem Jupiter vermählet haben soll. Dannenhero ihr in dem daselbst ihr zu Ehren auferbaueten Tempel ein Bildnus aufgerichtet worden/ so einer Braut in ihrem Schmuck ähnlich und gleich war/ vielleicht weil sie mit Feuerrohte Hochzeit-Decke. einer Braut-Deck/ so von wegen ihrer feurigen oder rohten Farb Flammeus genennt ward/ verhüllet wurde; dardurch anzuzeigen/ daß die neu-verheurahteten mit einer ehrlichen Scham befärbet seyn sollen.Daher Varro schreibet/ es seye bey den Alten die Gewonheit gewesen/ daß die neu-vermählten Weibs-Personen nur deß Nachts zum Manne kommen/ [Spaltenumbruch] gleich als ob sie der nächtlichen Finsternus wegen sich weniger schämten: Auch wurden sie deß Nachts in Sänfften/ die entweder von Rindern oder Mauleseln getragen wurden/ zum Manne gebracht/ wie solches beym Svidas zu lesen; da die Braut in der Mitten/ auf der einen Seiten der Mann/ auf der andern aber entweder ein ehrlicher Freund oder Verwandter saß; Vor ihnen her giengen Fackeln beyden Hochzeiten vorgetragen. fünff Knaben/ deren ieder eine Fackel trug/ wie Plutarchus in Problematibus nuptialibus bezeuget; durch welche beydes die nächtliche Finsternus vertrieben/ als auch ein glückliches Zeichen bedeutet/ und geschlossen wurde/ daß diese Ehe fruchtbar seyn/ und daraus viel Ehezweige hervorsprossen würden/ zumahlen generiren oder erzeugen anders nichts/ als ans Tag-Liecht bringen bedeutet. Dieser Fackeln durfften mehr nicht als fünffe seyn; dieweil/ wie einige darvor halten/ ein Weib auf einmahl mehr nicht als fünff Kinder gebähren könne. Andere aber/ so die Sache etwas genauer Warum die Alten die ungerade Zahl bey den Hochzeiten gebraucht. überlegen/ sagen/ es haben die Alten bey ihren Hochzeiten die ungerade Zahl darumb gebraucht/ daß sie den neuen Ehleuten dadurch den Fried und die Einträchtigkeit zu verstehen geben möchten; dann die ungleiche Zahl kan nicht in gleiche Theile gesondert werden/ sondern es bleibet allezeit eine Mittel-Zahl über/ die beyden gemein ist/ und selbige mit einander wieder vereinigen und verbinden kan. Dannenhero die Alten ins gemein zu sagen pflegten/ daß die Himmels-Götter ihr Belieben an der ungeraden Zahl haben/ weil sie iederzeit deß Friedens Urheber sind; den Höllen-Göttern aber sey die gerade Zahl angenehm/ als von welcher immerdar die Uneinigkeit entstehe/ weil die gerade Zahl in zwey gleiche Theile geschieden werden kan/ daß nichts übrig bleibet/ wordurch die Theile wiederumb in eines zusammen gebracht werden könten. Aus den Ungeraden haben die Alten zu den Hochzeiten die fünffte Zahl mit höchster Billigkeit genommen; dann dieselbe ist die erste Zahl/ so aus Die gerad und ungerade Zahl. den ersten gerad oder ungerade mit einander verbundnen entstanden; Sintemahl die Einheit keine Zahl/ sondern der Zahlen Anfang ist. Es pflegten auch die Alten bey ihren Hochzeiten fünff Götter anzuruffen/ den Jupiter/ Juno/ Venus/ Svadela/ und Diana. Uber Feuer und Wasser wurde von den Alten einer Braut vorgesetzt. dis setzten sie der Braut Wasser und Feuer vor: entweder dardurch anzuzeigen/ daß ein iedes dieser beyder Elementen für sich und absonderlich allein unfruchtbar/ dieses zwar/ wann es keine Feuchten hat/ jenes aber/ wann es zu kalt; dann zu aller Dinge Fortpflantzung der Wärme und Feuchte sich mit einander vereinigen müssen; und auf gleichmässige Weise sey auch deß Mannes und Weibes Vereinigung vonnöhten/ wann der Mensch sich fortpflantzen wolle. Oder aber hierdurch die Braut zu erinnern/ daß/ gleichwie das Feuer die unreinen Dinge reiniget/ und den darinnen sich befindenden Unraht auswirfft/ das Wasser auch alle Unsauberkeit [Spaltenumbruch] Sturm sich von Stund an gelegt/ nachdem die beyden Sterne über den Häuptern des Castors und Pollux untergangen/ und sie also durch der Götter Vorsehung erhalten zu seyn ihnen gäntzlich eingebildet. Dannenhero dann kommen/ daß alle/ so von einem Ungewitter überfallen und ergriffen worden/ denen Dioscuris Gelübde gethan. Wie dann Pausanias in Beschreibung einer bey den Corinthern stehenden Statua deß Neptunus gedencket/ daß unten am Fuß die Castores eingegraben gewesen/ weil sie für der Schiffe und Seefahrenden Glückbringende Götter gehalten worden: Dann unterweilen bey den grösten Warum die Schiffleute den Castor und Pollux um Hülffe angeruffen. Stürmen zur See in der Höhe einige Feuer sich sehen lassen/ welche zu einer bald erfolgenden Stille gute Hoffnung geben/ wie darvon Seneca und Plinius schreiben. Diese zwey Brüder Castor und Pollux wann sie sich in der Lufft/ die für die Juno genommen wird/ sehen lassen/ werden nicht unbillig der Juno als Gefärten zugeeignet. Zu dieser Juno nun wollen wir uns aniezo Was die Fabel von der vom Jupiter gebundenen Juno bedeute. wieder wenden/ von welcher die Fabeln melden/ wie Theopompus und Hellanicus erzehlen/ daß sie vor Zeiten vom Jupiter an den Füssen mit güldnen Ketten/ daran auch eine sehr schwehre Last von Eisen befestet gewest/ gefesselt worden/ dahero sie/ gleichsam in der Lufft hangend/ erschienen: welches/ meines Bedünckens/ dahin zielet/ daß der jenige Theil der Lufft/ so von dem feurigem Himmel sehr weit abweichet/ und in welchem/ als dem allerdicksten/ die Wolcken/Dunckelheit/ Regen und dergleichen andere Dinge recht procreirt oder gezeugt werden/ gar leichtlich sich mit dem Wasser und der Erde vermische/ als welche beyde Elementa/ wegen ihrer Schwehre/ allezeit nach dem Grunde trachten und sich niedersetzen. Beym Pausanias lieset man/ daß an einem Orte in Boeotia der Juno ein Tempel geheiligt worden/ in welchem man ihr sehr grosses Bildnus in stehender Statur gefunden/ und sie daselbsten die Braut genennet habe. Allein diesen Namen achte ich ihr mehr von Rechts wegen in der Insul Samos gegeben zu seyn/ welche man vorzeiten/ wie Lactantius aus dem Varro erzehlt/ eine Jungfrau gennennet/ von der Juno/ weil diese/ als sie noch klein und Jungfer war/ sich daselbst aufgehalten/ und mit dem Jupiter vermählet haben soll. Dannenhero ihr in dem daselbst ihr zu Ehren auferbaueten Tempel ein Bildnus aufgerichtet worden/ so einer Braut in ihrem Schmuck ähnlich und gleich war/ vielleicht weil sie mit Feuerrohte Hochzeit-Decke. einer Braut-Deck/ so von wegen ihrer feurigen oder rohten Farb Flammeus genennt ward/ verhüllet wurde; dardurch anzuzeigen/ daß die neu-verheurahteten mit einer ehrlichen Scham befärbet seyn sollen.Daher Varro schreibet/ es seye bey den Alten die Gewonheit gewesen/ daß die neu-vermählten Weibs-Personen nur deß Nachts zum Manne kommen/ [Spaltenumbruch] gleich als ob sie der nächtlichen Finsternus wegen sich weniger schämten: Auch wurden sie deß Nachts in Sänfften/ die entweder von Rindern oder Mauleseln getragen wurden/ zum Manne gebracht/ wie solches beym Svidas zu lesen; da die Braut in der Mitten/ auf der einen Seiten der Mann/ auf der andern aber entweder ein ehrlicher Freund oder Verwandter saß; Vor ihnen her giengen Fackeln beyden Hochzeiten vorgetragen. fünff Knaben/ deren ieder eine Fackel trug/ wie Plutarchus in Problematibus nuptialibus bezeuget; durch welche beydes die nächtliche Finsternus vertrieben/ als auch ein glückliches Zeichen bedeutet/ und geschlossen wurde/ daß diese Ehe fruchtbar seyn/ und daraus viel Ehezweige hervorsprossen würden/ zumahlen generiren oder erzeugen anders nichts/ als ans Tag-Liecht bringen bedeutet. Dieser Fackeln durfften mehr nicht als fünffe seyn; dieweil/ wie einige darvor halten/ ein Weib auf einmahl mehr nicht als fünff Kinder gebähren könne. Andere aber/ so die Sache etwas genauer Warum die Alten die ungerade Zahl bey den Hochzeiten gebraucht. überlegen/ sagen/ es haben die Alten bey ihren Hochzeiten die ungerade Zahl darumb gebraucht/ daß sie den neuen Ehleuten dadurch den Fried und die Einträchtigkeit zu verstehen geben möchten; dann die ungleiche Zahl kan nicht in gleiche Theile gesondert werden/ sondern es bleibet allezeit eine Mittel-Zahl über/ die beyden gemein ist/ und selbige mit einander wieder vereinigen und verbinden kan. Dannenhero die Alten ins gemein zu sagen pflegten/ daß die Himmels-Götter ihr Belieben an der ungeraden Zahl haben/ weil sie iederzeit deß Friedens Urheber sind; den Höllen-Göttern aber sey die gerade Zahl angenehm/ als von welcher immerdar die Uneinigkeit entstehe/ weil die gerade Zahl in zwey gleiche Theile geschieden werden kan/ daß nichts übrig bleibet/ wordurch die Theile wiederumb in eines zusammen gebracht werden könten. Aus den Ungeraden haben die Alten zu den Hochzeiten die fünffte Zahl mit höchster Billigkeit genommen; dann dieselbe ist die erste Zahl/ so aus Die gerad und ungerade Zahl. den ersten gerad oder ungerade mit einander verbundnen entstanden; Sintemahl die Einheit keine Zahl/ sondern der Zahlen Anfang ist. Es pflegten auch die Alten bey ihren Hochzeiten fünff Götter anzuruffen/ den Jupiter/ Juno/ Venus/ Svadela/ und Diana. Uber Feuer und Wasser wurde von den Alten einer Braut vorgesetzt. dis setzten sie der Braut Wasser und Feuer vor: entweder dardurch anzuzeigen/ daß ein iedes dieser beyder Elementen für sich und absonderlich allein unfruchtbar/ dieses zwar/ wann es keine Feuchten hat/ jenes aber/ wann es zu kalt; dann zu aller Dinge Fortpflantzung der Wärme und Feuchte sich mit einander vereinigen müssen; und auf gleichmässige Weise sey auch deß Mannes und Weibes Vereinigung vonnöhten/ wann der Mensch sich fortpflantzen wolle. Oder aber hierdurch die Braut zu erinnern/ daß/ gleichwie das Feuer die unreinen Dinge reiniget/ und den darinnen sich befindenden Unraht auswirfft/ das Wasser auch alle Unsauberkeit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p xml:id="p1416.1"><pb facs="#f0129" xml:id="pb-1417" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 67"/><cb/> Sturm sich von Stund an gelegt/ nachdem die beyden Sterne über den Häuptern des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-485 http://d-nb.info/gnd/118973886 http://viaf.org/viaf/59884152">Castors</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-484 http://d-nb.info/gnd/11897386X http://viaf.org/viaf/59884147">Pollux</persName> untergangen/ und sie also durch der Götter Vorsehung erhalten zu seyn ihnen gäntzlich eingebildet. Dannenhero dann kommen/ daß alle/ so von einem Ungewitter überfallen und ergriffen worden/ denen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3542 http://d-nb.info/gnd/118973878 http://viaf.org/viaf/77115566"><hi rendition="#aq">Dioscuris</hi></persName> Gelübde gethan. Wie dann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> in Beschreibung einer bey den Corinthern stehenden Statua deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptunus</persName> gedencket/ daß unten am Fuß die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3542 http://d-nb.info/gnd/118973878 http://viaf.org/viaf/77115566"><hi rendition="#aq">Castores</hi></persName> eingegraben gewesen/ weil sie für der Schiffe und Seefahrenden Glückbringende Götter gehalten worden: Dann unterweilen bey den grösten <note xml:id="n1417.1" place="right">Warum die Schiffleute den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-485 http://d-nb.info/gnd/118973886 http://viaf.org/viaf/59884152">Castor</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-484 http://d-nb.info/gnd/11897386X http://viaf.org/viaf/59884147">Pollux</persName> um Hülffe angeruffen.</note> Stürmen zur See in der Höhe einige Feuer sich sehen lassen/ welche zu einer bald erfolgenden Stille gute Hoffnung geben/ wie darvon <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-842 http://d-nb.info/gnd/118613200 http://viaf.org/viaf/90637919">Seneca</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinius</persName> schreiben. Diese zwey Brüder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-485 http://d-nb.info/gnd/118973886 http://viaf.org/viaf/59884152">Castor</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-484 http://d-nb.info/gnd/11897386X http://viaf.org/viaf/59884147">Pollux</persName> wann sie sich in der Lufft/ die für die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> genommen wird/ sehen lassen/ werden nicht unbillig der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> als Gefärten zugeeignet.</p> <p>Zu dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> nun wollen wir uns aniezo <note xml:id="n1417.5" place="right">Was die Fabel von der vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> gebundenen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> bedeute.</note> wieder wenden/ von welcher die Fabeln melden/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2142">Theopompus</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3551 http://d-nb.info/gnd/101004001 http://viaf.org/viaf/92188187">Hellanicus</persName> erzehlen/ daß sie vor Zeiten vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> an den Füssen mit güldnen Ketten/ daran auch eine sehr schwehre Last von Eisen befestet gewest/ gefesselt worden/ dahero sie/ gleichsam in der Lufft hangend/ erschienen: welches/ meines Bedünckens/ dahin zielet/ daß der jenige Theil der Lufft/ so von dem feurigem Himmel sehr weit abweichet/ und in welchem/ als dem allerdicksten/ die Wolcken/Dunckelheit/ Regen und dergleichen andere Dinge recht <hi rendition="#aq">procreirt</hi> oder gezeugt werden/ gar leichtlich sich mit dem Wasser und der Erde vermische/ als welche beyde Elementa/ wegen ihrer Schwehre/ allezeit nach dem Grunde trachten und sich niedersetzen. Beym <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> lieset man/ daß an einem Orte in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-205 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7002683">Boeotia</placeName> der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> ein <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Tempel</placeName> geheiligt worden/ in welchem man ihr sehr grosses Bildnus in stehender Statur gefunden/ und sie daselbsten die Braut genennet habe. Allein diesen Namen achte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> ihr mehr von Rechts wegen in der Insul <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-186 http://www.geonames.org/254114/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7002673">Samos</placeName> gegeben zu seyn/ welche man vorzeiten/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-609 http://d-nb.info/gnd/118725831 http://viaf.org/viaf/100198064">Lactantius</persName> aus dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-76 http://d-nb.info/gnd/118626183 http://viaf.org/viaf/100219311">Varro</persName> erzehlt/ eine Jungfrau gennennet/ von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName>/ weil diese/ als sie noch klein und Jungfer war/ sich daselbst aufgehalten/ und mit dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> vermählet haben soll. Dannenhero ihr in dem daselbst ihr zu Ehren auferbaueten Tempel ein Bildnus aufgerichtet worden/ so einer Braut in ihrem Schmuck ähnlich <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> gleich war/ vielleicht weil sie mit <note xml:id="n1417.3" place="right">Feuerrohte Hochzeit-Decke.</note> einer Braut-Deck/ so von wegen ihrer feurigen oder rohten Farb <hi rendition="#aq">Flammeus</hi> genennt ward/ verhüllet wurde; dardurch anzuzeigen/ daß die neu-verheurahteten mit einer ehrlichen Scham befärbet seyn sollen.Daher <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-76 http://d-nb.info/gnd/118626183 http://viaf.org/viaf/100219311">Varro</persName> schreibet/ es seye bey den Alten die Gewonheit gewesen/ daß die neu-vermählten Weibs-Personen nur deß Nachts zum Manne kommen/ <cb/> gleich als ob sie der nächtlichen Finsternus wegen sich weniger schämten: Auch wurden sie deß Nachts in Sänfften/ die entweder von Rindern oder Mauleseln getragen wurden/ zum Manne gebracht/ wie solches beym <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1887 http://d-nb.info/gnd/100563465 http://viaf.org/viaf/17571897">Svidas</persName> zu lesen; da die Braut in der Mitten/ auf der einen Seiten der Mann/ auf der andern aber entweder ein ehrlicher Freund oder Verwandter saß; Vor ihnen her giengen <note xml:id="n1417.2" place="right">Fackeln beyden Hochzeiten vorgetragen.</note> fünff Knaben/ deren ieder eine Fackel trug/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876">Plutarchus</persName> in <hi rendition="#aq">Problematibus nuptialibus</hi> bezeuget; durch welche beydes die nächtliche Finsternus vertrieben/ als auch ein glückliches Zeichen bedeutet/ und geschlossen wurde/ daß diese Ehe fruchtbar seyn/ und daraus viel Ehezweige hervorsprossen würden/ zumahlen <hi rendition="#aq">generi</hi>ren oder erzeugen anders nichts/ als ans Tag-Liecht bringen bedeutet. Dieser Fackeln durfften mehr nicht als fünffe seyn; dieweil/ wie einige darvor halten/ ein Weib auf einmahl mehr nicht als fünff Kinder gebähren könne. Andere aber/ so die Sache etwas genauer <note xml:id="n1417.4" place="right">Warum die Alten die ungerade Zahl bey den Hochzeiten gebraucht.</note> überlegen/ sagen/ es haben die Alten bey ihren Hochzeiten die ungerade Zahl darumb gebraucht/ daß sie den neuen Ehleuten dadurch den Fried und die Einträchtigkeit zu verstehen geben möchten; dann die ungleiche Zahl kan nicht in gleiche Theile gesondert werden/ sondern es bleibet allezeit eine Mittel-Zahl über/ die beyden gemein ist/ und selbige mit einander wieder vereinigen und verbinden kan. Dannenhero die Alten ins gemein zu sagen pflegten/ daß die Himmels-Götter ihr Belieben an der ungeraden Zahl haben/ weil sie iederzeit deß Friedens Urheber sind; den Höllen-Göttern aber sey die gerade Zahl angenehm/ als von welcher immerdar die Uneinigkeit entstehe/ weil die gerade Zahl in zwey gleiche Theile geschieden werden kan/ daß nichts übrig bleibet/ wordurch die Theile wiederumb in eines zusammen gebracht werden könten. Aus den Ungeraden haben die Alten zu den Hochzeiten die fünffte Zahl mit höchster Billigkeit genommen; dann dieselbe ist die erste Zahl/ so aus <note place="right">Die gerad und ungerade Zahl.</note> den ersten gerad oder ungerade mit einander verbundnen entstanden; Sintemahl die Einheit keine Zahl/ sondern der Zahlen Anfang ist.</p> <p>Es pflegten auch die Alten bey ihren Hochzeiten fünff Götter anzuruffen/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3738">Svadela</persName>/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-60 http://d-nb.info/gnd/118678132 http://viaf.org/viaf/806296">Diana</persName>. Uber <note xml:id="n1417.6" place="right">Feuer und Wasser wurde von den Alten einer Braut vorgesetzt.</note> dis setzten sie der Braut Wasser und Feuer vor: entweder dardurch anzuzeigen/ daß ein iedes dieser beyder Elementen für sich und absonderlich allein unfruchtbar/ dieses zwar/ wann es keine Feuchten hat/ jenes aber/ wann es zu kalt; dann zu aller Dinge Fortpflantzung der Wärme und Feuchte sich mit einander vereinigen müssen; und auf gleichmässige Weise sey auch deß Mannes und Weibes Vereinigung vonnöhten/ wann der Mensch sich fortpflantzen wolle. Oder aber hierdurch die Braut zu erinnern/ daß/ gleichwie das Feuer die unreinen Dinge reiniget/ und den darinnen sich befindenden Unraht auswirfft/ das Wasser auch alle Unsauberkeit </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [TA 1680, Iconologia Deorum, S. 67/0129]
Sturm sich von Stund an gelegt/ nachdem die beyden Sterne über den Häuptern des Castors und Pollux untergangen/ und sie also durch der Götter Vorsehung erhalten zu seyn ihnen gäntzlich eingebildet. Dannenhero dann kommen/ daß alle/ so von einem Ungewitter überfallen und ergriffen worden/ denen Dioscuris Gelübde gethan. Wie dann Pausanias in Beschreibung einer bey den Corinthern stehenden Statua deß Neptunus gedencket/ daß unten am Fuß die Castores eingegraben gewesen/ weil sie für der Schiffe und Seefahrenden Glückbringende Götter gehalten worden: Dann unterweilen bey den grösten Stürmen zur See in der Höhe einige Feuer sich sehen lassen/ welche zu einer bald erfolgenden Stille gute Hoffnung geben/ wie darvon Seneca und Plinius schreiben. Diese zwey Brüder Castor und Pollux wann sie sich in der Lufft/ die für die Juno genommen wird/ sehen lassen/ werden nicht unbillig der Juno als Gefärten zugeeignet.
Warum die Schiffleute den Castor und Pollux um Hülffe angeruffen.Zu dieser Juno nun wollen wir uns aniezo wieder wenden/ von welcher die Fabeln melden/ wie Theopompus und Hellanicus erzehlen/ daß sie vor Zeiten vom Jupiter an den Füssen mit güldnen Ketten/ daran auch eine sehr schwehre Last von Eisen befestet gewest/ gefesselt worden/ dahero sie/ gleichsam in der Lufft hangend/ erschienen: welches/ meines Bedünckens/ dahin zielet/ daß der jenige Theil der Lufft/ so von dem feurigem Himmel sehr weit abweichet/ und in welchem/ als dem allerdicksten/ die Wolcken/Dunckelheit/ Regen und dergleichen andere Dinge recht procreirt oder gezeugt werden/ gar leichtlich sich mit dem Wasser und der Erde vermische/ als welche beyde Elementa/ wegen ihrer Schwehre/ allezeit nach dem Grunde trachten und sich niedersetzen. Beym Pausanias lieset man/ daß an einem Orte in Boeotia der Juno ein Tempel geheiligt worden/ in welchem man ihr sehr grosses Bildnus in stehender Statur gefunden/ und sie daselbsten die Braut genennet habe. Allein diesen Namen achte ich ihr mehr von Rechts wegen in der Insul Samos gegeben zu seyn/ welche man vorzeiten/ wie Lactantius aus dem Varro erzehlt/ eine Jungfrau gennennet/ von der Juno/ weil diese/ als sie noch klein und Jungfer war/ sich daselbst aufgehalten/ und mit dem Jupiter vermählet haben soll. Dannenhero ihr in dem daselbst ihr zu Ehren auferbaueten Tempel ein Bildnus aufgerichtet worden/ so einer Braut in ihrem Schmuck ähnlich und gleich war/ vielleicht weil sie mit einer Braut-Deck/ so von wegen ihrer feurigen oder rohten Farb Flammeus genennt ward/ verhüllet wurde; dardurch anzuzeigen/ daß die neu-verheurahteten mit einer ehrlichen Scham befärbet seyn sollen.Daher Varro schreibet/ es seye bey den Alten die Gewonheit gewesen/ daß die neu-vermählten Weibs-Personen nur deß Nachts zum Manne kommen/
gleich als ob sie der nächtlichen Finsternus wegen sich weniger schämten: Auch wurden sie deß Nachts in Sänfften/ die entweder von Rindern oder Mauleseln getragen wurden/ zum Manne gebracht/ wie solches beym Svidas zu lesen; da die Braut in der Mitten/ auf der einen Seiten der Mann/ auf der andern aber entweder ein ehrlicher Freund oder Verwandter saß; Vor ihnen her giengen fünff Knaben/ deren ieder eine Fackel trug/ wie Plutarchus in Problematibus nuptialibus bezeuget; durch welche beydes die nächtliche Finsternus vertrieben/ als auch ein glückliches Zeichen bedeutet/ und geschlossen wurde/ daß diese Ehe fruchtbar seyn/ und daraus viel Ehezweige hervorsprossen würden/ zumahlen generiren oder erzeugen anders nichts/ als ans Tag-Liecht bringen bedeutet. Dieser Fackeln durfften mehr nicht als fünffe seyn; dieweil/ wie einige darvor halten/ ein Weib auf einmahl mehr nicht als fünff Kinder gebähren könne. Andere aber/ so die Sache etwas genauer überlegen/ sagen/ es haben die Alten bey ihren Hochzeiten die ungerade Zahl darumb gebraucht/ daß sie den neuen Ehleuten dadurch den Fried und die Einträchtigkeit zu verstehen geben möchten; dann die ungleiche Zahl kan nicht in gleiche Theile gesondert werden/ sondern es bleibet allezeit eine Mittel-Zahl über/ die beyden gemein ist/ und selbige mit einander wieder vereinigen und verbinden kan. Dannenhero die Alten ins gemein zu sagen pflegten/ daß die Himmels-Götter ihr Belieben an der ungeraden Zahl haben/ weil sie iederzeit deß Friedens Urheber sind; den Höllen-Göttern aber sey die gerade Zahl angenehm/ als von welcher immerdar die Uneinigkeit entstehe/ weil die gerade Zahl in zwey gleiche Theile geschieden werden kan/ daß nichts übrig bleibet/ wordurch die Theile wiederumb in eines zusammen gebracht werden könten. Aus den Ungeraden haben die Alten zu den Hochzeiten die fünffte Zahl mit höchster Billigkeit genommen; dann dieselbe ist die erste Zahl/ so aus den ersten gerad oder ungerade mit einander verbundnen entstanden; Sintemahl die Einheit keine Zahl/ sondern der Zahlen Anfang ist.
Was die Fabel von der vom Jupiter gebundenen Juno bedeute.
Feuerrohte Hochzeit-Decke.
Fackeln beyden Hochzeiten vorgetragen.
Warum die Alten die ungerade Zahl bey den Hochzeiten gebraucht.
Die gerad und ungerade Zahl.Es pflegten auch die Alten bey ihren Hochzeiten fünff Götter anzuruffen/ den Jupiter/ Juno/ Venus/ Svadela/ und Diana. Uber dis setzten sie der Braut Wasser und Feuer vor: entweder dardurch anzuzeigen/ daß ein iedes dieser beyder Elementen für sich und absonderlich allein unfruchtbar/ dieses zwar/ wann es keine Feuchten hat/ jenes aber/ wann es zu kalt; dann zu aller Dinge Fortpflantzung der Wärme und Feuchte sich mit einander vereinigen müssen; und auf gleichmässige Weise sey auch deß Mannes und Weibes Vereinigung vonnöhten/ wann der Mensch sich fortpflantzen wolle. Oder aber hierdurch die Braut zu erinnern/ daß/ gleichwie das Feuer die unreinen Dinge reiniget/ und den darinnen sich befindenden Unraht auswirfft/ das Wasser auch alle Unsauberkeit
Feuer und Wasser wurde von den Alten einer Braut vorgesetzt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI.
(2014-06-24T13:18:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2014-06-24T13:18:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |