Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch] Stimmen hörten: daher die Griechen/ dieses merckende/ mit unglaublicher Macht in sie setzten/ sie aus dem Felde schlugen/ und biß aufs Haupt erlegten. Diese Schreckens-Art/ welche den Menschen dermassen schnell und unvermuhtet überfällt/ schrieben sie dem Pan zu. Seine Verehrung. Er wurde in Arcadia auf solche Weise wie die vornehmsten Götter geehret/ und das ewig-währende Feuer in seinem Tempel verwahret/ woselbst das Oraculum vor Zeiten sich enthielte/ welches durch die Nymphe Erato zu antworten pflegte. Die Athenienser haben ihm auch Göttliche Ehre erwiesen/ nachdem er sich dem jenigen Abgesandten sehen lassen/ welchen sie nach Sparta umb Hülffe wider die Perser geschickt hatten/ deme er versprochen/ er wolle den Atheniensern in den Marathonischen Feldern zu Hülffe kommen; wie er dann hernach sein Versprechen am Tage deß Treffens getreulich gehalten/ indem er als ein Bauer erschienen/ und/ nachdem er eine grosse Niederlage unter den Persern mit einem Pfluge gethan/ augenblicklich wiederumb aus aller Menschen Augen verschwunden. An dem Orte aber/ wo der Pan dem Gesandten der Athenienser begegnet/ nemlich in dem Parthenischem Walde / hat man ihm zu Ehren einen Tempel aufgerichtet; in demselben Walde waren viel Schildkröten zu den Musicalischen Instrumenten dienlich/ welche die Inwohner/ aus Devotion gegen diesen Gott Pan/ weder selbst zu gebrauchen/ noch andern Frembden zu nehmen verstatteten; dieweiln sie solche dem Pan geheiligt und gewidmet hielten. Aber wir wollen allhier/ weil es der Müh wohl werth/ deß Silius Italicus Verse bey fügen/ in denen er lib. 13. Punicorum den Pan beschreibet/ wie selbiger vom Jupiter gesandt worden/ daß er mit seinem Schrecken den Hannibal von Belagerung der Stadt abtreiben solte; Dieselben sind folgendes Innhalts: --- Pendenti similis Pan semper, & uno Vix ulla inscribens terrae vestigia cornu: Dextera lascivit, caesa Tegeatide ca-pra, Verbera lenta movens festa per compita cauda, Cingit acuta comas, & opacat tem- pora pinus. Ac parva erumpunt rubicunda tem- pora fronte. Stant aures, summoque cadit barba hi- spida mento. Pastorale Deo baculum, pellisque sini- strum [Spaltenumbruch] Velat grata latus tenerae de corpore damae. Nulla in praeruptum tam prona, & inhospita cautes, In qua non librans corpus, similisque volanti Cornipedum tulerit praecisa per avia plantam. Pan/ der Weltberühmte Gott/ einem/ der da hänget/gleichet/ kaum mit einem seiner Füss auf der rauhen Erden schleichet: Seine Rechte treibet Schertz mit dem nicht geschwinden Streich/ eine Fichte finstert ihm der gespitzten Schläffe weich. Aus der roht-entbrennten Stirn die sehr kleine Schläffe blincken/ seine Ohren in der Höh seinem Bruder E- sel wincken. Es hat einen Hirten-Stab dieser Wald-bekannte Pan/ auf der lincken Seit ein Fell von der Gemse siehet man. Keinen hoh- und jähen Felß kan ein Men-schen-Sinn erdencken/ an den er nicht seinen Leib offtermahlen pflegt/ zu hencken/ daß er sich dran wägen möcht/ an dem er/ als in dem Flug/ durch sonst ungebahnte Weg hat gefun- den Weg genug. Was seine Geschwindigkeit im Lauffen bedeute. Diese seine unvergleichliche Geschwindigkeit im Lauffen/ deutet auf die schnelle Bewegung der Welt: Dann dieser Gott bedeutet das gantze Wesen aller Dinge; weiln das Griechische Wörtlein Pan Alles heisset. Diesem haben die Alten/ nach dem Gleichnus der Sonnen-Strahlen/ und deß gehörneten Mondes/ wie Servius redet/ gleichfalls Hörner zugeeignet; deme Johannes Buccatius noch hinzusetzet/ daß die jenige/ so aus der Stirne in die Höhe hervorragen/ die himmlische Cörper bedeuten/ deren Erkänntnus auf zweyerley Weise von uns erlanget wird; entweder vermittelst der Kunst/ die uns mit gewissen Instrumenten der Sterne Bewegung und deren Standes Weite unter einander abzumessen lehret; oder aus denen Wirckungen/ die wir hierunten durch sie gezeuget zu werden sehen. Sein Angesicht ist roht/ zur Nachahmung deß feurigen Himmels/ der/ als das allerreinste/ in allen Elementen/ in der Ober-Unter-Welt schwebet. Der biß auf die Brust herabhangende Bart deutet an/ daß die zwey obere Elementa/ das ist/ Lufft und Feuer/ männlicher Krafft seyen/ und in die übrigen zwey/ die weibliche Krafft haben/ ihre Wirckung ausgiessen. Auf der Brust aber hat er ein gestirntes Gemsen-Fell/ nach der jenigen [Spaltenumbruch] Stimmen hörten: daher die Griechen/ dieses merckende/ mit unglaublicher Macht in sie setzten/ sie aus dem Felde schlugen/ und biß aufs Haupt erlegten. Diese Schreckens-Art/ welche den Menschen dermassen schnell und unvermuhtet überfällt/ schrieben sie dem Pan zu. Seine Verehrung. Er wurde in Arcadia auf solche Weise wie die vornehmsten Götter geehret/ und das ewig-währende Feuer in seinem Tempel verwahret/ woselbst das Oraculum vor Zeiten sich enthielte/ welches durch die Nymphe Erato zu antworten pflegte. Die Athenienser haben ihm auch Göttliche Ehre erwiesen/ nachdem er sich dem jenigen Abgesandten sehen lassen/ welchen sie nach Sparta umb Hülffe wider die Perser geschickt hatten/ deme er versprochen/ er wolle den Atheniensern in den Marathonischen Feldern zu Hülffe kommen; wie er dann hernach sein Versprechen am Tage deß Treffens getreulich gehalten/ indem er als ein Bauer erschienen/ und/ nachdem er eine grosse Niederlage unter den Persern mit einem Pfluge gethan/ augenblicklich wiederumb aus aller Menschen Augen verschwunden. An dem Orte aber/ wo der Pan dem Gesandten der Athenienser begegnet/ nemlich in dem Parthenischem Walde / hat man ihm zu Ehren einen Tempel aufgerichtet; in demselben Walde waren viel Schildkröten zu den Musicalischen Instrumenten dienlich/ welche die Inwohner/ aus Devotion gegen diesen Gott Pan/ weder selbst zu gebrauchen/ noch andern Frembden zu nehmen verstatteten; dieweiln sie solche dem Pan geheiligt und gewidmet hielten. Aber wir wollen allhier/ weil es der Müh wohl werth/ deß Silius Italicus Verse bey fügen/ in denen er lib. 13. Punicorum den Pan beschreibet/ wie selbiger vom Jupiter gesandt worden/ daß er mit seinem Schrecken den Hannibal von Belagerung der Stadt abtreiben solte; Dieselben sind folgendes Innhalts: --- Pendenti similis Pan semper, & uno Vix ulla inscribens terrae vestigia cornu: Dextera lascivit, caesa Tegeatide ca-pra, Verbera lenta movens festa per compita cauda, Cingit acuta comas, & opacat tem- pora pinus. Ac parva erumpunt rubicunda tem- pora fronte. Stant aures, summoque cadit barba hi- spida mento. Pastorale Deo baculum, pellisque sini- strum [Spaltenumbruch] Velat grata latus tenerae de corpore damae. Nulla in praeruptum tam prona, & inhospita cautes, In qua non librans corpus, similisque volanti Cornipedum tulerit praecisa per avia plantam. Pan/ der Weltberühmte Gott/ einem/ der da hänget/gleichet/ kaum mit einem seiner Füss auf der rauhen Erden schleichet: Seine Rechte treibet Schertz mit dem nicht geschwinden Streich/ eine Fichte finstert ihm der gespitzten Schläffe weich. Aus der roht-entbrennten Stirn die sehr kleine Schläffe blincken/ seine Ohren in der Höh seinem Bruder E- sel wincken. Es hat einen Hirten-Stab dieser Wald-bekannte Pan/ auf der lincken Seit ein Fell von der Gemse siehet man. Keinen hoh- und jähen Felß kan ein Men-schen-Sinn erdencken/ an den er nicht seinen Leib offtermahlen pflegt/ zu hencken/ daß er sich dran wägen möcht/ an dem er/ als in dem Flug/ durch sonst ungebahnte Weg hat gefun- den Weg genug. Was seine Geschwindigkeit im Lauffen bedeute. Diese seine unvergleichliche Geschwindigkeit im Lauffen/ deutet auf die schnelle Bewegung der Welt: Dann dieser Gott bedeutet das gantze Wesen aller Dinge; weiln das Griechische Wörtlein Παν Alles heisset. Diesem haben die Alten/ nach dem Gleichnus der Sonnen-Strahlen/ und deß gehörneten Mondes/ wie Servius redet/ gleichfalls Hörner zugeeignet; deme Johannes Buccatius noch hinzusetzet/ daß die jenige/ so aus der Stirne in die Höhe hervorragen/ die himmlische Cörper bedeuten/ deren Erkänntnus auf zweyerley Weise von uns erlanget wird; entweder vermittelst der Kunst/ die uns mit gewissen Instrumenten der Sterne Bewegung und deren Standes Weite unter einander abzumessen lehret; oder aus denen Wirckungen/ die wir hierunten durch sie gezeuget zu werden sehen. Sein Angesicht ist roht/ zur Nachahmung deß feurigen Himmels/ der/ als das allerreinste/ in allen Elementen/ in der Ober-Unter-Welt schwebet. Der biß auf die Brust herabhangende Bart deutet an/ daß die zwey obere Elementa/ das ist/ Lufft und Feuer/ männlicher Krafft seyen/ und in die übrigen zwey/ die weibliche Krafft haben/ ihre Wirckung ausgiessen. Auf der Brust aber hat er ein gestirntes Gemsen-Fell/ nach der jenigen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0109" xml:id="pb-1398" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 49"/><cb/> Stimmen hörten: daher die Griechen/ dieses merckende/ mit unglaublicher Macht in sie setzten/ sie aus dem Felde schlugen/ und biß aufs Haupt erlegten. Diese Schreckens-Art/ welche den Menschen dermassen schnell und unvermuhtet überfällt/ schrieben sie dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName> zu.</p> <p><note xml:id="n1398.1" place="right">Seine Verehrung.</note> Er wurde in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-806 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7002735">Arcadia</placeName> auf solche Weise wie die vornehmsten Götter geehret/ und das ewig-währende Feuer in seinem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Tempel</placeName> verwahret/ woselbst das Oraculum vor Zeiten sich enthielte/ welches durch die Nymphe <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2214 http://d-nb.info/gnd/124538398 http://viaf.org/viaf/35392257">Erato</persName> zu antworten pflegte. Die Athenienser haben ihm auch Göttliche Ehre erwiesen/ nachdem er sich dem jenigen Abgesandten sehen lassen/ welchen sie nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-938 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7011065">Sparta</placeName> umb Hülffe wider die Perser geschickt hatten/ deme er versprochen/ er wolle den Atheniensern in den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Marathonischen Feldern</placeName> zu Hülffe kommen; wie er dann hernach sein Versprechen am Tage deß Treffens getreulich gehalten/ indem er als ein Bauer erschienen/ und/ nachdem er eine grosse Niederlage unter den Persern mit einem Pfluge gethan/ augenblicklich wiederumb aus aller Menschen Augen verschwunden. An dem Orte aber/ wo der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName> dem Gesandten der Athenienser begegnet/ nemlich in dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Parthenischem Walde</placeName> / hat man ihm zu Ehren einen <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Tempel</placeName> aufgerichtet; in demselben Walde waren viel Schildkröten zu den Musicalischen Instrumenten dienlich/ welche die Inwohner/ aus Devotion gegen diesen Gott <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName>/ weder selbst zu gebrauchen/ noch andern Frembden zu nehmen verstatteten; dieweiln sie solche dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName> geheiligt und gewidmet hielten. Aber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> wollen allhier/ weil es der Müh wohl werth/ deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1928 http://d-nb.info/gnd/118614347 http://viaf.org/viaf/27071645">Silius Italicus</persName> Verse bey fügen/ in denen er <hi rendition="#aq">lib. 13. Punicorum</hi> den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName> beschreibet/ wie selbiger vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> gesandt worden/ daß er mit seinem Schrecken den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1271 http://d-nb.info/gnd/118545655 http://viaf.org/viaf/41819384">Hannibal</persName> von Belagerung der Stadt abtreiben solte; Dieselben sind folgendes Innhalts:</p> <lg rendition="#aq" xml:lang="la"> <l>--- Pendenti similis <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName> semper,<lb/> & uno</l><lb/> <l>Vix ulla inscribens terrae vestigia<lb/> cornu:</l><lb/> <l>Dextera lascivit, caesa Tegeatide ca-pra,</l><lb/> <l>Verbera lenta movens festa per<lb/> compita cauda,</l><lb/> <l>Cingit acuta comas, & opacat tem-<lb/> pora pinus.</l><lb/> <l>Ac parva erumpunt rubicunda tem-<lb/> pora fronte.</l><lb/> <l>Stant aures, summoque cadit barba hi-<lb/> spida mento.</l><lb/> <l>Pastorale Deo baculum, <reg>pellisque</reg> sini-<lb/> strum</l><lb/> <cb/> <l>Velat grata latus tenerae de corpore<lb/> damae.</l><lb/> <l>Nulla in praeruptum tam prona, &<lb/> inhospita cautes,</l><lb/> <l>In qua non librans corpus, <reg>similisque</reg><lb/> volanti</l><lb/> <l>Cornipedum tulerit praecisa per avia<lb/> plantam.</l><lb/> </lg> <lg> <l><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName>/ der Weltberühmte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4146 http://d-nb.info/gnd/4021469-2">Gott</persName>/ einem/ der<lb/> da hänget/gleichet/</l><lb/> <l>kaum mit einem seiner Füss auf der rauhen<lb/> Erden schleichet:</l><lb/> <l>Seine Rechte treibet Schertz mit dem<lb/> nicht geschwinden Streich/</l><lb/> <l>eine Fichte finstert ihm der gespitzten<lb/> Schläffe weich.</l><lb/> <l>Aus der roht-entbrennten Stirn die sehr<lb/> kleine Schläffe blincken/</l><lb/> <l>seine Ohren in der Höh seinem Bruder E-<lb/> sel wincken.</l><lb/> <l>Es hat einen Hirten-Stab dieser Wald-bekannte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName>/</l><lb/> <l>auf der lincken Seit ein Fell von der<lb/> Gemse siehet man.</l><lb/> <l>Keinen hoh- und jähen Felß kan ein Men-schen-Sinn<lb/> erdencken/</l><lb/> <l><choice><sic>au</sic><corr>an</corr></choice> den er nicht seinen Leib offtermahlen<lb/> pflegt/ zu hencken/</l><lb/> <l>daß er sich dran wägen möcht/ an dem<lb/> er/ als in dem Flug/</l><lb/> <l>durch sonst ungebahnte Weg hat gefun-<lb/> den Weg genug.</l><lb/> </lg> <p><note xml:id="n1398.2" place="right">Was seine Geschwindigkeit im Lauffen bedeute.</note> Diese seine unvergleichliche Geschwindigkeit im Lauffen/ deutet auf die schnelle Bewegung der Welt: Dann dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4146 http://d-nb.info/gnd/4021469-2">Gott</persName> bedeutet das gantze Wesen aller Dinge; weiln das Griechische Wörtlein <foreign xml:lang="el">Παν</foreign> Alles heisset. Diesem haben die Alten/ nach dem Gleichnus der Sonnen-Strahlen/ und deß gehörneten Mondes/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1015 http://d-nb.info/gnd/118796313 http://viaf.org/viaf/78772467">Servius</persName> redet/ gleichfalls Hörner zugeeignet; deme <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1067 http://d-nb.info/gnd/11851217X http://viaf.org/viaf/64002165">Johannes Buccatius</persName> noch hinzusetzet/ daß die jenige/ so aus der Stirne in die Höhe hervorragen/ die himmlische Cörper bedeuten/ deren Erkänntnus auf zweyerley Weise von uns erlanget wird; entweder vermittelst der Kunst/ die uns mit gewissen Instrumenten der Sterne Bewegung und deren Standes Weite unter einander abzumessen lehret; oder aus denen Wirckungen/ die wir hierunten durch sie gezeuget zu werden sehen. Sein Angesicht ist roht/ zur Nachahmung deß feurigen Himmels/ der/ als das allerreinste/ in allen Elementen/ in der Ober-Unter-Welt schwebet. Der biß auf die Brust herabhangende Bart deutet an/ daß die zwey obere Elementa/ das ist/ Lufft und Feuer/ männlicher Krafft seyen/ und in die übrigen zwey/ die weibliche Krafft haben/ ihre Wirckung ausgiessen. Auf der Brust aber hat er ein gestirntes Gemsen-Fell/ nach der jenigen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [TA 1680, Iconologia Deorum, S. 49/0109]
Stimmen hörten: daher die Griechen/ dieses merckende/ mit unglaublicher Macht in sie setzten/ sie aus dem Felde schlugen/ und biß aufs Haupt erlegten. Diese Schreckens-Art/ welche den Menschen dermassen schnell und unvermuhtet überfällt/ schrieben sie dem Pan zu.
Er wurde in Arcadia auf solche Weise wie die vornehmsten Götter geehret/ und das ewig-währende Feuer in seinem Tempel verwahret/ woselbst das Oraculum vor Zeiten sich enthielte/ welches durch die Nymphe Erato zu antworten pflegte. Die Athenienser haben ihm auch Göttliche Ehre erwiesen/ nachdem er sich dem jenigen Abgesandten sehen lassen/ welchen sie nach Sparta umb Hülffe wider die Perser geschickt hatten/ deme er versprochen/ er wolle den Atheniensern in den Marathonischen Feldern zu Hülffe kommen; wie er dann hernach sein Versprechen am Tage deß Treffens getreulich gehalten/ indem er als ein Bauer erschienen/ und/ nachdem er eine grosse Niederlage unter den Persern mit einem Pfluge gethan/ augenblicklich wiederumb aus aller Menschen Augen verschwunden. An dem Orte aber/ wo der Pan dem Gesandten der Athenienser begegnet/ nemlich in dem Parthenischem Walde / hat man ihm zu Ehren einen Tempel aufgerichtet; in demselben Walde waren viel Schildkröten zu den Musicalischen Instrumenten dienlich/ welche die Inwohner/ aus Devotion gegen diesen Gott Pan/ weder selbst zu gebrauchen/ noch andern Frembden zu nehmen verstatteten; dieweiln sie solche dem Pan geheiligt und gewidmet hielten. Aber wir wollen allhier/ weil es der Müh wohl werth/ deß Silius Italicus Verse bey fügen/ in denen er lib. 13. Punicorum den Pan beschreibet/ wie selbiger vom Jupiter gesandt worden/ daß er mit seinem Schrecken den Hannibal von Belagerung der Stadt abtreiben solte; Dieselben sind folgendes Innhalts:
Seine Verehrung. --- Pendenti similis Pan semper,
& uno
Vix ulla inscribens terrae vestigia
cornu:
Dextera lascivit, caesa Tegeatide ca-pra,
Verbera lenta movens festa per
compita cauda,
Cingit acuta comas, & opacat tem-
pora pinus.
Ac parva erumpunt rubicunda tem-
pora fronte.
Stant aures, summoque cadit barba hi-
spida mento.
Pastorale Deo baculum, pellisque sini-
strum
Velat grata latus tenerae de corpore
damae.
Nulla in praeruptum tam prona, &
inhospita cautes,
In qua non librans corpus, similisque
volanti
Cornipedum tulerit praecisa per avia
plantam.
Pan/ der Weltberühmte Gott/ einem/ der
da hänget/gleichet/
kaum mit einem seiner Füss auf der rauhen
Erden schleichet:
Seine Rechte treibet Schertz mit dem
nicht geschwinden Streich/
eine Fichte finstert ihm der gespitzten
Schläffe weich.
Aus der roht-entbrennten Stirn die sehr
kleine Schläffe blincken/
seine Ohren in der Höh seinem Bruder E-
sel wincken.
Es hat einen Hirten-Stab dieser Wald-bekannte Pan/
auf der lincken Seit ein Fell von der
Gemse siehet man.
Keinen hoh- und jähen Felß kan ein Men-schen-Sinn
erdencken/
an den er nicht seinen Leib offtermahlen
pflegt/ zu hencken/
daß er sich dran wägen möcht/ an dem
er/ als in dem Flug/
durch sonst ungebahnte Weg hat gefun-
den Weg genug.
Diese seine unvergleichliche Geschwindigkeit im Lauffen/ deutet auf die schnelle Bewegung der Welt: Dann dieser Gott bedeutet das gantze Wesen aller Dinge; weiln das Griechische Wörtlein Παν Alles heisset. Diesem haben die Alten/ nach dem Gleichnus der Sonnen-Strahlen/ und deß gehörneten Mondes/ wie Servius redet/ gleichfalls Hörner zugeeignet; deme Johannes Buccatius noch hinzusetzet/ daß die jenige/ so aus der Stirne in die Höhe hervorragen/ die himmlische Cörper bedeuten/ deren Erkänntnus auf zweyerley Weise von uns erlanget wird; entweder vermittelst der Kunst/ die uns mit gewissen Instrumenten der Sterne Bewegung und deren Standes Weite unter einander abzumessen lehret; oder aus denen Wirckungen/ die wir hierunten durch sie gezeuget zu werden sehen. Sein Angesicht ist roht/ zur Nachahmung deß feurigen Himmels/ der/ als das allerreinste/ in allen Elementen/ in der Ober-Unter-Welt schwebet. Der biß auf die Brust herabhangende Bart deutet an/ daß die zwey obere Elementa/ das ist/ Lufft und Feuer/ männlicher Krafft seyen/ und in die übrigen zwey/ die weibliche Krafft haben/ ihre Wirckung ausgiessen. Auf der Brust aber hat er ein gestirntes Gemsen-Fell/ nach der jenigen
Was seine Geschwindigkeit im Lauffen bedeute.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI.
(2014-06-24T13:18:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2014-06-24T13:18:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |