Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] die zwey Hörner als eine Kuh auf dem Haupt hatte: dannenhero/ wie Herodotus schreibet/ den Egyptern die Kuh zu opfern verbotten/ Ochsen und Kälber aber zu schlachten unverwehret war; dieweil sie davor hielten/ die Isis seye vom Jupiter in eine Kuh verwandelt worden/ nachdem er sich mit ihr vermischet/ damit seine Gemahlin/ die Juno/ wann sie es innen würde/ sich an ihr nicht rächen möchte. Die Griechen nennten sie Io. Nachdem sie aber nach Egypten gebracht worden/ haben sie die Einwohner Isis genennet/ und in der rechten Hand ein Klang-Spiel/ in der lincken aber ein Gefäß haltend gebildet: dahero sie/ wie Servius erzehlet/ für der Egypter Schutz-Göttin gehalten/ und durch dero Bildnus selbiger Landschafft Natur vorgebildet worden; dann durch das Klang-Spiel bedeutete sie das Anlauffen deß Nilus/ wann er gantz Egypten überschwemmet; durch den Krug oder das Gefäß zeigte sie aller in Egypten befindlicher Wassergräben oder Lachen Uberfluß und Ergiessung an.

Andere/ wie Macrobius und Servius berichten/ halten sie für die Erde/ oder die unter der Sonne liegende Natur aller Dinge: Dahero kommt/ daß diese Göttin am gantzen Leibe voller Brüste ist; dieweil dieses gantze Rund entweder von dem nutriment der Erden oder der Natur aller Dinge unterhalten und ernehret wird. Eben also ist auch die Bildnus der Natur von den Alten aus gedruckt worden. Ein dergleichen Bild hat man zu Rom gefunden/ unter Pabst Leo dem Zehnden. In deß Hadrianus Müntze ist eben diese Der Geyer ist ein Bildnis der Natur. Bildnus auch zu sehen. Wann die Egypter die Natur wolten andeuten/ bildeten/ sie vermittelst ihrer Hieroglyphischer Literen/ einen Geyer: die Ursach war/ weil/ wie Marcellinus und Aelianus wollen/ unter den Geyern kein Männlein gefunden werde/ sondern lauter Weiblein seyen: dargegen der Nord-Nord-Ostwind die Stelle deß Männleins vertrette und sie schwängere/ auf solche Art und Weise wie der Westwind im Frühling die Erde und Bäume fruchtbar machet.

Der Isis Haupt wurde auch mit Stabwurtz umkräntzet/ welches Kraut sie in der lincken Hand zu tragen/ und in der rechten ein kleines Schifflein zu halten pflegte/ wordurch vielleicht ihre Ankunfft in Egypten bedeutet wurde/allda/ wie Lactantius schreibet/ der Isis Schifflein zu Ehren/ einige Fest-Täge/ angeordnet waren; dann es ist gantz falsch was sonst von ihr gemeldet wird/ daß sie nämlich in eine Kuh solle verwandelt worden/ und über das Meer geschwummen seyn/ da sie doch warhafftig zu Schiff dahin kommen/ und angeländet: Dahero die Egypter sie den Schiffahrten vorgesetzet/ und umb glücklichen Lauff der Schiffe angeruffen. Wie dann auch Lucianus in einem Gespräch den Jupiter einführet/ der [Spaltenumbruch] dem Mercurius anbefiehlet/ daß er die Io über Meer in Egypten bringen/ daselbsten sie Isis nennen lassen/ und zu einer Göttin verordnen solte/ weiln sie mit solcher Macht begabt/ daß auf dero bloßes Gebieten und Wincken der Nilus sich ergiessen/ die Winde blasen/ und die Schiffleute vor allem Unfall erhalten werden würden.

Apulejus führet die Isis/ im Buch vom güldnen Esel/ also redend ein: Morgen wird meine göttliche Verehrung angehen/ welche in alle Ewigkeit währen soll; und nachdem auf meinen Befehl die Ungestümmigkeit deß Winters gestillt/ das Meer in höchste Ruhe gebracht/ und zum Schiffen beqvem seyn wird/ werden meine Priester mir ein Schifflein opffern/ umb sich dabey meiner Uberkunfft desto besser zu erinnern. Dahin haben vielleicht auch die Teutsch-Schwäbische Völcker gesehen/ welche/ wie Tacitus und Alexander Neapolitanus bezeugen/ ein Liburnisch Schiff mit Göttlicher Ehre verehret/ sich gäntzlich einbildende/ es sey dasselbe die warhaffte Bildnus der Isis.

Die Egypter umschlungen/ wie Aelianus erzehlt/ ihr Haupt mit einer Schlange: welches auch beym Valerius Flaccus zu lesen/ der ihr ein Klang-Spiel in die Hand gibt. Wann Ovidius im Buch seiner Poetischen Wandlungs-Schrifften unter andern dichtet/ er habe sie zu Theletusa im Traum gesehen/ so beschreibet er sie folgender Gestalt:

Inachis ante thorum, pompa comi-
tata sacrorum

Aut stetit, aut visa est: inerant luna-
ria fronti

Cornua cum spicis, nitido fulgenti-
bus auro,

Et regale decus, cum qva latrator
Anubis,

Sanctaqve Bubastis, variisque Co-
loribus Apis:

Quiqve premit vocem, digitoque
silentia svadet:

Sistraque erant, nunqvamqve satis
qvaesitus Osiris,

Plenaque somniferis serpens pere-
grina venenis.

Ist nicht die Inachis dort vor dem Bett
gestanden/

begleitet von der Schaar/ die wohnt in
heilgen Landen;

so ist doch diese Sach zum wenigsten ge-
schehn:

man sahe vor der Stirn der Luna Hör-
ner stehn.

Der Hund Anubis wolt' auch einen Gleits-
mann geben/

samt Apis und Bubast/ die in Egypten leben:

[Spaltenumbruch] die zwey Hörner als eine Kuh auf dem Haupt hatte: dannenhero/ wie Herodotus schreibet/ den Egyptern die Kuh zu opfern verbotten/ Ochsen und Kälber aber zu schlachten unverwehret war; dieweil sie davor hielten/ die Isis seye vom Jupiter in eine Kuh verwandelt worden/ nachdem er sich mit ihr vermischet/ damit seine Gemahlin/ die Juno/ wann sie es innen würde/ sich an ihr nicht rächen möchte. Die Griechen nennten sie Io. Nachdem sie aber nach Egypten gebracht worden/ haben sie die Einwohner Isis genennet/ und in der rechten Hand ein Klang-Spiel/ in der lincken aber ein Gefäß haltend gebildet: dahero sie/ wie Servius erzehlet/ für der Egypter Schutz-Göttin gehalten/ und durch dero Bildnus selbiger Landschafft Natur vorgebildet worden; dann durch das Klang-Spiel bedeutete sie das Anlauffen deß Nilus/ wann er gantz Egypten überschwemmet; durch den Krug oder das Gefäß zeigte sie aller in Egypten befindlicher Wassergräben oder Lachen Uberfluß und Ergiessung an.

Andere/ wie Macrobius und Servius berichten/ halten sie für die Erde/ oder die unter der Sonne liegende Natur aller Dinge: Dahero kommt/ daß diese Göttin am gantzen Leibe voller Brüste ist; dieweil dieses gantze Rund entweder von dem nutriment der Erden oder der Natur aller Dinge unterhalten und ernehret wird. Eben also ist auch die Bildnus der Natur von den Alten aus gedruckt worden. Ein dergleichen Bild hat man zu Rom gefunden/ unter Pabst Leo dem Zehnden. In deß Hadrianus Müntze ist eben diese Der Geyer ist ein Bildnis der Natur. Bildnus auch zu sehen. Wann die Egypter die Natur wolten andeuten/ bildeten/ sie vermittelst ihrer Hieroglyphischer Literen/ einen Geyer: die Ursach war/ weil/ wie Marcellinus und Aelianus wollen/ unter den Geyern kein Männlein gefunden werde/ sondern lauter Weiblein seyen: dargegen der Nord-Nord-Ostwind die Stelle deß Männleins vertrette und sie schwängere/ auf solche Art und Weise wie der Westwind im Frühling die Erde und Bäume fruchtbar machet.

Der Isis Haupt wurde auch mit Stabwurtz umkräntzet/ welches Kraut sie in der lincken Hand zu tragen/ und in der rechten ein kleines Schifflein zu halten pflegte/ wordurch vielleicht ihre Ankunfft in Egypten bedeutet wurde/allda/ wie Lactantius schreibet/ der Isis Schifflein zu Ehren/ einige Fest-Täge/ angeordnet waren; dann es ist gantz falsch was sonst von ihr gemeldet wird/ daß sie nämlich in eine Kuh solle verwandelt worden/ und über das Meer geschwummen seyn/ da sie doch warhafftig zu Schiff dahin kommen/ und angeländet: Dahero die Egypter sie den Schiffahrten vorgesetzet/ und umb glücklichen Lauff der Schiffe angeruffen. Wie dann auch Lucianus in einem Gespräch den Jupiter einführet/ der [Spaltenumbruch] dem Mercurius anbefiehlet/ daß er die Io über Meer in Egypten bringen/ daselbsten sie Isis nennen lassen/ und zu einer Göttin verordnen solte/ weiln sie mit solcher Macht begabt/ daß auf dero bloßes Gebieten und Wincken der Nilus sich ergiessen/ die Winde blasen/ und die Schiffleute vor allem Unfall erhalten werden würden.

Apulejus führet die Isis/ im Buch vom güldnen Esel/ also redend ein: Morgen wird meine göttliche Verehrung angehen/ welche in alle Ewigkeit währen soll; und nachdem auf meinen Befehl die Ungestümmigkeit deß Winters gestillt/ das Meer in höchste Ruhe gebracht/ und zum Schiffen beqvem seyn wird/ werden meine Priester mir ein Schifflein opffern/ umb sich dabey meiner Uberkunfft desto besser zu erinnern. Dahin haben vielleicht auch die Teutsch-Schwäbische Völcker gesehen/ welche/ wie Tacitus und Alexander Neapolitanus bezeugen/ ein Liburnisch Schiff mit Göttlicher Ehre verehret/ sich gäntzlich einbildende/ es sey dasselbe die warhaffte Bildnus der Isis.

Die Egypter umschlungen/ wie Aelianus erzehlt/ ihr Haupt mit einer Schlange: welches auch beym Valerius Flaccus zu lesen/ der ihr ein Klang-Spiel in die Hand gibt. Wann Ovidius im Buch seiner Poetischen Wandlungs-Schrifften unter andern dichtet/ er habe sie zu Theletusa im Traum gesehen/ so beschreibet er sie folgender Gestalt:

Inachis ante thorum, pompa comi-
tata sacrorum

Aut stetit, aut visa est: inerant luna-
ria fronti

Cornua cum spicis, nitido fulgenti-
bus auro,

Et regale decus, cum qva latrator
Anubis,

Sanctaqve Bubastis, variisque Co-
loribus Apis:

Quiqve premit vocem, digitoque
silentia svadet:

Sistraque erant, nunqvamqve satis
qvaesitus Osiris,

Plenaque somniferis serpens pere-
grina venenis.

Ist nicht die Inachis dort vor dem Bett
gestanden/

begleitet von der Schaar/ die wohnt in
heilgen Landen;

so ist doch diese Sach zum wenigsten ge-
schehn:

man sahe vor der Stirn der Luna Hör-
ner stehn.

Der Hund Anubis wolt’ auch einen Gleits-
mann geben/

samt Apis und Bubast/ die in Egypten leben:
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1383.1">
          <p><pb facs="#f0101" xml:id="pb-1391" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 43"/><cb/>
die zwey Hörner als eine Kuh auf dem Haupt hatte: dannenhero/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-325 http://d-nb.info/gnd/118549855 http://viaf.org/viaf/108387842">Herodotus</persName> schreibet/ den Egyptern die Kuh zu opfern verbotten/ Ochsen und Kälber aber zu schlachten unverwehret war; dieweil sie davor hielten/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-105 http://d-nb.info/gnd/118932640 http://viaf.org/viaf/67264837">Isis</persName> seye vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> in eine Kuh verwandelt worden/ nachdem er sich mit ihr vermischet/ damit seine Gemahlin/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName>/ wann sie es innen würde/ sich an ihr nicht rächen möchte. Die Griechen nennten sie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-539 http://d-nb.info/gnd/124359906 http://viaf.org/viaf/35387480">Io.</persName> Nachdem sie aber nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7014986">Egypten</placeName> gebracht worden/ haben sie die Einwohner <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-105 http://d-nb.info/gnd/118932640 http://viaf.org/viaf/67264837">Isis</persName> genennet/ und in der rechten Hand ein Klang-Spiel/ in der lincken aber ein Gefäß haltend gebildet: dahero sie/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1015 http://d-nb.info/gnd/118796313 http://viaf.org/viaf/78772467">Servius</persName> erzehlet/ für der Egypter Schutz-Göttin gehalten/ und durch dero Bildnus selbiger Landschafft Natur vorgebildet worden; dann durch das Klang-Spiel bedeutete sie das Anlauffen deß <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-83 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1127805">Nilus</placeName>/ wann er gantz <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7014986">Egypten</placeName> überschwemmet; durch den Krug oder das Gefäß zeigte sie aller in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7014986">Egypten</placeName> befindlicher Wassergräben oder Lachen Uberfluß und Ergiessung an.</p>
          <p>Andere/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2400 http://d-nb.info/gnd/118640763 http://viaf.org/viaf/39387062">Macrobius</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1015 http://d-nb.info/gnd/118796313 http://viaf.org/viaf/78772467">Servius</persName> berichten/ halten sie für die Erde/ oder die unter der Sonne liegende Natur aller Dinge: Dahero kommt/ daß diese Göttin am gantzen Leibe voller Brüste ist; dieweil dieses gantze Rund entweder von dem <hi rendition="#aq">nutriment</hi> der Erden oder der Natur aller Dinge unterhalten und ernehret wird. Eben also ist auch die Bildnus der Natur von den Alten aus gedruckt worden. Ein dergleichen Bild hat man zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> gefunden/ unter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-249 http://d-nb.info/gnd/118640437 http://viaf.org/viaf/96579640">Pabst Leo dem Zehnden</persName>. In deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-220 http://d-nb.info/gnd/118544373 http://viaf.org/viaf/82440741">Hadrianus</persName> Müntze ist eben diese <note xml:id="n1391.1" place="right">Der Geyer ist ein Bildnis der Natur.</note> Bildnus auch zu sehen. Wann die Egypter die Natur wolten andeuten/ bildeten/ sie vermittelst ihrer Hieroglyphischer Literen/ einen Geyer: die Ursach war/ weil/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-916 http://d-nb.info/gnd/118502581 http://viaf.org/viaf/39372888">Marcellinus</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2035 http://d-nb.info/gnd/119160285 http://viaf.org/viaf/100219416">Aelianus</persName> wollen/ unter den Geyern kein Männlein gefunden werde/ sondern lauter Weiblein seyen: dargegen der Nord-Nord-Ostwind die Stelle deß Männleins vertrette und sie schwängere/ auf solche Art und Weise wie der Westwind im Frühling die Erde und Bäume fruchtbar machet.</p>
          <p>Der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-105 http://d-nb.info/gnd/118932640 http://viaf.org/viaf/67264837">Isis</persName> Haupt wurde auch mit Stabwurtz umkräntzet/ welches Kraut sie in der lincken Hand zu tragen/ und in der rechten ein kleines Schifflein zu halten pflegte/ wordurch vielleicht ihre Ankunfft in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7014986">Egypten</placeName> bedeutet wurde/allda/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-609 http://d-nb.info/gnd/118725831 http://viaf.org/viaf/100198064">Lactantius</persName> schreibet/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-105 http://d-nb.info/gnd/118932640 http://viaf.org/viaf/67264837">Isis</persName> Schifflein zu Ehren/ einige Fest-Täge/ angeordnet waren; dann es ist gantz falsch was sonst von ihr gemeldet wird/ daß sie nämlich in eine Kuh solle verwandelt worden/ und über das Meer geschwummen seyn/ da sie doch warhafftig zu Schiff dahin kommen/ und angeländet: Dahero die Egypter sie den Schiffahrten vorgesetzet/ und umb glücklichen Lauff der Schiffe angeruffen. Wie dann auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-119 http://d-nb.info/gnd/118575228 http://viaf.org/viaf/89552688">Lucianus</persName> in einem Gespräch den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> einführet/ der
<cb/>
dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName> anbefiehlet/ daß er die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-539 http://d-nb.info/gnd/124359906 http://viaf.org/viaf/35387480">Io</persName> über Meer in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7014986">Egypten</placeName> bringen/ daselbsten sie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-105 http://d-nb.info/gnd/118932640 http://viaf.org/viaf/67264837">Isis</persName> nennen lassen/ und zu einer Göttin verordnen solte/ weiln sie mit solcher Macht begabt/ daß auf dero bloßes Gebieten und Wincken der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-83 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1127805">Nilus</placeName> sich ergiessen/ die Winde blasen/ und die Schiffleute vor allem Unfall erhalten werden würden.</p>
          <p><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1509 http://d-nb.info/gnd/11850374X http://viaf.org/viaf/77901738">Apulejus</persName> führet die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-105 http://d-nb.info/gnd/118932640 http://viaf.org/viaf/67264837">Isis</persName>/ im Buch vom güldnen Esel/ also redend ein: Morgen wird meine göttliche Verehrung angehen/ welche in alle Ewigkeit währen soll; und nachdem auf meinen Befehl die Ungestümmigkeit deß Winters gestillt/ das Meer in höchste Ruhe gebracht/ und zum Schiffen beqvem seyn wird/ werden meine Priester mir ein Schifflein opffern/ umb sich dabey meiner Uberkunfft desto besser zu erinnern. Dahin haben vielleicht auch die Teutsch-Schwäbische Völcker gesehen/ welche/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-848 http://d-nb.info/gnd/118620452 http://viaf.org/viaf/100226923">Tacitus</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2938 http://d-nb.info/gnd/100007724 http://viaf.org/viaf/2353541">Alexander Neapolitanus</persName> bezeugen/ ein Liburnisch Schiff mit Göttlicher Ehre verehret/ sich gäntzlich einbildende/ es sey dasselbe die warhaffte Bildnus der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-105 http://d-nb.info/gnd/118932640 http://viaf.org/viaf/67264837">Isis</persName>.</p>
          <p>Die Egypter umschlungen/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2035 http://d-nb.info/gnd/119160285 http://viaf.org/viaf/100219416">Aelianus</persName> erzehlt/ ihr Haupt mit einer Schlange: welches auch beym <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-534 http://d-nb.info/gnd/118625950 http://viaf.org/viaf/100899421">Valerius Flaccus</persName> zu lesen/ der ihr ein Klang-Spiel in die Hand gibt. Wann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Ovidius</persName> im Buch seiner <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1782">Poetischen Wandlungs-Schrifften</ref></bibl> unter andern dichtet/ er habe sie zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Theletusa</placeName> im Traum gesehen/ so beschreibet er sie folgender Gestalt:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-539 http://d-nb.info/gnd/124359906 http://viaf.org/viaf/35387480">Inachis</persName> ante thorum, pompa comi-<lb/>
tata sacrorum</l><lb/>
            <l>Aut stetit, aut visa est: inerant luna-<lb/>
ria fronti</l><lb/>
            <l>Cornua cum spicis, nitido fulgenti-<lb/>
bus auro,</l><lb/>
            <l>Et regale decus, cum qva latrator<lb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-854 http://d-nb.info/gnd/118649752 http://viaf.org/viaf/69723031">Anubis</persName>,</l><lb/>
            <l>Sanctaqve <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3410 http://d-nb.info/gnd/11919337X http://viaf.org/viaf/67270442">Bubastis</persName>, variisque Co-<lb/>
loribus <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-229">Apis</persName>:</l><lb/>
            <l>Quiqve premit vocem, <reg>digitoque</reg><lb/>
silentia svadet:</l><lb/>
            <l>Sistraque erant, nunqvamqve satis<lb/>
qvaesitus <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName>,</l><lb/>
            <l>Plenaque somniferis serpens pere-<lb/>
grina venenis.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Ist nicht die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-539 http://d-nb.info/gnd/124359906 http://viaf.org/viaf/35387480">Inachis</persName> dort vor dem Bett<lb/>
gestanden/</l><lb/>
            <l>begleitet von der Schaar/ die wohnt in<lb/>
heilgen Landen; </l><lb/>
            <l>so ist doch diese Sach zum wenigsten ge-<lb/>
schehn:</l><lb/>
            <l>man sahe vor der Stirn der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3295 http://d-nb.info/gnd/118634615 http://viaf.org/viaf/45095692">Luna</persName> Hör-<lb/>
ner stehn.</l><lb/>
            <l>Der Hund <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-854 http://d-nb.info/gnd/118649752 http://viaf.org/viaf/69723031">Anubis</persName> wolt&#x2019; auch einen Gleits-<lb/>
mann geben/</l><lb/>
            <l>samt <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-229">Apis</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3410 http://d-nb.info/gnd/11919337X http://viaf.org/viaf/67270442">Bubast</persName>/ die in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7014986">Egypten</placeName> leben:</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 43/0101] die zwey Hörner als eine Kuh auf dem Haupt hatte: dannenhero/ wie Herodotus schreibet/ den Egyptern die Kuh zu opfern verbotten/ Ochsen und Kälber aber zu schlachten unverwehret war; dieweil sie davor hielten/ die Isis seye vom Jupiter in eine Kuh verwandelt worden/ nachdem er sich mit ihr vermischet/ damit seine Gemahlin/ die Juno/ wann sie es innen würde/ sich an ihr nicht rächen möchte. Die Griechen nennten sie Io. Nachdem sie aber nach Egypten gebracht worden/ haben sie die Einwohner Isis genennet/ und in der rechten Hand ein Klang-Spiel/ in der lincken aber ein Gefäß haltend gebildet: dahero sie/ wie Servius erzehlet/ für der Egypter Schutz-Göttin gehalten/ und durch dero Bildnus selbiger Landschafft Natur vorgebildet worden; dann durch das Klang-Spiel bedeutete sie das Anlauffen deß Nilus/ wann er gantz Egypten überschwemmet; durch den Krug oder das Gefäß zeigte sie aller in Egypten befindlicher Wassergräben oder Lachen Uberfluß und Ergiessung an. Andere/ wie Macrobius und Servius berichten/ halten sie für die Erde/ oder die unter der Sonne liegende Natur aller Dinge: Dahero kommt/ daß diese Göttin am gantzen Leibe voller Brüste ist; dieweil dieses gantze Rund entweder von dem nutriment der Erden oder der Natur aller Dinge unterhalten und ernehret wird. Eben also ist auch die Bildnus der Natur von den Alten aus gedruckt worden. Ein dergleichen Bild hat man zu Rom gefunden/ unter Pabst Leo dem Zehnden. In deß Hadrianus Müntze ist eben diese Bildnus auch zu sehen. Wann die Egypter die Natur wolten andeuten/ bildeten/ sie vermittelst ihrer Hieroglyphischer Literen/ einen Geyer: die Ursach war/ weil/ wie Marcellinus und Aelianus wollen/ unter den Geyern kein Männlein gefunden werde/ sondern lauter Weiblein seyen: dargegen der Nord-Nord-Ostwind die Stelle deß Männleins vertrette und sie schwängere/ auf solche Art und Weise wie der Westwind im Frühling die Erde und Bäume fruchtbar machet. Der Geyer ist ein Bildnis der Natur.Der Isis Haupt wurde auch mit Stabwurtz umkräntzet/ welches Kraut sie in der lincken Hand zu tragen/ und in der rechten ein kleines Schifflein zu halten pflegte/ wordurch vielleicht ihre Ankunfft in Egypten bedeutet wurde/allda/ wie Lactantius schreibet/ der Isis Schifflein zu Ehren/ einige Fest-Täge/ angeordnet waren; dann es ist gantz falsch was sonst von ihr gemeldet wird/ daß sie nämlich in eine Kuh solle verwandelt worden/ und über das Meer geschwummen seyn/ da sie doch warhafftig zu Schiff dahin kommen/ und angeländet: Dahero die Egypter sie den Schiffahrten vorgesetzet/ und umb glücklichen Lauff der Schiffe angeruffen. Wie dann auch Lucianus in einem Gespräch den Jupiter einführet/ der dem Mercurius anbefiehlet/ daß er die Io über Meer in Egypten bringen/ daselbsten sie Isis nennen lassen/ und zu einer Göttin verordnen solte/ weiln sie mit solcher Macht begabt/ daß auf dero bloßes Gebieten und Wincken der Nilus sich ergiessen/ die Winde blasen/ und die Schiffleute vor allem Unfall erhalten werden würden. Apulejus führet die Isis/ im Buch vom güldnen Esel/ also redend ein: Morgen wird meine göttliche Verehrung angehen/ welche in alle Ewigkeit währen soll; und nachdem auf meinen Befehl die Ungestümmigkeit deß Winters gestillt/ das Meer in höchste Ruhe gebracht/ und zum Schiffen beqvem seyn wird/ werden meine Priester mir ein Schifflein opffern/ umb sich dabey meiner Uberkunfft desto besser zu erinnern. Dahin haben vielleicht auch die Teutsch-Schwäbische Völcker gesehen/ welche/ wie Tacitus und Alexander Neapolitanus bezeugen/ ein Liburnisch Schiff mit Göttlicher Ehre verehret/ sich gäntzlich einbildende/ es sey dasselbe die warhaffte Bildnus der Isis. Die Egypter umschlungen/ wie Aelianus erzehlt/ ihr Haupt mit einer Schlange: welches auch beym Valerius Flaccus zu lesen/ der ihr ein Klang-Spiel in die Hand gibt. Wann Ovidius im Buch seiner Poetischen Wandlungs-Schrifften unter andern dichtet/ er habe sie zu Theletusa im Traum gesehen/ so beschreibet er sie folgender Gestalt: Inachis ante thorum, pompa comi- tata sacrorum Aut stetit, aut visa est: inerant luna- ria fronti Cornua cum spicis, nitido fulgenti- bus auro, Et regale decus, cum qva latrator Anubis, Sanctaqve Bubastis, variisque Co- loribus Apis: Quiqve premit vocem, digitoque silentia svadet: Sistraque erant, nunqvamqve satis qvaesitus Osiris, Plenaque somniferis serpens pere- grina venenis. Ist nicht die Inachis dort vor dem Bett gestanden/ begleitet von der Schaar/ die wohnt in heilgen Landen; so ist doch diese Sach zum wenigsten ge- schehn: man sahe vor der Stirn der Luna Hör- ner stehn. Der Hund Anubis wolt’ auch einen Gleits- mann geben/ samt Apis und Bubast/ die in Egypten leben:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/101
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/101>, abgerufen am 07.05.2024.