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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Sterne Bildung/ wormit der achte Himmels kreiß bezeichnet ist/ welcher alles mit seinen Habit gleichsam zu bedecken pfleget. In der Hand hat er einen Stab/ der/ nach deß Boccatius Meinung/ die Vorsorge der Natur für alle Dinge ausbildet/ als die alles dergestalt regieret/ daß sie allen Dingen/ ausser denen mit Vernunfft begabten Thieren/ ein umbzircktes Ziel vorschreibet/ dahin selbige lauffen. Servius füget annoch hinzu/ der Stab sey oben krumm umbgebogen/ und zwar wegen deß Jahrs/ welches in sich wieder zurück lauffet. In der andern Hand hat er ein Klangspiel von sieben Röhr-Pfeiffen; dann er selbst der erste gewesen/ welcher die Pfeiffen aus Wachs zu formiren gelehret/ und am ersten darauff gepfiffen/ wie Virgilius saget. Hierdurch wird deß Himmels Harmonia und Ubereinstimmung vorgestellet/ woran sieben Stimmen/ und sieben Unterschiede derselben sich ereignen. Es soll auch dardurch/ wie Macrobius Echo. will/ die vom Pan geliebte Echo angedeutet werden. Die Ursach dessen giebt Alexander Aphrodiseus/ wann er sagt/ es sey ein gemeiner Irrthumb derer/ die davor halten/ daß die Echo entweder eine Göttin/ oder vom Pan geliebt worden sey; zumahlen selbige anders nichts ist/ als der an hohle Oerter anstossende Hall der Stimme; welche Sache dermassen wunderbar ist/ daß der/ so ihr mit Ernst nachforschen wolte/ und doch nicht verstünde/ nicht weniger Verdruß darvon empfinden würde/ als die jenigen/ so das Geliebte nicht überkommen können.

Sonsten dichten die Poeten von der Echo/ wie beym Ovidius zu lesen/ daß sie/ aus grosser Liebe zum Narcissus/ als dessen Lieb sie nicht geniessen können/ für Scham sich in eine Höhle verborgen/ und daselbsten zu Tode bekümmert/ also/ daß sie als ein Stein erhartet/ und nichts als die Stimme hinterlassen habe/ die/ wie Lucretius bezeuget/ man sechs oder sieben mahl an einem Orte wiederruffen hören. Pausanias meldet ein gleiches/ es seye nemlich bey den Eläern ein gedeckter Gang gefunden worden/ da man eine Stimme öffter als siebenmahl wiederholen gehöret. Die Göttin Echo wurde für eine Tochter der Lufft und Zunge gehalten/ daher sie der Menschen Gegenwart geflohen. Worüber beym Ausonius Gallus ein sehr schön Epigramma zu finden/ wider die jenige/ welche sie gleichsam mit ihren eigentlichen Farben auszubilden sich beflissen/ dieses Inhalts:

Vane quid affectas, faciem mihi po-
nere, pictor,

Ignotamqve oculis sollicitare De-
am?

Aeris, & lingvae sum filia, mater ina-
nis

Judicii, vocem qvae sine mente
gero.

[Spaltenumbruch] Extremos pereunte modos a fine
reducens,

Ludificata seqvor verba aliena
meis.

Auribus in vestris habito penetra-
bilis Echo:

At si vis similem pingere: pinge
sonum.

Ach Eitler! was wilt du mir meine Bildung
machen?

du sahst mich nie/ drumb muß ich deiner
Blindheit lachen.

Weist du dann nicht/ daß ich die harte
Tochter bin

der Zungen und der Lufft ? ein eitel eit-
ler Sinn

heist seine Mutter mich. Ich rede sonder
dencken/

und pfleg die letzten Wort dem wiederum
zu schencken/

der sie mir hat geschickt. Lacht man
mich aber aus/

so send ich andre Wort/ als meine sind/
nach Haus.

Ich bin der Widerhall/ und wohn in euren
Ohren/

und ihr wisst noch darzu von wem ich sey
gebohren/

wollt ihr nun/ daß mein Bild in eure Oh-
ren fall/

so mahlet/ wann ihr könnt/ den abgeschick-
ten Hall.

Deß Pans Untertheil deß Leibes. Wir wenden uns aber nunmehr zum Pan/ deßen untere Leibes-Theile rauch/ und mit Bocks-Füßen versehen/ dardurch der Erden Veste und Rauheit/ wie auch die Bäume/ Stauden/ und mancherley Arten der Kräuter/ wormit die Erde bewachsen/ anzudeuten. Macrobius aber setzet im ersten Buch Saturnal. den Pan für die Sonne/ deßen Hörner/ wie er sagt/ und der lange Bart die herrliche Natur deß Liechts andeuten/ wordurch die Sonne so wohl den Umbkreiß deß obern Himmels erleuchtet/ als alle Unterdinge zugleich bescheinet. Die Pfeiffen sollen der Himmel Harmonie oder Zusammenstimmung bemercken/ welche aus Bewegung der Sonne sich hören laßen; der Stab bezeichne die Nacht/ welche die Sonne über alle Dinge auszuüben pfleget; die fleckigte Haut zeige die Sternen an/ die sich nach dem Niedergang der Sonnen sehen laßen. Es mag aber das Wörtlein Pan dieses oder jenes bedeuten/ (wie dann Plato der Meinung ist/ es sey derselbe ein Kennzeichen der Rede/ und daß er Zweygestaltig/ nämlich als ein Mensch und Ziege gebildet werde/ dardurch werde angedeutet/ daß die Menschen unterweilen die Warheit/ zum öfftern auch Lügen reden; deßen Ober-Theil bildet die Warheit vor/ und weil sie leicht/

[Spaltenumbruch] Sterne Bildung/ wormit der achte Himmels kreiß bezeichnet ist/ welcher alles mit seinen Habit gleichsam zu bedecken pfleget. In der Hand hat er einen Stab/ der/ nach deß Boccatius Meinung/ die Vorsorge der Natur für alle Dinge ausbildet/ als die alles dergestalt regieret/ daß sie allen Dingen/ ausser denen mit Vernunfft begabten Thieren/ ein umbzircktes Ziel vorschreibet/ dahin selbige lauffen. Servius füget annoch hinzu/ der Stab sey oben krumm umbgebogen/ und zwar wegen deß Jahrs/ welches in sich wieder zurück lauffet. In der andern Hand hat er ein Klangspiel von sieben Röhr-Pfeiffen; dann er selbst der erste gewesen/ welcher die Pfeiffen aus Wachs zu formiren gelehret/ und am ersten darauff gepfiffen/ wie Virgilius saget. Hierdurch wird deß Himmels Harmonia und Ubereinstimmung vorgestellet/ woran sieben Stimmen/ und sieben Unterschiede derselben sich ereignen. Es soll auch dardurch/ wie Macrobius Echo. will/ die vom Pan geliebte Echo angedeutet werden. Die Ursach dessen giebt Alexander Aphrodiseus/ wann er sagt/ es sey ein gemeiner Irrthumb derer/ die davor halten/ daß die Echo entweder eine Göttin/ oder vom Pan geliebt worden sey; zumahlen selbige anders nichts ist/ als der an hohle Oerter anstossende Hall der Stimme; welche Sache dermassen wunderbar ist/ daß der/ so ihr mit Ernst nachforschen wolte/ und doch nicht verstünde/ nicht weniger Verdruß darvon empfinden würde/ als die jenigen/ so das Geliebte nicht überkommen können.

Sonsten dichten die Poeten von der Echo/ wie beym Ovidius zu lesen/ daß sie/ aus grosser Liebe zum Narcissus/ als dessen Lieb sie nicht geniessen können/ für Scham sich in eine Höhle verborgen/ und daselbsten zu Tode bekümmert/ also/ daß sie als ein Stein erhartet/ und nichts als die Stimme hinterlassen habe/ die/ wie Lucretius bezeuget/ man sechs oder sieben mahl an einem Orte wiederruffen hören. Pausanias meldet ein gleiches/ es seye nemlich bey den Eläern ein gedeckter Gang gefunden worden/ da man eine Stimme öffter als siebenmahl wiederholen gehöret. Die Göttin Echo wurde für eine Tochter der Lufft und Zunge gehalten/ daher sie der Menschen Gegenwart geflohen. Worüber beym Ausonius Gallus ein sehr schön Epigramma zu finden/ wider die jenige/ welche sie gleichsam mit ihren eigentlichen Farben auszubilden sich beflissen/ dieses Inhalts:

Vane quid affectas, faciem mihi po-
nere, pictor,

Ignotamqve oculis sollicitare De-
am?

Aeris, & lingvae sum filia, mater ina-
nis

Judicii, vocem qvae sine mente
gero.

[Spaltenumbruch] Extremos pereunte modos a fine
reducens,

Ludificata seqvor verba aliena
meis.

Auribus in vestris habito penetra-
bilis Echo:

At si vis similem pingere: pinge
sonum.

Ach Eitler! was wilt du mir meine Bildung
machen?

du sahst mich nie/ drumb muß ich deiner
Blindheit lachen.

Weist du dann nicht/ daß ich die harte
Tochter bin

der Zungen und der Lufft ? ein eitel eit-
ler Sinn

heist seine Mutter mich. Ich rede sonder
dencken/

und pfleg die letzten Wort dem wiederum
zu schencken/

der sie mir hat geschickt. Lacht man
mich aber aus/

so send ich andre Wort/ als meine sind/
nach Haus.

Ich bin der Widerhall/ und wohn in euren
Ohren/

und ihr wisst noch darzu von wem ich sey
gebohren/

wollt ihr nun/ daß mein Bild in eure Oh-
ren fall/

so mahlet/ wann ihr könnt/ den abgeschick-
ten Hall.

Deß Pans Untertheil deß Leibes. Wir wenden uns aber nunmehr zum Pan/ deßen untere Leibes-Theile rauch/ und mit Bocks-Füßen versehen/ dardurch der Erden Veste und Rauheit/ wie auch die Bäume/ Stauden/ und mancherley Arten der Kräuter/ wormit die Erde bewachsen/ anzudeuten. Macrobius aber setzet im ersten Buch Saturnal. den Pan für die Sonne/ deßen Hörner/ wie er sagt/ und der lange Bart die herrliche Natur deß Liechts andeuten/ wordurch die Sonne so wohl den Umbkreiß deß obern Himmels erleuchtet/ als alle Unterdinge zugleich bescheinet. Die Pfeiffen sollen der Himmel Harmonie oder Zusammenstimmung bemercken/ welche aus Bewegung der Sonne sich hören laßen; der Stab bezeichne die Nacht/ welche die Sonne über alle Dinge auszuüben pfleget; die fleckigte Haut zeige die Sternen an/ die sich nach dem Niedergang der Sonnen sehen laßen. Es mag aber das Wörtlein Pan dieses oder jenes bedeuten/ (wie dann Plato der Meinung ist/ es sey derselbe ein Kennzeichen der Rede/ und daß er Zweygestaltig/ nämlich als ein Mensch und Ziege gebildet werde/ dardurch werde angedeutet/ daß die Menschen unterweilen die Warheit/ zum öfftern auch Lügen reden; deßen Ober-Theil bildet die Warheit vor/ und weil sie leicht/

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 50/0110] Sterne Bildung/ wormit der achte Himmels kreiß bezeichnet ist/ welcher alles mit seinen Habit gleichsam zu bedecken pfleget. In der Hand hat er einen Stab/ der/ nach deß Boccatius Meinung/ die Vorsorge der Natur für alle Dinge ausbildet/ als die alles dergestalt regieret/ daß sie allen Dingen/ ausser denen mit Vernunfft begabten Thieren/ ein umbzircktes Ziel vorschreibet/ dahin selbige lauffen. Servius füget annoch hinzu/ der Stab sey oben krumm umbgebogen/ und zwar wegen deß Jahrs/ welches in sich wieder zurück lauffet. In der andern Hand hat er ein Klangspiel von sieben Röhr-Pfeiffen; dann er selbst der erste gewesen/ welcher die Pfeiffen aus Wachs zu formiren gelehret/ und am ersten darauff gepfiffen/ wie Virgilius saget. Hierdurch wird deß Himmels Harmonia und Ubereinstimmung vorgestellet/ woran sieben Stimmen/ und sieben Unterschiede derselben sich ereignen. Es soll auch dardurch/ wie Macrobius will/ die vom Pan geliebte Echo angedeutet werden. Die Ursach dessen giebt Alexander Aphrodiseus/ wann er sagt/ es sey ein gemeiner Irrthumb derer/ die davor halten/ daß die Echo entweder eine Göttin/ oder vom Pan geliebt worden sey; zumahlen selbige anders nichts ist/ als der an hohle Oerter anstossende Hall der Stimme; welche Sache dermassen wunderbar ist/ daß der/ so ihr mit Ernst nachforschen wolte/ und doch nicht verstünde/ nicht weniger Verdruß darvon empfinden würde/ als die jenigen/ so das Geliebte nicht überkommen können. Echo.Sonsten dichten die Poeten von der Echo/ wie beym Ovidius zu lesen/ daß sie/ aus grosser Liebe zum Narcissus/ als dessen Lieb sie nicht geniessen können/ für Scham sich in eine Höhle verborgen/ und daselbsten zu Tode bekümmert/ also/ daß sie als ein Stein erhartet/ und nichts als die Stimme hinterlassen habe/ die/ wie Lucretius bezeuget/ man sechs oder sieben mahl an einem Orte wiederruffen hören. Pausanias meldet ein gleiches/ es seye nemlich bey den Eläern ein gedeckter Gang gefunden worden/ da man eine Stimme öffter als siebenmahl wiederholen gehöret. Die Göttin Echo wurde für eine Tochter der Lufft und Zunge gehalten/ daher sie der Menschen Gegenwart geflohen. Worüber beym Ausonius Gallus ein sehr schön Epigramma zu finden/ wider die jenige/ welche sie gleichsam mit ihren eigentlichen Farben auszubilden sich beflissen/ dieses Inhalts: Vane quid affectas, faciem mihi po- nere, pictor, Ignotamqve oculis sollicitare De- am? Aeris, & lingvae sum filia, mater ina- nis Judicii, vocem qvae sine mente gero. Extremos pereunte modos a fine reducens, Ludificata seqvor verba aliena meis. Auribus in vestris habito penetra- bilis Echo: At si vis similem pingere: pinge sonum. Ach Eitler! was wilt du mir meine Bildung machen? du sahst mich nie/ drumb muß ich deiner Blindheit lachen. Weist du dann nicht/ daß ich die harte Tochter bin der Zungen und der Lufft ? ein eitel eit- ler Sinn heist seine Mutter mich. Ich rede sonder dencken/ und pfleg die letzten Wort dem wiederum zu schencken/ der sie mir hat geschickt. Lacht man mich aber aus/ so send ich andre Wort/ als meine sind/ nach Haus. Ich bin der Widerhall/ und wohn in euren Ohren/ und ihr wisst noch darzu von wem ich sey gebohren/ wollt ihr nun/ daß mein Bild in eure Oh- ren fall/ so mahlet/ wann ihr könnt/ den abgeschick- ten Hall. Wir wenden uns aber nunmehr zum Pan/ deßen untere Leibes-Theile rauch/ und mit Bocks-Füßen versehen/ dardurch der Erden Veste und Rauheit/ wie auch die Bäume/ Stauden/ und mancherley Arten der Kräuter/ wormit die Erde bewachsen/ anzudeuten. Macrobius aber setzet im ersten Buch Saturnal. den Pan für die Sonne/ deßen Hörner/ wie er sagt/ und der lange Bart die herrliche Natur deß Liechts andeuten/ wordurch die Sonne so wohl den Umbkreiß deß obern Himmels erleuchtet/ als alle Unterdinge zugleich bescheinet. Die Pfeiffen sollen der Himmel Harmonie oder Zusammenstimmung bemercken/ welche aus Bewegung der Sonne sich hören laßen; der Stab bezeichne die Nacht/ welche die Sonne über alle Dinge auszuüben pfleget; die fleckigte Haut zeige die Sternen an/ die sich nach dem Niedergang der Sonnen sehen laßen. Es mag aber das Wörtlein Pan dieses oder jenes bedeuten/ (wie dann Plato der Meinung ist/ es sey derselbe ein Kennzeichen der Rede/ und daß er Zweygestaltig/ nämlich als ein Mensch und Ziege gebildet werde/ dardurch werde angedeutet/ daß die Menschen unterweilen die Warheit/ zum öfftern auch Lügen reden; deßen Ober-Theil bildet die Warheit vor/ und weil sie leicht/ Deß Pans Untertheil deß Leibes.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/110>, abgerufen am 23.11.2024.