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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] aufs köstlichste besetzte Königliche Krone der Juno. Kron trug/ daran deß Edelgesteins Scythis wunderbar-liebliche Grüne/ deß Donnersteins blitzend und durchdringender Liecht-Glantz/ und deß Hyacinthen unvergleichliche Schöne dermassen zusammen spielten/ daß einem die Augen drüber vergingen. Die Krone dieses strahlenden Haupts ware/ wie die Alten vorgaben/ von dem Thavmantias dieser Himmels-Königin überbracht worden. Aus dieser Göttin Angesicht leuchtete allezeit eine treffliche Lieblichkeit/ so ihrem Bruder gleich und ähnlich war/ hervor/ ausgenommen/ daß jener von unveränderlicher Frölichkeit lächelte/ diese hingegen von Verdunkelung stetiger Veränderungen öffters betrübt schiene: dann ihr Kleid war dem durchscheinendem Glase gleich/ der Flor aber dunckel/ aus welchem doch/ wann er von einem Liechtscheine bestrahlet wurde/ unter denen umbschattenden Nebeln/ eine schöne angenehme Lieblichkeit hervorgläntzete. Sie hatte in der rechten Hand einen Donnerstrahl/ in der Lincken aber eine hellklingende Paucke. Ihre Schuhe waren fast dunckel-schwartz/ und deren Sohlen durch die Dunckelheit der schwartzen Nacht gefärbet/ (wiewohl Hesiodus selbige verguldet zu seyn vorgiebt/ dessen Meinung die Poeten alle sind/) die Knie waren mit einem Gürtel umbunden/ welcher bald überaus hell gläntzete/ bald verwendete sich die angenehme Lieblichkeit durch Schwächung der mannigfaltigen Veränderung/ so gar/ daß es schiene/ als ob niemahls kein Unterschied der Farbe obhanden gewesen: So weit Martianus. Wordurch er die Eigenschafft der Lufft dermassen klärlich vorstellet/ daß es weiters einiger Erklärung nicht mehr nöhtig hat.

Wir wenden uns ietzo zu einem andern Juno-Bilde/ dessen Pausanias in Corinthiacis gedencket. Dieser Göttin Bildnus saß Eine andere Bildnus der Juno. auf einem Throne/ von herrlicher Grösse/ aus Gold und Helffenbeine gemacht/ dessen Meister Polycletus war. Auf dem Haupte trug sie eine Krone/ daran die Gratiae und Horae sehr schön gebildet zu sehen. In der einen Hand hatte sie einen Granat-Apffel/ in der andern einen Scepter/ auf dessen Spitze ein Guckguck saß/ die Ursach dessen ware/ weil der Warumb der Guckguck der Juno zugeeignet worden. in die Jungfrau Juno verliebte Jupiter in diesen Vogel sich verwandelt/ sie aber denselben als etwas poßierliches gefangen habe. Hierzu füget Pausanias seine Meinung/ wann er saget/ daß er dieses und anders dergleichen mehr/ so von den Göttern ausgestreuet worden/ obwol keines weges für wahr/ doch auch nicht gar zu verachten halte/ gleich als ob unter diesen verdeckten Fabeln etwas geheimes verborgen läge; weil er aber solches nicht eröffnet/ habe ich auch ferner hiervon etwas zu gedencken mich nicht unterstehen wollen; Zumahln ich offt bekennt/ daß ich nicht gerne ohne Ursach etwas bejahen wolte/ wovon die Alten geschwiegen haben.

[Spaltenumbruch]

Wann Apulejus im X. Buch vom güldenen Esel/ in einem Aufzuge/ deß Paris gefälltes Urtheil beschreibet/ sagt er/ es seye eine Weibs-Person in ansehnlich erbarer Gestalt hervorgetretten/ die der Juno ähnlich gesehen/ und auf dem Haupt eine weisse Königliche Krone/ und in der Hand einen Scepter getragen: Castor und Pollux. Ihre Begleitere seyen Castor und Pollux gewesen/ welche auf den Häuptern von Sternen herrlich-gläntzende Helme gehabt; wie sie dann auch also auf alten Müntzen gebildet zu sehen sind. Diese wurden Dioscuri, das ist/ Söhne deß Jupiters genennet/ die einander so hertzlich liebten/ daß sie das Leben mit einander theilten/ und endlich zugleich sturben/ umb welcher Ursach willen sie würdig geachtet worden/ in Himmel versetzt/ und zu einem Zeichen daselbst gemacht zu werden/ welches man die Zwillinge zu nennen pfleget. Die Ihre Bildnus. Spartiatae bildeten sie also: sie machten zwey Höltzer in einer Länge/ und fügten solche mit zweyen überzwerchgehenden zusammen; und dieses hielten sie für das eigenthümliche Bildnus der brüderlichen Liebe-Götter. Einer dieser Brüder ware im Fechten/ der andere im Reiten sehr berühmt/ dahero sie beyde zum Ihre Pferde. öfftern auf weissen Pferden sitzend gebildet waren/ welche vielleicht auf die jenige deuteten/ die sie von der Juno/ und diese vom Neptunus/ geschenckt bekommen hatten/ deren das eine Xanthus/ das andere Cyllatus genennet wurde. Diese Ritter waren in einem sehr alten Tempel zu Athen zu sehen/ wie sie dann auch in ebenmässiger Gestalt dem Vacienus/ da er aus der Reatinischen Prätur nacher Rom kam/ deß Nachts erschienen/ und haben zu ihm gesagt/ es seye der König Perses selbigen Tag gefangen worden/ wie solches Cicero lib. III. von der Natur der Götter erzehlet/ Justinus schreibet/ daß in dem Treffen zwischen den Locrensern und Crotoniaten/ zwey Wie sie für sie Locrenser gestritten. Jünglinge von herrlich-schöner Gestalt/ langer Statur/ auf weissen Pferden/ frembde Waffen führend/ mit den schönsten Purpur Kleidern angethan/ erschienen/ welche vornen an der Spitzen im Treffen für die Locrenser/ deren Anzahl sich auf 15000. beloffen/ wider die Crotoniaten/ so in 120000. starck gewesen/ gefochten hätten/ und nachdem diese von jenen überwunden und in die Flucht getrieben worden/ (zweiffelsohne durch gedachter zweyer Helden Tapferkeit) wären sie/ nach Erhaltung dieses Siegs/ aus der Menschen Augen wieder verschwunden. Diese sind nicht unbillig Dioscuri. für die Dioscuros gehalten worden; dann als die Locri bey den Lacedämöniern umb Hülffe angehalten/ und nichts erlangen können/ haben sie endlich ihre Zuflucht zu den Dioscuris genommen/ und dieselben umb Hülffe und Beystand angeruffen. In was vor einer Gestalt sie sonst eigentlich erschienen/ und was für Waffen sie geführet/ haben die zween Messenische Jünglinge/ deren Pausanias in Messeniis gedencket/ an sich sehr eigentlich

[Spaltenumbruch] aufs köstlichste besetzte Königliche Krone der Juno. Kron trug/ daran deß Edelgesteins Scythis wunderbar-liebliche Grüne/ deß Donnersteins blitzend und durchdringender Liecht-Glantz/ und deß Hyacinthen unvergleichliche Schöne dermassen zusammen spielten/ daß einem die Augen drüber vergingen. Die Krone dieses strahlenden Haupts ware/ wie die Alten vorgaben/ von dem Thavmantias dieser Himmels-Königin überbracht worden. Aus dieser Göttin Angesicht leuchtete allezeit eine treffliche Lieblichkeit/ so ihrem Bruder gleich und ähnlich war/ hervor/ ausgenommen/ daß jener von unveränderlicher Frölichkeit lächelte/ diese hingegen von Verdunkelung stetiger Veränderungen öffters betrübt schiene: dann ihr Kleid war dem durchscheinendem Glase gleich/ der Flor aber dunckel/ aus welchem doch/ wann er von einem Liechtscheine bestrahlet wurde/ unter denen umbschattenden Nebeln/ eine schöne angenehme Lieblichkeit hervorgläntzete. Sie hatte in der rechten Hand einen Donnerstrahl/ in der Lincken aber eine hellklingende Paucke. Ihre Schuhe waren fast dunckel-schwartz/ und deren Sohlen durch die Dunckelheit der schwartzen Nacht gefärbet/ (wiewohl Hesiodus selbige verguldet zu seyn vorgiebt/ dessen Meinung die Poeten alle sind/) die Knie waren mit einem Gürtel umbunden/ welcher bald überaus hell gläntzete/ bald verwendete sich die angenehme Lieblichkeit durch Schwächung der mannigfaltigen Veränderung/ so gar/ daß es schiene/ als ob niemahls kein Unterschied der Farbe obhanden gewesen: So weit Martianus. Wordurch er die Eigenschafft der Lufft dermassen klärlich vorstellet/ daß es weiters einiger Erklärung nicht mehr nöhtig hat.

Wir wenden uns ietzo zu einem andern Juno-Bilde/ dessen Pausanias in Corinthiacis gedencket. Dieser Göttin Bildnus saß Eine andere Bildnus der Juno. auf einem Throne/ von herrlicher Grösse/ aus Gold und Helffenbeine gemacht/ dessen Meister Polycletus war. Auf dem Haupte trug sie eine Krone/ daran die Gratiae und Horae sehr schön gebildet zu sehen. In der einen Hand hatte sie einen Granat-Apffel/ in der andern einen Scepter/ auf dessen Spitze ein Guckguck saß/ die Ursach dessen ware/ weil der Warumb der Guckguck der Juno zugeeignet worden. in die Jungfrau Juno verliebte Jupiter in diesen Vogel sich verwandelt/ sie aber denselben als etwas poßierliches gefangen habe. Hierzu füget Pausanias seine Meinung/ wann er saget/ daß er dieses und anders dergleichen mehr/ so von den Göttern ausgestreuet worden/ obwol keines weges für wahr/ doch auch nicht gar zu verachten halte/ gleich als ob unter diesen verdeckten Fabeln etwas geheimes verborgen läge; weil er aber solches nicht eröffnet/ habe ich auch ferner hiervon etwas zu gedencken mich nicht unterstehen wollen; Zumahln ich offt bekennt/ daß ich nicht gerne ohne Ursach etwas bejahen wolte/ wovon die Alten geschwiegen haben.

[Spaltenumbruch]

Wann Apulejus im X. Buch vom güldenen Esel/ in einem Aufzuge/ deß Paris gefälltes Urtheil beschreibet/ sagt er/ es seye eine Weibs-Person in ansehnlich erbarer Gestalt hervorgetretten/ die der Juno ähnlich gesehen/ und auf dem Haupt eine weisse Königliche Krone/ und in der Hand einen Scepter getragen: Castor und Pollux. Ihre Begleitere seyen Castor und Pollux gewesen/ welche auf den Häuptern von Sternen herrlich-gläntzende Helme gehabt; wie sie dann auch also auf alten Müntzen gebildet zu sehen sind. Diese wurden Dioscuri, das ist/ Söhne deß Jupiters genennet/ die einander so hertzlich liebten/ daß sie das Leben mit einander theilten/ und endlich zugleich sturben/ umb welcher Ursach willen sie würdig geachtet worden/ in Himmel versetzt/ und zu einem Zeichen daselbst gemacht zu werden/ welches man die Zwillinge zu nennen pfleget. Die Ihre Bildnus. Spartiatae bildeten sie also: sie machten zwey Höltzer in einer Länge/ und fügten solche mit zweyen überzwerchgehenden zusammen; und dieses hielten sie für das eigenthümliche Bildnus der brüderlichen Liebe-Götter. Einer dieser Brüder ware im Fechten/ der andere im Reiten sehr berühmt/ dahero sie beyde zum Ihre Pferde. öfftern auf weissen Pferden sitzend gebildet waren/ welche vielleicht auf die jenige deuteten/ die sie von der Juno/ und diese vom Neptunus/ geschenckt bekommen hatten/ deren das eine Xanthus/ das andere Cyllatus genennet wurde. Diese Ritter waren in einem sehr alten Tempel zu Athen zu sehen/ wie sie dann auch in ebenmässiger Gestalt dem Vacienus/ da er aus der Reatinischen Prätur nacher Rom kam/ deß Nachts erschienen/ und haben zu ihm gesagt/ es seye der König Perses selbigen Tag gefangen worden/ wie solches Cicero lib. III. von der Natur der Götter erzehlet/ Justinus schreibet/ daß in dem Treffen zwischen den Locrensern und Crotoniaten/ zwey Wie sie für sie Locrenser gestritten. Jünglinge von herrlich-schöner Gestalt/ langer Statur/ auf weissen Pferden/ frembde Waffen führend/ mit den schönsten Purpur Kleidern angethan/ erschienen/ welche vornen an der Spitzen im Treffen für die Locrenser/ deren Anzahl sich auf 15000. beloffen/ wider die Crotoniaten/ so in 120000. starck gewesen/ gefochten hätten/ und nachdem diese von jenen überwunden und in die Flucht getrieben worden/ (zweiffelsohne durch gedachter zweyer Helden Tapferkeit) wären sie/ nach Erhaltung dieses Siegs/ aus der Menschen Augen wieder verschwunden. Diese sind nicht unbillig Dioscuri. für die Dioscuros gehalten worden; dann als die Locri bey den Lacedämöniern umb Hülffe angehalten/ und nichts erlangen können/ haben sie endlich ihre Zuflucht zu den Dioscuris genommen/ und dieselben umb Hülffe und Beystand angeruffen. In was vor einer Gestalt sie sonst eigentlich erschienen/ und was für Waffen sie geführet/ haben die zween Messenische Jünglinge/ deren Pausanias in Messeniis gedencket/ an sich sehr eigentlich

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Sie hatte in der rechten Hand einen Donnerstrahl/ in der Lincken aber eine hellklingende Paucke. Ihre Schuhe waren fast dunckel-schwartz/ und deren Sohlen durch die Dunckelheit der schwartzen Nacht gefärbet/ (wiewohl Hesiodus selbige verguldet zu seyn vorgiebt/ dessen Meinung die Poeten alle sind/) die Knie waren mit einem Gürtel umbunden/ welcher bald überaus hell gläntzete/ bald verwendete sich die angenehme Lieblichkeit durch Schwächung der mannigfaltigen Veränderung/ so gar/ daß es schiene/ als ob niemahls kein Unterschied der Farbe obhanden gewesen: So weit Martianus. Wordurch er die Eigenschafft der Lufft dermassen klärlich vorstellet/ daß es weiters einiger Erklärung nicht mehr nöhtig hat. Krone der Juno.Wir wenden uns ietzo zu einem andern Juno-Bilde/ dessen Pausanias in Corinthiacis gedencket. Dieser Göttin Bildnus saß auf einem Throne/ von herrlicher Grösse/ aus Gold und Helffenbeine gemacht/ dessen Meister Polycletus war. Auf dem Haupte trug sie eine Krone/ daran die Gratiae und Horae sehr schön gebildet zu sehen. In der einen Hand hatte sie einen Granat-Apffel/ in der andern einen Scepter/ auf dessen Spitze ein Guckguck saß/ die Ursach dessen ware/ weil der in die Jungfrau Juno verliebte Jupiter in diesen Vogel sich verwandelt/ sie aber denselben als etwas poßierliches gefangen habe. Hierzu füget Pausanias seine Meinung/ wann er saget/ daß er dieses und anders dergleichen mehr/ so von den Göttern ausgestreuet worden/ obwol keines weges für wahr/ doch auch nicht gar zu verachten halte/ gleich als ob unter diesen verdeckten Fabeln etwas geheimes verborgen läge; weil er aber solches nicht eröffnet/ habe ich auch ferner hiervon etwas zu gedencken mich nicht unterstehen wollen; Zumahln ich offt bekennt/ daß ich nicht gerne ohne Ursach etwas bejahen wolte/ wovon die Alten geschwiegen haben. Eine andere Bildnus der Juno. Warumb der Guckguck der Juno zugeeignet worden. Wann Apulejus im X. Buch vom güldenen Esel/ in einem Aufzuge/ deß Paris gefälltes Urtheil beschreibet/ sagt er/ es seye eine Weibs-Person in ansehnlich erbarer Gestalt hervorgetretten/ die der Juno ähnlich gesehen/ und auf dem Haupt eine weisse Königliche Krone/ und in der Hand einen Scepter getragen: Ihre Begleitere seyen Castor und Pollux gewesen/ welche auf den Häuptern von Sternen herrlich-gläntzende Helme gehabt; wie sie dann auch also auf alten Müntzen gebildet zu sehen sind. Diese wurden Dioscuri, das ist/ Söhne deß Jupiters genennet/ die einander so hertzlich liebten/ daß sie das Leben mit einander theilten/ und endlich zugleich sturben/ umb welcher Ursach willen sie würdig geachtet worden/ in Himmel versetzt/ und zu einem Zeichen daselbst gemacht zu werden/ welches man die Zwillinge zu nennen pfleget. Die Spartiatae bildeten sie also: sie machten zwey Höltzer in einer Länge/ und fügten solche mit zweyen überzwerchgehenden zusammen; und dieses hielten sie für das eigenthümliche Bildnus der brüderlichen Liebe-Götter. Einer dieser Brüder ware im Fechten/ der andere im Reiten sehr berühmt/ dahero sie beyde zum öfftern auf weissen Pferden sitzend gebildet waren/ welche vielleicht auf die jenige deuteten/ die sie von der Juno/ und diese vom Neptunus/ geschenckt bekommen hatten/ deren das eine Xanthus/ das andere Cyllatus genennet wurde. Diese Ritter waren in einem sehr alten Tempel zu Athen zu sehen/ wie sie dann auch in ebenmässiger Gestalt dem Vacienus/ da er aus der Reatinischen Prätur nacher Rom kam/ deß Nachts erschienen/ und haben zu ihm gesagt/ es seye der König Perses selbigen Tag gefangen worden/ wie solches Cicero lib. III. von der Natur der Götter erzehlet/ Justinus schreibet/ daß in dem Treffen zwischen den Locrensern und Crotoniaten/ zwey Jünglinge von herrlich-schöner Gestalt/ langer Statur/ auf weissen Pferden/ frembde Waffen führend/ mit den schönsten Purpur Kleidern angethan/ erschienen/ welche vornen an der Spitzen im Treffen für die Locrenser/ deren Anzahl sich auf 15000. beloffen/ wider die Crotoniaten/ so in 120000. starck gewesen/ gefochten hätten/ und nachdem diese von jenen überwunden und in die Flucht getrieben worden/ (zweiffelsohne durch gedachter zweyer Helden Tapferkeit) wären sie/ nach Erhaltung dieses Siegs/ aus der Menschen Augen wieder verschwunden. Diese sind nicht unbillig für die Dioscuros gehalten worden; dann als die Locri bey den Lacedämöniern umb Hülffe angehalten/ und nichts erlangen können/ haben sie endlich ihre Zuflucht zu den Dioscuris genommen/ und dieselben umb Hülffe und Beystand angeruffen. In was vor einer Gestalt sie sonst eigentlich erschienen/ und was für Waffen sie geführet/ haben die zween Messenische Jünglinge/ deren Pausanias in Messeniis gedencket/ an sich sehr eigentlich Castor und Pollux. Ihre Bildnus. Ihre Pferde. Wie sie für sie Locrenser gestritten. Dioscuri.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/127>, abgerufen am 07.05.2024.