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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] daß er deß Donners Flamm spie aus ver-
wundter Brust.

Ich aber etc.

Eben dieselben Hetrurier gaben vor/ es Donnerstrahl von dreyen Farben. seyen die von andern Göttern ausgelassene Beuten weiß und schwartz/ die aber/ so der Jupiter herunter geworffen/ roht gewesen/ wie Acron/ deß Horatius Ausleger/ erzehlet/ da er diese Wort erkläret: & rubente dextera sacras jaculatus arces.

Dreyerley Donnerstrahls-Arten. Es sind dreyerley Arten der Donnerstrahlen vom Aristoteles beschrieben worden/ deren eine hell oder durchsichtig und von überaus wunderbarer Natur/ wordurch die Fässer ohne Berührung der Spünde/ oder Hinterlassung Donnerstrahls Wunder. einiges andern Kennzeichens/ ausgeleeret werden: Das Gold/ Ertz und Silber schmeltzet innwendig/ ohne einige Verletzung oder Anzündung der Säcklein oder Beutel/ worinnen es verborgen ist/ so gar/ daß das darauf gedruckte Sigel-Wachs nicht zu schmeltzen pfleget. Martia/ eine höchstberühmte Römerin/ ward schwangers Leibs mit einem dergleichen Strahl getroffen/ die Frucht in ihr getödtet/ und bliebe sie ohne einige andere Beschwehrung beym Leben: Es werden Leute dardurch getödtet/ deren Kleider man im geringsten nicht verletzet findet. Diese Art deß Donnerstrahls eignete man der Minerva zu/ die man aus deß Jupiters Haupte entsprungen zu seyn vorgabe/ und den reinsten und subtilsten Theil deß Feuers bedeuten soll: Dannenher der von dannen herkommende Donnerstrahl glühend ist. Die andere Art zündet an/ ist roht/ und wird aus deß Jupiters Hand gesandt. Die dritte ist feucht/ wird der Wasser-Strahl genennt/ zündet zwar nicht an/ und schwärtzet doch/ daher man ihn den schwartzen Donnerstrahl genennet/ und dem Vulcanus zugeschrieben/ dem unser rauchichtes Feuer gewidmet und heilig war.

Die Poeten haben den Donnerstrahl dreyspaltig genennet/ weil er auf dreyerley Weise zu schlagen pfleget/ und mit einer dreyfachen Spitzen versehen ist/ auch von dreyen Riesen oder Cyclopen geschmiedet zu werden geglaubet wurde/ wie etwas besser unten/ wann wir vom Vulcanus reden werden/ zu vernehmen seyn wird. Jedoch findet man deß Vulcanus oder der Minerva Bildnus nirgend mit einem Donnerstrahl gebildet/ ob er ihnen gleich zugeeignet wird/ dardurch deß Strahls Dem Jupiter wurde allezeit ein Donnerkeil zugeeignet. Natur und Wirckung zu erklären. Dem Jupiter aber wurde der Donner-Keil unterweilen in die Hand gegeben/ bisweilen vor die Füsse gelegt/ zum öfftern trug ihm solchen ein Adler im Schnabel oder in den Klauen/ bisweilen wiederum anders; also daß demselben allezeit ein Donnerstrahl beygefüget wurde. Seneca lib. II. seiner natürlichen Fragen sagt/ daß kluge und verständige Personen[Spaltenumbruch] dem Jupiter deßwegen einen Donnerstrahl Warum solches geschehen. zugeordnet/ damit die störrige und wilde Menschen desto besser mögten im Zaum gehalten werden/ und sich vor einem in der Höhe herrschenden Gott fürchten lerneten/ als denen es sehr nützlich und vorträglich/ in ihrer so grossen Verwegenheit die Laster auszuüben/ etwas solches zu zeigen und vorzustellen/ deme Sie sich unmöglich widersetzen könnten. Diejenige nun zu schrecken/ welchen die Unschuld ohne Furcht nicht gefället/ hat man ihnen über Haupt einen gewaffneten Rächer gestellt. Nicht allein aber/ wie eben dieser Autor sagt/ sandte Jupiter für sich den Donnerstrahl/ sondern auch/ wie wir oben ebenmässig gemeldet/ Wann deß Jupiters Donnerstrahl schädlich oder nicht? aus Raht der andern Götter/ welcher in Warheit sehr schädlich ware/ da hingegen derjenige für versöhnlich geachtet wurde/ welchen er allein zu werffen pflegte. Daher Seneca schliesset/ wann er sagt/ gleichwie Jupiter nur nutzen und nicht schaden muß/ ausser wann es vielen rahtsam düncket: also sollen die/ welchen grosse Gewalt auf Erden unter den Menschen anvertrauet ist/ ohne Raht niemand straffen/ sondern hierinnen viel zu Gehülffen nehmen/ vieler Meinung darüber hören/ einen beliebten Schluß mässigen/ und diesen Vorsatz fassen/ wo etwas soll gestrafft werden/ daß auch Jupiter auf seinem eignen Rahte nicht beruhe. Daß aber eben dieser Jupiter unterweilen sich leichter Donnerstrahlen/ gleichsam als Spiel-Pfeiler/ und nicht allezeit schwehrer verletzender Keile gebrauchet/ hat dahin sein Absehen/ daß dardurch diejenige/ denen wider der Menschen Sünde zu donnern Macht gegeben ist/ ermahnet werden/ wie nicht alles auf einerley Weise zu straffen sey/ sondern einige zu brechen/ etliche auszustossen/ andere aber nur zu ermahnen seyen.

Aegis vom Jupiter getragen. Man lieset/ es habe Jupiter einen Schild am lincken Arm getragen/ nämlich das Fell einer Geiß/ von welcher er gesäuget worden. Hievon hatten die Alten diese Meinung/ wann er solchen bewege und erschüttere/ so entstehe ein Regen/ mit seiner rechten Hand aber pflege er den Donnerstrahl herabzuwerffen/ inmassen Servius beym Virgilius im IIX. Buch Aeneidos über diese Worte angemerckt:

--- --- Arcades ipsum
Creduntse vidisse Jovem,cum saepe
nigrantem,

Aegida concuteret, dextra nimbos-
que cieret.

Es wohnt in diesem Wald/ und auf den grü-
nen Höhen/

(sagt er) gewiß ein Gott. Doch kan man
nicht verstehen/

was es für einer sey. Zwar die Arcadier
bestehn auf diesem Wahn/ daß Sie den
Jupiter

[Spaltenumbruch] daß er deß Donners Flamm spie aus ver-
wundter Brust.

Ich aber etc.

Eben dieselben Hetrurier gaben vor/ es Donnerstrahl von dreyen Farben. seyen die von andern Göttern ausgelassene Beuten weiß und schwartz/ die aber/ so der Jupiter herunter geworffen/ roht gewesen/ wie Acron/ deß Horatius Ausleger/ erzehlet/ da er diese Wort erkläret: & rubente dextera sacras jaculatus arces.

Dreyerley Donnerstrahls-Arten. Es sind dreyerley Arten der Donnerstrahlen vom Aristoteles beschrieben worden/ deren eine hell oder durchsichtig und von überaus wunderbarer Natur/ wordurch die Fässer ohne Berührung der Spünde/ oder Hinterlassung Donnerstrahls Wunder. einiges andern Kennzeichens/ ausgeleeret werden: Das Gold/ Ertz und Silber schmeltzet innwendig/ ohne einige Verletzung oder Anzündung der Säcklein oder Beutel/ worinnen es verborgen ist/ so gar/ daß das darauf gedruckte Sigel-Wachs nicht zu schmeltzen pfleget. Martia/ eine höchstberühmte Römerin/ ward schwangers Leibs mit einem dergleichen Strahl getroffen/ die Frucht in ihr getödtet/ und bliebe sie ohne einige andere Beschwehrung beym Leben: Es werden Leute dardurch getödtet/ deren Kleider man im geringsten nicht verletzet findet. Diese Art deß Donnerstrahls eignete man der Minerva zu/ die man aus deß Jupiters Haupte entsprungen zu seyn vorgabe/ und den reinsten und subtilsten Theil deß Feuers bedeuten soll: Dannenher der von dannen herkommende Donnerstrahl glühend ist. Die andere Art zündet an/ ist roht/ und wird aus deß Jupiters Hand gesandt. Die dritte ist feucht/ wird der Wasser-Strahl genennt/ zündet zwar nicht an/ und schwärtzet doch/ daher man ihn den schwartzen Donnerstrahl genennet/ und dem Vulcanus zugeschrieben/ dem unser rauchichtes Feuer gewidmet und heilig war.

Die Poeten haben den Donnerstrahl dreyspaltig genennet/ weil er auf dreyerley Weise zu schlagen pfleget/ und mit einer dreyfachen Spitzen versehen ist/ auch von dreyen Riesen oder Cyclopen geschmiedet zu werden geglaubet wurde/ wie etwas besser unten/ wann wir vom Vulcanus reden werden/ zu vernehmen seyn wird. Jedoch findet man deß Vulcanus oder der Minerva Bildnus nirgend mit einem Donnerstrahl gebildet/ ob er ihnen gleich zugeeignet wird/ dardurch deß Strahls Dem Jupiter wurde allezeit ein Donnerkeil zugeeignet. Natur und Wirckung zu erklären. Dem Jupiter aber wurde der Donner-Keil unterweilen in die Hand gegeben/ bisweilen vor die Füsse gelegt/ zum öfftern trug ihm solchen ein Adler im Schnabel oder in den Klauen/ bisweilen wiederum anders; also daß demselben allezeit ein Donnerstrahl beygefüget wurde. Seneca lib. II. seiner natürlichen Fragen sagt/ daß kluge und verständige Personen[Spaltenumbruch] dem Jupiter deßwegen einen Donnerstrahl Warum solches geschehen. zugeordnet/ damit die störrige und wilde Menschen desto besser mögten im Zaum gehalten werden/ und sich vor einem in der Höhe herrschenden Gott fürchten lerneten/ als denen es sehr nützlich und vorträglich/ in ihrer so grossen Verwegenheit die Laster auszuüben/ etwas solches zu zeigen und vorzustellen/ deme Sie sich unmöglich widersetzen könnten. Diejenige nun zu schrecken/ welchen die Unschuld ohne Furcht nicht gefället/ hat man ihnen über Haupt einen gewaffneten Rächer gestellt. Nicht allein aber/ wie eben dieser Autor sagt/ sandte Jupiter für sich den Donnerstrahl/ sondern auch/ wie wir oben ebenmässig gemeldet/ Wann deß Jupiters Donnerstrahl schädlich oder nicht? aus Raht der andern Götter/ welcher in Warheit sehr schädlich ware/ da hingegen derjenige für versöhnlich geachtet wurde/ welchen er allein zu werffen pflegte. Daher Seneca schliesset/ wann er sagt/ gleichwie Jupiter nur nutzen und nicht schaden muß/ ausser wann es vielen rahtsam düncket: also sollen die/ welchen grosse Gewalt auf Erden unter den Menschen anvertrauet ist/ ohne Raht niemand straffen/ sondern hierinnen viel zu Gehülffen nehmen/ vieler Meinung darüber hören/ einen beliebten Schluß mässigen/ und diesen Vorsatz fassen/ wo etwas soll gestrafft werden/ daß auch Jupiter auf seinem eignen Rahte nicht beruhe. Daß aber eben dieser Jupiter unterweilen sich leichter Donnerstrahlen/ gleichsam als Spiel-Pfeiler/ und nicht allezeit schwehrer verletzender Keile gebrauchet/ hat dahin sein Absehen/ daß dardurch diejenige/ denen wider der Menschen Sünde zu donnern Macht gegeben ist/ ermahnet werden/ wie nicht alles auf einerley Weise zu straffen sey/ sondern einige zu brechen/ etliche auszustossen/ andere aber nur zu ermahnen seyen.

Aegis vom Jupiter getragen. Man lieset/ es habe Jupiter einen Schild am lincken Arm getragen/ nämlich das Fell einer Geiß/ von welcher er gesäuget worden. Hievon hatten die Alten diese Meinung/ wann er solchen bewege und erschüttere/ so entstehe ein Regen/ mit seiner rechten Hand aber pflege er den Donnerstrahl herabzuwerffen/ inmassen Servius beym Virgilius im IIX. Buch Aeneidos über diese Worte angemerckt:

--- --- Arcades ipsum
Creduntse vidisse Jovem,cum saepè
nigrantem,

Aegida concuteret, dextra nimbos-
que cieret.

Es wohnt in diesem Wald/ und auf den grü-
nen Höhen/

(sagt er) gewiß ein Gott. Doch kan man
nicht verstehen/

was es für einer sey. Zwar die Arcadier
bestehn auf diesem Wahn/ daß Sie den
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Martia/ eine höchstberühmte Römerin/ ward schwangers Leibs mit einem dergleichen Strahl getroffen/ die Frucht in ihr getödtet/ und bliebe sie ohne einige andere Beschwehrung beym Leben: Es werden Leute dardurch getödtet/ deren Kleider man im geringsten nicht verletzet findet. Diese Art deß Donnerstrahls eignete man der Minerva zu/ die man aus deß Jupiters Haupte entsprungen zu seyn vorgabe/ und den reinsten und subtilsten Theil deß Feuers bedeuten soll: Dannenher der von dannen herkommende Donnerstrahl glühend ist. Die andere Art zündet an/ ist roht/ und wird aus deß Jupiters Hand gesandt. Die dritte ist feucht/ wird der Wasser-Strahl genennt/ zündet zwar nicht an/ und schwärtzet doch/ daher man ihn den schwartzen Donnerstrahl genennet/ und dem Vulcanus zugeschrieben/ dem unser rauchichtes Feuer gewidmet und heilig war. Dreyerley Donnerstrahls-Arten. Donnerstrahls Wunder.Die Poeten haben den Donnerstrahl dreyspaltig genennet/ weil er auf dreyerley Weise zu schlagen pfleget/ und mit einer dreyfachen Spitzen versehen ist/ auch von dreyen Riesen oder Cyclopen geschmiedet zu werden geglaubet wurde/ wie etwas besser unten/ wann wir vom Vulcanus reden werden/ zu vernehmen seyn wird. Jedoch findet man deß Vulcanus oder der Minerva Bildnus nirgend mit einem Donnerstrahl gebildet/ ob er ihnen gleich zugeeignet wird/ dardurch deß Strahls Natur und Wirckung zu erklären. Dem Jupiter aber wurde der Donner-Keil unterweilen in die Hand gegeben/ bisweilen vor die Füsse gelegt/ zum öfftern trug ihm solchen ein Adler im Schnabel oder in den Klauen/ bisweilen wiederum anders; also daß demselben allezeit ein Donnerstrahl beygefüget wurde. Seneca lib. II. seiner natürlichen Fragen sagt/ daß kluge und verständige Personen dem Jupiter deßwegen einen Donnerstrahl zugeordnet/ damit die störrige und wilde Menschen desto besser mögten im Zaum gehalten werden/ und sich vor einem in der Höhe herrschenden Gott fürchten lerneten/ als denen es sehr nützlich und vorträglich/ in ihrer so grossen Verwegenheit die Laster auszuüben/ etwas solches zu zeigen und vorzustellen/ deme Sie sich unmöglich widersetzen könnten. Diejenige nun zu schrecken/ welchen die Unschuld ohne Furcht nicht gefället/ hat man ihnen über Haupt einen gewaffneten Rächer gestellt. Nicht allein aber/ wie eben dieser Autor sagt/ sandte Jupiter für sich den Donnerstrahl/ sondern auch/ wie wir oben ebenmässig gemeldet/ aus Raht der andern Götter/ welcher in Warheit sehr schädlich ware/ da hingegen derjenige für versöhnlich geachtet wurde/ welchen er allein zu werffen pflegte. Daher Seneca schliesset/ wann er sagt/ gleichwie Jupiter nur nutzen und nicht schaden muß/ ausser wann es vielen rahtsam düncket: also sollen die/ welchen grosse Gewalt auf Erden unter den Menschen anvertrauet ist/ ohne Raht niemand straffen/ sondern hierinnen viel zu Gehülffen nehmen/ vieler Meinung darüber hören/ einen beliebten Schluß mässigen/ und diesen Vorsatz fassen/ wo etwas soll gestrafft werden/ daß auch Jupiter auf seinem eignen Rahte nicht beruhe. Daß aber eben dieser Jupiter unterweilen sich leichter Donnerstrahlen/ gleichsam als Spiel-Pfeiler/ und nicht allezeit schwehrer verletzender Keile gebrauchet/ hat dahin sein Absehen/ daß dardurch diejenige/ denen wider der Menschen Sünde zu donnern Macht gegeben ist/ ermahnet werden/ wie nicht alles auf einerley Weise zu straffen sey/ sondern einige zu brechen/ etliche auszustossen/ andere aber nur zu ermahnen seyen. Dem Jupiter wurde allezeit ein Donnerkeil zugeeignet. Warum solches geschehen. Wann deß Jupiters Donnerstrahl schädlich oder nicht? Man lieset/ es habe Jupiter einen Schild am lincken Arm getragen/ nämlich das Fell einer Geiß/ von welcher er gesäuget worden. Hievon hatten die Alten diese Meinung/ wann er solchen bewege und erschüttere/ so entstehe ein Regen/ mit seiner rechten Hand aber pflege er den Donnerstrahl herabzuwerffen/ inmassen Servius beym Virgilius im IIX. Buch Aeneidos über diese Worte angemerckt: Aegis vom Jupiter getragen. --- --- Arcades ipsum Creduntse vidisse Jovem,cum saepè nigrantem, Aegida concuteret, dextra nimbos- que cieret. Es wohnt in diesem Wald/ und auf den grü- nen Höhen/ (sagt er) gewiß ein Gott. Doch kan man nicht verstehen/ was es für einer sey. Zwar die Arcadier bestehn auf diesem Wahn/ daß Sie den Jupiter

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  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/118>, abgerufen am 07.05.2024.